Es gibt inzwischen einige richtig gute Spiele für Kinect. Das war aber nicht immer so. Als Microsoft die Hardware im November 2010 veröffentlichte, waren unter den Launch-Titeln jede Menge Wühltischkandidaten und nur sehr wenige wirkliche ausgereifte Games. Damals konnte sich Dance Central als erstes Vorzeigeprodukt für den ambitionierten Bewegungssensor durchsetzen. Doch selbst das neuartige Tanzspektakel ließ viel Raum für Verbesserung erkennen. Das Fehlen einer ausgewachsenen 2-Spieler-Variante schränkte die Partytauglichkeit empfindlich ein. Nach einem knappen Jahr steht die Fortsetzung bereit und behebt dieses Manko.
Wirklich viele Überraschungen hat die zweite Dance Central-Episode nicht zu bieten. Natürlich gibt es neue Songs und neue Tanzschritte. Das Gameplay wurde allerdings nicht weiterentwickelt. Doch Stillstand muss kein Manko sein. Bereits Teil 1 war ein gut durchdachtes Produkt, das dazu in der Lage war, die Vorteile von Kinect geschickt zu nutzen, um bewegungsfreudige Zocker in Verzückung zu versetzen. Das neue Spiel besinnt sich auf diese Tugenden. Die Kombination aus virtuellen Vortänzern und Symbolkarten eignet sich noch immer perfekt, um den Menschen vor der Kamera klar zu machen, was zu tun ist. Das Wichtigste ist allerdings, dass die Choreografien sehr gut zur Musik passen, abwechslungsreich sind und von der ersten Sekunde an Spaß bringen. Kein anderes Kinect-Spiel, mit Ausnahme des Vorgängers, beinhaltet so viele verschiedene Bewegungen ohne sein Publikum zu überfordern. Da jeder Song in drei Schwierigkeitsgraden verfügbar ist, kommen Einsteiger und Fortgeschrittene gleichermaßen auf ihre Kosten.
Die Sprachsteuerung wird zwar als große Neuerung verkauft, erweist sich aber im Praxistest als wenig mehr als ein lustiges Gimmick, das nur selten genutzt wird. Das System, mit dem bei den Dance Central Games Songs und Modi ausgewählt werden, ist so gut durchdacht, dass es oft länger dauert, die Wünsche auszusprechen, als die Hände zu bewegen. Kinect scheint zwar manche Personen besser zu verstehen als andere, aber das kann man der Hardware nicht zum Vorwurf machen, wenn man bedenkt, wie häufig eine undeutliche Aussprache die Kommunikation zwischen Menschen erschwert. Eine andere kleine Änderung hat deutlich größere Auswirkungen auf den Spielspaß. Endlich dürfen die Freestyle-Passagen, die bisher in jedem Song vorkamen, deaktiviert werden. Anscheinend ist auch den Machern aufgefallen, dass es zwar zeitweise witzig ist, sich ohne Vorgaben auszutoben, aber das solche Einlagen den Spielfluss empfindlich stören.
Der allseits beliebte Break-It-Down-Modus ist wieder mit an Bord und wurde leicht überarbeitet. Hier ist es möglich, sich in aller Ruhe auf kommende Herausforderungen vorzubereiten. Jede Aktion darf geübt werden und wenn gar nichts klappt, wird die Geschwindigkeit gedrosselt. Oft fällt erst in der Zeitlupe auf, wie exakt die Bewegungserkennung funktioniert. Ob nun ein Seitenschritt zu langsam ist oder ein Arm im falschen Winkel nach oben gehalten wird, dem Sensor entgehen keine Details. Glücklicherweise gibt es erneut eine visuelle Hilfestellung, mit deren Hilfe sich Probleme schnell identifizieren lassen. Körperpartien, die aus der Reihe tanzen, werden auf dem Bildschirm rot eingefärbt, so dass die Fehlersuche nicht zum Ratespiel wird.
