
In die gleiche Kerbe schlägt, dass Resident Evil 7 kleiner ist. Ein überschaubares Gebiet wird erforscht. Kein gewaltiger Biowaffenangriff, der weltweit die Nachrichten bestimmt und an dem kaum Geheimnisvolles ist. Hier weiß niemand von der Situation, am wenigsten rechnet der unfreiwillige Held mit dem, was ihn erwartet.
Die Voraussetzungen für die Rückkehr des Horrors sind also gegeben. Aber worum geht es im Detail?

Erstmals aus der Egoansicht schleicht und schießt man sich nun über das verfallene Anwesen. Erscheint die neue Perspektive zuerst als riesiger Unterschied zu allen anderen Resident-Evil-Teilen, so stellt sich bald heraus, wie eng man sich dennoch spielerisch am Erstling orientiert hat. Zwar begegnen einem diesmal statt der Zombies andere Monster namens »Molded«, welche man jedoch ebenfalls am besten durch Kopfschüsse erledigt. Allerdings ist die Atmosphäre im verlassenen Haus der des Herrenhauses aus dem 1996er Original sehr ähnlich. Nur dass das Baker Anwesen noch viel verfallener wirkt. Wie damals ist die Spielwelt nicht gefüllt mit Monsterwellen, die das Spiel in eine Schießbude für Leute verwandeln, die schnell am Abzug sind. Feindbegegnungen sind überschaubar und gezielt gesetzt. Gut so, denn auch die Munition ist nicht all zu üppig bemessen. Sie wird in der Regel ausreichen, wenn man nicht viel daneben schießt, aber Haushalten ist hier trotzdem angesagt, gerade bei den besseren Waffen. Nur ungern wird man den Feinden mit dem winzigen Taschenmesser entgegentreten.

Wie in klassischen REs versperren verschiedene Türen den Weg, für die der passende Schlüssel geborgen werden muss. Diese werden durch genaues Absuchen des Geländes und kleinere Rätsel gefunden.
Der Platz im Inventar ist begrenzt; Gott sei Dank gibt es ja die altbekannten Truhen, in denen momentan nicht benötigte Objekte verstaut werden können. Dabei sind diese auf magische Art und Weise miteinander verbunden und was in eine Truhe gelegt wird, darf aus einer Kiste am anderen Ende der Spielwelt herausgeholt werden. Selbst das von modernen Gamern, die ihre Bequemlichkeit schätzen verpönte Item Management wurde damit wieder eingeführt, was ich sehr gut finde.
Neu ist das Verstecken. Erinnerungen an die Begegnungen mit Nemesis aus dem dritten Spiel werden wach, wenn einem zufällig die Bakers über den Weg laufen. Diese sind schwer abzuschütteln und nur zeitweise auszuschalten. Bei Mutter Marguerite bietet sich ein Versteckspiel a la Alien Isolation an, bis man die Mittel hat, um sie zu vertreiben. Viele moderne Horrorspiele basieren auf Hide and Seek, aber bei Resident Evil 7 ist es nur ein sparsam eingesetztes Element.
Am Ende wird dann auch der geschichtliche Bogen zu den Vorgängern offensichtlich. Dies ist kein Reboot, sondern Teil der fortlaufenden Story. Nur stützt es sich die meiste Zeit nicht darauf, und das ist sein großer Vorzug.

Die Vertonung ist sehr gut. Die meiste Zeit erwarten einen nur Ambient-Geräusche, die Dialoge in deutscher Sprache sind allerdings hervorragend vertont.
Ladezeiten sind kaum vorhanden. Die gesamte Spielwelt wird gestreamed, nur wenn man ein Video einlegt und dadurch einen »Sprung« macht in eine andere Rolle und Gegend erwartet einen eine lange Ladezeit. Bei insgesamt 3 Videokassetten sind dies allerdings auch nur 6 Gelegenheiten im gut 10-stündigen Spiel.





Als ausgesprochener Kritiker der Neuausrichtung der Reihe mit Teil 4 habe ich schon längst die Hoffnung für Resident Evil aufgegeben. Aber Capcom hat das Wunder vollbracht und präsentiert mit dem siebten Teil einen Titel, der alte Tugenden wiederbringt, ohne eine reine Kopie zu sein. Damit versöhnt der Traditionshersteller alte Fans wie mich, aber bietet ein für moderne Spieler attraktives Erlebnis. Spannend, spielerisch klassisch, schick und gruselig. Wer noch ein PlayStation VR Headset hat wird das es noch intensiver erleben, aber auch ohne setzt sich Resident Evil 7 locker an die Spitze des Horror Genres der aktuellen Generation.