EA Sports Active 2 im Test

Xbox 360
EA Sports Active war ein echter Überraschungshit und hat gezeigt, dass es durchaus einen Markt für Fitnessprogramme gibt, die seriöser daherkommen als Wii Fit. Darum ist der zweite Teil der Serie jetzt nicht nur für Nintendos Flaggschiff sondern für alle stationären Konsolen erschienen. Besonders gespannt dürfen sportbegeisterte Xbox 360 Besitzer sein, denn dank Kinect soll EA Sports Active 2 die Bemühungen zur körperlichen Ertüchtigung besser unterstützen, als es der Vorgänger jemals vermochte.
Die Macher haben sich wirklich angestrengt, um das neue Fitnessprogramm an die Fähigkeiten der unterschiedlichen Konsolen anzupassen. So werden die Versionen für PS3 und Wii beispielsweise mit zusätzlichen Bewegungssensoren, die mit Klettverschluss an Armen und Beinen befestigt werden, ausgeliefert. Auch Nintendos Balance Board wird erneut unterstützt. Besitzer einer Xbox 360 finden etwas weniger Zubehör in der Pappschachtel, denn dank Kinect kann auf diversen Schnickschnack großzügig verzichtet werden. Warum die Fassung für Microsofts System mindestens genau so viel und teilweise sogar 10 Euro mehr kostet, als die Produkte für die Konsolen der Konkurrenz ist gänzlich unerforscht. Neben dem altbekannten Flexband, das für eine Reihe der Kraftübungen verwendet wird, ist im Lieferumfang diesmal auch ein Pulsmessgerät enthalten, das ständig Daten an die Xbox sendet. Das Zubehör erfüllt seine Aufgabe sehr gut. Die aktuelle Pulsfrequenz wird immer eingeblendet und während der Übungen ist jederzeit klar zu erkennen, ob der Körper über- oder eventuell unterfordert ist. Der mit zwei AA-Batterien betriebene Kasten macht einen robusten Eindruck und sitzt dank verstellbarem Gurt sowohl fest als auch bequem am Unterarm. Obwohl es sicherlich möglich gewesen wäre, den elektronischen Körperfunktionswächter etwas weniger klobig zu gestalten, stört er bei den Übungen nicht.

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EA Sports Active 2 ist kein Game im eigentlichen Sinne sondern eher ein Werkzeug, das dazu dienen soll das Training außerhalb eines Fitnessstudios zu optimieren. Obwohl es einige spielerische Sequenzen gibt, besteht ein Großteil des Angebotes aus ernsthaften Übungen. Selbst Herausforderungen wie Mountainbiking oder Reaktionstests bei denen das Ausweichen im Vordergrund steht, sind lediglich körperlich anstrengend, aber keinesfalls interessant für Highscorejäger. Wer sich dieser Tatsache bewusst ist, kann mit dem sehr umfangreichen Programm viel für das körperliche Wohlbefinden tun.

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Über 70 unterschiedliche Übungen und bewegungsintensive Mini-Games schlummern auf der Disc. Damit wurde der Umfang im Vergleich zum ersten Teil zwar mehr als verdoppelt, aber das fällt während des Workouts nicht so stark auf wie eventuell vermutet. Die Flexband- oder Aerobic-Übungen fühlen sich einfach immer ähnlich an, auch wenn sie auf unterschiedliche Art und Weise präsentiert werden. Es ist offensichtlich, dass eine Reihe von Fitnessexperten an der Entwicklung beteiligt waren. Die Steigerung der Ausdauer, der Aufbau von Muskeln, der Verlust von ein paar überflüssigen Kilos oder die Verbesserung der Beweglichkeit sind nur einige der Ziele, die bei regelmäßiger Nutzung erreicht werden können. Dabei bieten die drei verfügbaren Schwierigkeitsgrade Einstiegsmöglichkeiten für Menschen mit ganz unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen.

