Besonders seltsam ist, dass es kaum Möglichkeiten gibt, etwas falsch zu machen. Für einen Bericht über Kosmetik kann man beispielsweise die jeweilige Redakteurin komplett verunstalten und bekommt trotzdem die Höchstpunktzahl, da man alle verfügbaren Verschönerungsmaßnahmen anwendete. Es wirkt beinahe so, als hätten die Entwickler einen Charakter-Editor (wie man ihn in vielen Games findet) genommen, die diversen Funktionen in einer virtuellen Welt verteilt und das Ergebnis dann einfach Spiel genannt. Ewiges Hin- und Herlaufen zwischen Shops ist aber selbst für die jüngsten Zockerinnen nicht auf Dauer motivierend.
Glücklicherweise bietet Bratz – Rock Angelz noch ein Mindestmaß an anderen Aufgaben, die es vor einer vernichtenden Endwertung retten. Kleine Rennen mit Rollerskates, Suchaktionen oder Geschicklichkeitstests lockern den langweiligen Reporteralltag auf. Wer das zwölfte Lebensjahr vollendet hat und schon einen Controller in der Hand hatte, wird den Schwierigkeitsgrad dieser integrierten Spielchen nur belächeln. Für absolute Neulinge sind die Mini-Missionen allerdings interessant. Obwohl es sich beim Spiel im Grunde um ein Action-Adventure handelt, gibt es keinerlei erwähnenswerte Rätsel. Alles ist klar vorgegeben. Durch das Aufsuchen bestimmter Orte oder das Ansprechen computergesteuerter Figuren erhält man oft direkt einen neuen Auftrag oder zumindest einen Hinweis darauf, wie es weitergeht. Ist man dennoch ratlos, hilft es, die Steuerung eines der drei anderen Mädchen zu übernehmen, die teilweise eigene Artikel für das Magazin bearbeiten müssen.
Die akustische Untermalung besteht aus jeder Menge Pop- und Rock-Songs. Obwohl diese Lieder inhaltlich oft platt sind, ist die musikalische Qualität für einen Videospiel-Soundtrack genial. Auch die Sprecher machen ihre Sache nahezu perfekt. Ein großes Problem ist, dass die vielen Dialoge in Bratz – Rock Angels nicht auf Deutsch eingesprochen wurden. Wer der englischen Sprache nicht mächtig ist, muss also die Untertitel lesen. Bei Games, die sich an ältere Spieler richten, wäre das nicht tragisch, aber für junge Zockerinnen schränkt diese Sparmaßnahme bei der Lokalisierung den Spaß deutlich ein. Es wird viel gesprochen und oft werden die Sätze nur kurz eingeblendet, was einen Teil der Zielgruppe überfordern dürfte. Was die Soundeffekte angeht, hätte mehr getan werden müssen: Vereinzeltes Vogelgezwitscher und Schrittgeräusche sind auf die Dauer alles andere als interessant.
Bratz - Rock Angelz im Test


»Games for Girls« prangt es auf der Packung. Das speziell auf die weibliche Zockergemeinde ausgerichtete Spiel dreht sich rund um das einfältige Leben von vier US-Teenies, welches sich bisher um Zahnspangen und Daddys Kreditkarte drehte. Damit ist jetzt Schluss. Nachdem Jade aus ihrem Job als Zeitungsredakteurin gemobbt wurde, beschließt die Östrogen-Clique sich selbst im knallharten Zeitungsbusiness zu versuchen und dürfte damit eindeutig Vatis Dispo überziehen ...
Sebastian meint:
Götz meint:

Es ist nicht fair, dass dieses Game von mir beurteilt wird. Testosteron, ein Y-Chromosom und mindestens 15 Lebensjahre trennen mich von den Menschen, an die sich Bratz – Rock Angelz richtet. Es kann durchaus sein, dass der Inhalt des Spiels auf junge Zockerinnen faszinierend wirkt. Mir persönlich bringt es aber nur wenig Spaß, virtuelle Gesichter anzumalen und den spielbaren Figuren immer neue Kostüme anzuziehen. Ich halte mich allerdings für qualifiziert, wenn es um eine Einschätzung des Gameplays geht. Vor allem in diesem Bereich bekommt man nur sehr wenig geboten. Ewig werden gleiche Situationen wiederholt und im Prinzip gibt es keinerlei echte Herausforderungen. Auch die bemerkenswerte Auswahl an Musikstücken und die erstaunlich abwechslungsreiche Story können nichts daran ändern, dass es schnell langweilig wird, sich durch die bunte Welt zu bewegen. Wer gern mit Puppen spielt und andere Games in der Regel als zu schwer empfindet, sollte Bratz einmal antesten. Alle anderen dürfen den Teenie-Lifestyle-Simulator im Regal stehen lassen.
Positiv
- Nette Hintergrundgeschichte
- Spiel zur Bratz Lizenz
- Toller Soundtrack
Negativ
- Polygonarme Optik
- Anspruchslose Minispiele
- Keine deutsche Lokalisation
Wann lernen die Hersteller, dass auch jüngere Spieler(innen) Anspruch auf abwechslungsreiches Gameplay haben? Zwar ist die Geschichte mit kindlichen Augen betrachtet unterhaltsam und die Technik in Ordnung, aber mehr spielerische Vielfalt hätte nicht geschadet. Letztlich ist Bratz - Rock Angelz unterm Strich ein nettes Game für die jüngere Zielgruppe geworden, vor allem wenn man sich so manch andere Krücke vor Augen führt ...