Die Überraschung war groß, als SEGA 2007 den Nachfolger zu ihrer Yakuza Saga für die PS3 ankündigte und verlauten ließ, dass das neue Abenteuer um Kiryu Kazuma im feudalen Japan spielen würde. Verwirrung kam auf, als bekannt wurde, dass Ryu ga Gotoku Kenzan! nur ein Spin-off der Serie sein sollte und das richtige Ruy ga Gotoku 3 (hierzulande Yakuza 3) noch auf sich warten ließ. Und da der richtige Nachfolger bei uns in Europa nun in den Startlöchern steht, haben wir uns mal das Japan-Only Spin-off angeschaut und verraten euch, ob sich Kazumas Ausflug auch für Nicht-Japaner lohnt.
Wir schreiben das Jahr 1605. Die Schlacht von Sekigahara ist geschlagen und Ieyasu Tokugawa ist neuer Shogun Japans. Die Schlacht hat aber nicht nur Sieger hervorgebracht. Der Samurai Miyamoto Musashi kann davon ein Liedchen singen. Viele geliebte Menschen hat er im Krieg verloren und dadurch sein Schwert an den Nagel gehängt. In Kyoto lebt er unter dem Namen Kiryu Kazumanosuke in den Tag hinein und verdient sich als Bodyguard und Geldeintreiber diverser Bordelbesitzer. Doch eines Tages erscheint ein Mädchen in der Stadt und verlangt mit Kiryu zu sprechen. Sie stellt sich als Haruka vor und möchte, dass Kiryu den Mörder ihrer Eltern findet. Zuerst ist Kazumanosuke nicht interessiert und will seinen Tagträumen frönen. Als Haruka ihm aber ein gewisses Kurzschwert zeigt, klingeln bei Kiryu die Glocken. Er fragt das Mädchen, ob sie den Namen des Mörders kennt und sie antwortet verbissen: Miyamoto Musashi. Kiryu akzeptiert zwar den Auftrag, verschweigt Haruka aber, dass er der besagte Miyamoto Musashi ist. Auch der Spieler ist erst einmal verwirrt und wird im Nachhinein aufgeklärt. Das Spiel teilt sich nämlich in zwei Zeitstränge. Fast die ganze erste Hälfte spielt ihr die letzten fünf Jahre im Leben von Musashi nach und erfahrt, was mit ihm bei der Schlacht von Sekigahara passiert ist und wie er unter einem falschen Namen in Kyoto gelandet ist. Erst wenn ihr das fünfte der insgesamt zwölf Kapitel beendet, springt die Story wieder in die Gegenwart und ihr versucht, den Mord an Harukas Eltern aufzuklären. Denn eins ist Kiryu glasklar: Er hat die Eltern des Mädchens nicht umgebracht. Aber wer war es dann?
Soviel zu der Geschichte von Ryu ga Gotoku Kenzan!. Mehr möchte ich auch nicht verraten, da das Spiel eindeutig von der grandiosen Story lebt und durch die geniale Erzählweise punktet. Bis zum Ende verstrickt ihr euch in gefährliche Abenteuer um Freundschaft, Ehre und Verrat. Wie in den beiden Yakuza Spielen der letzten Konsolengeneration ist die Story das Beste am ganzen Spiel. Doch auch das Gameplay orientiert sich an den Vorgängern. Ihr steuert Kiryu durch ein abwechslungsreiches Setting des feudalen Japan. Zwar spielt alles in Kyoto, aber vor allem in der ersten Spielhälfte seid ihr in vielen anderen Orten unterwegs. So durchquert ihr weite Reisfelder, steile Klippen und dichte Wälder, bevor ihr die besiedelte Stadt erreicht. Auch werdet ihr diverse Areale besuchen, die in Kyotos Umgebung liegen und durch Tore erreichbar sind. Wer Yakuza oder Yakuza 2 auf der PlayStation 2 gespielt hat, wird sich im Spin-off recht schnell zurecht finden. Doch will ich hier eine Warnung aussprechen: Das Spiel ist leider nur in Japan erschienen und daher auch komplett auf japanisch. Wer also mit dem Gedanken spielt, es sich zum importieren, sollte fließend japanisch sprechen können oder gutes Englisch beherrschen, um ein englisches Walkthrough zu Hilfe zu nehmen. Anders lässt sich das Spiel nämlich nicht bewältigen.
