Game of Thrones im Test

PlayStation3Xbox 360

Nach dem riesen Serien-Erfolg Game of Thrones, basierend auf der mehrteiligen Romanreihe "Das Lied von Eis und Feuer" von George R. R. Martin, wundert es sicherlich keinen, dass nun ein Rollenspiel erhältlich ist. Aber rein objektiv betrachtet handelt es sich um ein Lizenzspiel und wir wissen alle, was dieser Umstand für Konsequenzen mit sich ziehen kann. Ist Game of Thrones der erhoffte Roman zum Selberspielen oder eher ein trashiges Lizenzprodukt, was den Büchern und der Serie in keinster Weise gerecht wird?

Ein Sprichwort besagt: "Erst die Arbeit, dann das Vergnügen!" Beim aktuellen Rollenspiel der Cyanide Studios gilt dieser Grundsatz nur bedingt. Hier wechseln sich Arbeit und Vergnügen permament ab. Und mit Arbeit meine ich die Mühe, das Gameplay die meiste Zeit über sich ergehen zu lassen, nur um die grandios erzählte Story zu genießen.

Die Handlung stammt nämlich von George R. R. Martin persönlich und ist nicht weniger großartig, ineinander versponnen und voller Intrigen als bei den Romanvorlagen. Kenner der Bücher und der zwei Serienstaffeln kommen voll auf ihre Kosten. Neulinge oder gar Westeros-Fremde sollten das Spiel eher meiden. Hier wird mit Namen, Ortschaften und Verweisen auf die Romane nur so um sich geworfen. Jemand, der neu im Universum rund um den Eisernen Thron ist, wird sich schnell verirren und frustrierend den Controller aus der Hand legen, noch bevor der erste Kampf bestritten wurde.


Ich möchte wirklich nicht viel spoilern, versuche aber die Geschehnisse so gut wie möglich wiederzugeben. Natürlich kurz und knapp, da das Spiel wirklich von der Story lebt und somit dem untersten Wertungsdurchschnitt entgeht. In dem rund 30 stündigen Abenteuer durchlebt ihr die Abenteuer zweier Recken, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Dabei entscheidet ihr euch zu Beginn nicht für einen der Helden, wie es in vielen anderen Rollenspielen der Fall ist. Hier wechselt das Spiel die Schauplätze und Sichtweisen kapitelweise. Ganz so, wie in den Romanen. Ihr übernehmt die Rollen von Mors Westford und Alester Sorwyck. Mors fristet als Wächter der Nachtwache sein Dasein auf der Mauer, eben jenem Eisgiganten, der den Norden Westeros vom Süden trennt. Er ist ein Antiheld, ist grob, direkt und lebt den Schwur der Nachtbrüder.
 

Im zweiten Kapitel macht ihr Bekanntschaft mit Alester, der vor langer Zeit freiwillih ins Exil ging und nun als Priester aus den freien Städten von Bravos nach Westeros zurückkehrt. Grund für seine Rückkehr ist der Tod seines Vaters und der anschließende Erbstreit um Flussrath. Alester ist ein ruhiger Genosse, der Probleme eher mit seinem Verstand löst, als zur Waffe zu greifen. 

Anfangs entwickeln sich zwei von einander unabhängige Handlungsstränge, die sehr gut in die Welt von Game of Thrones passen und sich erst spät im Spielverlauf ineinander weben. Mit jedem Kapitel erfahrt ihr mehr über die beiden Hauptcharaktere, ihre Vergangenheit und ihre Beweggründe. Welche Ereignisse Mors und Alester zusammenführen, wird an dieser Stelle nicht verraten. Aber lasst euch gesagt sein: Ihr werdet Zeuge von Verrat, Intrigen und plötzlichen Wendungen, wie ihr sie nicht vorherseht. Ganz, wie in den Büchern und der Serie eben. Ein großes Plus an diesem Spiel. Ebenso wie die Auftritte bekannter Personen, wie Mormont, dem Lord-Kommandant der Nachtwache oder Cersei, der hinterlistigen Schlange von einer Königin, die den Eisernen Thron regiert und hinter ihrem Mann Robert die Fäden in Königsmund spinnt. Dabei beginnen die Ereignisse kurz vor den Geschehnissen der Bücher, bzw. der Serie und laufen parallen zu diesen ab.

Und obwohl das Rollenspiel sehr viel Potenzial besitzt, war es NUR die Story, die mich zum Weiterspielen animierte. Das liegt an sehr vielen Patzern, die ich mir nicht erklären kann. Aber ich habe einige Theorien: Entweder blieb den Cyanide Studios keine Zeit mehr, um dem Spiel den nötigen Feinschliff zu verpassen. Oder es lag am Budget. Ein Rollenspiel zu Game of Thrones schreit nahezu nach einem Millionbugdet. Doch wirkt das Spiel eher wie ein billiges Trash-Produkt, das man sich gegebenenfalls aus der Grabbelkiste mitnimmt.


Dabei fängt alles so gut an. Bevor man auf die Welt von Westeros losgelassen wird, hält man sich einige Zeit im Charaktermenü auf. Hier müssen Atributte verteilt und Stärken, bzw. Fähigkeiten ausgesucht werden. Ihr legt sogar Schwachpunkte fest, die euren Charakter individuell erscheinen lassen. Hat man die umfangreiche Charaktererstellung hinter sich gebracht, macht man die ersten Schritte auf der Mauer. Hier fällt sofort die unterdurchschnittliche Grafik ins Auge. Ehrlich, ich bin kein Grafikfetischist, aber Game of Thrones sieht wirklich sehr bescheiden aus. Dabei geht das Charakterdesign noch völlig in Ordnung und vor allem die bekannten Figuren sehen ihren reellen Vorbildern zum Verwechseln ähnlich. Schlimmer hat es da die Umgebungen getroffen.

