
Van Halen kann bereits auf eine lange Bandgeschichte zurück blicken. 1972 wurde diese von Gitarristen Eddie van Halen, seinen Bruder Alex van Halen, Michael Anthony und David Lee Roth gegründet und hat seitdem Musikgeschichte geschrieben. Mit 12 Alben, von denen zwei Gold erhielten und fünf Erstplatzierungen erreicht haben stehen sie nicht zu Unrecht in der Rock’n’Roll Hall of Fame. Der Sound wurde geprägt von Gitarristen Eddie, der mit seinem Tapping, Dive-Bombs und Artificial Harmonics das Gitarrenspiel der 80er und 90er prägte. Guitar Hero Van Halen erzählt allerdings nicht, wie The Beatles: Rock Band, von der Geschichte der Band, sondern zeigt die Hard-Rock-Formation aus den USA in ihrer aktuellen Besetzung, sprich: Mit Eddie’s Sohn Wolfgang van Halen am Bass. Doch keine Sorge. Es ist auch möglich mit dem klassischen „Glam-Rock“ Eddie auf der Bühne zu stehen.
Gleich zu Beginn muss ich leider schon meckern: Nach dem Gameplay-reichen Guitar Hero 5 hat Van Halen ganz schön abgenommen. So wurde das hochgelobte Party-Play Feature ausgelassen, sowie das RockFest im Multiplayer-Modus. Der Spieler kriegt also nur Modi aus Guitar Hero World Tour geboten. Dabei handelt es sich um die Karriere, das obligatorische Schnellspiel und Training samt Tutorials, die Rockstar-Fabrik, in der eigene Spielfiguren erstellt werden können und das Tonstudio. Multiplayer-Freunde können nach wie vor alle Songs mit insgesamt vier Spielern genießen, sowie mit den in Guitar Hero 3 bereits bekannten Modi Duell, Pro-Duell und Schlacht gegeneinander antreten. Auch in Sachen Songvielfalt wirkt Van Halen abgespeckt. Gerade mal 47 Songs befinden sich auf der Spieledisc. Nur zum Vergleich: Guitar Hero 5 bot 85 Songs, The Beatles: Rock Band zwar nur 45 Songs, dafür waren diese allesamt von den Beatles, während bei Van Halen nur 28 eigene Songs mit von der Partie sind. Doch dazu später mehr.
Bei der Karriere wird serientypisch die ganze Erde bereist und dabei neue Songs per Bunte-Knöpfchen-drücken-und-hauen freigespielt. Das Prinzip von Guitar Hero ist nach wie vor dasselbe. Entweder mit Plastikgitarre oder –bass, Schlagzeug oder Mikro werden mit bis zu vier Spielern Songs nach dem „Malen-nach-Zahlen“ Prinzip nachgespielt. In der Praxis sieht das so aus, dass vier Menschen gespannt auf den Bildschirm starren, bunte Kreise im richtigen Augenblick auf ihrem Instrument anschlagen und dabei viel Spaß haben. Das Rock-Genre wurde bei Musikspielen in den letzten Jahren mit Guitar Hero 3 und Rock Band mehr als Salon-tauglich gemacht und bereitet nach wie vor viel Freude, auch wenn das stupide Songlisten abhaken und Sterne sammeln der Karriere zeitweise mehr in Arbeit ausufert, statt in Spielspaß. Die fehlende Motivation lässt sich dadurch erklären, dass man abermals „nur“ neue Songs und Locations freigespielt und keine Dokus oder Videos der Band oder der Entwicklung des Spiels. Ein paar Songs bieten zwar interessante Hintergrundinfos, die mit dem jeweiligen Song in Spielegrafik präsentiert werden, doch um zu begeistern langt dies leider nicht aus. Betitelt wird das Spiel übrigens mit „Das bisher herausfordernste Guitar Hero aller Zeiten!“. Allerdings kann man die wirklich schweren Songs, die Experten wirklich beanspruchen sollten, ohne Probleme mit einer Hand abzählen.
