Vor 4000 Jahren lebten die Bewohner des Planeten, zwei rivalisierende Völker von Ameisenigeln, in einem unsicheren Frieden nebeneinander. Wenn nun dieser Koexistenz auch jahrhundertelang funktioniert hatte, so war es eines Tages vorbei mit der Eintracht: Die Grenzen des Reiches des Knuckles-Clans rieben sich an jenen des Nocturnus-Clans. Keiner der beiden Clans wollte auch nur einen Millimeter seines Landes seinem Kontrahenten überlassen. Im folgenden Eroberungskrieg kam es dann zu einer unerwarteten Katastrophe, in welcher der Knuckles-Clan ausgelöscht und Angel Island aus der Oberfläche des Planeten herausgerissen wurde. Den Nachbarn erging es nicht viel anders: Alle Mitglieder des Nocturnus-Clans lösten sich in Luft auf, und ihr Vermächtnis sollte – bis auf einen einzelnen überlebenden Roboter – für immer verloren sein.
Wenden wir unseren Blick nun aber der Gegenwart zu: Seit Eggmans verheerender Niederlage gegen Sonic und seine Freunde ist nun schon lange Zeit vergangen. Von dem genial-bösen Wissenschaftler fehlt nach wie vor jede Spur, und an ein Comeback glaubt keiner mehr. Wieso auch? Ohne das von Eggman regelmäßig heraufbeschworene Chaos können die Bewohner der Welt nun endlich in Frieden leben.
Auch Sonic, von den anstrengenden Pflichten eines Helden befreit, macht Ferien und verbringt viel Zeit mit der Erforschung weit abgelegener Gebiete. Doch sein „Abenteuerurlaub“ ist nicht von langer Dauer. Auf der Notfallfrequenz seines Kommunikators erreicht ihn eines Tages ein Funkspruch von Tails: In Central City gibt es Probleme, und Knuckles wurde entführt!
Sonic und seine Freunde müssen erfahren, dass selbst die dunkelste Vergangenheit noch Einflussauf die Zukunft haben kann. Denn kann es vielleicht sein, dass zwischen dem Schicksal der zwei Ameisenigelvölker und Knuckles‘ Entführung ein Zusammenhang besteht?


links: In der Stadt holt man sich von den Bewohnern nützliche Tipps...
rechts: Einfach auf den Pfeil getippt und Knuckles macht einen Sprung nach unten...
So, mehr wird zur Story jedoch nicht verraten. Spielerisch hält sich auch Sonic Chronicles: Die Dunkle Bruderschaft an die grundsätzlichen Genrestandards, d.h. man läuft auf einer Landkarte umher, erforscht die Gegend, spricht mit Bewohnern, erledigt kleinere Missionen etc. Neu sind hingegen ein paar typische Sonic Elemente wie Loopings oder Korkenzieherspiralen auf der Landkarte. Gesteuert wird das ganze Spiel ausschließlich mit dem Stylus und dem Touchscreen vom Nintendo DS. Trifft man z.B. auf einen Charakter erscheinen Handlungssymbole auf dem Bildschirm, die dann mit dem Stylus angetippt werden müssen. Für weitere Aktionen wie „springen“, „klettern“, „sprinten“ etc. gilt hier entsprechend das Gleiche. Die Gespräche zwischen den Teammitgliedern und den Bewohnern können sogar gesteuert werden, indem dem der Spieler jeweils mehrere Frage und Antwortmöglichkeiten zur Auswahl hat.