Die größte Neuerung ist natürlich der Kinect-Support... Dieser Gedanke liegt jedenfalls nah. Doch ehrlich gesagt hat die Einbindung der neuen Hardware kaum nennenswerte Auswirkungen auf das Gameplay beziehungsweise die Workouts. Alles funktioniert gut, aber das tut es auch auf den Konsolen der Konkurrenz, die ohne Kamera-Sensor-Mikrofon-High-Tech-Dingsbums auskommen. Die Bewegungen werden von Microsofts Zusatzgerät gut erfasst, was aber auch kein großes Kunststück ist, da das Heben der Hände oder das Auf- und Abspringen keine sonderlich komplexen Aktivitäten sind. Nur bei sehr wenigen Übungen, wie beispielsweise dem Kardio-Boxen erscheint die Verwendung von Kinect tatsächlich sinnvoll. Bei Dehn- und Auflockerungsübungen wird völlig auf den Einsatz der neuen Technologie verzichtet. In diesen Phasen ist die Konsole allein auf den guten Willen und die Ehrlichkeit des Zockers angewiesen. Dass EA unnötigerweise auf den Kinect-Zug aufgesprungen ist, bedeutet nicht, dass es sich bei EA Sports Active 2 um ein schlechtes Produkt handelt. Genau wie die anderen Fassungen schafft es auch die Xbox-Variante jedem Nutzer die Schweißperlen auf die Stirn zu treiben. Spätestens am Morgen nach einer ausgiebigen Trainingseinheit wird klar, dass der Körper tatsächlich gefordert wurde. Muskelkater ahoi!

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Es sind die vielfältigen Einstellungsmöglichkeiten, die EA Sports Active 2 besonders lohnenswert machen. Wer möchte, kann sich ein eigenes Training zusammenstellen, aus vorgefertigten Workouts unterschiedlicher Länge und Intensität wählen oder sogar an einem mehrwöchigen Fitnessprogramm mit klar definierten Zielen teilnehmen. Eine Reihe von Statistiken wird erfasst und ausgewertet und wenn etwas mehr Zeit investiert wird, um diverse Fragebogen auszufüllen, können auch Essensgewohnheiten, zusätzliche körperliche Aktivitäten und Gewichtsschwankungen erfasst werden. Wenn schon ein paar Kurzhanteln vorhanden sind, können diese Werkzeuge im Menü als Ersatz für das Flexband angegeben werden. Zweifellos eine gute Idee, wobei es nett gewesen wäre noch mehr Equipment nutzen zu können. Was spricht dagegen einen Stepper oder ein Trainingsfahrrad einzubinden? Richtig, eigentlich nichts! Neu ist die Option, die gesamten Ergebnisse ins Internet zu übertragen, wo sie auf einer Webseite noch umfangreicher präsentiert werden. Obwohl das eine nette Idee ist, bleibt die Frage, ob das nicht auch ohne PC und den komplizierten zusätzlichen Anmeldeprozess möglich gewesen wäre.

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Trainingsmotivation entsteht durch Vergleiche mit anderen Menschen. Glücklicherweise lässt sich dieser positive Effekt bei EA Sports Active 2 auf drei unterschiedlichen Wegen nutzen. Selbstverständlich können die vor dem Fernseher mit unterschiedlichen Profilen erbrachten Leistungen jederzeit verglichen werden. Etwas spaßiger ist aber die direkte Variante. Zwei Personen dürfen sich gleichzeitig verausgaben, wenn ausreichend Platz vorhanden ist. Wenn auch ein paar Freunde das Spiel gekauft haben, ist es möglich, auf einer Webseite eine Trainingsgruppe einzurichten. Obwohl die Community-Features sicherlich nicht von der breiten Masse genutzt werden, ist es schön zu wissen, dass es sie gibt.

Neben Fitnessexperten hätten auch ein paar Videospielmenüexperten engagiert werden sollen, denn die Navigation durch die Optionen ist eine absolute Zumutung. So wie bei vielen anderen frühen Kinect-Titeln wird auch hier die Hand als Mausersatz genutzt, um einen Cursor über den Bildschirm zu bewegen. Soll eine Auswahl bestätigt werden, ist das nur möglich, indem das Objekt auf dem Bildschirm anvisiert und dann mehrere Sekunden lang virtuell berührt wird. Damit das nicht zu einfach ist, hat EA die Symbole auf dem Bildschirm extrem klein gemacht und außerdem dafür gesorgt, dass manche Änderungen in den Einstellungen doppelt bestätigt werden müssen. Spätesten wenn zum dritten Mal die Hand in letzter Sekunde leicht gezittert hat und das falsche Untermenü geöffnet wurde, greifen auch masochistisch veranlagte Xbox-Besitzer zum guten alten Controller, der glücklicherweise ebenfalls unterstützt wird. Wenn das System auf englische Sprache umgestellt wird, können auch Befehle mit der Stimme gegeben werden, aber Knöpfe erweisen sich auch in diesem Vergleich als die bessere Lösung.

