
Es ist ein Dilemma des WonderSwans, daß seine Lebenszeit ausgerechnet in die kurze Zeitperiode fiel, in der Kartensysteme in Spielen ihren kurzen Frühling erlebten. Auch Tekken Card Challenge ist davon betroffen, wie sich ja anhand des Namens bereits ablesen lässt. Doch alles halb so schlimm - statt Unmengen unverständlicher Bildschirme zu enträtseln, finden sich Spieler schon nach wenigen Minuten im Spiel zurecht. Das nimmt schon beim Hauptmenü nach dem Einschalten seinen Anfang. Zunächst durch die zahlreichen japanischen Schriftzeichen verwirrt, ist mit nur einem Versuch jede Funktion eigentlich selbstklärend.


Hauptmenü (links) und Character Select sind schnell enträtselt..
Herzstück bildet dabei gleich als oberste Option der Storymodus ohne Story, zumindest auf textbasierte Erklärungen warum der Spieler den fiesen True Ogre in die ewigen Jagdgründe befördern soll müssen WonderSwan Besitzer verzichten. Sicherlich aber zu verschmerzen, das Spielziel ist ohnehin recht bald schon klar - kämpft euch von Level zu Level, ohne dabei zuviel Zeit zu verschwenden.
Besagte Level sind Karten bestehend aus 15 x 15 Feldern, die im antiquierten 8-Bit Kästchenlook daherkommen. Hier arbeitet ihr euch dann stets von links nach rechts zum Ziel voran. Unterwegs entdeckt ihr Karten, die tunlichst dem eigenen Move-Repertoire hinzugefügt werden sollten. Zudem lohnt sich auch unterwegs immer wieder verteilte Kloster anzusteuern, um hier seine Lebensleiste aufzufüllen und evtl. ein Upgrade des Kartendecks zu kassieren.
So wirklich Abwechslung bieten aber erst die Kämpfe unterwegs - trefft ihr auf einen der ziellos umher streifenden Gegner, wird in den Battle Screen geschaltet, wo ihr euch - natürlich wieder stilecht mit Karten - duelliert. Dabei werft ihr euch die mit unterschiedlichen Werten versehenen Karten sinnbildlich an den Kopf und wer hier die höhere Movekarte spielt, raubt dem Gegner je nach Wertigkeit etwas von seiner kostbaren Lebenskraft. Neben normalen Attacken existieren hier auch noch Combo-Karten, Blocks und Gegenangriffe, also just alles was man auch aus einem vollwertigen Tekken Beat´em´up kennt.


Kampf Paul gegen Crow..
Klingt bisher einfach, nur dürft ihr eure Karten selbstverständlich nicht nach eigenem Ermessen wählen. Vielmehr werden stets vier Varianten präsentiert, von denen dann per Knopfdruck eine Variante per Zufall ausgewählt wird - Einfluß auf die Gestaltung des Decks übt ihr abgesehen vom einsammeln der Kärtchen leider nicht aus, womit ein gehöriger Faktor "Glück" ins Spiel kommt.
Auch das Gameplay gestaltet sich auf Dauer trotz des kurzweiligen Spielprinzip etwas dröge. Es fehlen einfach ein wenig die Highlights im Spiel, da ihr im Prinzip nur damit beschäftigt seid neue, bessere Karten zu sammeln und ein optisch gleiches Level nach dem anderen zu durchqueren. Einzige Abwechslung ist hier das aufeinander treffen bekannter Charaktere der Serie wie z. B. Yoshimitsu oder Nina, was dann in einem besonders verbitterten Zweikampf mündet. Besiegt ihr den Gegner hier, so schaltet ihr ihn gleichzeitig auch direkt im Charaktermenü frei und dürft euch fortan auch mit diesem Haudegen ins Abenteuer stürzen.


Links die Karten mit ihrer Wertigkeit, rechts kassiert Paul ein Level up im Tempel
Eine richtige Enttäuschung ist das Spiel in grafischer Hinsicht. Auf der Übersichtskarte präsentiert man euch Klötzchengrafik im 80er Jahre Stil, wie man sie auch auf dem schwarz-weißen Ur-Game Boy hätte finden können. Etwas bessser wird es zwar in den Kämpfen mit den animierten Attacken, von geschickter Ausnutzung der WonderSwan Power ist hier aber rein gar nichts zu spüren.

Etwas versöhnlicher stimmt da schon die akustische Seite des Spiels. Die im Hintergrund dudelnden Melodien haben zwar nur leicht überdurchschnittliche Qualität, dafür bekommen WonderSwan Fans aber ein paar echt gute digitalisierte Kommentare wie "Tekken", "Fight", "You Win" etc. zu hören, wie man es sonst aus den Beat´em´ups kennt. Angesichts der kläglichen Soundfähigkeiten des WonderSwan durchaus vorzeigbar!
Es mag optisch nicht gerade zu den Perlen auf dem WonderSwan gehören, spielt sich dafür aber erstaunlich unterhaltsam. Angesichts einer kaum existenten Sprachbarriere und seines "Pick up and play" Charakters empfiehlt sich Tekken immer wieder für eine kleine Sessions zwischendurch, was durch den eingebauten Batteriespeicher (lästige Paßwortknobelei entfällt) noch verstärkt wird. Wer also mit den erwähnten Einschränkungen leben kann, der darf bei nächster Gelegenheit zum Namco Titel greifen.