Die Freunde werden tragisch auseinandergerissen.
Erst sieben Jahre später setzt die Handlung wieder an. Der König wurde ermordet und Prinz Richard sollte dem Putsch ebenfalls zum Opfer fallen. Doch wie durch ein Wunder ist Asbel erneut zur Stelle, um ihm die Haut zu retten, und nach und nach findet sich die gesamte alte Truppe aufs Neue zusammen. Aber die Bedrohungen nehmen kein Ende, und abermalig droht die Spaltung zwischen Freunden und Familie ...
Die Protagonisten des Spiels sind durchaus sympathisch. Wie in der Serie üblich, lernt man die insgesamt sieben Charaktere dank häufiger optionaler Gesprächssequenzen, die beim Herumlaufen an bestimmten Stellen mit Druck auf die Select-Taste ausgelöst werden, gut kennen. Allerdings weitet sich die Geschichte oft arg ins Kitschige aus. Das Gerede darüber, dass alles gut wird, die Bedeutung von Freundschaft und der Wunsch nach Liebe und Frieden auf der Welt sind äußerst präsent. Die Handlung vermag den Spannungsbogen dennoch konstant aufrechtzuerhalten. So schmalzig die Erzählung oft auch sein mag, so sehr möchte man doch erleben, wie es weitergeht.
Die Fähigkeiten sind in einem Skillbaum angeordnet, sodass man wissen muss, dass Schwertstreich Y nur ausgeführt werden kann, wenn vorher Attacke X stattfand ... und falls ausreichend Serienkapazitätspunkte vorrätig sind. Als sei das nicht genug, ändert sich die Liste der Angriffsmöglichkeiten je nach gewähltem Titel. Jeder Charakter kann über 150 davon erringen. Dies sind Spitznamen, die einem durch bestimmte Storyereignisse, Kampfhandlungen oder Quests verliehen werden. Jeder dieser Titel bringt seine eigenen Fähigkeiten mit, die dann beim Tragen nutzbar sind und durch das Sammeln von Fähigkeitspunkten währenddessen auch später erhalten bleiben können. Klingt kompliziert? Ist es auch! Aber es zahlt sich aus, weil somit vernichtende Komos entfesselt werden, und man in Verbindung mit den Kameraden gerne über 100 Treffer auszuteilen vermag.
Überraschenderweise agiert die KI der Party außerdem so gut, dass man auch zurecht kommt, ohne die Feinheiten des Systems zu erlernen. Wird es einem doch zu schwierig, lässt sich der Schwierigkeitsgrad auch jederzeit herabsenken. Wer das Spiel mit Freunden genießen möchte, kann die Verbündeten im Kampf auch von bis zu drei Freunden steuern lassen. Die Dungeons sind ein kleines Highlight des Games. Diese erscheinen durch nette Rätsel, beispielsweise die klassischen schwebenden Plattformen, wie eine Rückbesinnung an alte Tugenden der 16-Bit-Ära. Nichts davon ist zu komplex, aber mit sturen Durchrennen und Monster metzeln kommt man nicht weit.
Auch das Crafting spielt Tales-typisch eine Rolle. Ausrüstung kann aufgewertet oder gar mit seltenen Items komplett verwandelt und zahlreiche Objekte zum Verkaufen wollen erstellt werden. Zudem dürfen Hobbyköche aus einer ganzen Reihe Zutaten verschiedenste Gerichte zaubern, die nicht nur heilen, sondern mit verschiedenen Bonuseffekten für den Kampf versehen sind.
Technisch merkt man Tales of Graces f seine Herkunft an. Es handelt sich dabei lediglich um eine aufgebohrte Umsetzung von der Wii. Das Spiel sieht passabel, aber detailarm aus. Leiden die Charaktermodelle aufgrund des Anime-Stils nicht allzu sehr unter der Detailarmut, wirken die Umgebungen alle äußerst unecht. Das mag teilweise eine stilistische Entscheidung gewesen sein, jedoch ist es anderen Spielen im ähnlichen Stil besser gelungen, lebendig wirkende Welten zu erschaffen. Ein wenig irritierend ist das häufige Nachladen detaillierter Texturen, welche erst ein bis zwei Sekunden nach Einblenden einer Szene zu erkennen sind. Die Musik ist dagegen absolut gelungen, und der Großteil der Dialoge ist gut englisch vertont. Puristen müssen leider auf eine japanische Sprachausgabe verzichten. Die Untertitel präsentieren sich dafür komplett in Deutsch.
Tales of Graces f ist ein guter Einstieg in die Serie. Traditionelle JRPGs werden immer mehr Mangelware, und obwohl dieses Spiel, wie die bisherige Reihe, insgesamt nie mit den Sternstunden von Genregrößen wie Final Fantasy oder Dragon Quest mithalten konnte, hatte ich meinen Spaß. Tatsächlich ist mein größter Kritikpunkt das chaotische Kampfsystem. Zwar bietet es theoretisch eine große Tiefe, im Gedränge ist eine gezielte Nutzung der Features jedoch schwierig. Dieses mag aber manch einem Rundenkampfhasser und Actionliebhaber sogar sehr willkommen sein.