Seite 4: Die nächste Generation


Die nächste Generation des mobilen Spielens





tabelle5Das nächste Highlight in der Geschichte des Game Boy war die Space World 2000, Nintendos ehemalige Hausmesse. Alle Spiele Enthusiasten weltweit erwarteten mit Spannung die neuen Ankündigungen von Big N - und wurden nicht enttäuscht. Neben einem neuen Heimkonsolensystem (Arbeitstitel „Dolphin“) kündigte Nintendo den langerwarteten „Atlantis“ Handheld an. Bereits seit Jahren waren Newsmeldungen und Leserbriefseiten einschlägiger Fachmagazine voll mit Spekulationen hinsichtlich des ominösen „Atlantis“ Projekts. Nun nahm es also endlich Wirklichkeit an. Im Zuge der Produktvorstellung wurde auch der neue Name bekanntgegeben: Das Gerät werde die Bezeichnung "Game Boy Advance" tragen und sowohl neue, moderne Spielmodule verwenden als auch abwärtskompatibel gegenüber älteren GB-Titeln sein.

Die Fachpresse und Fans waren entzückt ob der Neuigkeiten aus Japan und fieberten dem Release des GBA entgegen. Interessant ist, dass sich die Advance Keksdose in einigen Merkmalen deutlich von seinen Urvätern unterscheidet. So wurde der Handheld nun nicht mehr senkrecht, sondern waagerecht gehalten und zu den sonst bekannten zwei Buttons gesellten sich je ein L und ein R Knopf hinzu - ein Überbleibsel aus SNES Tagen. Technisch schlummerte ein 32-bit-RISC-Prozessor mit 16,77 MHz Taktfrequenz sowie ein Farbdisplay unter dem schicken Gehäuse. Die Auflösung des Bildschirms betrug 244x160 Pixeln. Der Vorgänger hatte nur 144x160. Die Stromversorgung wurde mit zwei 1.5 Volt-Batterien gewährleistet, die bei Volllast eine Laufzeit von ca. 12-15 Stunden hatten.
 


 

Dank der Super Nintendo ähnlichen Hardware waren Portierungen der alten 16Bit-Konsole einfacher als gedacht. Schon bald fanden bekannte SNES Perlen wie Breath of Fire, Final Fight, Donkey Kong Country, oder Final Fantasy ihren Weg in die Verkaufsregale. Wobei natürlich auch die Klassiker mit dem heldenhaften Klempner Mario nicht fehlten. Die Super Mario Advance-Serie präsentierte verbesserte Neuauflagen bekannter Mario-Klassiker wie Super Mario World oder Super Mario Bros. 2. Auch Marios einstiger Hauptrivale Sonic hat nach Kapitulation und Umstrukturierung bei SEGA einen kurzen Gastauftritt mit Sonic Advance. Und wieder einmal bewies Nintendo einfach ein treffsicheres Gespür dafür, mit ihrem Gerät den Zahn der Zeit zu treffen.

Später wurden die hohen Hardwareabsätze durch die Game Boy Advance Special Edition nochmals kräftig angehoben. Dieser wurde am 7. Januar 2003 relativ überraschend angekündigt. Technisch dem normalen GBA ebenbürtig, sollte der GBA SP durch eine Hintergrundbeleuchtung, einem neuen edlen Design und einem Li-ion Akku (10 Stunden Spielzeit) überzeugen. Die durchwachsene Qualität des Displays war DER Hauptkritikpunkt an der Hardware. Der bekannte „Afterburner“ Mod verhalf dem GBA zu einer Hintergrundbeleuchtung, konnte allerdings nur von Fachmännern durchgeführt werden.

Nun nahm sich Nintendo dem Thema selbst an und veröffentlichte am 14.02. 2003 die aufgebohrte Version des Game Boy Advance. In Japan war der neue GBA SP innerhalb von wenigen Stunden restlos ausverkauft. Nintendo of Japan entschuldigte sich sogar offiziell auf seiner Homepage für die Lieferengpässe, man habe nicht mit einem derartigen Erfolg gerechnet, und versprach baldige Neulieferungen.

