Atari Jaguar CD - das CD-ROM für den Jag im Test

Jaguar

Schon früh war Atari klar, in der CD-Rom liegt die Zukunft. Doch mußte man auch die Kosten des Jaguars im Auge behalten. Die Folge davon hat jeder Jaguar Besitzer vor sich, ein Modulslot. Doch Atari versprach Abhilfe und kündigte eine CD Rom Erweiterung für die Zukunft an.

atari_jaguar_cdCa. 2 Jahre nach der ersten Ankündigung veröffentlichte Atari das Jaguar CD endlich im September 1995. Der Grund waren die sich immer weiter verzögernden Spiele, welche in der Entwicklung länger benötigten als angedacht. In einer Zeit wo der Jaguar und Atari selbst in großen Schwierigkeiten steckten und das Ende nahte. Gekostet hat die sehnlichst erwartete Hardware damals ca. 300DM. Nicht mehr geschafft hat es dagegen das ebenfalls angekündigte MPEG 1 Modul, wodurch sich der Raubkatze die spannende Welt der VideoCD eröffnen sollte. Der Lieferumfang kann sich übrigens sehen lassen, die Spiele Vid Grid und Blue Lighting sowie der Tempest 2K Soundtrack und eine Demo zum Spiel Myst liegen dem Laufwerk bei.

Das in recht kleiner Stückzahl von Philips gefertigte Jaguar CD Laufwerk, man schätzt ca. 20.000 Einheiten, wird in den Modulslot der Konsole gesteckt und integriert sich gut in das Design. Auch Module können weiterhin benutzt werden. Im hinteren Teil befindet sich dafür ein durchgeschleifter Modulslot. Dieser dient gleichzeitig auch für das Jaguar Memory Track, einem separat erhältlichen Speichermodul für Spielstände, denn das Laufwerk selbst bot keinen internen Speicher wie z.B. das Mega CD oder 3DO.


Technisch gesehen ist das Jaguar CD ein Double-Speed Laufwerk mit einem eigenen Format, welches Kopien nahezu unmöglich machen und Atari Lizenzgebühren für das CD-ROM Format sparen sollte. Neben den Spielen können auch normale Musik CDs sowie CD+G abgespielt werden. Aufgewertet wird die CD Player Funktion von der Virtual Light Machine (VLM) unseres Lamafreundes Jeff Minter. Diese Software generiert im Takt der Musik eindrucksvolle Partikelefekte auf den Screen. 81 Effekte stehen dabei zur Auswahl. Die Nachfolger der VLM finden sich übrigens in den Nuon DVD-Playern und der Xbox 360 (Neon).

Zusätzliche Anschlüsse sucht man vergebens. Einzig ein zweites Netzteil zur Stromversorgung kann und muss an die Erweiterung angeschlossen werden. Bei der Verarbeitung hingegen hat man sich nicht mit Ruhm bekleckert. Im wesentlichen gibt es 3 Kritikpunkte/Schwachstellen:

Erstens die Laufwerksklappe - viel zu wackelig und zerbrechlich anmutend. Zudem ist der Mechanismus zum Entriegeln sehr schwergängig und neigt manchmal zum Verkanten.

Zweitens der Modulslot: Und das gleich doppelt. Während das Laufwerk selbst vereinzelt Verbindungsschwierigkeiten zur Konsole hat, kämpfen die Spielmodule gerne mal mit dem Slot des CD Rom und zeigen dem Spieler den berühmten Red Screen. Glücklicherweise sind nicht alle Laufwerke davon betroffen.


Jaguar_CD_webDrittens, das Laufwerk selbst: Mit der Zeit neigt das Gerät zum dejustieren, was im schlimmsten Fall dazu führen kann, dass die Spiele nicht mehr gelesen werden können. Ein Alptraum für alle Besitzer der nicht gerade billigen Hardware. Zur Verteidigung sollte man aber erwähnen, dass dies bei sehr vielen anderen CD-Konsolen ebenfalls so ist. Dennoch, so schlimm wie es sich jetzt anhört ist es auch nicht. Dies sollte lediglich eine Auflistung der typischen Probleme sein, die auftreten „können“, aber zum Glück nicht müssen. Des Weiteren lassen sich viele Probleme mit dem Laufwerk leicht wieder beheben.

Auf der Softwareseite sieht es mager aus. Insgesamt sind für das Jaguar CD offiziell 15 Spiele erschienen. Daneben tummeln sich aber noch einige nicht veröffentlichte Spiele und diverse Homebrew Projekte. Wer also auch zukünftig neues Jaguar Futter für die Katze haben will, wird kaum an dem Laufwerk vorbei kommen. Wer dem Braten jedoch nicht traut, hat seit ca 2 Jahren die Möglichkeit auf das Skunkboard zurück zu greifen, welches von Homebrewern ebenfalls fleißig unterstützt wird. Mittels Skunkboard lassen sich die Spiele digital einfach auf den Flashhspeicher des Skunkboards übertragen.

Häufig gestellt wird die Frage, ob sich das Jaguar CD trotz hoher Preise und empfindlicher Hardware überhaupt lohnt. Einige wirklich gute Spiele wie Battlemorph oder das erst kürzlich 2011 veröffentlichte Robinsons Requiem bieten eine Menge Spielspaß. Jedoch steht dieser Spaß kaum im Verhältnis zum Anschaffungspreis. Wer jedoch tiefer in die Szene eindringen will, und unveröffentlichte Titel wie das großartige Cyberpunk-Adventure Black ICE\White Noise antesten möchte,  der kommt und die Silberschleuder nicht herum. Zudem bietet das Jaguar CD mit einigen erhältlichen Homebrew Titeln wie z.B. Superfly DX viel Spaß für kleines oder gar kein Geld.

 

Rückblickend war das Jaguar CD wohl ein recht unnötiges Projekt, denn im September 1995 war der Zug für Atari bereits abgefahren und Sony/Sega bereits mit ihren neuen Konsolen am Start. Atari Chef Sam Tramiel erlitt kurz nach der Veröffentlichung des Jaguar CDs einen Herzinfarkt, sein Vater Jack übernahm das Ruder interimsweise und begann sofort die Firma abzuwickeln, als zu erkennen war, dass mit dem Jaguar kein Profit möglich war. Alle Jaguar-Projekte wurden nach und nach gecancelt und die Firma auf die Übernahme durch den Festplattenhersteller JTS vorbereitet.

 

Heute markiert das Jaguar CD die letzte offiziell von Atari hergestellte Hardware und ein exquisites Sammlerstück in den Regalen der Sammler dieser Welt. Dank Homebrew und einiger guter Exklusivspiele taugt es aber heute auch noch für die ein oder andere Runde zwischendurch.

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  • von utopia3000:

    Vielleicht für jemanden hier interessant: Im Forum 64 wird zur Zeit ein funktionierendes CD-Laufwerk verkauft: forum64.de/wbb3/index.php?page=RMarketplace&...

  • von Civilisation:

    Nils hat sich mit dem CD-Laufwerk des Jaguars beschäftigt und einen Artikel darüber geschrieben. Atari Jaguar CD - das CD-ROM für den Jag Schon früh war Atari klar, in der CD-Rom liegt die Zukunft. Doch mußte man auch die Kosten des Jaguars im Auge behalten. Die Folge davon...

  • von CD-i:

    nicht mit brutaler gewalt, aber wenn es mal richtig sitzt, dann einen guten druck und das teil sitzt bombig und lüppt auch. und wenn mal cds net mehr erkannt werden, CD abbauen und nochmal drauf setzen... is schon eigen das teil... ...

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