SEGA History - OutRun im Test

Mitte der Achtziger regierten Capcom, Atari, Nintendo und Konami die Spielhallen, doch SEGA ließ sich etwas Besonderes einfallen, um aus der Masse herauszustechen. Ein knallroter Ferrari-Automat mit Hydraulikfunktion, schneller und flüssiger 3D-Optik, Dual-Prozessor-Power und der damals heißen Super-Scaler Technologie sorgte für Aufsehen und sollte einer der bekanntesten SEGA-Marken werden.

outrun_logoIn Yu Suzuki‘s 1986 entwickeltem Arcade-Game Out Run übernahm der Spieler das Steuer eines flotten Ferrari Testarossa. Zusammen mit einer bezaubernden Blondine und einem Ohrwurm-infizierten Soundtrack peitscht der geneigte Racing-Fan seine PS-Bolide durch beeindruckende Landschaften.

 

Die Bösewichter nennen sich wie folgt: Porsche, BMW, Corvette und Pick-Up Truck, denn diese stehen unserem Geschwindigkeitsrausch im Weg. Zudem sorgt das knappe Zeitlimit für einen ordentlichen Bleifuß. In vorgegebenen Zeiten müssen die verteilten Checkpoints erreicht werden, um dort einen neuen Teilabschnitt der Reise zu wählen. Gelingt dies nicht, erwartet den Spieler der unbeliebte Game-Over Screen.

 

Entgegen der Konkurrenz bewältigt der virtuelle Raser in Out Run keinen Rundkurs, sondern fährt eine Strecke von Punkt A nach B. Fünfzehn verschiedene Wege stehen dabei zur Verfügung und bieten zudem fünf unterschiedliche Schlußsequenzen. Ein weiteres bekanntes Merkmal der Serie ist der hervorragende Soundtrack. Vor dem Start hat der Spieler, ähnlich wie in Super Hang-On, die Möglichkeit, die musikalische Begleitung zu wählen.

 

Out-Run_02Neben der eingängigen, präzisen und leicht zu erlernenden Steuerung und der SEGA typischen Rock-Musik fand außerdem die damals geniale Technik hohen Anklang. Wie zuvor in Hang-On und Space Harrier nutzte auch Out Run sogenanntes Super-Scaling, was dem Spiel sein unvergleichliches Fahrgefühl verlieh. Anders als bei der Konkurrenz werden hierbei die zahlreichen simultan dargestellten Sprites nicht je nach Distanz in verschiedenen Größen angezeigt, sondern stufenlos vergrößert, um sie so visuell beeindruckender am Spieler vorbei zu führen.

Der erstklassige Soundtrack stammt aus der Feder von SEGA‘s Musik-Veteran Hiroshi Kawaguchi, der ebenso in der offiziellen SEGA-Band S.S.T. Band, beziehungsweise SEGA Sound Team oder auch Super Sonic Team, mitwirkte. Damit jeder in den Genuss der gesamten musikalischen Untermalung kam, war Out Run das erste Arcade-Spiel mit auswählbarer Musik. Neben den SEGA typischen Jazz und Rock angehauchten Stücken dröhnten gleichermaßen Latin/Caribbean Beats aus den Lautsprechern, was den Soundtrack sehr vielseitig gestaltete.

Out-Run-CabinetTechnik und Spielspaß hin oder her, der wahre Hingucker des Arcade-Racers war der Spieleautomat in Form des Testarossas selbst. Ausgestattet mit einem CRT-Monitor und Stereo-Sound kamen ganze vier verschiedene Automaten in die Spielhallen. Zwei zum Hineinsetzen, sogenannte Sit-Down Geräte, und zwei Steh-Varianten, auch Upright-Cabinet genannt. Alle besaßen ein Lenkrad mit Force-Feedback, ein Schaltknüppel sowie Gaspedal und Bremse, doch nur die Sit-Down Cabinets bekamen ein motorisiertes Vehikel spendiert, welches sich je nach Spielsituation bewegte oder schüttelte.

Aus Out Run wurde ein Arcade-Hit, so dass SEGA ähnlich wie bei Alex Kidd und Wonder Boy schnell eine Heimfassung entwickelte. So stand bereits 1987 eine Version für das Master System in den Händlerregalen, kurz darauf eine Portierung für Commodore 64, Amstrad CPC, Sinclair ZX Spectrum, und das MSX - allesamt herausgegeben von U.S. Gold und mit teils gestrichenen Features, wie auswählbarer Musik und unterschiedlichem Streckenverlauf. Doch das sollte es noch nicht gewesen sein. In den folgenden drei Jahren erschienen weitere Versionen für MSX2, Commodore Amiga, Atari ST, PC-DOS, NEC PC-Engine und natürlich für den Mega Drive und Game Gear. Zu Ehren des alten SEGA-Klassikers erschien Out Run ebenfalls in den SEGA Ages Collections für PlayStation 2, Game Boy Advance und Saturn sowie als Gimmick in SEGAs Shenmue-Serie.

Turbo-Out-RunNatürlich landeten auch Nachfolger in den Händlerregalen. 1989 bekamen Master System Zocker eine überarbeitete Version namens Out Run 3-D spendiert, die als eines von insgesamt acht Titeln mit den SegaScope 3-D Glasses kompatibel war.

 

Im selben Jahr erschien neben Battle Out Run, was durch sein actionlastiges Gameplay eher an Chase H.Q. erinnert, Turbo Out Run in den Arcade-Hallen - zwei von vielen inoffiziellen Ablegern der Serie. Aus demselben Wurf erschienen weiterhin Out Run Europa für das Master System und Game Gear, sowie Out Run 2019 für den Mega Drive, eine futuristische Version des Klassikers.

 

Turbo Out Run wurde vier Jahre später von einer Art »Multiplayer-Out Run« namens Outrunners in den Arcades abgelöst. Mit bis zu acht miteinander verbundenen Automaten konnten heiße Mehrspieler-Partien abgehalten werden, womit der Titel die beliebteste Software für SEGAs Multi System 32 Arcade Hardware wurde.

 

Outrun22003 erschien endlich der offizielle zweite Teil der Serie. OutRun 2 begeisterte mit lizenzierten Fahrzeugen, darunter natürlich der bekannte Ferrari Testarossa, Multiplayer-Rennen, schneller und flüssiger 3D-Grafik, sowie einer perfekten Spielbarkeit dank Arcade-lastiger Drift-Steuerung. Die Xbox-Version bekam zusätzliche Autos und Musikstücke spendiert, außerdem das klassische Out Run aus dem Jahre 1986.

 

Nur ein Jahr später erschien mit OutRun 2 SP eine überarbeitete Fassung mit mehr Strecken, Vehikeln und Songs in den Arcade-Hallen. Die beiden OutRun 2 Versionen wurden 2006 in OutRun 2006: Coast 2 Coast für die PlayStation 2, PSP, Xbox und Windows zusammengefasst und mit neuen Modi und Spezialautos erweitert. Der letzte und somit zehnte Ableger der Serie namens OutRun Online Arcade erschien 2009 für Xbox Live Arcade und PlayStation Network und enthielt lediglich die Strecken aus OutRun 2 SP. Seitdem ist von Out Run leider nichts mehr zu hören, doch lassen sich in verschiedenen Spielhallen sicher noch die großen, roten Automaten wieder finden, in denen wir mit unserer alten Jugendliebe, der namenlosen Blondine, über die Straßen heizen können.

 

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