Jeder, der schon mit Everybody’s Golf den Schläger geschwungen hat, weiß, was ihn erwartet. Eine kunterbunte, leicht übertriebene Fun-Sportart mit jeder Menge knuddeliger Anime-Figuren. So wird man vergebens nach internationalen Größen des Tennis-Sports suchen und keine Original-Tennisplätze mit Ballabdrücken bedecken können. Stattdessen spielt man im Story-Mode wahlweise vorerst mit Hugo oder Emily im Happy Tennis Club. Deren große Aufgabe ist es andere Leute mit Tennis wieder glücklich zu machen und neue Mitglieder für den Club zu finden. Keine leichte Aufgabe, so muss um die ganze Welt gereist und viele Herausforderungen bestritten werden. Angefangen im Nakagawa Tennis-Club bis hin zu Sport-Unis und sogar Filmsets. Wie auch bei den mobilen Ablegern von Mario Tennis ist die Story eher eine nette Dreingabe und sorgt nur dafür neue Plätze und Charaktere freizuschalten, die dann für schnelle Tennis-Spiele und Multiplayer-Runden zur Verfügung stehen.
Die Tennisspiele laufen dabei serientypisch getreu dem Motto „leicht zu erlernen, schwer zu meistern“ herrlich chaotisch ab. Dem Spieler werden nach und nach verschiedene Schläge und Taktiken näher gebracht, wie Volleys, Lobs, Überkopf-Schläge und Slices. Die Schwierigkeitsgrad ist zu Anfang angenehm niedrig, so dass man die Möglichkeit hat seinen eigenen Stil zu finden. Dabei ist auch wichtig, welcher Charakter gewählt wird, da jeder andere Vorlieben und Fähigkeiten besitzt. Grundlinien-Spieler haben beispielsweise mehr Kraft als Netzspieler. Auch der Ball muss richtig getroffen werden. Schlägt man zu früh, driftet die Filzkugel nach links ab, wird allerdings zu spät getroffen, fliegt der Ball zu weit nach rechts. Auch komplette Fehlschläge sind möglich, sowie das Abschießen des Spielers. Es dauert eine kurze Weile, bis man den Ball punktgenau spielen kann, dafür wird man aber mit einem kraftvollen und schnellen Schlag belohnt. Dabei ist selbstverständlich auch wichtig, wie der Spieler zum Ball steht. Rechtshänder schlagen natürlich kontrollierter und fester mit der Vorhand, was einem gegebenenfalls zum Umlaufen des Balles zwingt. Doch Obacht! Wer während des Schlagens am Rennen ist, verzieht den Ball! Ein fester Stand ist notwendig, um den Ball perfekt zurück zu spielen. Zuviel zu beachten? Quatsch! Wie bereits erwähnt wird der Spieler nach und nach in das Gameplay eingeführt, so dass nach wenigen Runden das System verinnerlicht ist. Zudem helfen verschiedene Anzeigen den Ball im perfekten Timing zu schlagen.
Man mag es dem Spiel zwar nicht ansehen, doch Everybody’s Tennis sticht mit seinem hohen Realismus in Sachen Physik aus der Arcade-Schublade heraus. Dazu gehört nicht nur das perfekte Treffen des Balles dazu, sondern auch die Auswirkung des Schlages. Kurze Stopper fallen gezielt auf einen Punkt hinab und Netzroller bringen den Spieler ins schwitzen. Natürlich verhält sich der Filzball auch anders, je nachdem, auf was für einen Untergrund gespielt wird. Auf Hartboden springt der Ball deutlich höher und schneller als auf einer Grünfläche. Darauf muss sich der Spieler einstellen und demnach sein Schlag-Timing optimieren. Auch muss man auf die Ausdauer des Spielers achten, die am unteren Bildschirmrand durch einen Balken angezeigt wird. Lässt man den Charakter zuviel laufen, geht ihm schon bald die Puste aus. Hier hilft es eine kurze Zeit gemütlich dem Gegner an der Grundlinie den Ball zuzuspielen, um neue Kraft zu schöpfen.