Ihr erkundet u. a. die Mauer und Königsmund. Doch leider sind die Areale sehr klein, was vor allem in der Hauptstadt auffällt. So kommt Kings Landing, wie Königsmund im Original heißt, eher wie ein kleines Dorf vor. Sehr schade. Mehr Bewegungs- und Erkundungsfreiheit hätte ich mir gewünscht. Zudem trüben sehr schwammige Texturen die Optik. Hinzu gesellen sich Texturnachlader und hackelige Animationen. Da schaut man wirklich zwei Mal hin, um sich zu vergewissern, dass man ein Xbox 360 Spiel spielt.
 

Leider raubt die angestaubte Grafik sehr viel von der tollen Atmosphäre, die durch die Story erzeugt wird. Zweiter Räuber ist der Sound. Ertönt im Hauptmenü noch das grandiose Titellied der HBO Serie, verkommt der restliche Soundtrack zu einem 08/15 Gedudel mit Melodien, die nicht einmal die monotone Sprachausgabe überspielen können. Mir lag die UK-Version vor, aber sogar die englischen Sprecher hören sich sehr motivationslos an, sodass sehr viel Spannung in den Gesprächen geraubt wird. Schade!

Apropos Gespräche: Wie in jedem guten Rollenspiel unserer Zeit könnt ihr mit euren Antworten Einfluss auf das kommende Spielgeschehen nehmen. So sollte jede Wahlmöglichkeit gut überlegt sein. Hier nimmt Game of Thrones fast Ausmaße eines Mass Effect 3 an. Je nachdem, für welchen Gesprächsablauf ihr euch entscheidet, werdet ihr eins der vier möglichen Enden sehen. So möchten die Entwickler natürlich für Wiederspielwert sorgen. Ich frage mich nur, ob man sich Game of Thrones ein weiteres Mal antun sollte.

Das liegt vor allem am Spielablauf, der oftmals träge daherkommt. Und eins vorweg: Game of Thrones ist kein Echtzeit-RPG! Wenn ihr Action haben wollt, solltet ihr einen großen Bogen um das Spiel machen. Der Fokus liegt ganz klar auf den Gesprächen. Schwingt ihr dennoch das Schwert oder eine der vielen anderen Waffen, so entpuppt sich Game of Thrones als Echtzeit/Strategie Rollenspiel, ähnlich wie Xenoblalde Chronicles. Euer Charakter visiert den Feind automatisch an und zückt sofort die Waffe. Drückt ihr auf den A-Knopf, drescht ihr auf euren Gegenüber ein. Per RB oder LB Knopf könnt ihr aber das Geschehen verlangsamen und eine Fähigkeit wählen, die Mors oder Alester ausführen. So können Gegner provoziert, Spezialschläge vollführt oder Mors Hund auf die Klongegner gehetzt werden. Leider ist das Feedback in den Kämpfen für die Katz. Man schlägt zwar eifrig auf die gegnerischen Soldaten ein, aber im Spiel sieht man nicht, wie der Gegner getroffen wird. Es tauchen Zahlen über den Köpfen auf, die signalisieren, dass HP abgezogen wird. Oder aber ihr seht ein "Miss", das auf einen Fehlschlag hindeutet.

Last but not least sind die Kämpfe sehr unausgewogen. So kann es passieren, dass ihr von zwei Soldaten innerhalb von einigen Sekunden zu Tode geschlagen werdet. Ladet ihr den Checkpoint und versucht es noch einmal, werdet ihr Zeuge, wie die Gegner ohne große Mühe das Zeitliche segnen. Das sorgt ordentlich für Frust, da man die Kämpfe weder meiden, noch genau einschätzen kann. Spielerisch hinkt Game of Thrones Genrekollegen wie Skyrim oder The Witcher 2 deutlich hinterher.




Andrej meint:

Andrej

Wäre da nicht die spannende Geschichte und ich kein Fan der Romanreihe, ich hätte Game of Thrones nach den ersten vier Kapiteln genervt zur Seite gelegt. Es fehlt der Feinschliff an allen Ecken und Kanten. Fans von R. R. Martins Fantasy-Epos werden trotzdem glücklich mit dem Spiel. Laufen die Credits über den Bildschirm, denkt man sich "Es war ein beschwerlicher Weg, aber es hat sich doch gelohnt!"

Positiv

  • Toll erzählte Geschichte
  • Zwei spielbare Charaktere
  • Vier verschiedene Enden

Negativ

  • Grafisch unterdurchschnittlich
  • Soundtrack eher langweilig
  • Kampfsystem fehlt der Feinschliff
Userwertung
8.73333 3 Stimmen
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Forum
  • von 108 Sterne:

    Schade ists nur für die Entwickler, da sich die Berichte wohl negativ auf die Verkäufe ausgewirkt haben. Es ist nur ein DLC zu Mors erschienen, es war sicher auch einer zu Alester geplant. In den USA wurde sogar der Mors DLC gecancelled, habe ich jedenfals gelesen. Jahrelange Arbeit und ein...

  • von Pandemonium:

    Ich habe ca. 35 Stunden den einen kompletten Durchgang gebraucht. Hat mir hervorragend gefallen und bin froh, dass ich mich wieder mal nicht von Wertungen hab abschrecken lassen ...

  • von Black Sun:

    soweit ich mich erinnere, war es aber zumindest so, dass die schwangere Frau ein Quest war, der zwar optional war, aber dazu genutzt werden konnte um im Hauptquest weiter zu kommen, zumal er sich erst als Folge des Hauptquest ergab.

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Game of Thrones Daten
Genre Rollenspiel
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 720p
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 2012-06-08
Vermarkter Focus
Wertung 6.5
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