Szenenwechsel: Während Sonic ein Nickerchen hält, wird er vom weiblichen Djinn (ja, die aus den Flaschen) Shahra besucht, die den smarten Igel um Hilfe bittet. Schließlich versucht Erazor Djinn – ein machthungriger Bösewicht wie eh und je - alle Geschichten komplett aus dem Buch zu löschen. Und so ist Sonic, ehe er sich versieht, auch schon wieder in einem neuen Abenteuer gelandet und durchläuft hierbei 8 Welten mit jeweils mindestens 10 Missionen. Womit über einen Abend hinaus für Unterhaltung gesorgt sein sollte.
Wem an dieser Stelle ein »Und was ist mit Tails? Was ist mit Knuckles?« auf die gerunzelte Stirn gezeichnet ist, mag sich beruhigen: sowohl die beiden, als auch z.B. Amy tauchen in den Cut-Szenen des Abenteuers wiederholt als Gestalten aus den Geschichten (z.B. Tails als Ali Baba) auf. Allerdings haben sie weder Einfluss auf die Story, noch sind sie im Einzelspielermodus spielbar.
Danach geht es mit Vollgas in die unterschiedlichen Themen zugeordneten Welten, wobei sich die Aufgabenstellungen auf den ersten Blick erfreulich variieren. Gilt es beispielsweise anfänglich nur, möglichst zeitig und in einem Stück am Ziel einzutreffen, wollen später unterwegs noch 10 Gegner besiegt oder 99 Ringe eingesammelt werden. Hier wird etwas auf die Bremse getreten, denn nicht immer lohnt es sich, nur mit voller Wucht durch die Level zu rauschen. Nicht nur, weil in späteren Stages oft versteckte Gefahren lauern, sondern auch, weil euch sonst die Hälfte der Ringe und Gegner entgeht.
Dennoch hätte es ruhig etwas mehr Abwechslung sein dürfen. Denn die gleichen Stages nur noch mal auf der Suche nach Gegnern und goldschimmernden Ringen abzusuchen, ist letztlich doch ein bisschen zu viel Level-Recycling für meinen Geschmack. Auch wenn hier die Medaillen als Motivationsfaktor ins Spiel kommen, von denen je nach Leistung entweder Gold, Silber oder Bronze vergeben werden und sammelwütige Sonicfans, Items im Special Book freischalten lassen können.
Gespielt wird die interessante Mischung aus Racing und Jump‘n Run dabei ausschließlich mit der Wiimote, welche wie bei einem echten Rennspiel waagerecht gehalten wird. Mit Bewegungen nach links und rechts ändert Sonic auf den vorgegebenen Bahnen (ähnlich z.B. dem PSone Original Crash Bandicoot) entsprechend seine Position, während er mit einem Ruck nach vorn zum Dash ansetzt oder durch Anziehen des Wiimote nun sogar rückwärts laufen kann. Zugegeben, das ist zu Beginn nicht einfach und manch´ einem Fan des Igels mag dieser unverdaulich erscheinende Happen zunächst schwer im Magen liegen. Wer sich dennoch auf das innovative Konzept einlässt, wird die anfänglichen Sorgen bald schon vergessen und mit einem frischen Einfall belohnt werden.
Ebenfalls ihre Freude werden Fans von zünftigen Mehrspielerpartien haben. Wer nicht mehr auf Mario Party 8 (letzter Stand in Sachen Release ist der 30.07.2007) warten möchte, darf sich hier bereits mit bis zu vier Gamern in einem Partymode versuchen. Wobei zu Beginn allerdings nur ein kleiner Teil der liebevoll präsentierten Minispiele verfügbar ist. Nach alter Sitte des Business muss der Rest erstmal durch gute Leistungen im Singleplayer-Modus freigeschaltet werden, was auch für die Charaktere gilt, von denen anfänglich eben nur Sonic, Tails, Knuckles und Amy anwählbar sind. Im Prinzip verdient der Multiplayermodus im Mario Party Stil aufgrund seiner Komplexität (andere Firmen verkaufen sowas als eigenständiges Spiel!) ja schon fast ein eigenes Review, wir begnügen uns aber mit nackten Fakten: 40 Minispiele, vier Spielmodi und volle Unterstützung der Wiimote (Nunchuk wird nicht benötigt) dürften für sich sprechen. Vielleicht probiert es SEGA, motiviert von diesem erfolgreichen Versuch, ja doch noch mal mit einem (hoffentlich besseren) Sonic Shuffle Teil. Einen guten Schritt in diese Richtung hat man jedenfalls bereits getan.
Musikalisch trifft Sonic und die geheimen Ringe auf den Nahen Osten. Anders ausgedrückt - Rock meets Abdul Hassan Orchester. Arabische Melodien wechseln sich mit rockigen Themes ab, dennoch wirkt die gewagte Mischung nicht deplatziert. Die Sprachausgabe hingegen ist in glasklarem Englisch und der Kenner erfreut sich an Details wie dem »oh no« aus Sonic Adventure, sollte Sonic einmal Richtung Abgrund segeln. Doch damit nicht genug - für Fans japanischer Originale packte SEGA sogar noch die entsprechende Synchro mit auf die DVD, so dass in dieser Beziehung wirklich jeder Sonic-Fan wunschlos glücklich werden dürfte.
Auch nach über fünfzehn Jahren im Business, ungefähr drei Trillionen zugelegter Meilen und fünfzigtausend abgelaufenen roten Sportschuhen ist Sonic kein bisschen müde. Die einst gefeierte 3D-Freiheit eines Sonic Adventures ist zwar hinweg, im unterhaltsam-actionreichen Spielablauf von Sonic und die geheimen Ringe empfand ich dies allerdings keineswegs negativ. Wer die lieblosen Wii-Fassungen anderer Hersteller nicht mehr sehen kann (so wie ich) und ein gelungenes Sonic Spiel für Nintendo Wii sucht wird hier fündig.