Jillian Michaels Fitness Ultimatum 2009 im Test

Nintendo Wii
Sport ist Mord - so besagt es ein bekanntes Sprichwort. Jedoch kann körperliche Ertüchtigung auch Spaß machen. Vor allem wenn sie in einer Camp-Atmosphäre stattfindet, die sich perfekt eignet einige extreme Fitnessübungen in freier Wildbahn auszutragen. Und gibt es da noch einen besseren Anreiz als Jillian Michaels als persönlichen Coach?
Wer es schafft, seine Blicke vom Cover des Spiels loszureissen und die Scheibe in den Schacht seiner Wii zu schieben, der wird schnell vom Eröffnungsschirm von Jillian Michaels Fitness Ultimatum 2009 begrüßt und in die harte Welt eines Trainingslagers entführt. Dort angekommen landet ihr, nach einer Begrüßung von Jillian Michaels persönlich, im Büro und dürft sogleich einen Charakter erstellen. Dort wird nach den gewohnten Daten der Körpergröße, Alter und Gewicht (auch per Balance Board ermittelbar) gefragt. Ebenso könnt ihr euch eine eigene Spielfigur erstellen. Dabei könnt ihr zwischen einer Hand voll weiblichen und männlichen Spielermodellen wählen, sowie einigen Variationen in Sachen Bekleidung und deren Farbe. Das klingt im ersten Moment wohl nach einem guten Start, doch hält sich die tatsächliche Anpassungsfreiheit in Grenzen und die Farbintensität der Bekleidung macht dem Stil der 80er Jahre eine starke Konkurrenz. Der Ein oder Andere mag sich fragen, warum in einem Spiel, welches vom Grafikstil relativ frei sein kann, nicht die Möglichkeit der Mii-Einbindung genutzt wurde - vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass die Spielermodelle selbst für die Verhältnisse der Wii weder detailreich, noch ansprechend dargestellt sind.



Ist die Charaktererstellung beendet, so gelangt ihr in das Hauptmenü, welches sich euch als gerendertes Bild des schon angesprochenen Trainingscamps präsentiert. Hier könnt ihr nun euer Training starten, ein Multiplayerkampf beginnen, das (schon erwähnte) Büro zur Datenverwaltung besuchen und die Cafeteria gibt euch Zugriff auf zahlreiche Videos aus den Bereichen der Ernährung und des Sports. Diese Videos sind für den Hobbysportler sehr interessant und aufschlussreich, müssen jedoch erst einmal mit konsequentem Training freigeschaltet werden. Na, wenn das kein Ansporn ist, oder?



Im Trainingsmenü habt ihr nun die Auswahl zwischen vier unterschiedlichen Trainingsarten: Krafttraining, Gewichtsverlust, Intervalltraining für regelmäßige Übungseinheiten und einem ansteigenden Modus, der euch anspornen soll, alles aus euch herauszuholen. Zudem könnt ihr euch ebenso euer persönliches Trainingsprogramm aus allen 11 Aktivitäten zusammenstellen. Die Schwierigkeit und Dauer des Trainings lassen sich ebenso hier festlegen. Zudem könnt ihr hier entscheiden, ob ihr mit Wii Remote und Nunchuck oder zwei Wii Remotes trainieren und ob ihr ein Wii Balance Board einsetzen möchtet. Egal für was ihr euch nun entscheiden mögt, so beginnt jede Trainingseinheit mit einer Laufübung, welche zum Aufwärmen gedacht zu sein scheint. Eine gute Sache, wobei sich die Frage stellt, wo hier die durchaus nützlichen Aufwärm- und Gesundheitshinweise geblieben sind. Wie vor jeder Übung, so wird euch auch vor dem Laufen eine kleine Erklärung gegeben, wie ihr diese Übung zu meistern habt, und wie ihr dabei die Controller benutzt. Einen Hinweis, welche Bereiche eures Körpers nun wie dabei trainiert werden, fehlt hier leider.



So beginnt ihr euren Übungslauf auf einem Waldweg. Wem es noch nicht bei der Charaktererstellung klar wurde, der wird spätestens hier feststellen: Das ganze Spiel bewegt sich grafisch auf einem mittelmäßigen Nintendo 64-Niveau. Schöne Texturen, Details oder gar einige grafische Effekte sucht der Spieler hier vergeblich. Doch soll dies nur die Spitze des Eisberges darstellen. Während des Laufens sollt ihr die Controller in beiden Händen halten. Wer nun nicht wirklich ausladend die Arme schwingt, der wird feststellen, dass die Spielfigur sich nicht bewegen wird. Den Ansatz, die Wii Remote, wie schon bei Wii Fit, während des Laufens in die Hosentasche zu stecken, wurde hier nicht verfolgt. Doch natürlich muss man sich hier klar werden, dass solche Sportsimulationen immer auch zu einem gewissen Teil vom tatsächlichen Willen des Spielers abhängen: Wer sich den Spaß verderben möchte, der schwingt einfach nur die Wii Remote ein wenig herum und erreicht sein Ziel auch so.


Nach dem Laufen folgt dann eine weitere der 11 Übungen und traurigerweise lohnt es sich nicht wirklich hierauf im Detail einzugehen, da ihr schnell feststellen werdet, dass das Laufen mit Abstand noch das beste Gameplay hat. Selbiges ist in den folgenden Ereignissen nämlich kaum noch vorhanden, da die Bewegungssteuerung zu einem großen Teil anscheinend komplett ignoriert wird. Niemals reagiert die Spielfigur flüssig und genau auf die Bewegungen des Spielers und oftmals muss die Wii Remote sehr schnell und abgehackt bewegt werden, um überhaupt eine Reaktion der Spielfigur zu erzielen. Als sportliche Betätigung kann man das nicht bezeichnen und man zweifelt sogar, ob das überhaupt gesund sein kann. Andere Übungen erfordern nur ein beliebiges Schwingen/Wirbeln der Wii Remote um das Trainingsziel zu erreichen.