Im Prinzip gestaltet sich der Spielablauf recht simpel. Ihr lauft von Punkt A nach Punkt B und genießt dazwischen die sehr gut in Szene gesetzten Zwischensequenzen. Das gilt zumindest für die, die Ryu ga Gotoku Kenzan! der Story wegen spielen wollen. Alle anderen werden sehr viel mehr finden, was man abseits der ganzen Intrigen in Kyoto erleben kann. Denn das Yakuza Spin-off ist durch und durch ein Rollenspiel und den RPG Aspekt hat man bei SEGA diesmal auch richtig schön ausgebaut.
Deutlich wird es vor allem im Kampf. Sehr oft werdet ihr nämlich von Samurai belästigt, die euch an den Kragen wollen. Hat man sich in den Vorgängern noch mit bloßen Händen und dem Einsatz möglicher Items verteidigt, zückt man hier per Knopfdruck das Schwert. Insgesamt stehen euch vier Varianten zur Verfügung, wie ihr die Kämpfe bestehen wollt. Ihr könnt es mit bloßen Händen probieren, das Katana ziehen, mit dem Wakizashi (Kurzschwert) kämpfen oder die beiden Schwerter im Doppel ziehen. Den Kampf mit beiden Schwertern beherrscht nur Kiryu Kazumanosuke, bzw. Miyamoto Musashi. Hier möchte ich noch erwähnen, dass der Hauptcharakter im Spiel auf der reellen Person des Miyamoto Musashi beruht, ebenso wie einige andere Schlüsselpersonen des Samurai Abenteuers. Werdet ihr also zum Kampf herausgefordert, müsst ihr euch gegen mehrere Feinde gleichzeitig beweisen. Per Knofpdruck schwingt ihr eure Schwerter und blockt feindliche Angriffe. Im Laufe des Spiels könnt ihr mehrere Special Moves lernen, die ihr im Kampf einsetzen könnt. Aber auch neue Waffen wollen gefunden oder geschmiedet werden. Die Schwerter können sogar mit Items modifiziert werden. So könnt ihr z. B. einen scharfen Draht um eure Klinge legen, welche im Kampf dann noch mehr Schaden anrichtet. Ihr werdet auch jeden Fall öfters im Equip-Menü unterwegs sein, als es noch bei den PS2 Titeln der Fall war. Auch sammelt Kiryu fleißig Erfahrungspunkte, die ihr dann auf seine Attribute verteilen könnt.
Um Level zu steigen und in Form zu bleiben bieten sich Sidequests an, die von euch gemeistert werden wollen und als Belohnung mit wertvollen Erfahrungspunkten locken. Und Sidequests gibt es in Ryu ga Gotoku Kenzan! genug. Meist können gewisse Nebenaufgaben nur zu einer bestimmten Tageszeit gestartet werden, sodass ihr immer auf der Hut sein müsst. Wenn ihr einfach die Stadt unsicher macht und den zahlreichen Beschätigungen nachgeht, wie z. B. Shogi spielen oder diverse Würfelspiele, kann es passieren, dass ihr angesprochen werdet und eine Sidequest starten könnt. Ab einem bestimmten Zeitpunkt wird euch das schwarze Brett zugänglich gemacht. Geschieht dies, könnt ihr Kopfgeldaufträge annehmen. Als Belohnung winken auch hier Erfahrungspunkte und wertvolles Geld. Ihr seht also, auch wenn man nicht gerade den Hauptaufgaben nachjagt, gibt es Unmengen zu tun in Kyoto. Wegen der Sprachbarriere muss man im Hinblick auf die vielen Sidequests oft in des FAQ gucken, da man sonst Gefahr läuft, das Trigger-Event übersehen und in der Story voranschreitet.
