Spiele dieser Machart haben praktisch immer eine sehr einfach verständliche Steuerung. Auch Go Vacation stellt keine Ausnahme dar. Selbst kleine Kinder werden keine Probleme damit haben, ihre Miis durch die Mini-Games zu manövrieren. Auf Herausforderungen, die viel Fingerspitzengefühl voraussetzen, wurde zugunsten von Einsteigerfreundlichkeit verzichtet. Diese Entscheidung ist absolut nachvollziehbar.
Dennoch gibt es in der bunten Welt von Go Vacation immer wieder Situationen, in denen die Bewegungen der Spieler verzögert oder fehlerhaft übertragen werden. Dem Großteil der Zielgruppe wird dieses Manko nicht auffallen, chronische Vielzocker bemerken es jedoch sofort. Warum Motion Plus unterstützt wird bleibt ein Mysterium, denn die Vorteile der Erweiterung werden nicht genutzt.
Es ist die Masse der Aktivitäten die dafür sorgt, dass Go Vacation eine lohnenswerte Anschaffung für Familien oder sonstige Spielvereinigungen ist. Natürlich ist nicht jedes der 50 Mini-Games eine Spaßgranate, aber es ist garantiert, das mindestens eine Handvoll Beschäftigungsmöglichkeiten für jeden Geschmack vorhanden ist. Racer sind in der Überzahl, doch da verschiedene Kurse, Fortbewegungsmittel und Steuerungsvarianten zur Verfügung stehen, kommt in diesem Segment keine Langeweile auf. Disziplinen wie Volleyball oder Tennis wurden schon dutzendfach auf der Wii in Szene gesetzt, aber glücklicherweise sind auch viele exotische Hobbies wie Fallschirmspringen, Tauchen oder Wasserpistolenduelle mit an Bord. Wer einen guten Grund sucht, um das über die Jahre gesammelte Konsolenzubehör zu entstauben, bekommt endlich eine Chance. Die Mario-Kart-Lenkräder, der Zapper aus Link´s Crossbow Training und das Wii Fit Balance Board können in einigen der Spielchen als Alternativen zur klassischen Kombination aus Fernbedienung und Nunchuk verwendet werden.
Go Vacation hat einen simplen und sauberen Look. Die Hardware ist zu deutlich mehr fähig, aber die zurückhaltenden Effekte und die einfach konstruierte Umgebung passen gut zu den Hauptdarstellern. Wer keine Miis verwenden möchte, darf mit Hilfe eines Editors weitere Avatare erstellen, die aber nicht viel mehr Details bieten als die Stellvertreter aus dem Konsolenspeicher. Es ist die große, abwechslungsreiche und frei erkundbare Welt, die das Game zu einem optisch interessanten Produkt macht. Obwohl es nicht um das Überleben im Gangstermilieu geht und es deutlich weniger Interaktionsmöglichkeiten gibt, kommt ein Hauch der allseits beliebten Grand Theft Auto-Atmosphäre auf.
Einen orchestralen Soundtrack darf man nicht erwarten. Wenige einfache Melodien, die weder positiv noch störend auffallen begleiten das Geschehen und die Effekte sind reine Fließbandware. Durch den Einsatz von Steel Drums aus dem Synthesizer soll Urlaubsstimmung aufkommen, dennoch wird man das dumme Gefühl nicht los, dass ähnliches Gedudel schon während einem Dutzend anderer Games aus den Lautsprechern erklungen ist.
Third-Party-Spiele für Nintendos aktuelle Konsole werden von erfahrenen Gamern gern belächelt, sind aber oft dazu in der Lage, ganze Familien stundenlang zu begeistern. Kaum ein anderes Produkt verdeutlicht die Gründe für dieses Phänomen so gut wie Go Vacation. Die Compilation überzeugt durch Masse statt Klasse. Keine einzige der Mini-Herausforderungen ist interessant genug, um länger als ein paar Minuten zu unterhalten. Wenn allerdings Einsteiger oder kleine Kinder anwesend sind, ist es möglich, eine Ewigkeit damit zu verbringen, alles auszuprobieren, was das Game zu bieten hat. Go Vacation ist technisch nicht sonderlich beeindruckend und die Steuerung hat einige Macken. Da aber nahezu jedes Genre vom Racer bis zum Shooter enthalten ist, schafft es das Spiel trotzdem, sich von den unzähligen Konkurrenzprodukten abzusetzen und verdient sich eine leicht überdurchschnittliche neXGam-Wertung.