Man stellt sich unweigerlich die Frage, ob die Wii Remote kaputt sein könnte, oder ob man vielleicht nur den Erklärungstext der Übung falsch verstanden hat. Ein gutes Spiel - wie  Wii Fit - würde euch wahrscheinlich per Kommentar einen Tipp geben, was genau ihr falsch macht, oder was ihr verbessern könnt, doch hier müsst ihr lediglich mit einigen vorgefertigten Motivationssprüchen vorlieb nehmen. Eine tatsächliche Interaktion mit dem Spiel ist beim besten Willen nicht vorhanden, wodurch der Begriff "Gameplay" an sich mit diesem Videospiel nicht vereinbar ist. Wer nun hoffen möchte, dass die Nutzung des Wii Balance Boards noch etwas 'rausreisst, der wird schnell eine neue Frustwelle erleben. Das Gameplay verbessert sich nicht wirklich und Übungen, wie das Sandsackboxen/-treten - welche eigentlich nach dem Balance Board schreien - werden teilweise bis vollständig unspielbar. Die Laufübung verlangt übrigens sogar, die Laufbewegung auf dem Board zu machen! Das ist nun weder für euch, noch für eure Hardware gesund.



Leider tragen die Aktivitäten selbst auch nicht wirklich zur weiteren Motivation oder der Rettung des Spiels bei. Zwar gibt es witzige und innovative Aufgaben, wie das Balancieren auf einem Baumstamm oder Kajakfahren, doch sind diese lediglich auf eine bestimmte Trainingszeit ausgelegt. Dem Spieler werden hier keine motivierenden Ziele innerhalb des Spiels angeboten. Wer es schafft, sich durch eine Trainingseinheit zu quälen, der wird am Ende mit der Spielstatistik belohnt. Die einzigen beiden Werte sind hier euer Kalorienverbrauch (auch nach Krafttraining) und eine Punktzahl. Alles in allem gibt keiner der Werte einen Aufschluss über eure tatsächliche Leistung und führt das gesamte Prinzip der vier unterschiedlichen Workouts ad absurdum. Alles in allem eine traurige und fast erschreckende Abrundung des Gesamtbildes des Spiels.


Falls ihr nun euer Leid teilen wollt und so böse seid, einen Freund zu quälen, bietet das Spiel auch einen Multiplayer für bis zu 2 Spieler. Doch sollte man auch hier nicht zu viel erwarten. Statt tatsächlicher Wettkämpfe, die vielleicht auch eine Interaktion zwischen beiden Spielern erfordern, spielt man hier nur die bereits bekannten Übungen im Splitscreen. Gewonnen hat der, der die Übung mit weniger Fehlern beendet hat. Abgesehen von einigen Lachern über die Unfähigkeit des Spiels überhaupt zu funktionieren, gibt es keinen weiteren Anreiz, eine Freundschaft auf eine solch harte Probe zu stellen.



Wenn man dem Spiel etwas zu Gute halten kann, dann die Tatsache, dass es eine relativ große Auswahl an Musiktiteln gibt, welche euch während der Aktivitäten begleiten. Mit Hilfe des Steuerkreuzes könnt ihr dabei sogar die Lautstärke der Musik stufenlos regulieren und zwischen Titeln hin- und herschalten. Dass jedoch relativ häufig der Übergang zwischen den Titeln ziemlich abgehackt ist, fällt nun auch nicht mehr ins Gewicht. Zumindest wird euer Musikgenuss nicht wirklich durch störende Soundeffekte getrübt - denn davon gibt es in vielen Übungen gar keine. Lediglich Jillian's zufällig eingeworfene Kommentare können ein wenig nerven, doch lassen diese sich durch volle Musiklautstärke einfach übertönen.



Schlussendlich ist es wirklich unglaublich, dass ein solcher Titel es geschafft hat, den offenen Markt zu erreichen. Der Spieler hat solch eingeschränkte und unzulängliche Interaktionsmöglichkeiten mit dem langweiligen Spielgeschehen, dass man sich die Frage stellen muss, was diese Software noch als Videospiel qualifiziert. Wortwörtlich ist Jillian Michaels Fitness Ultimatum 2009 nicht den Platz im Regal wert, den es einnimmt.

Christian meint:

Christian

Es gibt mit Sicherheit sehr viele schlimme Spiele. Spiele, die langweilig sind, Spiele, die sich schlecht spielen, und welche, die beides in sich vereinigen. Jillian Michaels Fitness Ultimatum 2009 qualifiziert sich noch nicht einmal als Spiel an sich. Einen solchen Titel auf den Markt zu werfen kann man nur als Frechheit bezeichnen. Wer sich gerne körperlich ertüchtigen möchte, sollte hier lieber zu  Wii Fit oder EA Sports Active Personal Trainer. Diese Titel sind nicht nur eine sehr gute Alternative, sondern machen auch noch Spaß und tun etwas für eure körperliche Gesundheit, statt eure geistige zu verletzen. 

Positiv

  • Nützliche Fitnesstipps

Negativ

  • Kein Gameplay
  • Mangelhafte Steuerung/Bewegungserkennung
  • Grafik von vor 10 Jahren
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Jillian Michaels Fitness Ultimatum 2009 Daten
Genre Simulation
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 29. Mai 2009
Vermarkter Koch Media
Wertung 2.5
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neXGam YouTube Channel
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