Wer den Nintendo 3DS zum ersten Mal aus seiner Verpackung schält, meint auf den ersten Blick fast, es mit einem DSlite zu tun zu haben. Sowohl Form als auch Größe sind nahezu identisch. Auffallend jedoch die Kameralinsen auf dem Rücken des oberen Bildschirms. Nach dem Aufklappen ist mehr Veränderung zu sehen - da wäre beispielsweise das neue Schiebepad, welches insbesondere bei 3D Spielen zu mehr Feingefühl verhelfen soll. Beim Test von Pilotwings Resort konnten wir uns bereits davon überzeugen und waren durchaus angetan - sinnvolle Neuerung!
Des Weiteren wartet am Rand des unteren Bildschirms eine neue Leiste für Select, Home und Start. Die Knöpfe sind vollständig ins Gehäuse eingelassen, was sich für den Autor dieser Zeilen etwas gewöhnungsbedüftig anfühlt, aber sie funktionieren und kommen auch nie in die Quere. Knapp rechts daneben befindet sich der Power-Button, über den ihr das Gerät abschaltet oder in den Standby-Modus schickt. Letzterer ist interessant, weil ihr weiterhin Benachrichtigungen & co. erhalten könnt und nach dem Aufklappen direkt loslegen könnt. Nintendo selbst empfiehlt den Standby, auch z. B. wenn ihr den 3DS zum Aufladen des Akkus in die mitgelieferte Ladeschale platziert (der 3DS lässt sich übrigens auch über Kabel aufladen, kein Zwang zur Schale!).

Die Akkukapazität als Knackpunkt?
Apropos Aufladen, diverse Negativmeldungen aus Japan waren ja bereits hierzulande zu lesen: Der Akku des 3DS hält nicht sonderlich lange. Tatsächlich gibt Nintendo eine Laufzeit von 3-5 Stunden an, abhängig von der Helligkeit und der Nutzung der 3D-Fähigkeiten. Über einen Schieberegler lässt sich stufenlos die Stärke des 3D-Effekts einstellen. Die besten Erfahrungen hat dieser Autor übrigens mit einer mittleren Einstellung gemacht.
Nach einer Woche mit dem 3DS kann man Nintendos Angabe zu der Akku-Laufzeit so unterschreiben, auch wenn dieser Autor nicht mit der Stoppuhr daneben saß. Aber es kommt in etwa hin. Das ist natürlich nicht sonderlich lange und gerade, wenn man z. B. eine längere Zugreise unternimmt, ist eine höhere Akkulaufzeit einfach ein Muss. Nicht immer ist eine Steckdose in der Nähe. Glücklicherweise wird an einer Lösung des Problems bereits gearbeitet und mit der zweiten und dritten Generation des Handhelds wird sich Big-N mit Sicherheit auch dem Thema Akkukapazität annehmen. Dennoch ärgerlich für "Early Adaptors".
Sprung in die "echte" Dreidimensionalität?
Das hat uns zumindest Nintendo mit dem 3DS versprochen. Tatsächlich lässt sich nach dem Einstellen des 3D-Effekts über den Regler am Gehäuse ein Tiefeneffekt feststellen, wie man ihn bisher an Nintendo Handhelds nicht kannte. Gerade Pilotwings zeigt sich prädestiniert dafür, man hatte fast das Gefühl, als könne man in das Bild hineingreifen und den eigenen Mii Drachenflieger zwischen den Fingern festhalten. Ist die fünfsekündige Freude darüber allerdings verflogen, fragt man sich schon, ob dieser Effekt wirklich als "Killerfeature" gelten darf?
Nach Ansicht dieses Autors wird das Thema "3D" derzeit allerorts einach massiv überbewertet. So auch beim Nintendo 3DS. Pilotwings Resort ist ein tolles Spiel - auch ohne 3D. Bei Nintendo sollte man wirklich überlegen, ob man diesen 3D-Effekt als nächsten großen Schritt in der Handheld-Evolution sieht. Die Möglichkeiten des "Augmented Reality" (siehe nächste Seite) erscheinen da schon weitaus größer und das gesamte Konzept verlockender, schlichtweg weil dieses Terrain im Handheld Bereich bisher kaum beackert wurde.

Und wie läuft's mit den alten DS Spielen?
Wer wie wir einen Nintendo DSi sowie einen DSlite im Haushalt hat, der fragt sich natürlich, ob er seine Spiele und Peripherie weiterhin verwenden kann. Die Antwort lautet ja, allerdings mit Einschränkung: So verweigern sowohl das Nintendo DS Rumble Pak als auch der Nintendo DS Browser am neuen 3DS ihren Dienst. Zu verkraften? Sicherlich.
Ältere DS Spiele funktionieren hingegen einwandfrei, der 3D-Effekt bleibt aber außen vor: Das 3D-Lämpchen leuchtet einfach nicht, so getestet mit Mario Kart DS. Außerdem passt sich auch die Bildauflösung nicht an, so dass ihr nicht von der höheren Auflösung des 3DS profitiert. Als Träumer wünschen wir uns natürlich Patches für die ganz großen DS Titel, um sie nachträglich 3D fähig zu machen. Als Realisten wissen wir aber, das Nintendo da keinen Finger rühren wird. Immerhin lässt sich die mittlerweile ausgiebige Softwarebibliothek des Nintendo DS weiterhin nutzen.