Es lohnt sich Everybody’s Tennis mit dem Story-Mode zu beginnen, denn dort werden, wie bereits angesprochen, alle Charaktere und Schauplätze freigeschaltet, die fortan auch im „schnellen Spiel“ verwendet werden können. Freunde von freischaltbaren Boni werden hier mit insgesamt 15 Charakteren, 14 Ortschaften und über 450 Kleidungsstücken viel zu tun haben. Eingesetzt werden diese im mit drei Schwierigkeitsgraden bespicktem freiem Spiel, sowie im Ad-Hoc Multiplayer mit bis zu vier Freunden. Auf einen Online-Modus wurde leider verzichtet, würde dieser sich doch perfekt für solch ein Spiel eignen. Als kleinen Trost besitzt das Spiel die Game-Sharing Funktion, mit der ihr euren Freunden eine Probe-Version auf ihre PSP senden könnt.
Technisch glänzt Everybody’s Tennis mit knallbunter, immer flüssiger Grafik und viel Liebe zum Detail. Das ist nicht nur an den vielen optisch sehr verschiedenen Tennisplätzen mit beispielsweise asiatischen Flair oder auch im Barockstil zu sehen, sondern vor allem daran, was im Hintergrund noch so vor sich geht. So lassen sich Passanten abschießen, die gerade einen Mini-Helikopter steuern, welcher daraufhin in einer kleinen Explosion zu Bruch geht, oder auch Kameras zerschießen. Die weit im Hintergrund stehenden Zuschauer sehen zwar aus wie Pappaufsteller, doch das Drumherum passt einfach wie die Faust aufs Auge in den bekannten Knuddel-Look der Serie. Das äußert sich auch durch kitschig-peinliche Dialoge und Aktionen der Spielfiguren, sowie natürlich die gesamte Story, wenn man sie so nennen mag. Auch der Sound passt perfekt ins Spielgeschehen und bietet, je nach Ortschaft, einen anderen Song. Kleinigkeiten wie das Quietschen der Schuhe auf dem Tennisplatz, setzen dem Ganzen noch die Krone auf. Sogar ein wenig englische Sprachausgabe ist vorhanden, wenn die Charaktere mit kurzen Sprüchen über Glück und Unmut während der Matches das Spiel kommentieren. Technisch ist das Spiel zwar kein grafischer Oberhammer wie God of War, doch der einfache Grafikstil mit vielen kleinen Effekten, die die Serie so berühmt gemacht haben, sprüht auch im Tennis Spin-Off nur so vor Charme. Einzig zu bemängeln sind die häufigen Ladezeiten, doch nach einer ca. 450 MB großen optionalen Installation hat sich das Problem schon erledigt.
Genau so etwas habe ich für den Sommer gebraucht. Kurzweilig, schick anzusehen und unkompliziert. In der Sommerhitze hat man eh keine Lust stundenlang vor Videospielen zu sitzen. Da kommt Everybody's Tennis genau richtig. Schnell gelernt hat der Spieler schon in kürzester Zeit die ersten Erfolge und kann fortan nicht mehr aufhören die Story weiter zu verfolgen und die über 450 Kleidungsstücke freizuspielen. Dabei unterfordert das Spiel zu keinem Zeitpunkt, sondern bringt mit jeder der 14 Locations eine kleine Erweiterung der Spielmechanik. Positiv hervorzuheben ist auch die kurze Spielzeit der einzelnen Matches, so dass zu jeder Zeit eine kurze Runde gespielt werden kann. Mit dem Grafikstil muss man sich natürlich anfreunden, denn dieser ist schon arg kitschig und kunterbunt. Wer damit nichts anfangen kann, sollte lieber zu Virtua Tennis greifen. Alle anderen können sich auf ein herrlich verrücktes Tennisspiel mit viel Inhalt und Suchtfaktor freuen. Einziger Wehrmutstropfen: Der fehlende Online-Modus. Schade! Das wäre der letzte Schliff gewesen.