
Wer sich jetzt an Silent Hill erinnert fühlt, liegt gar nicht so falsch. Der Gedanke drängt sich auf. Mit dem dezenten Unterschied: Alles findet in pixeliger 2D Grafik statt! Denn beim „Claire- Extended Cut“ handelt es sich, mal wieder, um ein Indiespiel und diese setzen seit längerem auf Retrooptik. Statt in Ausschweifenden 3D Welten bewegen wir unsere Protagonistin durch, im 16-Bit Style gehaltene Räume. Die wenigen Gespräche und Alice Gedanken sind nicht vertont, lesen ist angesagt.

Mutig stapfen wir durch ein Krankenhaus und andere Örtlichkeiten, öffnen Türen und Schränke, finden Gegenstände und hier und da andere Personen, ohne genau zu wissen, was das alles soll. Erst im weiteren Verlauf des Games stellt der Spieler fest, dass er sich mehr oder minder im Geist der Protagonistin befindet. Wir steuern also einen Psychotrip, in dessen Mittelpunkt quasi die Selbstfindung der Teenagerin Claire steht. Klingt schräg, ist es aber nicht, wenn man sich auf das Spiel einlässt.

Kämpfe werden im Spiel kleingeschrieben. Wegrennen ist angesagt. Bei beweglichen Feinden kein Problem, sieht man sie doch auf einen zukommen. An anderer Stelle bestehen sie jedoch nur aus schwarzen Gebilden, die (zumindest von mir) nicht auf den ersten Blick als Gegner zu erkennen sind. Schwups verliert man Energie. Dies geschieht übrigens ebenso, wenn Claire zu sehr in Panik gerät, was, ganz atmosphärisch, mit treibenden Sound und heftiges Vibrieren des Controllers vermittelt wird. Auf dem Bildschirm äußert sich das durch eine verzerrte Darstellung und ein kleines, pochendes Herz. Ein klassischer Energiebalken wäre allerdings die bessere Alternative gewesen denn das man kurz vor dem Exitus steht, merkt meist erst dann, wenn es bereits zu spät ist. Dann heißt es nachladen und ggf. ein großes Stück erneut spielen.
Das Claire dennoch funktioniert liegt an der tollen Atmosphäre. Wie gesagt, lässt man sich auf die Optik ein (oder ist, wie ich, sogar ein Fan davon) zieht einen das Game ähnlich schnell in seinen Bann wie die „großen Brüder“. Teilweise verstörend, Morbide und nicht zuletzt dank der super Soundkulisse (kommt am besten, wie sollte es anders sein, beim Spielen im dunklen Zimmer rüber) macht Claire genau das, was ein Horroradventure tun soll. Es gruselt und verführt einen immer wieder zum Weiterspielen womit es sich wesentlich besser schlägt als so mancher moderne, in Highendoptik programmierte Vertreter des Genres.
Claire kann nicht bedingungslos empfehlen. Dafür ist es zu speziell und besitzt doch die ein oder andere Macke. Dennoch lege ich es all jenen Horrorfans ans Herz, die keinen Wert auf aktuelle Technik legen. Der Start ist holprig, die Story braucht bis sie in die Gänge kommt bzw. bis man versteht worum es geht, aber das Spiel ist es wert gespielt zu werden.