Die Geschichte von Max Payne 3 ist unterhaltsam, actionreich und sehr gut inszeniert. Die ersten Kapitel spielt man mit vielen Fragezeichen über dem Kopf. Erst im späteren Spielverlauf setzt sich das Puzzle zusammen und man bekommt eine Handlung, wie man sie aus einem guten Actionfilm made by Hollywood kennt. Was mir hier fehlt, ist diese melancholische Film Noir Stimmung, die in den Vorgängern die finstere Atmosphäre schuf. Alles wird auf Action getrimmt. Die Hilflosigkeit des Hauptcharakters bleibt leider mehr als oft auf der Strecke, was vor allem Max Payne Fans sauer aufstoßen kann.
Glücklicherweise änderte Rockstar nichts am Gameplay, und das, obwohl die ursprünglichen Entwickler von Remedy gar nicht mehr an Bord waren. Ihr lauft in bekannter Third-Person Manier durch 14 Kapitel, schießt jeden um den Haufen, der euch Böses will und sammelt fleißig Painkiller, um euch am Leben zu erhalten. Zudem findet ihr in Max Payne 3 KEINEN selbstheilenden Protagonisten, wie in so vielen Spielen der heutigen Call of Duty Generation. Painkiller gehören zu Max Payne, wie die Pilze zu Mario. Ebenso ist natürlich das bekannte Bullet-Time System wieder mit an Bord. Per Knopfdruck verlangsamt ihr die Zeit und nehmt so Gegner geschickter aufs Korn. Gameplay-technisch bediente sich Rockstar hier des Mottos „Never change a winning team“. Diesmal hält man sich jedoch sehr oft in Deckung auf. Das Deckungs-System ist heutzutage ja in jedem Action Spiel ein Muss, wurde hier aber zum Gluck ordentlich umgesetzt. Nur, wenn mehrere Gegner aus verschiedenen Richtungen auf einen zukommen, kann es brenzlig werden.
Da es in Max Payne 3 heiß her geht, darf natürlich das Blut nicht fehlen. Mit einer USK 18 Freigabe ist das Spiel hier erschienen, obwohl ich mich frage, wie lange dies noch der Fall sein wird. Max geht nämlich nicht gerade zimperlich mit seinen Widersachern um. Der Gewaltgrad ist sehr hoch. Zwar können keine Körperteile abgetrennt werden, wenn ihr aber Zeuge werdet, wie ein Gegner im Zeitraffer regelrecht durchlöchert wird, ist das nichts für schwache Nerven.
Leider tut sich abseits dessen nicht sonderlich viel im Bereich der Abwechslung. Die Level laufen auf die gleiche Weise ab: Video anschauen, sich den Weg frei schießen, wieder eine Cut-Scene, und dann wieder Gegner. So läuft das Ganze gute 10 - 12 Stunden (je nach Schwierigkeitsgrad). Frischen Wind bekommt ihr nur optisch zu Gesicht, wenn sich Max ab einer bestimmten Stelle die Haare abrasiert. Aber keine Angst, ihr Max Payne Fans da draußen: Es ist alles plausibel und nachvollziehbar. ;-) Einen weiteren Kritikpunkt stellt die Linearität des Spiels dar. Max Payne 3 gibt euch einen festen Weg vor, von dem ihr nicht abweichen könnt. Natürlich war das schon in den Vorgängern so, aber in der heutigen Zeit hätte ich mir ein wenig mehr Freiraum gewünscht.
Solltet ihr nach dem Beenden der Story immer noch nicht genug bekommen haben, dann könnt ihr euch im Multiplayer mit bis zu 15 weiteren Spielern austoben. Obwohl ich dem Mehrspielermodus in einem Max Payne Spiel eher skeptisch gegenüber stand, ist dieser gut umgesetzt worden, inklusive des Bullet Time Effekts. Neben dem bekannten Deathmatch Modi stehen euch zwei einzigartige Spielvarianten zur Verfügung: Payne Killer und Gang Wars.
Im Ersteren startet ihr zunächst wie im obligatorischen Deathmatch. Sobald aber der erste Kill fällt, verwandeln sich zwei Spieler in Max und Passos. Derjenige, der einen der beiden über den Haufen schießt, nimmt dann ihr Aussehen an und so geht das Ganze weiter, bis niemand mehr da ist, um mit Kugeln vollgestopft zu werden. Gang Wars läuft da ganz anders ab. Hier handelt es sich um mehrere Spielvarianten, die nacheinander gespielt werden müssen. Teams müssen in verschiedenen Matches Aufgaben lösen. Mal müsst ihr einen bestimmten Bereich verteidigen, ein anderes Mal im Last Man Standing bestehen. Aber aufgepasst: Seid ihr der Spieler mit den meisten Kills, werdet ihr schnell von den anderen Teammitgliedern abgekapselt. Allein müsst ihr euch dann allen Spielern gegenübergestellt sehen. Außerhalb der Feuergefechte könnt ihr euch neue Waffen und Co. kaufen und so euren Kämpfer personalisieren. Hier bietet Max Payne 3 das gewohnte Bild neben anderen Genre Vertretern.
Die akustische Untermalung überzeugt auf ganzer Linie. Sehr gute englische Sprecher verleihen den Charakteren Persönlichkeit. Max‘ Monologe spiegeln seinen aussichtslose Situation gekonnt wider. Auch der Soundtrack gehört mit harten Beats zu den Stärken des Spiels und fängt das actionreiche Spielgeschehen gekonnt ein.
Max Payne 3 ist ein sehr guter Third-Person Shooter. Die Geschichte unterhält bis zum Schluss, die Charaktere wirken glaubwürdig und die Action ist erstklassig! Leider fehlt mir die beklemmende Film Noir Stimmung, die die Vorgänger so auszeichnete. Auch ist das Spiel sehr gradlinig ausgefallen. Alles in allem ist Max Paynes Höllentrip durch Sao Paolo ein guter Nachfolger, der heutzutage keine Bäume mehr ausreist, aber trotzdem überzeugt.