Advance Wars 1 + 2 Re-Boot Camp im Test

Nintendo war und ist immer wieder für Überraschungen gut. Wie beispielsweise die Ankündigung letztes Jahr, dass man Advance Wars 1 + 2 überarbeitet neu herausbringen würde. Das interessante daran war, dass die Grundlage hierfür zwei rundenbasierende Strategiespiele von Anfang des Jahrtausends waren, die damals auf dem Game Boy Advance herauskamen.

Doch kurz, bevor diese Wiederaufbereitung aus dem Hause WayForward Studios – die ihr Können, was so etwas angeht, ja wiederholt unter Beweis stellen – offiziell in den Handel kam, begann Russland damit, die Ukraine anzugreifen. Und da auch in der Story der Spiele ein ähnliches Szenario existierte, beschloss man seitens Nintendo, den Release erstmal zu verschieben. Ein Jahr ist seit damals vergangen, bis jetzt endlich das Game herausgekommen ist.

Wenn du dir die bisherigen Zeilen durchliest, dürfte dir aufgefallen sein, dass ich mich anscheinend nicht so recht entscheiden kann, ob ich jetzt von Spielen – also Mehrzahl – rede oder von Spiel, Einzahl. Der Grund für diese Konfusion meinerseits ist dabei denkbar einfach: Im Prinzip handelt es sich bei dieser Wiederaufbereitung um ein Spiel, welches allerdings gleich zwei alte Spiele umfasst, nämlich die titelgebenden Advance Wars 1 + 2.

Die beiden Titel kamen ursprünglich 2001 respektive 2003 heraus und waren zu jener Zeit solide Strategieunterhaltung auf Nintendos damaligen Handheld. Dabei waren sie Teil der sogenannten „Wars“-Serie, die seit dem NES erschien und deren letzter Teil Advance Wars: Days of Ruin für den DS 2008 war. 

Was die Serie ausmacht, ist, dass das mitunter herausfordernde Gameplay mit einer „niedlichen“ Animeartigen Grafik kombiniert wurde. Wobei die Darstellung im Vergleich zu damals überarbeitet wurde. Sie ist moderner, hochauflösender und, was die Optik des Spielfelds und der Kämpfe angeht, nicht mehr im Pixellook gehalten. Was schade ist, denn so wirken die Spielfiguren und das Spielfeld etwas sehr künstlich und plastikartig. Aber das ist auch eher Jammern auf hohem Niveau.

Bei jeder neuen Mission hast du eins von zwei Zielen: Entweder alle Gegner besiegen oder das feindliche HQ erobern. Was nach wenig Abwechslung klingt, wird durch die Vorgehensweise, die nie dieselbe ist, mehr als wettgemacht. Denn nur, weil das Ziel bekannt ist, heißt das noch lange nicht, dass die Startvoraussetzungen und das daraus resultierende Gameplay immer dieselben sind.

Du hast viele unterschiedliche Einheiten, die sich grob in zwei verschiedene Kategorien einsortieren lassen. Da sind zum einen die menschlichen Soldaten und zum anderen die mechanischen Fahrzeuge. Soldatentruppen können sich in einer Runde nicht so weit fortbewegen, wie Fahrzeuge, verbrauchen allerdings dafür kein Benzin und können auch so Gewässer queren. Fahrzeuge hingegen haben eine deutlich größere Reichweite, sowohl was die Bewegung angeht, wie ebenso die Schussweite. Dafür müssen sie regelmäßig auf bestimmten Feldern mit neuem Treibstoff versorgt werden.

So weit die grobe Unterteilung. Es gibt noch viele weitere Unterschiede, wie zum Beispiel, Flugzeuge oder spezielle Panzertypen. Dabei existiert eine Art Schere-Stein-Papier-Prinzip, dass sie gegen gewisse Einheitentypen stark sind, aber dafür gegen andere schwach. Flakgeschütze können Flugeinheiten vom Himmel holen, doch sind sie schwach gegen normale Panzer. Die wiederum von Raketenwerfern leicht erledigt werden können, die ihrerseits wiederum schwach gegen... Ich denke, du siehst schon, worauf ich hinauswill.

Das Besondere ist, dass du nicht weißt, was dich zu Beginn einer jeden Mission für Truppen erwarten oder wie die Karte aufgebaut ist. Heißt also, du musst dir schnell einen Schlachtplan zu Recht legen und entsprechend anwenden. Doch das Schöne an Advance Wars 1+2 Re-Boot Camp ist, dass das Game dich nicht überfordert, sondern vom Gameplay her so einfach zu durchschauen ist, wie möglich und dennoch jede Menge Tiefgang besitzt.

Hinzu kommt dann auch noch, dass das Gelände eine wichtige Rolle spielt. Wer im Gebirge sitzt, ist schwieriger zu treffen, als jemand, der im offenen Terrain ist. In der Stadt bist du ebenfalls nicht ganz so einfach zu erledigen, was insofern wichtig ist, als du Städte erobern kannst, was mehrere Runden in Anspruch nimmt. Denn Städte, die dir gehören, sind deine Nachschubdepots für Munition und Treibstoff. Weshalb natürlich dein Gegenspieler das ebenso machen kann.

Und dann sind da noch deine Kommandeure, die nicht auf dem Spielfeld vorhanden sind, es aber beeinflussen können. Sie können immer für eine Runde beispielsweise entweder das Glück deiner Truppen verstärken oder das Spielfeld einfrieren. Dabei sind sie es, die die Story weiter voranbringen und wunderbar unterscheidbar dargestellt werden. Die Spezialfähigkeiten der Kommandeure laden sich nach jedem Gebrauch langsam wieder auf.

Jede erfolgreich abgeschlossene Mission wird bewertet, wobei der S-Rang der beste ist, den du erreichen kannst. Die Anzahl der Punkte wird anschließend in Münzen umgerechnet, mit denen du dir im Laden beispielsweise neue Musik oder Karten kaufen kannst. So besteht für dich jede Menge Motivation, deinen Score zu verbessern.

Es gibt neben dem Storymodus ebenso diverse andere Spielemodi plus eben auch das überarbeitete Advance Wars 2. All diese Modi spielst du im Laufe der Zeit frei. So kannst du eigene Karten erstellen und dich ebenfalls gegen andere im Multiplayermodus messen. Leider gibt es kein Matchmaking, so dass du dich „nur“ mit deinen Freunden messen kannst. 

Was ebenfalls an Advance Wars 1 + 2 Re-Boot Camp neu ist, ist die Stimmausgabe. Viele Dialogzeilen sind eingesprochen worden, aber längst nicht alle. Und leider ist auch unklar, wovon es abhängig war, welche Zeilen mit einem Voiceover versehen worden sind und welche nicht.