Inazuma Eleven 2 - Feuersturm / Eissturm im Test

Nintendo DS

Die große Erfolgsgeschichte des Nintendo DS nähert sich langsam aber sicher dem Ende. Längst hat das Nachfolgemodell mit seinem innovativen 3D-Bildschirm damit begonnen, den Oldie-Handheld von den Schulhöfen und aus den öffentlichen Verkehrsmitteln dieser Welt zu verdrängen. Natürlich erscheinen weiterhin Games für den ehemaligen Megaseller, aber wie am Ende einer Konsolenära üblich, nimmt die Qualität der Produkte stetig ab. Eventuell entpuppt sich Inazuma Eleven 2 als eines der der letzten echten Highlights für den DS. Der erste Teil der Fußball-Saga überzeugte bereits durch eine interessante Mischung aus Rollen- und Sportspiel-Elementen. Ob in dem neuen Modul noch mehr Spielspaß steckt, erfahrt ihr in unserem Review.

Inazuma_Eleven_1Japanische Manga-Zeichner und Anime-Spezialisten sind dazu in der Lage, jede alltägliche Begebenheit so in Szene zu setzen, als ob es sich um das dramatischste Ereignis der Weltgeschichte handelt. Mit stilistischen Mitteln wie Explosionen, weit aufgerissenen Augen und minutenlangen Zeitlupen-Sequenzen könnten die Entertainment-Experten wahrscheinlich sogar ein Schachspiel so wirken lassen, wie die letzte Action-Sequenz in einem Hollywood-Blockbuster. Diese Techniken kommen auch beim neuen DS-Game zum Einsatz. Genau wie in der hierzulande eher unbekannten Comic-Reihe und dem darauf basierenden Cartoon geht es eigentlich nur um einige Jugendliche, die gern Fußball spielen. Dank einer herrlich übertriebenen Story und Duellen, die so aussehen als ob sich eine Horde von Marvel-Superhelden um das runde Leder streitet, wird aus dem sportlichen Wettstreit aber ein Kampf um das Schicksal der gesamten Menschheit.

 

Während im Vorgänger der Gewinn eines Turniers im Mittelpunkt des Geschehens stand, ist die Geschichte von Inazuma Eleven 2 deutlich verrückter. Aliens sind auf der Erde gelandet und zerstören wahllos Schulen. Sie kündigen an, dass sie ihre grausamen Taten erst beenden werden, wenn sie in einem Fußballspiel besiegt werden. Warum sich die altbekannten Inazuma-Helden dieser Herausforderung stellen, statt sich über ewige Sommerferien zu freuen, wird nicht erklärt. Jedenfalls beginnt ein neues episches Abenteuer bei dem sich alles darum dreht, aus einer Gruppe von Hobbykickern ein unbezwingbares Team von Supersportlern zu machen.

 

Inazuma_Eleven_2Ob sich der Kauf des Games lohnt, hängt stark von der eigenen Grundeinstellung ab. Die Rollenspielelemente und die langatmige Story sind nicht für jeden Zocker geeignet. Ich habe das Spiel für einige Tage meinem zehnjährigen Neffen geliehen. Als begeisterter FIFA-Fan und eifriger Fußballkarten-Sammler gehört der junge Mann ganz klar zur Zielgruppe von Inazuma Eleven 2. Sein Fazit fiel allerdings vernichtend aus: „Ist langweilig. Die labern immer nur!“ Damit hat er zumindest teilweise Recht. Die erste halbe Stunde ist eine echte Tortur für Kinder. Da traben die Helden langsam durch die Stadt und vertreiben sich die Zeit mit endlosen Dialogen, die meistens ziemlich belanglos sind. Bis das erste richtige Match auf dem Programm steht, verstreichen viele Minuten wertvoller Lebenszeit. Problematisch ist auch, dass es Menschen, die den Vorgänger nicht kennen, besonders schwer haben, die Geschichte zu verstehen.

