Fairy Fencer F im Test

PlayStation3

Compile Heart ist mittlerweile berüchtigt. Der japanische Entwickler liefert seit Jahren passable, unspektakuläre JRPGs mit einem gewissen Low-Budget-Gefühl ab. Unter Beteiligung des legendären Yoshitaka Amano als Konzeptkünstler sowie mit Musik von Nobuo Uematsu versprechen nun zwei prägende Gestalten aus der Blütezeit von Final Fantasy Compile Heart in neue Höhen zu führen. Ihr Projekt: Fairy Fencer F.

Ich muss gestehen, dass ich zu denen gehöre, die sich durch diese beiden Namen haben locken lassen. Amano ist ein großartiger Künstler abseits des 08/15-Anime-Fließband-Designs, welches uns in JRPGs seit Jahren wieder und wieder kredenzt wird. Uematsus Kompositionen sind diejenigen, die Final-Fantasy-fairy_fencer_f_nexgam_04Spielern bis heute eine Gänsehaut bereiten. Fairy Fencer F spielt in einer Fantasywelt, deren Schicksal vor Jahrtausenden von einer Göttin und einem bösen Gott umkämpft wurde. Das Ergebnis war ein Unentschieden, und beide endeten durch die Kraft von »Furies«, von Feen bewohnten Waffen, die ihre Körper durchbohrten und versiegelten. Um die hundert Furies sollen aber in der Welt zurückgeblieben sein. Es ist die Aufgabe der Fencer, von den Feen auserwählten Menschen, diese zu finden und mit ihrer Macht das Siegel der Gottheiten zu brechen. Jede gefundene Fury kann dabei eines der Schwerter aus dem Leib der Allmächtigen ziehen. Oder man befreit ihren uralten Feind ...

Der Spieler schlüpft in die Rolle von Fang; ein verfressener, fauler Nichtsnutz, der nur in der Hoffnung auf Gratisessen versucht, eine Fury aus dem Stein zu befreien – mit Erfolg. Unter der Anleitung seiner neuen Feenpartnerin Eryn macht sich der junge Schwertkämpfer widerwillig auf die Suche nach den verbleibenden 99 Furies ... und nach Eryns Gedächtnis, denn das hat die Dame dummerweise weitestgehend verloren. Im Laufe des Abenteuers gesellen sich genretypisch weitere Mitstreiter dazu, jeder mit eigenen Motiven und mit persönlicher Fury.

 

fairy_fencer_f_nexgam_03Schon in den ersten Spielminuten, in denen Fang wegen Essensklau im Kerker sitzt und kaum die Lust aufbringt, zu entfliehen, ist klar: Wer hier auf eine epische Geschichte hofft, wird enttäuscht. Das Rollenspiel nimmt sich selbst nicht ernst und drückt sich mit debilem Humor in fast jedem Moment um echte Dramatik. Ebenfalls wenig glücklich dürften sich alle zeigen, die sich aufwändige Story-Sequenzen erhofft hatten. Wie üblich blicken einem beim Löwenanteil der Handlung große, statische Charakterbilder entgegen, die je nach Situation mit Soundeffekten unterlegt mal geschüttelt oder sonst wie bewegt werden. Ab und zu gibt es tatsächlich auch mal eine Szene in Echtzeit-Grafik zu bewundern. Leider bleibt das jedoch die Ausnahme.

Städte und Oberwelt sind rein menübasiert. Ein Standbild des Schauplatzes, eine Liste der Örtlichkeiten und ein paar Icons, die die anwesenden NPCs symbolisieren; leicht navigierbar und alles andere als immersiv. In der Kneipe können Nebenquests angenommen werden. Diese sind zahlreich, aber es wird sich nicht mal die Mühe gemacht, alibihalber eine kleine Geschichte für die Quest zu erzählen. Kein »Ich habe meinen Ring im Wald verloren, bitte finde ihn!«. Lediglich ein Questname, welches Item besorgt oder Monster dran glauben muss, ohne Hintergrund. Liebloser geht es kaum.

Lichtblicke sind die Dungeons. Hier werden in 3D Höhlen und Ebenen erforscht. Der gewählte Anführer der Party ist vertretungsweise für alle anderen zu sehen und springt, rennt und schlägt sich flott durchs Terrain. Die genannten Schläge sollen dabei keine Echtzeitkämpfe andeuten, sie dienen nur dazu, die jederzeit sichtbaren Gegner mit einem Präventivschlag in den separaten Battle Screen zu holen. Das Timing, mit denen diese Angriffe ausgeführt werden müssen, fühlt sich leider etwas merkwürdig an.

