Leider kratzt das verkorkste Charakterdesign an der dichten Atmosphäre. Die Protagonisten könnten genauso gut einem nordkoreanischen Anime-Plagiat entsprungen sein. Yulie entpuppt sich als austauschbare 0815-Mangagöre, Leonard ist derart testosteronarm, dass selbst Justin Biber zu einem Chuck Norris mutiert. Obendrein ist euer virtuelles Alter Ego ein im Charaktereditor zusammengeschusterter Nobody, der sich an keinerlei Dialogen beteiligt und folgerichtig auch in keinen Cutscenes auftaucht. Manch einer wird sich hier an Jay und Silent Bob erinnert fühlen.
Ihr steuert eure zumeist dreiköpfige Party durch lineare Pfade, könnt jedoch via Weltkarte an bereits besuchte Orte zurückkehren, was forschen Abenteurer-Naturen gefallen wird. Trotz ihres modularen Aufbaus sind die Areale recht komplex und verwinkelt, die Freizügigkeit verschiedener West-RPGs wird jedoch zu keinem Zeitpunkt geboten. Zudem leiden eure Recken, die sich nicht selbst steuern lassen, unter einer KI auf Forrest Gump-Niveau. Hier wäre noch etwas Feintuning von Nöten gewesen.
Special Moves verbrauchen sogenannte Action-Chips, die sich im Laufe des Kampfes regenerieren. Besonderen Chips-Hunger hat auch der namensgebende gigantische Ritter, in den man sich verwandeln kann, um den Feind auf fulminante Art und Weise in die ewigen Jagdgründe zu schicken. Leider werden euch des Öfteren die immer gleichen Standard-Monster in unterschiedlichen Farbstrichen erneut aufgetischt. Hier bietet die Konkurrenz deutlich mehr Abwechslung.
Nach gewonnener Schlacht könnt ihr Kampfgefährten noch ins eigene Georama einladen. In diesem Modus bastelt ihr euch nach und nach eine eigene kleine Stadt; baut Häuser, pflanzt Vegetation an und bestellt Felder. Nach und nach siedeln sich NPCs an, die wertvolle Items verteilen oder Shops eröffnen. Ein spaßiges Gimmick, das der Langzeitmotivation ungemein zugute kommt! Sowohl die Zusatz-Quests, als auch das Georama lassen sich ebenso offline absolvieren.
Der Präsentation merkt man das Alter von White Knight Chronicles leider deutlich an. Die Geometrie der Protagonisten wirkt simpel, die Texturen matschig und hin und wiederholt kommt es zu Ruckeleinlagen. Zudem ploppen Widersacher und NPCs teilweise plötzlich ins Bild. Was der Titel an technischer Rafinesse vermissen lässt, macht er jedoch durch stilistisch sehr schön gestaltete Areale mit hoher Weitsicht wett. Außerdem sind ausgefuchste Grafikroutinen bei einem Rollenspiel zu vernachlässigen.
White Knight Chronicles im Test

Was lange währt wird endlich gut? Über ein Jahr brauchte White Knight Chronicles seit der Erstveröffentlichung in Japan, um teutonische Ufer zu erreichen. Im Gegenzug gibt‘s eine Menge neuer Features und zusätzlicher Inhalte.
Kai meint:
Positiv
- Umfangreicher Quest-Modus
- Spaßiger Stadtbau
Negativ
- Veraltete Engine
- Spielerisch nur durchschnittlich
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von Civilisation:
Kai hat sich als weißer Ritter aufs Ross geschwungen und White Knight Chronicles getestet. White Knight Chronicles Was lange währt wird endlich gut? Über ein Jahr brauchte White Knight Chronicles seit der Erstveröffentlichung in Japan, um teutonische Ufer zu erreichen. Im...
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von HitMissYeah:
108 Sterne schrieb: Ja, für ein Level-5-Spiel ist WKC wirklich schwach. Story, Kampfsystem und Grafik sind allesamt recht unausgegoren. Allein schon die Wahl der Angriffe über die ellenlangen Leisten ist irgendwie nicht wirklich optimal...
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von 108 Sterne:
Ja, für ein Level-5-Spiel ist WKC wirklich schwach. Story, Kampfsystem und Grafik sind allesamt recht unausgegoren. Allein schon die Wahl der Angriffe über die ellenlangen Leisten ist irgendwie nicht wirklich optimal fürs Pad geeignet. Und die Story ist alein deswegen enttäuschend, weil sie...
Machen wir uns nichts vor - das originale White Knight Chronicles war ein absolutes Durchschnitts-Rollenspiel ohne nennenswerte Höhepunkte. Umso beachtlicher, was Level 5 aus der dürftigen NTSC-Vorlage kitzelte! Zwar ist das Game noch immer kein perfektes RPG, doch machen allen voran die Online-Eskapaden und der umfangreiche Georama-Modus Laune. Auch der Story-Mode ist beileibe nicht missraten, bloß darf man kein Meisterwerk erwarten. Ausgehungerte J-RPG-Fans, die FF13 bereits durchspielten, dürfen ebenso einen Blick riskieren wie PSO-Veteranen.