 

Zu Beginn wirkt auch das Gameplay verwirrend. Genau wie Teil 1 setzt Inazuma Eleven 2 auf eine innovativen Mischung aus Taktik und Reaktionsschnelligkeit. Auf dem Rasen werden die Laufwege der Spieler mit dem Stylus vorgezeichnet und wenn es zu einem Zweikampf kommt, darf aus einer Reihe verschiedener Aktionen gewählt werden. Auch der Schuss aufs Tor sowie eine Reihe von Spezialmanövern werden mit Hilfe eines simplen Knopfdrucks ausgelöst. Nach etwa drei Partien ist die Steuerung verinnerlicht und es wird klar, dass alles weit weniger kompliziert ist als anfangs gedacht.

 

Inazuma_Eleven_8Wer actionreiche Fußball-Duelle erwartet wird enttäuscht. Bei Inazuma Eleven 2 kommt nie das Gefühl auf, die Akteure auf dem Rasen direkt zu kontrollieren. Der DS-Besitzer übernimmt eher die Rolle des Trainers als die des Spielmachers und seine Anweisungen werden immer mit Verzögerung ausgeführt. Diese Tatsache wird einen Teil der Zockergemeinde abschrecken. Wir haben es hier ganz eindeutig mit einem Game zu tun, dessen Grundprinzip eher an die Pokemon- als an die FIFA-Reihe erinnert. Seit dem ersten Teil hat sich kaum etwas geändert und das ist sehr schade. Die Partien sind nicht sonderlich mitreißend und oft kommt das dumme Gefühl auf, dass viele der Geschehnisse auf dem Mini-Bildschirm nur bedingt beeinflusst werden können.

 

Aufgrund der einfachen Spielmechanik und des umfangreichen Abenteuers eignet sich Inazuma Eleven 2 sehr gut, um Zocker im Grundschulalter an das oft so komplexe RPG-Genre heranzuführen. Kleine DS-Besitzer werden sich nicht daran stören, dass der Schwierigkeitsgrad lächerlich ist. Nach den ersten absolvierten Trainingseinheiten wird nahezu jedes Spiel gegen die bösen Aliens oder andere Widersacher mit einer Differenz von durchschnittlich fünf Toren gewonnen. Neben den regulären Partien mit kompletten Mannschaften gibt es auch Begegnungen, bei denen jeweils nur drei Feldspieler und ein Torhüter auf dem Platz stehen. Siege werden selbstverständlich mit Punkten belohnt, die für die Weiterentwicklung der eigenen Sportler verwendet werden dürfen. Besonders die abgedrehten Superkräfte, die entdeckt werden können, motivieren trotz der vielen Oberflächlichkeiten zum Weiterzocken.

 

Inazuma_Eleven_7Etwa 20 Stunden vergehen, bis die fiesen Invasoren aus dem All geschlagen sind. Wenn allerdings ein ehrgeiziger Spieler den Handheld bedient, kann auch doppelt so viel Zeit investiert werden. Diverse Sidequests und natürlich das Hochzüchten des eigenen Teams laden dazu ein, jeden Winkel der virtuellen Welt zu erkunden. Sind wirklich alle Herausforderungen gemeistert worden, bleiben immer noch die Multiplayer-Modi für bis zu vier Module. Freundschaftsspiele sind ebenso möglich wie der Tausch von Sportlern. Ganz nach Pokemon-Tradition ist auch Inazuma Eleven 2 in zwei unterschiedlichen Fassungen erhältlich. Wirklich große Unterschiede gibt es zwischen den Games mit den Untertiteln Feuersturm und Eissturm natürlich nicht, aber wer wirklich das ultimative Team zusammenstellen will, muss zwangsläufig einige Transfers mit einem Besitzer des Gegenstücks durchführen. Etwas konsumentenfreundlicher ist, dass auch Nutzer von Teil 1 an Drahtlos-Duellen teilnehmen dürfen.

