
Das Game bietet alle Standartmodi, die man von einem typischen Beat’m’Up erwartet. Den normalen Einzelkampf, einen Missionsmodus, einen Überlebens- und einen Teamkampfmodus. Einzig etwas ungewöhnlich erscheint die Turnierfunktion, die es euch und bis zu drei Freunden ermöglicht, ein richtiges Turnier gegeneinander auszufechten. Wer weiter kommt und wer nicht entscheidet das Spiel, das Einzige, was ihr zu tun habt, ist eurem Gegner gehörig die Grütze aus der Rübe zu schlagen. Ansonsten erfindet Tao Feng das Rad nicht neu und bietet so kaum Unterschiede zu anderen Titeln seines Genres.
Das Kampfsystem überraschte allerdings in vielerlei Hinsicht. Mal positiv, mal negativ. Als positiv kann man eindeutig die so genannte Gliedmaßenverletzung bezeichnen. Solltet ihr euren Gegner zum Beispiel öfters auf den linken Arm treffen, so kann es passieren, dass dieser sich dort heftige Verletzungen zuzieht und seine Schläge mit dem linken Arm nur noch die Hälfte an Schaden anrichten. Auf diese Weise könnt ihr euren Gegner systematisch Schachmatt setzen.
Negativ aufgefallen ist mir, und das bringt Tao Feng die enttäuschende Bewertung, das absolut nicht konkurrenzfähige Kampfsystem. Gute Kombos wie bei Dead Or Alive 3 lassen sich nämlich fast nie ausführen und ein Kampf sieht bei weitem nicht so flüssig aus, wie damals bei Soul Calibur auf der Dreamcast. Da hätte ich mir wesentlich mehr Qualität seitens der Entwickler erhofft.

Umso verwunderlicher ist es, dass Tao Feng: Fist of the Lotus nicht dem Indizierungswahn deutscher Behörden zum Opfer fiel, sondern völlig ungekürzt in die Händlerregale kam. Wir freuen uns darüber, aber inwiefern der Inhalt des Spiels dadurch jugendgefährdend ist, sei jetzt dahin gestellt…
In puncto Langzeitmotivation konnte Tao Feng ebenfalls nicht im Ansatz unsere Erwartungen erfüllen. Insgesamt lassen sich nur zwei Dinge freischalten. Ja, ihr hört richtig. Nur einen weiteren Charakter und eine weitere Arena. Zu Beginn des Spiels stehen euch je zwölf Arenen und Kämpfer zur Verfügung. Multiplayermodi gibt es natürlich ebenso. So könnt ihr einmal im Einzelkampf gegen einen Freund antreten oder im Teamkampf zusammen die CPU-gesteuerten Gegner verdreschen. Aber auch hier ist der Spielspaß nur von kurzer Dauer. Denn spätestens nach einer Stunde legt man das Pad gelangweilt in die Ecke.
Der Frustfaktor des Spiels ist extrem hoch. Einerseits, weil es ein unheimlicher Krampf ist, ordentliche Kombos am Stück zu fabrizieren und andererseits, weil es nichts freizuschalten gibt. Auch der Multiplayermodus täuscht darüber nicht hinweg. Der Schwierigkeitsgrad der computergesteuerten Gegner ist ebenfalls nicht von schlechten Eltern. Während Stufe 2 von 6 bereits eine große Herausforderung bietet, macht die letzte Stufe das Spiel zur reinsten Tortur. Übrigens ist das Tao Feng speicherintensiv. Da das Game eure zehn besten Kämpfe abspeichert, um sie später als Replay wieder zu geben, verschlingt der Titel mehr als 2000 Blöcke eurer Xbox-Festplatte.

Der Sound befindet sich zwar nicht auf demselben hohen Niveau, wie die Grafik, reicht aber völlig aus, um uns zufrieden zu stellen. Befindet ihr euch zum Beispiel am Peer, so könnt ihr das Zwitschern der Möwen aus allen möglichen Richtungen wahrnehmen. Auch Hallgeräusche von großen Räumen klingen glasklar. Leider wurden die Sprachsamples in einer enormen Komprimierung abgespeichert, so dass hier und da öfters ein Kratzen zu vernehmen ist. Die deutsche Synchronisation ist allererste Garnitur und so manch anderer Titel für Microsofts schwarze Kiste, könnte sich ein Beispiel daran nehmen. Die Musikstücke auf der DVD gehen einem schnell auf die Nerven. In meiner Vorabversion hatte ich leider nicht die Möglichkeit, meine eigenen Musiktitel ins Spiel zu integrieren. Ich hoffe, dass sich das bis zur finalen Version noch ändert.
Die Buttonbelegung ist genretypisch. Wahlweise mit dem Steuerkreuz oder dem analogen Ministick steuert ihr euren Kämpfer, während ihr mit den vier Hauptbuttons verschiedene Tritt- bzw. Schlagkombos ausführen könnt. Leider ist die Steuerung nicht intuitiv, zumal ein Schlag wie der andere aussieht und man sich darauf konzentrieren muss, wie oft man jetzt auf welchen Knopf drückte.
Tao Feng: Fist of the Lotus ist kein schlechtes Beat em Up. Allerdings schafft der Titel es nicht, sich vom Mittelmaß abzusetzen. Mit der grandiosen Grafik und der frischen, neuen Idee mit den Gliedmaßenverletzungen hätte das Spiel von Studio Gigante ein echter Hit werden können. Leider machte man gravierende Fehler in puncto Schwierigkeitsgrad und Kampfsystem. Wer sich mit der gewöhnungsbedürftigen Steuerung und dem happigen Schwierigkeitsgrad zufriedengibt, und nur ein Game für zwischendurch sucht, der kann sich das Spiel holen. Alle anderen sollten den Titel lieber liegen lassen. Es gibt nämlich massig bessere Titel dieses Genres für die Xbox. Denn was bringt einem die schönste Grafik, wenn man nach zwei Stunden gelangweilt in der Ecke sitzt?