
Kurzerhand folgt er euch. Nachdem ihr ein paar Münzen eingesammelt habt, erklärt er euch flott, wie ihr diese zu investieren habt. Entzündet ein Feuer, auf das eine kleine Siedlung aus dem Boden schießt! Gebt den armen Bettlern eine Münze damit sie sich euch anschließen. Danach lasst ihr beim aufgetauchten Schmied und Bogenmacher einen Bogen und einen Hammer anfertigen. Schwups, schon eilen die früheren Bettler zu den Ständen und ihr habt Bogenschütze sowie Handwerker unter eurem Kommando. Letzteren lasst ihr links und rechts der Siedlung eine Holzpalisade hochziehen und schon verschwindet der Geist wieder. Mehr Instruktionen bekommt ihr nämlich nicht.
Während der Arbeiter seinen Auftrag verrichtet und der Bogenschütze munter die umherhoppelnden Kaninchen schießt (gibt pro Hase eine Münze) erkunden wir mit unserem Pferd die Umgebung. Links und rechts von unserer Siedlung gibt es Gräser und Wälder. Bäume könnt ihr fällen (macht der Arbeiter, kostet eine Münze), an kleinen Wasserfällen lassen sich Felder anlegen (macht der Arbeiter, kostet Münzen) und in Zeltlagern könnt ihr die dort umherstreifenden Männchen rekrutieren (ihr könnt euch denken: kostet Münzen).

Das wären auch schon die Grundlagen. Und wie man nach einiger Spielzeit feststellt, handelt sich um ein Spiel des Tower Defense Genres. Während die meisten Vertreter dieser Zunft mit Top Down Ansicht und 3D Grafik daher kommen, wird die Welt von Kingdom erneut im ach so gefragten Retro Pixellook präsentiert. Die Macher habe sich jedoch viel Mühe gegeben. Überall ist Bewegung. Vom König, über sein Volk, den Monstern bis hin zu den umherstreifenden Hirschen und hoppelnden Häschen ist alles nett animiert. Bäume wiegen sich im Wind, Blätter fallen, im Winter schneit es und ein Schneeteppich legt sich über den Boden. Selbst an Spiegelungen im Wasser wurde gedacht. Hinzu kommt ein wunderschöner Tag/Nacht Wechsel. Da kann man absolut nicht meckern.
Ganz im Gegensatz zum Heranführen an das Spiel selbst. Denn wie bereits beschrieben gibt es, abseits vom Mini Tutorial durch den Geist, keinerlei Erklärungen. Niemand sagt euch was eure Aufgabe ist, welche Gebäude für was gut sind. Nichts, absolut nichts wird erklärt. Dabei ist Kingdom New Lands alles andere als simpel. Man sieht es dem Game nicht auf den ersten Blick an, doch ihr habt weit mehr zu tun als nur Mauern und Türme hochzuziehen. Alle Gebäude können ausgebaut werden. Das obligatorische Aufmotzen von Mauern und Türmen ist klar, aber auch das Hauptgebäude, Farmen und auf der Karte zu findende Schreine, Gebäude und sogar ein Schiffswrack (!) können mit in Schatzkisten gefundenen oder verdienten Münzen aktiviert bzw. repariert werden. Nur weiß man zu Beginn nicht, warum man das überhaupt machen sollte.

Eine sichere Einnahmequelle ist der Händler. Jeden Tag watschelt er tapfer den weiten Weg von seinem Camp in eure Siedlung. Einmal am Tag lässt er einen Haufen Münzen springen. Hier müsst ihr unbedingt daran denken, ihm anschließend erneut eine zu zustecken. Nur dann verlässt er eure Siedlung und kehrt am nächsten Tag, mit neuen zurück. Vergesst ihr die Aktion oder gebt ihm das Geld erst spät am Tag gibt es am darauffolgenden Tag keine oder nur wenige neue.
Kingdom New Lands lässt euch mit seinen vielen Möglichkeiten komplett alleine. Erschwerend kommt hinzu, dass automatisch gespeichert wird und es exakt einen Spielstand gibt. Bauaufträge lassen sich nicht abbrechen, Jobs nicht neu verteilen. Erteilt ihr einen Auftrag zu spät, kann es vorkommen, dass ihr in der Nacht ohne Mauer da steht. Die Gegner marschieren also durch, Game Over! Ihr reitet zu weit aus der Siedlung raus, euer Pferd ist erschöpft und braucht eine Pause, wenn die Feinde anrücken? Game Over! Ok, merke ich mir einfach die Abläufe und wo was zu finden ist! Pustekuchen! Bei jedem Neustart wird alles neu nach dem Zufallsprinzip verteilt. War das Monsterportal im ersten Spiel auf der linken Seite, kann es beim zweiten Versuch auf der rechten sein. Jeder einzelne Bauplatz wird nach dem Zufallsprinzip verteilt. Die Liste der machbaren Fehler ist schier endlos. Ein falscher Baum gefällt und schon verschwindet das Lager des Händlers auf Nimmerwiedersehen! Adios schöne Münzen und damit unweigerlich Game Over! Selbiges geschieht mit den Zeltlagern der zu rekrutierenden Bettlern.

Um ein Level zu beenden müsst ihr das Schiffswrack wieder aufbauen um anschließend davon zu segeln. Auch das ist ein extrem schweres Unterfangen. Nicht genug damit, dass dieses Schiff meist weit von der Siedlung entfernt liegt, nein. Habt ihr es nach dem Einsatz zahlreicher Münzen und literweise vergossenem Angstschweiß endlich fertiggestellt, müsst ihr es von euren Arbeitern an den Anlegesteg, entweder ganz links oder ganz rechts auf der Karte, ziehen lassen. Während dessen wird es zwar, je nach vorhandener Anzahl, von ein paar Bogenschützen beschützt, dennoch werden die schiebenden Arbeiter wie gehabt ruck zuck von den Monster geplättet. Das Ergebnis: euer Schiff liegt bewegungslos mitten in der Pampa! Danke auch!
Frustresistente Tower Defense Freunde mit Hang zum Masochismus können dennoch bedenkenlos zugreifen. Alle anderen machen einen Bogen um das Spiel oder sollten zumindest vor dem Kauf eine Proberunde einlegen.