Das Charakter erstellen per Rockstar Fabrik funktioniert nach wie vor problemlos, schnell und einfach. Positiv hervorzuheben sind die verkürzten Ladezeiten, die praktisch so gut wie gar nicht mehr vorhanden sind. So schaut man sich gerne mal alle verschiedenen Outfits an und verbringt mehr Zeit mit der Perfektion seines Rockstars. Neu sind verschiedene Moves, die der Charakter bei verschiedenen Situationen macht, wie zum Beispiel das Betreten der Bühne oder wenn man eine Niederlage im Multiplayer wegstecken musste. Dabei wird tief in die Rock-Klischee Kiste gegriffen und weiß zu gefallen. Leider überhaupt nicht verbessert wurde das Rockstudio, in dem eigene Songs eingespielt werden können. Viele stellen es sich einfach vor, doch um etwas halbwegs professionelles auf die Beine zu stellen ist viel Geduld, Schweiß und vor allem Zeit vonnöten. In Sachen Online-Multiplayer sieht es leider so aus, wie bei jedem anderen Guitar Hero Ableger. Es herrscht absolute tote Hose. Wen wundert’s? Nicht jeder kauft alle Guitar Hero Titel, die Activision jährlich auf den Markt wirft. EA macht es klüger mit ihrer Rock Band Franchise. Teil 2 ist immer noch das Hauptaugenmerk der Serie. Hierfür werden jede Woche neue Download-Songs angeboten und die Community mit Turnieren unterhalten. Anders bei Guitar Hero Van Halen: Der DLC von Guitar Hero 4 und 5 funktioniert hier nicht, es gibt keine Möglichkeit die Van Halen Songs mit älteren Teilen zu spielen und abermals müssen selbst erstellte Songs aus GHTunes erneut heruntergeladen werden, damit sie vom Spiel erkannt werden. Jetzt mal ganz ehrlich Activision... Versucht ihr überhaupt wieder mit Guitar Hero an die Spitze des Musikspiel-Genres zu kommen?
So, genug genörgelt. Wo Guitar Hero Van Halen definitiv punkten kann ist die Präsentation. Technisch gesehen ist Van Halen auf demselben Stand wie Guitar Hero 5, doch wurde vor allem die Band mit neuen Moves und mehr Persönlichkeit ausgestattet. Die Bandmitglieder interagieren miteinander, singen zusammen in die Mikros, der Bassist dreht sich um, um dem Schlagzeuger bei seiner Arbeit zu bewundern, während Sänger David Lee Roth und Eddie herumblödeln und anfangen zu lachen. Ein ganz besonderes Highlight ist, wenn ein Song nicht wie auf der CD beginnt, sondern langsam von Eddie mit einem Gitarrensolo eingeleitet wird. So beginnt das bekannte „Pretty Woman“ mit einem Solo, welches er mit einer Bohrmaschine und schließlich mit seinem Fuß spielt, bis er mit der bekannten Melodie loslegt und die Fans ausrasten. Das ist Rock’n’Roll! So und nicht anders sollte ein Musikspiel mit dem Thema Rock präsentiert werden. Das Publikum hingegen ist wie immer steif und beherrscht nur zwei Bewegungen. Entweder das ständige auf und ab springen, oder die geballte Faust in der Luft. Im Grunde fällt so etwas während des Spielens eh nicht auf und stört auch keineswegs. Etwas peinlich sieht es dennoch aus. Ein kleiner Bonus sind die „früheren Werke“ der Van Halens. Hier werden keine Stadien gerockt, sondern kleinere Konzerthallen im 80er Style. Die Alt-Rocker wieder mit langen Haaren zu sehen ist für jeden Fan goldwert.