Was früher als teure Erweiterung hinzu gekauft werden musste (Kamera, Musikplayer, .. ) ist heute bereits vom Start weg im 3DS enthalten. An dieser Stelle ein kurzer Überblick über die vorinstallierte Software des 3DS inklusive hoffnungslos subjektivem Erfahrungsbericht:
Nintendo 3DS Kamera:
Fotofunktion hat heute praktisch jedes 08/15 Handy - die Bilder in "echtem" 3D aufzunehmen ist hingegen eine andere Sache. Genau dies bietet die Software jedoch - wahlweise über die innere (kein 3D!) oder äußere Kamera. Inklusive Selbstauslöser, anwählbaren Effekten und Diashow-Funktion. Nett, aber meine Digi-Cam ersetzt es nicht. Zumal die Qualität dürftig ist. Gespeichert wird übrigens im Systemspeicher oder auf SD Karte, letzteres zur leichteren Nachbearbeitung am Computer empfohlen! (SD Karte im Lieferumfang des 3DS enthalten!)
Nintendo 3DS Sound:
Mit diesem Tool lassen sich mit Hilfe des Mikrofons Töne aufnehmen und nachfolgend - im kleinen Rahmen - sogar nachbearbeiten. Schlüsselwörter: Im kleinen Rahmen. Professionelle Software ersetzt es nie im Leben. Eigentlich wüsste ich gar nicht, warum ich diese Funktion überhaupt nutzen sollte, außer vielleicht für einen Gag mit Freunden. Oder selbst dann nicht...
Zweite Funktion (interessanter!) ist die Möglichkeit auf SD Karte gespeicherte Musiktitel abzuspielen. Sowohl AAC als auch MP3 Dateien (Bitrate 16 kbps - 320 kbps, Samplingrate: 32 khz - 48 khz) können wiedergegeben werden. Egal wo die Musik vom PC/Mac aus auf der Karte gespeichert wird, die Ordner werden problemlos vom 3DS gefunden. Die Begrenzung liegt allerdings bei 3000 Musikdateien. Dabei werden sogar z. B. arabische oder russische Lieder erkannt und mit Namen angezeigt.
Dank Kopfhörerbuchse des 3DS lässt sich so nach einem Ausfall von iPod, Handy oder beidem die Fahrt zum Arbeitsplatz, Uni oder Schule überbrücken. Schade allerdings, dass man zur Wiedergabe das Programm starten muss. Pilotwings Resort zu den Klängen von Wagners Walkürenritt hätte was ...
Mii-Maker:
Okay, einmal aufrufen, Mii erstellen und fertig. Im Ernst, hier erwartet euch nur, was der Name verspricht, nämlich einen "Mii" zu erstellen, den ihr dann in Spielen verwendet oder zu anderen 3DS Besitzern zu Besuch schickt. Ärgerlich, dass Nintendo immer noch kein zentrales Konto eingerichtet hat und ich meinen Mii für jedes System (Wii, 3DS, usw.) immer neu einrichten muss. Nerv.
Besonderer Gag: Ihr könnt euch mit der Kamera selbst fotografieren und erhaltet anhand des Fotos einen komplett fertigen Mii, was ungefähr 5 Minuten Lebenszeit spart. Schlechte Nachricht für afghanische Bergrebellen: Bärte werden nicht erkannt. Zumindest meiner wollte partout nicht erscheinen. Stattdessen sah mein Mii aus wie ich mit 14. Schrecklicher Anblick. Schnell weiter.
AR Games:
Das Launch Lineup des 3DS war mir im Grunde egal. Naja, fast. (hab ich schon erwähnt, dass Pilotwings genial geworden ist?) Als alter Gizmondo Besitzer wartete ich aber sehnsüchtig auf Nintendos AR Games aka "Erweiterte Realität". Am "Giz" gab's nämlich schon vor einigen Jahren etliche Versuche in die Richtung, die wegen dem eigenwilligen Geschäftsgebaren diverser Executives aber niemals über den Beta Status hinauskamen. Kollege Heiko (CD-i) hat sich z. B. Agaju und Catapult auf dem Gizmondo angesehen.
Genug des billigen Hyperlink-Recyclings - Am 3DS legt ihr mitgelieferte Karten auf eine flache Oberfläche, schafft Platz, um euch herum und richtet Außenkamera auf die abgelegte Karte. Wichtig ist dabei Abstand (rund 30-40 cm) und den Winkel (um die 30°) zu wahren, damit die Außenkameras alles richtig erkennen. Klingt komplizierter als es ist. Und wenn ihr mal zu hektisch reagiert, kehrt ihr einfach in die Ausgangssituation zurück und macht ohne Unterbrechung direkt weiter im Spiel. Stundenlang will ich trotzdem nicht so verharren müssen.
Zwar hat es Nintendo geschafft, die wohl langweiligsten jemals geschriebenen AR Spiele überhaupt (Zielscheiben schießen; Mini Billiard usw.) zu integrieren, aber mit etwas Phantasie lassen sich die Möglichkeiten erahnen! Hoffentlich geht es den Entwicklern genauso. Ein Iso-3D Adventure à la 80er Homecomputer oder eine Texas Hold 'em Variante am Küchentisch wär' mal was anderes...
Face Raiders:
Wer mal sehen will, wie dämlich man beim Spielen aussehen kann, der muss Freunde, Bekannte und Verwandte Face Raiders spielen lassen. Popeliges Spielprinzip, bei dem ihr Ballons mit Gesichtern drauf abschießt. Zwei Besonderheiten hat es aber: Erstens nehmt ihr die Gesichter vorher mit der Kamera auf und zweitens erscheinen die Gesichter à la erweiterte Realität vor eurer Kameralinse. Scheint zumindest so. Da die Face Raiders aus allen Richtungen angreifen, wirbelt ihr selten dämlich mit dem 3DS in der Hand um euch und seid der Hingucker in jedem Park, Schulhof oder ICE. Eye Toy to go? Irgendwie in der Richtung.
Aktivitätslog:
Wer sich ernsthaft Fragen à la "Wie lange habe ich Spiel X gedaddelt?" stellt, wird hier fündig. Im Zeitalter des gläsernen Spielers wird nämlich alles aufgezeichnet. Außerdem wird sich zumindest Redaktionskollege Stefan (mistercinema) über eine weitere Funktion freuen. Der schleppt auf der GamesCom immer einen dieser Schrittzähler von 'nem DS Fitness Spiel mit sich rum, um abends dann mit seinen zurückgelegten km zu prahlen. Muss er nicht mehr. Der 3DS hat die Funktion nämlich eingebaut und zählt auf Wunsch mit. Sinnvoll? Nein. Aber Stefan sieht das sicher anders... :-)
Browser:
Wie von Nintendo versprochen gab es ein umfangreiches Systemupdate am 7 Juni 2011 das zudem den vorher angekündigten Internet-Browser in das System einfügt. Dieser auf Opera-basierent unterstützt Standards wie HTML, CSS, JavaScript und teilweise Elemente von HTML 5. Zuvor schon bekannt gegeben wurden Unterstützungen von Flash, Video-und Musikdateien fallen gelassen. In seinem Aufbau, ähnelnd der Webbrowser den der schon im Nintendo DSi seine Arbeit verrichtet. Das Handling lässt sich sowohl über das Schiebepad sowie Stylus verrichten. Als Suchmaschinen lassen sich Google oder Yahoo einstellen. Ansonsten ist die Bedienbarkeit zufriedenstellend. Es lassen sich jederzeit Favoriten hinzufügen und über Einstellungen findet man schnell wichtige Parameter wie Cookies löschen oder die aktuelle Verbindungsart ersehen. In Sachen Geschwindigkeit kann der kleine Internet-Browser mit PC- bzw. Mac-Varianten nicht wirklich mithalten und sollte nur zu kleinen Ausflügen in das WWW genutzt werden.