links: In den rundenbasierten Kämpfen hilft das übersichtliche Menü...
rechts: Bei PPaktionen müssen Moves auf dem Screen nachgezeichnet werden...
Die rollenspieltypischen Kämpfe gehören natürlich auch bei Sonic Chronicles: Die Dunkle Bruderschaft mit dazu und laufen hier glücklicherweise nicht nach dem Zufallsprinzip ab, so dass man hat jederzeit die Möglichkeit einem Feind aus dem Weg zu gehen. Die Kämpfe selber laufen hier auch komplett rundenbasiert, wo man jedem seiner maximal 4 Teamcharaktere diverse Aktionen und Gegnerziele zuordnen muss. So kann man neben einfachen Angriffs- und Verteidigungsmanöver auch die durchschlagskräftigen POWERaktionen ausführen, die sogar in Kombination mit anderen Teammitgliedern funktionieren, dafür aber auch ordentlich PP-Punkte benötigen und somit strategisch eingesetzt werden sollten. Diese Spezialaktionen erfordern vom Spieler dann aber nochmals die volle Aufmerksamkeit, denn es müssen bestimmte Symbole und Linien am Bildschirm mit dem Stylus angetippt und nachgefahren werden.
Das gestaltet sich anfangs etwas schwieriger und braucht deutlich mehr Übung. Ab und zu passiert es dann auch einmal, dass Feinde versuchen sich einfach mitten im Gefecht aus dem Staub zu machen. Jetzt sind Geschick und die Reaktionsfähigkeit des Spielers gefordert, denn das Team hetzt jetzt hinter der Meute her und muss diversen Hindernissen ausweichen, um die Gegner rechtzeitig wieder einzuholen. Für gewonnene Kämpfe gibt es dann rollenspieltypisch neben neuen Items auch jede Menge Erfahrungspunkte, die wiederrum gegen neue durchschlagende POWERaktionen eingetauscht werden können.



links: Knuckles bearbeitet die Monster mit einer Schlagkombination...
rechts: Mit dem Bumper kommt Sonic an versteckte Orte...
In den Leveln verstreut findet man auch seltene Chao Eier, die wiederum im Chao Garden zum schlüpfen gebracht werden können. Jedes geschlüpfte Chao hat hier besondere Fähigkeiten und kann den einzelnen Teammitglieder zugewiesen werden, die dadurch wiederum die Fähigkeiten des Winzling adaptieren. Die Sonic typischen goldenen Ringe sind natürlich auch hier wieder in den Leveln verstreut und können im örtlichen Laden gegen Heil- oder Ausrüstungsgegenstände eingetauscht werden.


links: Loopings gibt es auch in der eisigen Arktis ...
rechts: Irgendwie muss es hier über den Fluss gehen...
Grafisch zeigt sich Sonic Chronicles: Die Dunkle Bruderschaft ehr klassisch aus der Iso-Perspektive, allerdings in wunderschön gezeichneter Hintergrundgrafik mit entsprechenden Polygon Charakteren. Dafür sind die Kämpfe komplett in 3D gehalten und mit Kameraschwenks und entsprechenden Zooms versehen. Die einzelnen Levels sind allesamt thematisch sehr abwechslungsreich und entsprechend an den klassischen Jump’n Run Sonic Teilen angelegt. Die gelungenen Artworks erinnern stark an den Dreamcast-Meilenstein Sonic Adventure und können rundum überzeugen. Was allerdings ein wenig stört ist, dass Sonic ab und zu an Kanten und Gebäuden auf der Landkarte hängenbleibt und das Perspektivisch ehr komisch wirkt, wenn er um das Dach eines hohen Hauses laufen muss, obwohl das eigentlich nicht auf dem Weg liegen sollte.
Soundtechnisch wird ein rockiger Soundtrack geboten, der im Intro volle Fahrt aufnimmt und ich im Spiel dezent im Hintergrund hält. Die Soundeffekt, z.B. wenn Sonic einen Spin-Dash Attacke macht sind alle von den Jump’n Run Abenteuern bekannt und passen auch hier optimal zum Spielgeschehen. Sehr schön ist auch, dass SEGA den Titel komplett ins deutsche übersetzen lassen hat, so dass man ohne englische Sprachkenntnisse bestens zurecht kommt.
Alles in Allem liefert BioWare mit Sonic Chronicles: Die Dunkle Bruderschaft ein überraschend erfrischendes und spritziges Sonic Abenteuer ab, dass sich erstaunlich gut ins Rollenspielgenre einfügt. So bietet Sonics erster RPG-Auftritt für erfahrende Rollenspieler nur wenig neues und ist auch eher für jüngere Semester geeignet, den optisch ist hier alles auf Bonbonfarben getrimmt. Erfreulicherweise nimmt die Story aber noch ein, zwei überraschende Wendungen, so dass die Geschichte bis zum Schluss unterhaltsam bleibt. So kann Sonic Chronicles: Die Dunkle Bruderschaft am Ende allen Sonic- und RPG-Fans ans Herz gelegt werden, die auch mal gerne einen Blick über den Tellerrand wagen.