Seite 8: 1991 - Monkey Island 2: LeChuck's Revenge
Der große Erfolg von The Secret of Monkey Island sorgte dafür, dass nur ein Jahr später die Fangemeinde erneut ein Abenteuer rund um den Möchtegern-Piraten Guybrush Threepwood erlebte. Drehpunkt war dieses mal der mysteriöse Schatz Big Whoop. Guybrush's Reise beginnt auf Scabb Island, wo er schnell heraus findet, dass er dort völlig falsch ist. Doch kann er die Insel wegen des Halunken Largo Lagrande nicht verlassen, der die gesamte Insel terrorisiert. Mit einer selbst angefertigten Voodoo-Puppe verscheucht Guybrush Largo von der Insel, allerdings verliert er dabei den als Trophäe dienenden Bart von LeChuck an Largo. Mit Hilfe des Barts gelingt es Largo den Piraten LeChuck wiederzubeleben, dem natürlich nach Rache sinnt. Guybrushs einziger Weg ihn zu besiegen, liegt in der Big Whoop Schatzkiste, die es zu finden gilt, bevor LeChuck ihn findet. Dabei trifft der Spieler auf viele alte Bekannte, wie die Voodoo-Priesterin, den ehemaligen Schiffsverkäufer Stan, der nun Särge verkauft, sowie natürlich Elaine Marley, Guybrushs große Liebe. Die ihn allerdings nach den Geschehnissen des ersten Teils sitzen gelassen hatte. Bei Monkey Island 2: LeCuck's Revenge erkennt man, dass unter demselben Dach bei LucasArts auch Filme produziert wurden, denn die Art, wie die Story mit Zwischensequenzen erzählt wird, erinnert strukturell sehr an einen Kinofilm.
Neu war nicht nur die überarbeitete Technik, die den Vorgänger locker in die Tasche steckte, sondern vor allem das neue SCUMM-Interface, welches in der Form für drei Jahre der Standard blieb und auch für die Enhanced-CD-Version von The Secret of Monkey Island verwendet wurde. Links unten befanden sich lediglich neun Verben, sowie rechts unten ein bebildertes Inventar. Damit war das Interface noch zugänglicher, als es ohnehin schon war. Eine technische Besonderheit war zudem die von Michael Land und Peter McConnel entwickelte iMUSE Audio Engine. Diese sorgte dafür, dass sich die Musik interaktiv dem Spielgeschehen anpasste, beziehungsweise das aktuelle Musikstück sanft in eine etwas abgewandelte Form desselben Stücks überging. Durch diese Technik war Monkey Island 2: LeCuck's Revenge deutlich atmosphärischer als noch sein Vorgänger. Eine weitere Neuerung war der frei wählbare Schwierigkeitsgrad. Vor Spielbeginn hat der Spieler die Möglichkeit zwischen einer normalen und einer Lite-Fassung von Monkey Island 2 zu wählen. Die Unterschiede beziehen sich hierbei natürlich auf die Komplexität der Rätsel. So lassen sich beim Zimmermann von Scabb Island in der Lite-Version problemlos Hammer und Nägel leihen, während man in der normalen Fassung diesen erst ablenken muss. Ein kleiner Witz dazu befindet sich auf der Rückseite der Spieleverpackung, auf der es heißt, dass die Lite-Version für Spiele-Redakteure sei.
An Monkey Island 2: LeCuck's Revenge arbeitete wieder das bereits bekannte Monkey Island 1 Team, abermals angeführt von Ron Gilbert, Tim Schaefer und David Grossmann. Es erschien zunächst für MS-DOS, Amiga und Mac, später noch für das japanische FM-Towns. Wie auch sein Vorgänger bekam Monkey Island 2: LeCuck's Revenge eine Special Edition für Windows, iOS, PlayStation 3 und Xbox 360. LucasArts typisch war die Spielwelt wieder unglaublich liebevoll gestaltet, teilweise aber auch richtig düster, was dem Spiel eine USK-Freigabe ab 16 Jahren einbrachte, obwohl es, wie jedes andere LucasArts Adventure, gänzlich gewaltfrei, sondern auf eine humorvolle Art ablief. Monkey Island 2: LeChuck's Revenge hat damals das Unmögliche geschafft, nämlich seinen perfekten Vorgänger nochmals zu überbieten, und das in fast jedem Aspekt. Das Spiel wurde mit Höchstwertungen geradezu überhäuft und gilt bei vielen Adventure-Fans als bestes Spiel des Genres, da es quasi nur aus sogenannten Magic Moments bestand. Die Fahrt zur Voodoo-Priesterin, das Ausgraben der Überreste von Largo's Vorfahren und der Spuckwettbewerb, nur um ein paar wenige zu nennen.
Doch eine dunkle Wolke zog über den Erfolg von Monkey Island 2, denn es sollte Ron Gilberts letztes LucasArts Spiel sein. Besonders nach dem kontroversen Ende von Monkey Island 2, welches nie aufgeklärt wurde, ärgert das die Spielergemeinde. Ron Gilbert dachte scheinbar bereits an einen dritten Teil, doch erschien dieser unter seiner Aufsicht nie. Nach seinem Ausstieg gründete der Mastermind hinter dem SCUMM-System, Monkey Island und Maniac Mansion zusammen mit dem LucasArts Produzenten Shelley Day eine eigene Firma namens Humongous Entertainment, wechselte allerdings später zu Hothead Games, um dort sein momentan aktuellstes Werk DeathSpank zu entwickeln, was 2010 im PlayStation Store und auf dem Xbox Live Marktplatz veröffentlicht wurde.