Die Möglichkeit mit zwei Spielern gleichzeitig anzutreten ist der Hauptgrund dafür, dass jeder Fan von Dance Central auch Dance Central 2 kaufen sollte. Natürlich ist es lustig, andere Menschen dabei zu beobachten, wenn sie jegliche Hemmungen ablegen und sich gefährlich nah an den Rand zur Peinlichkeit begeben. Noch mehr Spaß bringt es aber Duelle um Punkte und Ansehen auszufechten. Offensichtlich ist Kinect dazu fähig, zwei Personen mit der gleichen Sorgfalt zu beobachten wie Solo-Tänzer. Lediglich wenn in den Freestyle-Passagen zu wild herumgetobt wird kann es passieren, dass der Sensor im Anschluss die beiden Kontrahenten verwechselt. Neben direkten Vergleichen, bei denen die exakt gleichen Moves gezeigt werden müssen, gibt es noch so genannte Dance Battles, die etwas mehr Abwechslung bieten. Hier werden verschiedene Aktionen eingeblendet, die nach einer selbst gewählten Reihenfolge abgearbeitet werden können. Zeitweise wird auch einer der beiden Kontrahenten für einige Sekunden ins Spotlight gestellt und bekommt die Chance, doppelt so viele Punkte zu erobern, als unter regulären Bedingungen. Die Multiplayer-Modi garantieren viele ausgelassene Kinect-Parties und Dance Central 2 ist zweifellos das beste Tanzspiel der aktuellen Konsolengeneration. Trotzdem gibt es einen Bereich, in dem die Konkurrenz die Nase vorn hat. Spezielle Mehrspieler-Choreografien, wie sie beispielsweise in Just Dance 3 zu finden sind, sucht man im neuesten Harmonix-Game vergeblich. Das ist sehr schade, denn wenn für jeden Song auch noch eine kooperative Variante mit unterschiedlichen Tanzschritten für jeden Zocker verfügbar wäre, hätte das sehr positive Auswirkungen auf die Langzeitmotivation. Aber wer weiß, eventuell wird dieses Feature ja mit Dance Central 3 nachgereicht. Merkwürdig ist die Tatsache, dass es keinerlei Online-Modi gibt. Natürlich handelt es sich um ein Game, das viel von seinem Reiz verliert, wenn sich nicht alle Mitspieler im gleichen Raum befinden, aber über Xbox-Live hätten sich problemlos Runden mit vier oder mehr Personen realisieren lassen.
44 Songs sind diesmal auf der Disc zu finden. Obwohl ein Großteil der Lieder aus dem aktuellen Jahrtausend stammt, sind auch einige Oldies für ältere Semester vorhanden. Insgesamt ist die Auswahl gelungen. Wer kein grundsätzliches Problem mit moderner Tanzmusik hat, wird garantiert einige Stücke finden, die sich als Untermalung der schweißtreibenden Aktivitäten vor der Konsole eignen. Für 400 MS Points dürfen Besitzer des ersten Teils alle alten Favoriten importieren. Das ist kein schlechter Deal, wenn man bedenkt, dass Dance Central 2 bereits ein Gutschein mit 240 Punkten beiliegt. Für Vieltänzer stehen darüber hinaus etwa drei Dutzend kostenpflichtige Downloads bereit. Das ist zwar deutlich weniger als das gigantische Online-Repertoire von Musikspielen wie Singstar oder Rock Band, garantiert aber dennoch viele spaßige Stunden. Harmonix wird sicherlich in den kommenden Wochen und Monaten weitere Klassiker und aktuelle Chartstürmer nachliefern. Hier noch die vollständige Songliste von Dance Central 2:
Sir Mix-A-Lot – “Baby Got Back (Mix Mix)”
Lady Gaga – “Bad Romance”
Electric Valentine – “Body To Body”
Lady Gaga – “Born This Way”
La Roux – “Bulletproof”
Flo Rida ft. David Guetta – “Club Can't Handle Me”
Remy Ma – “Conceited (There's Something About Remy)”
Usher ft. Pitbull – “DJ Got Us Fallin' In Love”
Sean Kingston – “Fire Burning”
Missy Elliott – “Get Ur Freak On”
Ciara ft. Petey Pablo – “Goodies”
Bruno Mars – “Grenade”
Donna Summer – “Hot Stuff”
Enrique Iglesias ft. Pitbull – “I Like It”
EXILE – “I Wish For You”
Daddy Yankee ft. Fergie – “Impacto”
Diddy ft. Keyshia Cole – “Last Night”
Far East Movement – “Like A G6”
O-Zone – “Mai Ai Hee (Dragostea Din Tei)”
Nicki Minaj ft. Sean Garrett – “Massive Attack”
Little Boots – “Meddle”
Bobby Brown – “My Prerogative”
B.o.B ft. Bruno Mars – “Nothin' On You”
Tweet ft. Missy Elliott – “Oops (Oh My)”
Armanni Reign – “Reach”
Mary J. Blige – “Real Love”
Chingy – “Right Thurr”
Rihanna – “Rude Boy”
Gnarls Barkley – “Run (I'm A Natural Disaster)”
Darude – “Sandstorm”
Lena – “Satellite”
David Guetta ft. Akon – “Sexy Chick”
Justin Bieber – “Somebody To Love”
Daft Punk – “Technologic”
Kurtis Blow – “The Breaks”
Digital Underground – “The Humpty Dance”
Montell Jordan – “This Is How We Do It”
as made famous by Britney Spears – “Toxic”
Kevin Lyttle – “Turn Me On”
Bananarama – “Venus”
Haddaway – “What Is Love”
Willow – “Whip My Hair”
Usher ft. Lil' Jon & Ludacris – “Yeah!”