Wie bereits angesprochen bietet Guitar Hero Van Halen nur 47 Songs, davon 28 von Van Halen, sowie 19 von Gaststars. Dabei sind natürlich jede Menge Tophits aus den ersten Jahren von Van Halen, wie Jump, Pretty Woman, Runnin’ with the Devil, das Kinks-Cover You really got me, Somebody get me a Doctor, sowie auch Eddie’s bekannte Solis Eruption und Cathedral. Die Songs sind alle wie geschaffen für ein Guitar Hero. Eddie’s Riffs sind abwechslungsreich und machen auch Leuten Spaß, die nicht viel mit der Musik anfangen können. Oft wurde ich an schöne Guitar Hero 3 Zeiten zurück erinnert, an denen facettenreiche Gitarrenriffs noch höchste Priorität hatten und nicht die Partytauglichkeit der Songs. Was bringen mir sämtliche Chartsbrecher, wenn sie sich langweilig spielen lassen? Van Halen ist hier eine gelungene Abwechslung und lohnt sich auch als reines Gitarren-Spiel, ohne Band. Activision hat allerdings mitgedacht, denn die „Alt-Rock-Band“ wird vermutlich nicht vielen Leuten, die nicht gerade Gitarristen sind oder auf Hard-Rock stehen, geläufig sein und spendieren daher gleich 19 Gaststars wie Blink 182, Jimmy Eat World, The Offspring und Fountains of Wayne. Ich mag all diese Bands, doch was haben sie auf einem Van Halen bezogenen Guitar Hero zu suchen? Queen, Lenny Kravitz, Billy Idol und Deep Purple passen da schon eher dazu und sind glücklicherweise ebenfalls vertreten.
Van Halen | Ain't Talkin' Bout Love |
Van Halen | And The Cradle Will Rock |
Van Halen | Atomic Punk |
Van Halen | Beautiful Girls |
Van Halen | Cathedral (Solo) |
Van Halen | Dance The Night Away |
Van Halen | Eruption (Solo) |
Van Halen | Everybody Wants Some!! |
Van Halen | Feel Your Love Tonight |
Van Halen | Hang 'Em High |
Van Halen | Hear About It Later |
Van Halen | Hot For Teacher |
Van Halen | I'm The One |
Van Halen | Ice Cream Man |
Van Halen | Jamie's Cryin' |
Van Halen | Jump |
Van Halen | Little Guitars |
Van Halen | Loss Of Control |
Van Halen | Mean Street |
Van Halen | Panama |
Van Halen | Intruder/(Oh) Pretty Woman |
Van Halen | Romeo Delight |
Van Halen | Runnin' With The Devil |
Van Halen | So This Is Love? |
Van Halen | Somebody Get Me A Doctor |
Van Halen | Spanish Fly (Solo) |
Van Halen | Unchained |
Van Halen | You Really Got Me |
Alter Bridge | Come To Life |
Billy Idol | White Wedding (Part 1) |
Blink-182 | First Date |
The Clash | Safe European Home |
Deep Purple | Space Truckin' |
Foo Fighters | Best of You |
Foreigner | Double Vision |
Fountains of Wayne | Stacy's Mom |
Jimmy Eat World | Pain |
Judas Priest | Painkiller |
Killswitch Engage | The End of Heartache |
Lenny Kravitz | Rock and Roll is Dead |
Queen | I Want It All |
Queens of the Stone Age | Sick, Sick, Sick |
Tenacious D | Master Exploder |
The Offspring | Pretty Fly (For A White Guy) |
Third Eye Blind | Semi-Charmed Life |
Weezer | Dope Nose |
Yellowcard | The Takedown |
Ich als Fan des Gitarristen Eddie van Halen freute mich natürlich sehr über das Spiel. Die Riffs machen super viel Spaß und die Songs hat sicher jeder mal irgendwo gehört. Auch die Präsentation ist stimmig und begeistert mit Rockstar-Feeling pur. Die Bandmitglieder verhalten sich natürlich und interagieren miteinander. Da schaut man fast lieber zu anstatt selbst zu spielen. Leider wurde das beliebte Party Play Feature aus Guitar Hero 5 gestrichen, sowie das RockFest im Multiplayer-Modus und sämtliche Bonus-Inhalte, die man aus den Metallica und Aerosmith Ablegern der Guitar Hero Serie kennt. Das motiviert nicht gerade zum weiter spielen. Mit nur 47 Songs, von denen gerade mal 28 von Van Halen sind, verdient das Spiel auch kein Fleißkärtchen. Der fehlende DLC-Support, sowie die Tatsache, dass man die Van Halen Songs nicht wie üblich mit einem älteren Guitar Hero Ableger spielen kann, setzt dem Ganzen noch die Krone auf. So wirkt das sonst spaßige Gameplay eher wie eine fiese Abzocke. Van Halen Fans werden mit dem neusten Guitar Hero trotzdem ihren Spaß haben, alle anderen sollten besser warten, bis dieses "Songpaket" billiger geworden ist.