 


 

Der Game Boy Advance sollte recht bald eine kleine Hochzeit mit seinem großen Bruder Gamecube feiern. Mittels eines speziellen Kabels wurde es möglich, den Handheld an die Heimkonsole stöpseln, um dann neue Features freizuschalten. Abgesehen von Informationen oder Koordinationshilfen bei Spielen (wie z.B. The Legend of Zelda- Wind Waker, Metroid Prime) sollte erst Final Fantasy: Chrystal Chronicles das Potenzial dieser Vereinigung so richtig ausschöpfen. März 2003 erschien dann der erste richtige Nachfolger des Super Gameboys für den GameCube: Der Gameboy-Player. Das Gerät wurde an die Unterseite des Würfels gesteckt und spielt die komplette Game Boy-Softwareliste von Classic bis Advance ab. Dank verbesserter Einstellungen des Players kann z.B. die Bildschärfe verstellt oder ein Rahmen um den Bildausschnitt gelegt werden.
 

 

Micro ist Style!




Das Handhelds auch ein Modeaccessories sein können, zeigte Nintendo auf der E3 2005, als sie ihren Game Boy Micro der Weltöffentlichkeit vorstellten. Mit 10cm Breite, 5cm Höhe und 1,8cm Tiefe ist das zweite GBA-Update wirklich der Kleinste seiner Art. Ein 2 Zoll-Bildschirm, eine komplett neue Hintergrundbeleuchtung sowie abnehmbare Frontscheiben sollten imagebewussten Käufern das Geld aus der Tasche ziehen. Doch durch die Minimalisierung musste der japanische Hardwarehersteller auch ein paar Features streichen: Der Game Boy Micro ist der erste seiner Art, der keine Abwärtskompatibilität aufweist. Zahlreiche Fans wandten sich enttäuscht ab, andere waren von der unerwarteten Hardware hingegen begeistert. Zum Europa-Release am 4. November 2005 ging der Micro zu einem Preis von 99 € über den Ladentisch. Auf Wunsch konnte der Lifestyle Handheld auch nochmal gegen etwas Knete aufgehübscht werden, ließ sich doch gegen Bares das Frontcover austauschen.

 

 


 

Die Jahre 2005 und 2006 sollten für Game Boy Fans dann eher eine ruhige Zeit werden. Durch den Release des neuen Nintendo DS hat der japanische Hardwarehersteller seine Prioritäten anders gesetzt. Was zunächst als Alternative zum Game Boy gedacht war, setzte sich in kürzester Zeit an die Spitze der Produktpalette. Dank eines GBA Slot brachte man die Käufer in Versuchung den Game Boy Advance und seine Updates in den Regalen liegen zu lassen und direkt zum Nintendo DS zu wechseln - denn dieser ist vollkommen abwärts kombatibel zur GBA-Serie. Quasi zwei Handhelds zum Preis von einem - wer würde dem widerstehen können? Das kratzte leider an den Verkaufszahlen des Game Boy Advance SP/Micro. So war es nicht verwunderlich, dass die Softwarehersteller überraschend schnell ihren Fokus vom GBA hin zum Nintendo DS verschoben. Spätere Gerüchte, wonach Nintendo ein neues Game Boy Modell neben dem Nintendo DS am Markt zu platzieren plane, erwiesen sich als unzutreffend. Die Firmenleitung machte schließlich klar, dass man sich keine hauseigene Konkurrenz schaffen wolle. Somit wurde das Projekt Game Boy für Nintendo offiziell zu Grabe getragen. Die letzten Game Boy Micro, die sich nun zäh verkauften, wurden schließlich zum Kampfpreis von unter 60 € verramscht, während der Nintendo DS von einem Erfolg zum Nächsten eilte.

Alles hat bekanntlich einen Anfang und (irgendwann) ein Ende. Kein Handheld zuvor durchlief eine so große Popularität, wanderte dann durch ein tiefes Tal, um wenig später wieder auf Händen getragen zu werden. Mein Anliegen ist es nicht, diesen Artikel mit Trauer über Nintendos Entscheidung zu beenden, sondern an die eigene glückliche Kindheit zurückzudenken. In welcher der Nintendo Game Boy eine maßgebliche Rolle spielte. Und wer weiß - in nicht allzu langer Zeit wird der Name Game Boy vielleicht doch wieder durch Internetforen und Nachrichten wandern und eine erneute Revolution einleiten, von welcher unsere eigenen Kinder später begeistert berichten werden.

 

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