Mehr Englisch werdet ihr nicht zu Gesicht bekommen!
Da ausgenommen vom Hauptmenü das komplette Spiel aber in japanischer Sprache abgefasst ist, werden sich europäische WonderSwan Besitzer etwas hart damit tun die Story wortgetreu zu entschlüsseln - wer bisher allerdings nicht erst zwei Horrorstreifen gesehen hat, wird sich die Rahmenhandlung ungefähr zusammenreimen können, schließlich verlässt auch Clock Tower nicht die ausgetrampelten Pfade des Genres.
Gesteuert wird zudem absolut international verständlich mittels der X-Buttons, wodurch sich ein Cursor auf dem Screen in Bewegung setzt. Erinnert so ein bißchen an die Adventure Klassiker aus dem Hause Lucas Arts. Bestätigt ihr nun mit dem A-Button, so setzt sich Heldin Jennifer in Bewegung - drückt ihr zweimal den A-Knopf, legt sie den Laufschritt ein, was angesichts äußerst zäher Bewegungen beim normalen Gehen auch wirklich mehr als notwendig ist.
Was für den an fetzige Zombiegemetzel gewöhnten Resident Evil Fan vielleicht etwas abschreckend sein könnte, ist die Wehrlosigkeit der Heldin. Keine Pumpgun, Bazooka oder Pistole rettet hier euer Leben, wichtiger ist der Blick für Versteckmöglichkeiten oder aber ein flotter Fuß beim Weglaufen. Das lässt den Horror irgendwie subtiler werden, als bei eher actionbetonten 3D Surviel Horror Adventures, da man schon vor wehenden Vorhängen an einem Fenster ängstlich zurückschreckt. Auf der anderen Seite nimmt sowohl die antiquierte Optik als auch der verhältnismäßig kleine Screen eines Handheld leider viel von der Atmosphäre des Spiels.
Auf dem Weg ins neue Heim ... wenn sie wüsste!
Angesichts der nicht gerade auf Point & Click Adventures ausgelegten Hardware des alten s/w WonderSwan ist die optische Leistung dennoch gar nicht mal so übel. Die Animationen sind zwar nicht überragend, instinktiv hatte ich aber schon mit schlimmeren gerechnet. Einige der Hintergrundgrafiken sind sogar auffallend detailliert dargestellt, wenn auch - wohl aus atmosphärischen Gründen - stets sehr dunkel und düster gehalten. Teilweise ist es da dann doch fast schon etwas schwer alle Details zu erkennen und glücklich sind diejenigen, die ein lichtspendendes Sunlight griffbereit zur Seite haben.
Etwas mehr hätte ich mir persönlich in Sachen Musikuntermalung gewünscht, die sich leider für meinen Geschmack etwas zu sehr zurückhält. Gerade wer die Super Famicom Version von Clock Tower kennt, wird über das Ergebnis hier doch etwas ernüchtert sein, wenngleich ja auch die 16-Bit Fassung hier nicht wirklich mit Vielfalt auftrumpfte. So richtiges "Grusel-Flair" will bei den seltsamen Klängen jedenfalls nicht aufkommen.
Besonderer Clou des Spiels waren immer schon seine variablen Enden. Stolze neun (!) verschiedene Enden des Abenteuers enthält auch die WonderSwan Version, womit die Frage nach dem Wiederspielwert geklärt wäre - Fans werden hier lange dran knabbern, ehe sie wirklich alle Varianten für die Anzeige im Hauptmenü freigespielt haben. Exklusive Endings bekam die WonderSwan Fassung allerdings leider nicht spendiert...
Clock Tower ist in seine Art einzigartig auf dem WonderSwan. Leider macht es das nicht gleichzeitig auch besonders gut. Gerade wer mit der Serie bislang wenig bis gar nichts anzufangen weiß, wird von der WonderSwan Version mit ihren kleinen Makeln womöglich eher etwas abgeschreckt, als denn motiviert. Adventure und Clock Tower Ethusiasten dürfen hier hingegen einen Blick riskieren, echte Alternativen gibt es ja zumindest auf dem WonderSwan nicht.