Aber dieser Test soll kein Rat über diese Praxis werden, auch wenn ich dazu versucht bin. Stattdessen will ich mich in den kommenden Zeilen auf das Spiel an sich zu fokussieren. Wobei es mir zugegebenermaßen schwerfällt.
Zunächst, ein wenig Hintergrund. Wer sich noch an letztes Jahr erinnert, dem dürfte der Titel Necromunda: Underhive Wars einfallen. Ein Multiplayer-Spiel, ganz im Stile von Mordheim: City of the Damned. Der Zusammenhang zwischen diesem Game und Hired Gun, einem Looter-Shooter, besteht darin, dass beide Teil des massiven und umfangreichen Warhammer 40k-Universums sind. Dort sind sie im Prinzip nur Teil von einem von vielen verschiedenen Schauplätzen eines düsteren Universums, in dem ständig Krieg herrscht und die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen.
Du bist ein Söldner, eine hired Gun, wie es im Titel so schön heißt. Als solcher bist du nicht Teil von einer der vielen Gangs, sondern jagst sogar eine. Zusammen mit deinem treuen Begleiter, einem massiven Bullterrier, begibst du dich durch die Gänge der Stadt, auf der Suche nach einer Spur. Bis du zufälligerweise schwer verletzt in einer der wenigen „zivilisierten“ Zonen strandest und von dort aus in diversen Missionen weiterhin versuchst, deinem Ziel näher zu kommen.
Necromunda: Hired Gun ist, wie bereits erwähnt, ein Looter Shooter. Das heißt, dass du im Laufe des Spiels nicht nur Hauptmissionen absolvierst, sondern auch diverse Nebenmissionen. Um so an besseres Equipment zu kommen, damit du in Zukunft auch in herausfordernderen Missionen Glück hast und nicht sofort ins Gras beißt. Das klingt soweit vertraut, schon allein weil Titel wie Borderlands oder Destiny dieses Spielprinzip perfektioniert haben.
Doch im Vergleich dazu fällt dieser Titel deutlich ab. Das fängt schon damit an, dass du im Prinzip keine stärkeren Waffen brauchst. Für die normalen Gegner reicht es vollkommen aus, einen Glorykill wie bei der DOOM-Neuauflage durchzuführen. Nur, dass du hier den Feind nicht erst mürbe machen musst, sondern ihn direkt auf Knopfdruck angreifen und erledigen kannst. Wobei sich dieses Manöver manchmal sehr zickig zeigt und manche Inputs einfach nicht greifen, so dass du oft mehrere Male hintereinander drücken musst, um am Ende erfolgreich zu sein. Was auch dementsprechend spaßtötend ist. In jedem Fall erhältst du durch einen erfolgreichen Kill Leben, Schildenergie und Muni. Letztere benötigst du jedoch nur für die großen Gegner, die Standardfeinde kannst du so am Stück erledigen, ohne dass es Probleme gibt.
Dein treuer Begleiter lässt sich jederzeit hervorrufen. Er spürt Gegner auf oder greift diese auf Kommando an. Er bleibt allerdings nicht ständig dabei, sondern verschwindet nach einer Zeit wieder. Weshalb du wiederum warten musst, bis der Cooldown vorbei ist, um ihn wieder zu rufen. Er lässt sich übrigens, genauso wie du, verbessern und, was natürlich besonders wichtig ist, du kannst ihn auch streicheln! Kurzum: er ist der perfekte Begleiter und einer der wenigen Propunkte für Necromunda: Hired Gun!
Nun ist es auch so, dass das Questdesign einen nicht unbedingt dazu motiviert, die Nebenmissionen zu absolvieren. Es gibt nur wenige Missionstypen, die sich jedoch im Laufe der Zeit wiederholen. Du musst in einem Raum alle Gegner töten. Oder alle Muntionskisten zerstören. Oder alle Leichen. Die Auswahl ist natürlich etwas größer, aber allen gemein ist, dass sie sich wiederholen. Die Nebenquests sind dabei in verschiedene Klassen unterteilt und je nach Erfolg wächst oder schwindet der Einfluss bei einer der vielen Fraktionen in Necromunda. Wobei dies keine direkten Auswirkungen hat, sondern einfach nur in einer simplen Grafik dargestellt wird.
Ebenso ist das große Problem, dass diese Nebenquests keine eigenen Karten erhalten. Es handelt sich hierbei oft um ausgeschnittene Unterareale der Hauptmission. Sprich, wenn du die Hauptquest gespielt hast, kommen dir die Bereiche bekannt vor. Es fehlt hier einfach eine große zusammenhängende Welt, bei der man selbst bei Nebenmissionen neue Gebiete entdecken kann.
Aber ich will nicht allzu negativ sein. Denn in Sachen Action ist dieses Spiel durchaus ordentlich. Wenn man die Gamemechanik drauf hat, dann macht es Spaß, sich zum Beispiel in der zweiten Storymission durch einen fahrenden Zug zum Führerhaus zu kämpfen. Auch wenn es mitunter etwas hektisch und unübersichtlich wird.
Auch in Sachen Stagedesign kann das Spiel glänzen. Das ist fantastisch geworden und kann auf der Series X, auf der Necromunda: Hired Gun getestet wurde, mit wunderschönen Effekten hervorstechen. Schon allein das Feuer wird hier großartig dargestellt. Demgegenüber kann das Gegnerdesign nicht ganz ankommen. Denn es gibt so manchen Moment, wo die Feinde und NPCs niedrigauflösend oder detailarm wirken oder im hektischen Gameplay untergehen. Übrigens sind auch die Ladebildschirme nicht ganz sauber: Denn es passiert oft, dass man das nächste Areal für einen kurzen Moment lang sieht, ehe man dann auf ein Mal wieder auf dem Ladescreen landet, mit der Aufforderung, Continue zu drücken.
Necromunda: Hired Gun macht vieles falsch. Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass dies wieder ein Titel ist, der den frühen Käufer zu einem besseren Beta-Tester macht, wimmelt das Game nur so von Sachen, die nicht rund laufen. Die Nebenquests sind langweilig und nach einem bestimmten Schema gestaltet. Das Kampfssystem lässt sich durch die Gloyrkills aushebeln und die Gegner KI ist alles andere als gut gelungen. Die Action und das Leveldesign ist großartig, aber einige Gegnertypen wirken niedrig auflösend. Es wirkt einfach nicht rund, was enttäuschend ist.