
Als Spieler schlüpft ihr dabei in die Klamotten eines echten amerikanischen Zeitungsjungen (engl. Paperboy) und lebt den spannenden Alltag der End-70er nach - morgens Zeitungen in der Nachbarschaft ausliefern, dann Mädels in der High-School angraben, nach der Schule ein Eis kaufen und damit den dicken Kevin bewerfen sowie dann den Rest des Nachmittags mit Bob & Billy auf dem Baseballplatz verbringen. Paperboy für den Game Boy simuliert leider nur einen Teil davon, genau genommen nämlich den Langweiligsten - das frühmorgendliche Ausliefern der Tageszeitungen!

Bereits kurz nach dem Einschalten eures Game Boy klettert ihr auf euren Drahtesel, wählt zunächst noch, ob ihr zu zweit abwechselnd oder alleine losziehen wollt und bekommt vom Chef dann noch eine Liste der Abonennten gezeigt. Gut einprägen, denn der Vorrat an dem ollen Käseblatt ist begrenzt und Nachschub unterwegs meist nur unter Verrenkungen eurer Finger zu beziehen. Dabei beachten - Nachbarn, die trotz Bezahlung kein Exemplar vor ihrer Haustüre vorfinden, kündigen ihr Abo per Express-Einschreiben, so dass sie am kommenden Tag gar nicht erst beliefert werden wollen. Das wiederum findet euer Chef nicht so lustig, was mit abnehmender Zahl an Abnehmern zum Verlust eures Nebenverdienstes (Game Over) führt. Das war's dann, mit dem Traum vom gebrauchten Cadillac.. ^_^

Habt ihr euch schließlich mental eurem Schicksal ergeben, tritt der namenlose Paperboy endlich in die Pedale. Von nun an steuert ihr das Gespann aus BMX + Teenager durch die isometisch dargestellte Nachbarschaft, quält euer Steuerkreuz beim umkurven der zahlreichen Gefahren, wobei vom 6 Uhr morgens Bürgersteig-Breakdancer bis hin zum wildgewordenen Rasenmäher allerlei Gefahren dauern. Als wäre das Ausweichen nicht schon Beschäftigung genug, müsst ihr mittels A oder B Knopf auch noch die Zeitung in die winzig kleinen Briefkästen befördern - Timing ist hier alles! Liegt die Zeitung schließlich in der Mailbox, freut sich der Nachbar und auch der Paperboy - denn sein Punktekonto wächst rapide an.

Habt ihr euch schließlich durch die gesamte Straße und über ampellose Kreuzungen gekämpft, wartet zum Abschluss eines Levels noch der BMX Kurs der Nachbarschaft auf euren Besuch, wobei es wieder eine ganze Ecke Extrapunkte abzugreifen gibt. Jetzt heißt es Schweiss von den Händen wischen, denn schon leuchtet ein "Tuesday" auf und bereitet euch auf den nächsten Arbeitstag vor. Wie gehabt gilt es alte & neue Abonnenten zu beliefern, wütenden Kläffern auszuweichen und den über Nacht komplett umgestaltetenen BMX Kurs zu meistern.

Abgesehen vom reichlich dürftigen Gameplay der Marke "Jede-falsche-Bewegung-ist-der-Tod", welches (O-Ton Dieter Bohlen) heutzutage "Meeegaaa-ouuut" ist, reisst auch die schwarz-weiße Optik zu keinen Begeisterungsstürmen hin. Zwar ist diese ordentlich vom Arcadevorbild portiert worden, gerade dieser herrlich farbenfrohe Comic-Look ging aber systembedingt vollständig verloren. Dass man dem Game Boy Modul dann nicht wenigstens ein Paßwortsystem spendierte, ist eigentlich unverzeihlich - auch wenn sich angesichts des ständig wiederholenden Ablaufs ohnehin heutzutage kaum ein Spieler mehr länger als 30 Minuten mit diesem Modul beschäftigen dürfte.
Paperboy war mein erstes Game Boy Spiel nach Tetris und man hat es gespielt, weil man eben nichts anderes hatte, Anfang der 90er. Wie schon angemerkt, war das Spiel sehr schwer, nicht zuletzt wegen der Oma mit dem Nudelholz, den nachlaufenden Hunden, Breakdancern, Rasenmähern und Autos die einem das Leben zur Hölle gemacht haben. Auch die schwer erkennbaren Abonnentenhäuser haben immer wieder dafür gesorgt, dass ich kaum über Mittwoch hinaus gekommen bin. Die Lenkung ist zudem sehr eingeschränkt, da man nur in einem gewissen Winkel lenken kann, was wiederum zu vielen Zusammenstößen führt. Alles in Allem ein Spiel, welches man einmal gespielt haben sollte um zu sehen, wie gut wir es Heute haben.