Letztendlich seid ihr gute 20 Stunden mit dem Action-RPG beschäftigt und genießt jede Minute davon, weil es einfach Spaß macht. Aber leider ist kein Spiel perfekt und so muss sich auch Ryu ga Gotoku Kenzan! etwas Kritik gefallen lassen. Im Gesamten haben mich nur zwei Dinge an dem Samurai Rollenspiel gestört. Zum einen wäre da die Kamera, die öfters mal fehl am Platz ist. So kann es passieren, dass sie euch in Kämpfen den Blick auf eure Gegner versperrt und ihr so ins Leere schlagt. Zwar kann man sie nachjustieren, aber in dem ganzen Kampfgetümmel ist es eher lästig. Zum anderen wäre da der Schwierigkeitsgrad, der euch in den Kämpf fast den Controller aus der Hand werfen lässt. Das Spiel ist nicht sonderlich schwer, solange ihr nur gegen einige Gegner gleichzeitig kämpft und euch im Vorfeld gut aufgelevelt habt. Aber es kann vorkommen, dass ihr euch einer ganzen Übermacht gegenüber seht und diese dann auch noch alle gleichzeitig auf euch einschlagen. Zudem könnt ihr nach besonders starken Schlägen auch mal zu Boden gehen und sobald ihr euch wieder aufrappelt, kriegt ihr wieder einen solchen Schlag ab, da kommt der Frust von ganz allein. ;)
Kommen wir nun zur technischen Seite des Action-Rollenspiels. Ryu ga Gotoku Kenzan! ist dabei ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite werdet ihr mit sehr guten und detaillierten Charaktermodellen belohnt, auf der anderen Seite springen euch aber auch verwaschene und unscharfe Texturen ins Auge. Zum Glück überwiegen aber die positiven Aspekte deutlich. Kyoto ist toll umgesetzt worden und vor allem das Freudenviertel glänzt mit superber Architektur, regem Treiben auf den Straßen und einer dichten Atmosphäre. Viele der Außenareale, wie das Reisfeld oder steile Berghänge überzeugen auch auf ganzer Linie und lassen euch über die etwas unglücklichen Texturen hinweg sehen. Beim Sound gibt es dagegen nichts zu bemängeln. Der Soundtrack ist atmosphärisch und passt zum altertümlichen Setting. Gelungen ist auch die lippensynchrone Sprachausgabe. Die Sprecher passen alle sehr gut zu den Charakteren und unterstreichen das fulminante Samurai Flair.
Andrej meint:
Mir hat Ryu ga Gotoku Kenzan! sehr viel Spaß gemacht. Als Fan der Yakuza Franchise war es für mich eine willkommene Abwechslung Kiryu, Haruka, Majima und den Kage im Kimono zu sehen und durch das feudale Japan zu begleiten. Das Setting passt wie die Faus auf's Auge und tut der Franchise keinen Abbruch. Natürlich kriegt man hier wiederum eine fulminante Story serviert, die wenige andere Spiele bieten. Leider hat sich Sega gegen eine Lokalisierung entschieden und so muss man zu einem englischen Walktrough greifen, wenn man des Japanischen nicht mächtig ist. Für mich ist das Samurai RPG jedenfalls ein klares Must-Have für PS3 Besitzer.
Ärgert mich bis heute, dass sie das nicht im Westen raugebracht haben.
von CD-i:
Ich zock es grad mit Walkthrough und es ist schon sehr geil gemacht. Dank Walkthrough bekomm ich grob die Stoy mit und das Setting is klasse. Eine willkommene Abwechslung zum immer gleichen Kamurocho ...
von Pestilence:
Vielen Dank für das Schaubild, das zeigt ja doch recht deutlich wie der Aufbau in einer Familie ist. Aniki haben sie ins englische tatsächlich mit Aniki übersetzt, während anesan nicht vorkommt. Der Boss aller Familien ist auch wirklich der Chairman, während die Oyabuns in Gegenwart des...
Mir hat Ryu ga Gotoku Kenzan! sehr viel Spaß gemacht. Als Fan der Yakuza Franchise war es für mich eine willkommene Abwechslung Kiryu, Haruka, Majima und den Kage im Kimono zu sehen und durch das feudale Japan zu begleiten. Das Setting passt wie die Faus auf's Auge und tut der Franchise keinen Abbruch. Natürlich kriegt man hier wiederum eine fulminante Story serviert, die wenige andere Spiele bieten. Leider hat sich Sega gegen eine Lokalisierung entschieden und so muss man zu einem englischen Walktrough greifen, wenn man des Japanischen nicht mächtig ist. Für mich ist das Samurai RPG jedenfalls ein klares Must-Have für PS3 Besitzer.