 

fairy_fencer_f_nexgam_02Die Kämpfe sind der spaßigste Teil; Zugbasiert bewegt man die drei aktiven Recken über das Schlachtfeld. Waffenreichweite und Bewegungsradius spielen dabei eine Rolle; wer zu weit weg steht, erreicht den Gegner nicht gleich und muss für eine Runde auf eine Attacke verzichten. Neben normalen Angriffen stehen auch Skills und Zauber zur Verfügung; gegen Ausgabe von Magiepunkten selbstverständlich. Ein einzigartiges Kommando kann zudem jeden Kämpfer zusätzlich stärken. So kann Held Fang ein »ernstes Gesicht« machen und mehr Schaden austeilen ... im Gegenzug für MP-Verlust bei jedwedem Angriff. Die Standardangriffe werden durch einfaches Drücken der Buttons ausgelöst; dabei lassen sich nach entsprechenden Training kleine Aktionsfolgen anlegen. Die erste Aktion ist festgesetzt, ab der zweiten darf frei belegt werden. Beispiel: Schwertstreich, Monster in die Luft werfen und dann von oben zu Boden schmettern, fertig ist die wirksame Kombo. Mit etwas Glück mischen sich auch die Kameraden in die Prügelkette mit ein. Besonderes Augenmerk legten die Entwickler auf das »Fairize«-Kommando. Dieses lässt einen Helden, nachdem sich eine Art Limitbalken ausreichend gefüllt hat, mithilfe seiner Fury in eine Art Superhelden verwandeln. Die mechanisch anmutenden Formen werden dabei immer von einer nicht abbrechbaren, auf Dauer ermüdenden Animationssequenz und einem aufputschenden Soundtrack begleitet. Als Belohnung wird für begrenzte Zeit fester zugehauen und auch neue Fähigkeiten stehen zur Verfügung. Zu guter Letzt gestattet das Spiel einem in bester Final-Fantasy-X-Manier jederzeit, angeschlagene Figuren gegen inaktive auszuwechseln.

 

fairy_fencer_f_nexgam_01Jeder Fencer hat seine Stammfury und darf über sie gesammelte Skillpunkte in Statuswerte, Fähigkeiten und Zauber investieren. Als weitere kleine Verbesserungsmöglichkeit winken die Mini-Challenges. Ständig poppt eine Meldung auf, die einem mitteilt, dass man unbewusst mal wieder irgendeine Aufgabe erfüllt hat und bspw. mit 30 HP mehr belohnt wird. »Springe 10-mal mit Charakter X!«. »Laufe 1000 Meter mit Charakter Y als Anführer!«. »Schau die 30-mal die Siegesanimation von Charakter Z an!«. Durch die Häufigkeit dieser Belohnungen summiert sich deren Wirkung nach dem Motto: Kleinvieh macht auch Mist. Zudem motiviert es, auch mal andere Charaktere einzusetzen, damit diese auch dieselben Aufgaben erfüllen können. Als wirklich ausgefeiltes Gamedesign würde ich sowas aber nicht bezeichnen.

Technisch ist das Spiel leider altbacken. Den Visual Novel-Stil mit seinen Standbildern brauche ich gerade bei Rollenspielen auf großen Konsolen ehrlich gesagt nicht. Und die 3D-Grafik in den Dungeons ist nur mäßig detailliert; alles wirkt ein bisschen nach mittelmäßiger PS2-Optik in HD, begleitet von dezentem Ruckeln. Von Amanos Designs ist da definitiv wenig zu spüren.




Daniel meint:

Daniel

Nein, das war  wohl nichts. Auch mit großen Namen im Gepäck werden die Werke von Compile Heart nicht zu mehr als sie eh schon waren: Fließbandableger des einst stolzen Genres der JRPGs mit dem offensichtlichen Geruch der Low-Budget- und Little-Effort-Ware. Eine Story zum Vergessen, klischeehafter Humor und nicht einmal der Versuch, eine Atmosphäre zu erschaffen, ersticken jede Hoffnung, endlich ein RPG der japanischen Firma zu erleben, das mehr ist als ein Randprodukt im Keim. Lediglich das nette Kampfsystem macht Spaß. Wer ausgehungert nach Japano-Rollenspielen ist, kann sich das Game mal anschauen, da es nicht wirklich schlecht ist. Es ist nur völlig lieb- und belanglos.

Positiv

  • Flottes Kampfsystem
  • 3D Dungeons

Negativ

  • Langweilige Story
  • Schwache Technik
  • Kaum Atmosphäre
Userwertung
4 3 Stimmen
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Forum
  • von Pestilence:

    Da Fairy Fencer F gerade im Deal ist, habe ich es mir mal gegönnt und nun etwas über 2 Stunden gespielt. Bisher macht es mir Spaß, es ist zwar leichte JRPG Kost im Stil von Hyperdimension Neptunia, aber wenn man nebenbei ein Hörbuch anmacht oder mit jemanden chattet, dann ist es durchaus ein...

  • von Psmoke:

    Da ist es schon! Fairy Fencer F Compile Heart ist mittlerweile berüchtigt. Der japanische Entwickler liefert seit Jahren passable, unspektakuläre JRPGs mit einem gewissen Low-Budget-Gefühl ab. Unter Beteiligung des legendären Yoshitaka Amano als Konzeptkünstler sowie mit...

  • von 108 Sterne:

    Review bei neXGam erscheint bald.

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Fairy Fencer F Daten
Genre Rollenspiel
Spieleranzahl 1
Regionalcode regionfree
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 2014
Vermarkter Nippon Ichi
Wertung 6.5
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