 

Inazuma_Eleven_6Fans von japanischen RPGs wird die Optik sehr vertraut vorkommen. Inazuma Eleven 2 sieht größtenteils so aus, wie eine modernere Version der guten alten 16-Bit-Abenteuer, mit denen sich ältere Zeitgenossen bereits vor zwei Jahrzehnten um den Schlaf gebracht haben. Knuddelige Figuren mit simplen aber zuckersüßen Animationen bevölkern die fußballverrückte Welt. Es ist schön, dass dieser Stil dank Handhelds weiterhin am Leben erhalten wird. Kleine technische Spielereien, wie eine drehbare Perspektive und viele Videosequenzen, die direkt aus der Zeichentrickserie stammen, schmälern den Nostalgiefaktor nur unwesentlich. Lediglich wenn es in einer Partie zu einem besonders dramatischen Moment kommt, lässt die Hardware kurzzeitig ihre Muskeln spielen. Hier streiten deutlich größere und detailliertere Charaktere um das Leder, während allerlei Effekte für das typische Anime-Feeling sorgen.

 

Die musikalische Untermalung entfaltet keine nervigen Qualitäten, bleibt aber nach dem Abschalten der Konsole auch nicht lange in Erinnerung. Weder die ruhige Melodie, die meistens zu hören ist, noch die deutlich hektischeren Töne während eines Duells sind hitverdächtig. Irgendwie macht sich das dumme Gefühl breit, alle Kompositionen bereits in mindestens hundert anderen Games aus dem fernen Nippon gehört zu haben. Entschädigt werden wir mit sehr vielen Dialogen, die komplett auf deutsch eingesprochen wurden. Auch hier haben sich die Programmierer beim Cartoon bedient und die völlig überzogen vorgetragenen Texte sorgen immer wieder für ein Grinsen auf den Gesichtern von Zockern, die ihr Hobby nicht allzu ernst nehmen.




 

 

Tim meint:

Tim

Inazuma 2 Feuersturm bzw. Eissturm ist zweifellos ein gutes Spiel für kleine Rollenspielfans. Doch es hätte noch viel mehr sein können. Mit abwechslungsreicheren Matches und einem höheren Schwierigkeitsgrad hätte das ungewöhnliche Sportspektakel das Zeug gehabt, um eines der letzten großen Highlights für Nintendos alternden Handheld zu werden. Doch leider haben die Macher keinerlei Experimente gewagt und das durch den Vorgänger etablierte Gameplay kaum weiterentwickelt. Bis auf den größeren Umfang gibt es praktisch keine nennenswerten Verbesserungen und so verdient sich Teil 2 des Fußball-RPGs leider nur das Prädikat „ganz nett“.

Positiv

  • Großer Umfang
  • Leichter Einstieg für RPG-Neulinge
  • Weckt die Sammelwut!

Negativ

  • Viel zu leicht
  • Kaum Unterschiede zum Vorgänger vorhanden
  • Auf die Dauer etwas oberflächlich
Userwertung
6.85 6 Stimmen
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Forum
  • von Civilisation:

    Hat zwar nichts mit dem Eingangspost zu tun. Aber ich wollte den Thread dazu nutzen, um auf den Review von Tim verweisen. Inazuma Eleven 2 - Feuersturm / Eissturm Die große Erfolgsgeschichte des Nintendo DS nähert sich langsam aber sicher dem Ende. Längst hat das...

  • von exocron:

    Hi, hab leider keinen Thread zu den Spiel(en) gefunden. Sind die Download-Contents zu dem Spiel noch zu kriegen? Auf der Hülle steht ja, das es den Charakter-Download ca. 1 Jahr lang nach Release geben wird. War ja glaub ich Mai 2012......

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Inazuma Eleven 2 - Feuersturm / Eissturm Daten
Genre Rollenspiel
Spieleranzahl 1 - 4
Regionalcode regionfree
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 2012-05-18
Vermarkter Nintendo
Wertung 7.3
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