So unvermindert wie eine TV-Episode beginnt auch das SNES Abenteuer. Kein Intro, kein Startbildschirm, keine Optionen. Es geht direkt ins Spiel: Eine vulkanische Archäologin wird von Romulanern belästigt. Schnell kommandiert ihr die Enterprise zum Einsatzort. Die spitzohrigen Feinde mit Faible für Schulterpolster sind auch schon da. Ein Einsatzteam wird bestimmt, beamt herunter, packt den Phasor aus und legt die Romulaner auf Eis. Äh, Moment. War Star Trek TNG nicht über Diplomatie und so 'nen Kram? Würde Picard nicht erst mit den Romulanern verhandeln wollen?
Egal. Die Archäologin ist gerettet und es geht zum nächsten Einsatz. Hilfsgüter zu einem Planeten transportieren. Doch unterwegs stört ein havariertes Schiff die Routine. Also zum Transporterraum (ja, so läuft das in der SNES Version) und beamen. Per hakeliger Pad-Steuerung schupsen wir Data, Geordi & co. durch die Gänge des beschädigten Schiffes. Dort ist zwar die Innenbeleuchtung wegen Energiemangels ausgefallen, doch was ein Glück - die automatisierten Verteidigungsroboter funktionieren und replizieren sich unendlich, sobald ihr einen zerstört. Da freut sich das Spielerherz. Und irrational ist es auch. Man könnte meinen, die Designer des SNES Spiels hätten die Story zu Star Trek: Enterprise verbrochen...
Irgendwie schlägt man sich trotzdem durch den Adventure Part. Hier ein Item aufgesammelt, dort ein Item eingesetzt. Nebenbei nicht die Geduld mit den unfairen Gegnern verlieren. Schwups, da ist die Hauptenergie zurück. Und wir beamen zurück auf die Enterprise. Es erfreut das Trekkie-Herz schon, auf der virtuellen Brücke zu stehen und eine 360° Grad Drehung vollführen zu können. Nach dem faden Adventure Part ein Highlight.
Und es wird noch besser. Während des Fluges zu einer Raumbasis werden wir von einem romulanischen Warbird attackiert. Warum, wieso, weshalb? Wen interessiert's. Den Feind rufen? Warum denn? Der 16 Bit Picard mit der Aggressivität eines klingonischen Targ.
Immerhin sind die ersten Momente der Raumschlacht aufregend. Und sogar in 3D. Oder was man damals dafür hielt. Denn die Optionen sind begrenzt. Ihr fliegt stets in gleicher Höhe, könnt also nur horizontal ausweichen. Und nur Photonen-Torpedos und Phaser abfeuern. Kein Einsatz von Traktorstrahl, Shuttle oder Enterkommandos. Daher ist es anfänglich spannend, beim 2. & 3. Kampf schon Routine und später sogar richtig langweilig.
So wie überhaupt das ganze SNES Abenteuer von Picard & Mannschaft. Zum Glück dauert die Langeweile nicht allzu lange - nach 12 Missionen ist Schluss. Was schneller erreicht wäre, hätten die Programmierer auf unfaire Stellen verzichtet. Einige Revisionen der US-Fassung sollen übrigens einen Bug enthalten, der das erfolgreiche Beenden von Mission 9 verhindert. Mein PAL Modul kennt diesen Bug nicht, daher Vorsicht bei Import-Versionen.
Warum nur sind so viele Star Trek Spiele so mittelmäßig? Star Trek TNG auf dem SNES ist auch so ein Fall: öder Adventure Part, fade Raumschlachten. Das Quentchen Originalität ist schnell aufgebraucht, die Freude über die virtuelle Brücke der Enterprise rasch verflogen. Selbst mit großer Affinität für das Star Trek Universum hielt sich meine Euphorie für das unfaire Gameplay in Grenzen. Und die fehlende Speichermöglichkeit (stattdessen Paßwörter) macht das Modul kaum attraktiver.