New Boyz – “You're A Jerk”
Die grafischen Verbesserungen fallen nur dem geübten Auge auf. Es sind kleine Details, wie neue Gesichtsanimationen, die überhaupt erkennen lassen, dass es sich nicht um das Original, sondern um das Update handelt. Die Tänzer mit ihren schrillen Outfits und geschmeidigen Bewegungen machen noch immer einen guten Eindruck und auch die Hintergründe wissen zu gefallen, obwohl einige der Kulissen etwas steril wirken. Das kleine Effektfeuerwerk, das während der Songs abgebrannt wird, ist erneut der optische Höhepunkt. Hier kommt Disco-Atmosphäre auf, ohne das die Zocker von ihren Aufgaben abgelenkt werden.
Tim meint:
Harmonix ist bekannt dafür, innovative Musik- und Rhythmusspiele zu entwickeln. Wenn man allerdings genau hinschaut, wird deutlich, dass sich fast alles auf eine einzige geniale Grundidee zurückführen lässt und jedes neue Game lediglich eine Weiterentwicklung der letzten Veröffentlichung darstellt. Rock Band ist Guitar Hero mit Drums und Mikrofon. Guitar Hero ist Amplitude mit Gitarrencontroller. Amplitude ist Frequency mit kleinen Änderungen. So betrachtet war Dance Central tatsächlich das erste vollkommen originelle Spiel des Entwicklerteams seit fast einem Jahrzehnt. Irgendwie liegt der Verdacht nah, dass es bereits vor einem Jahr möglich gewesen wäre, zu zweit vor dem Sensor zu tanzen. Dann hätte es aber kein zwingendes Verkaufsargument für den nun erhältlichen zweiten Teil gegeben. Der Plan geht voll auf, denn die 2-Spieler-Modi reichen tatsächlich aus, um Dance Central 2 zum Top-Party-Game für Kinect zu machen. Obwohl weiterhin Raum für Verbesserungen vorhanden ist, ist es fast unmöglich, keinen Spaß an diesem Spiel zu haben. Absolute Tanz-Verweigerer können sich das Geld natürlich sparen, aber wer auch nur ein wenig Rhythmus im Blut hat und einen Kinect-Sensor besitzt, muss zuschlagen.
Tim hat damals Dance Central 2 für uns gesetzt.
Dance Central 2
Es gibt inzwischen einige richtig gute Spiele für Kinect. Das war aber nicht immer so. Als Microsoft die Hardware im November 2010 veröffentlichte, waren unter den Launch-Titeln jede Menge Wühltischkandidaten und...
von Master DK:
Endlich ist DC3 raus, habe es mir natürlich sofort gekauft
Wenn ich mal schaue was für eine Songauswahl ich habe...
DC - 32
DC2- 44
DC3- 45
DLC- 42
Macht insgesamt 163 Lieder, das ist doch mal eine Auswahl oder
Das Spiel versucht jetzt eine richtige Story zu erzählen, mit Agenten und...
von popey24:
Gibt es von Dance Central nicht auch eine Demo? Da könntest Du es ja mal antesten.
Harmonix ist bekannt dafür, innovative Musik- und Rhythmusspiele zu entwickeln. Wenn man allerdings genau hinschaut, wird deutlich, dass sich fast alles auf eine einzige geniale Grundidee zurückführen lässt und jedes neue Game lediglich eine Weiterentwicklung der letzten Veröffentlichung darstellt. Rock Band ist Guitar Hero mit Drums und Mikrofon. Guitar Hero ist Amplitude mit Gitarrencontroller. Amplitude ist Frequency mit kleinen Änderungen. So betrachtet war Dance Central tatsächlich das erste vollkommen originelle Spiel des Entwicklerteams seit fast einem Jahrzehnt. Irgendwie liegt der Verdacht nah, dass es bereits vor einem Jahr möglich gewesen wäre, zu zweit vor dem Sensor zu tanzen. Dann hätte es aber kein zwingendes Verkaufsargument für den nun erhältlichen zweiten Teil gegeben. Der Plan geht voll auf, denn die 2-Spieler-Modi reichen tatsächlich aus, um Dance Central 2 zum Top-Party-Game für Kinect zu machen. Obwohl weiterhin Raum für Verbesserungen vorhanden ist, ist es fast unmöglich, keinen Spaß an diesem Spiel zu haben. Absolute Tanz-Verweigerer können sich das Geld natürlich sparen, aber wer auch nur ein wenig Rhythmus im Blut hat und einen Kinect-Sensor besitzt, muss zuschlagen.