Der Startbildschirm von EA Sports WRC ist schlicht, aber akkurat strukturiert worden. Die verschiedenen Spielmodi lassen sich über Registerkarten anwählen und reichen von der klassischen Einzelrallye über den Mehrspielermodus bis zur Karriere. Einsteiger in das Genre sei hier an dieser Stelle unbedingt die Trainingsschule nahegelegt, in der typische Situationen einer Rallye trainiert werden können. Wie nimmt man eine 180° Kurve? Wie unterschiedlich verhalten sich Front- und Hecktriebler? Das kann alles unkompliziert und unbeschwert hier ausprobiert werden. Wer sich noch an Dirt Rally erinnert, der weiß wahrscheinlich, dass der Schwierigkeitsgrad sehr hoch angesiedelt war. Dies ist mit EA Sports WRC nicht mehr ganz der Fall. Das Gameplay ist immer noch fordernd, jedoch nicht mehr so knallhart wie seinerzeit.
Ebenso der Umfang der Strecken ist äußerst üppig geworden. Neben den Rallyes des aktuellen WRC-Kalenders, dürft ihr auch in fiktiven Rallyes wie die Rallye Italia oder die Rallye Oceania antreten. Die Zentraleuropa Rallye, die kürzlich im Länderdreieck Deutschland, Polen und Tschechien gefahren wurde, ist zwar noch nicht im Paket mit enthalten, wird aber bald per kostenlosem Update nachgeliefert werden. Doch schon jetzt sind mit 17 Rallyes, die mit rund 200 Etappen aufwarten, gibt es mehr als genug Möglichkeiten seine Runden zu drehen. Man muss allerdings bedenken, dass hier oft Wertungsprüfungen in beide Richtungen gefahren werden, was aber im offiziellen Kalender auch so enthalten ist, aber die Zahlen so noch in die Höhe treiben. Die Wertungsprüfungen variieren dabei auch in ihrer Länge. Während manche Abschnitte nur etwa 4 km lang sind und auf drei bis vier Minuten abgeschlossen sind, kann es durchaus sein, dass ihr auf bis zu 30 km Länge schon etwa 20 Minuten investieren müsst, die eure vollste Konzentration erfordern. Im Gegensatz zu anderen Rennspielen dürft ihr in EA Sports WRC nämlich nicht zurückspulen. Kommt ihr durch einen Verbremser von der Fahrbahn ab, könnt ihr euch entweder zurücksetzen lassen gegen Strafzeit oder im schlimmsten Fall seit ihr ausgeschieden. Zum Glück könnt ihr vor jeder Etappe in einem so genannten Shakedown die Strecke schon einmal auskundschaften, dafür erhaltet ihr einen zusätzlichen Reifensatz für die richtige Wertungsprüfung.
In der Karriere müsst ihr fernab der Rennstrecke, aber auch euer eigenes Team managen. Neben Ausgaben wie Reparaturen, müsst ihr auch Personal einstellen, die dann quasi als passive Buffs die Turnierteilnahmen beeinflussen. Zum Beispiel lässt ein Techniker eure Reparaturzeiten nach einer Wertungsprüfung verkürzen, was euch oft den Hintern retten kann. Vor allem wenn ihr nach einem fatalen Fahrfehler mal wieder die Aufhängung und den Motor zu sehr strapaziert habt. Allerdings müsst ihr ebenso im Blick haben, dass die Mitarbeiter mit jeder Rallye immer müder werden und erschöpfte Mitarbeiter leisten nicht mehr so viel, wie frisch ausgeruhte, so dass ihr euch ebenso um den Freizeitausgleich kümmern müsst. Was mir auch sehr gut gefallen hat, ist der so genannte Builder Modus. Hier kann man aus einer Vielzahl von Komponenten seinen eigenen Boliden zusammenbauen. Dies erfordert zwar das nötige Kleingeld, steigert aber auch direkt die Bindung zu seinem eigenen Fahrzeug und es macht Spaß, sein Gefährt quasi aus dem nichts Entstehen zu lassen.
Ein neuer Rennmodus, den ich so bisher noch nicht in einem anderen Rallyespiel gesehen habe, sind die Gleichmäßigkeitsprüfungen. Hier ist es essenziell, die Checkpoints zu einer bestimmten Zeit zu erreichen. Das heißt, in der Praxis, dass ihr weder zu langsam noch zu schnell fahren dürft, denn für jede Abweichung von der Zielzeit gibt es Strafpunkte. Diese summieren sich dann gegen Ende, so dass es sich um eine spannende Alternative zur klassischen Wertungsprüfung entpuppt. Hier ist es mitunter auch möglich, die Optik der Rallyes zu genießen. Diese sind allesamt hübsch gestaltet und man hat selber sogar die Wahl vorab jedes Event in den vier Jahreszeiten zu wählen. Doch leider fällt die Optik insgesamt gesehen doch eher ein wenig ab bzw. man erkennt keinen Fortschritt gegenüber Dirt Rally 2.0, was ja mittlerweile auch schon vier Jahre auf dem Buckel hat. User aus unserem Forum klagten zudem auch über gelegentliche Ruckler, die ich auf der PlayStation 5 nicht merklich hatte. Was mir allerdings bei manchen Wertungsprüfungen auffiel, waren unschöne Clippingfehler auf dem Boden, die sehr offensichtlich, weil im Blickfeld des Spielers sind. Auch muss man gelegentlich nachladende Texturen in Kauf nehmen, die das Gesamtbild trüben. Ich schiebe das aber nur auf den Wechsel auf die Unreal Engine und hoffe auf etwas Polishing in den nächsten Wochen, allerdings merkt man dem Spiel so doch an, dass etwas mehr Zeit hier vielleicht einen Benefit gebracht hätte.
Man kann sagen, was man will, aber Codemasters verstehen einfach ihr Handwerk in Sachen Racing Games. Hier kommt auch die gesamte Expertise zum Tragen, die sie bereits in den Dirt Spielen und speziell bei Dirt Rally 2.0 gesammelt haben. Mit einer Vielzahl von Fahrzeugen, Strecken und Möglichkeiten für den Spieler sich zu entfalten wird nicht gegeizt, so dass man sicherlich Wochen und Monate mit EA Sports WRC verbringen kann. Allerdings sollte man beachten, dass der Titel nichts für Gelegenheitsspieler ist. Auch wenn der Einstieg leichter fällt als noch in Dirt Rally, wird euch der Titel einiges abverlangen. Wenn man sich damit arrangieren kann, erwartet ein spaßiges Rennspiel für viele Stunden. Beim nächsten Update hoffe ich allerdings, eine etwas lebendigere Karriere zu erhalten und dass auch der grafische Fortschritt Einzug hält.