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Das zweite vermeidbare Problem ist die immer wieder geforderte Identitätsbestätigung. In schöner Regelmäßigkeit kann Kinect den Menschen vor der Kamera nicht richtig erkennen. Dieses Problem tritt besonders häufig auf, wenn Übungen am Boden anstehen. Es wäre eigentlich logisch anzunehmen, dass niemand mitten im Workout verschwindet und einen Vertreter schickt. Das fehlerhafte Zusammenspiel zwischen Hard- und Software könnte also elegant verschwiegen werden. Stattdessen wird das Manko bei EA Sports Active 2 regelrecht zelebriert.

Ein kurzer Blick reicht aus, um zu erkennen, dass die Grafik qualitativ deutlich unter Xbox 360-Standard bleibt. Selbst auf Wii gehört EA Sports Active 2 nicht zu den besonders ansehnlichen Games und bei der Version für Microsofts aktuelle Konsole handelt es sich lediglich um ein HD-Update mit ein paar minimalen Änderungen. Besonders die regulären Übungen werden ausschließlich vor sterilen Hintergründen präsentiert und die Animationen der Trainer sind eher zweckmäßig als beeindruckend. Etwas besser werden einige der anderen Disziplinen in Szene gesetzt, aber originelle technische Spielereien sind auch auf der Rennstrecke oder dem Fahrradparcours nicht zu finden. Ein wirklich großes Manko ist die grafische Darstellung allerdings nicht, denn bei einem Produkt dieser Art kommt es in erster Linie darauf an, das Geschehen auf dem Bildschirm gut nachvollziehen zu können. Dank der kurzen Videos vor jeder neuen Übung und der gut gewählten Perspektive, ist jederzeit klar, was zu tun ist.

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Es ist nicht nötig den Vorgänger noch mal aus dem Regal zu kramen, um festzustellen, dass der alte Soundtrack größtenteils recycled wurde. Die schnellen Instrumentalsongs mit Techno-Anleihen klingen sehr vertraut und geben erneut den Takt bei den Workouts vor. Das passt gut, aber die meisten Xbox 360 Besitzer werden sich dennoch dafür entscheiden, Songs aus der eigenen Sammlung auf der Festplatte als Untermalung laufen zu lassen. Die Trainer, die wahlweise männlich oder weiblich sein können, schaffen es ohne peinliche Sprüche oder Übertreibungen zum Weitermachen zu motivieren. Ein größerer Umfang an Voice-Samples hätte nicht geschadet, aber wenigstens werden bei den meisten Übungen hilfreiche Tipps zur korrekten Ausführung gegeben.

Tim meint:

Tim

Der zweite Teil der EA Sports Active-Reihe bietet ein paar interessante Neuerungen, hinterlässt aber aufgrund diverser verpasster Gelegenheiten gleichzeitig einen leicht unangenehmen Nachgeschmack. Trotz Kinect-Support und diversen Online-Gimmicks sind die Unterschiede zum Wii-exklusiven Vorgänger kaum bemerkbar. Obwohl nun mehr als doppelt so viele Übungen vorhanden sind, hat sich die Grundstruktur des Programms überhaupt nicht verändert und die grafischen Fähigkeiten der Hardware werden nicht ausreichend genutzt. Das alles bedeutet natürlich keinesfalls, dass Fitnessfreunde den Kauf bereuen werden, sondern lediglich, dass Besitzer von Teil 1 das Update nicht unbedingt brauchen. EA Sports Active 2 ist ein sehr gut durchdachtes Programm. Vom Anfänger bis zum fortgeschrittenen Wohnzimmersportler wird jedem ein passendes Workout geboten. Daran ändern auch die furchtbare Menüsteuerung und die nervigen Neuanmeldungen nichts. Your Shape: Fitness Evolved ist zweifellos innovativer, aber auch EAs virtuelle Trainer wissen, wie müde Zocker wieder munter gemacht werden können.

 

Positiv

  • effektive Workouts
  • das Pulsmessgerät funktioniert
  • neue Online-Funktionen

Negativ

  • ständige Neuanmeldungen
  • würde auch ohne Kinect funktionieren
  • Grafik auf (mittelmäßigem) Wii-Niveau
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EA Sports Active 2 Daten
Genre Funsport
Spieleranzahl 1-2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 18.11.2010
Vermarkter Electronic Arts
Wertung 7.1
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neXGam YouTube Channel
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