Kein Handheld oder Konsole kommt heute mehr ohne Onlinefunktionen aus. Nintendo gilt nicht gerade als der Vorreiter in Sachen Online-Technologie und diese alte Erkenntnis bewahrheitet sich auch wieder zum Start des Nintendo 3DS. Keine Ahnung, warum in Japan keiner auf Online-Gaming abfährt, aber zumindest bei uns im Westen gilt es seit Jahr(zehnt)en als DIE Zukunft.

Leider zum Launch des Handhelds nicht verfügbar gab es die ersten Downloadgames erst zum großen Systemupdate am 7. Juni 2011 zu bestaunen, wo Game Boy-Klassiker wie Super Mario Land, Alleyway oder The Legend of Zelda – Links Awakening DX für wenig Geld zu haben war. Recht schnell kamen bekannte DSi-Warespiele hinzu, sowie die 3D-Classics wo zum Start Excitebike in der Anfangswoche kostenlos zu Verfügung stand. – Und das mit echten 3D-Support! Nach kurzer Zeit hat Nintendo das Angebot an Spiele sowie 3D-Trailer erweitert und schon bald soll die Virtual Console glänzen mit Bereicherungen in Sachen Gameboy Advance, Sega Game Gear und TurboGrafx-16. Auch von einem Downloadservice wo der Besitzer des 3D-Handhelds ganze Filme runterladen kann ist die Rede. Und das natürlich mit 3D-Support.