Spielerisch baut der Spaß natürlich auf der Esszimmertisch Variante auf. Bis zu vier menschliche Detektive jagen im originalgetreu nachgebauten virtuellen London den flüchtigen Mr. X. Dieser bemüht sich seinerseits, den Verfolgern aus dem Weg zu gehen und seine Spuren zu verwischen.
In der Realität benötigt das Spiel des Jahres 1983 mindestens drei Spieler, ab vier Mitspielern wird es lustig. Hier spielt die CD-i Version ihre Trümpfe aus, denn auf Philips CD-Schleuder könnt ihr fehlende Menschen durch KI-Spieler ersetzen. Ob ihr dabei in die Rolle von Mr. X oder aber den Detektiven schlüpft, ist euch überlassen. Persönlich fand ich es immer unterhaltsamer als Detektiv den Flüchtigen zu verfolgen, aber das ist Geschmackssache.
Gespielt wird nach den Regeln der Brettspielvariante. Alle nutzbaren Verkehrsanbindungen wie Taxi, Bus und U-Bahn sind ebenso enthalten, wie Mr. X geheime Fährenfahrt auf der Londoner Themse. Soweit so gut. Aber ein CD-i Spiel wäre nicht ein CD-i Spiel, wenn man nicht irgendwelchen Multimedia-Schnickschnack mit auf die Schillerscheibe gepackt hätte. Und so ist es - 600 digitalisierte Fotos der besuchten Orte sind zu sehen. Da alle aus den frühen 90er Jahren stammen, haben sie mittlerweile beinahe historischen Wert. Da sich an berühmten Sehenswürdigkeiten über die letzten Jahre allerdings wenig geändert hat, ist dies nicht weiter schlimm. Lediglich zufällig im Bild eingefangene Passanten lassen sich mit ihren modischen Verirrungen eindeutig den ausgehenden 80er Jahren zuordnen. Ja, für diese trashigen Digi-Bildchen der Londoner City und den dazu eingespielten Verkehrslärm liebe ich mein CD-i.
Aber wie spielt sich die Umsetzung? Einerseits CD-i typisch recht langsam, was sich selbst mit abgeschalteten Digi-Bildchen nicht bessert. Andererseits auf Dauer etwas undurchdacht. Mr. X Spielfigur wird - so wissen Kenner - nur alle paar Runden auf das Spielbrett gesetzt, um den nachjagenden Detektiven einen Hinweis auf dessen Aufenthaltsort zu geben. Danach verschwindet die Figur in die Schachtel. Genau dies macht euch hier zu schaffen - denn als Mr. X wisst ihr oftmals nicht mehr genau, wo ihr euch befindet und müsst „blind“ ziehen. Irgendwer hat da nicht ganz zu Ende gedacht ...
So eine Brettspielumsetzung steht und fällt mit der KI. Kann sie menschliche Mitspieler nicht halbwegs überzeugend abbilden, ist der Spielspaß dahin. Scotland Yard Interactive macht seine Sache gut, das CD-i liefert herausfordernde Partien. Wenn es sich mit der Berechnung der Züge auch lange Zeit lässt. Nichts für die ungeduldige Generation Facebook.
Scotland Yard Interactive im Test
Dieser Brettspielklassiker sorgte seit seiner Erstveröffentlichung 1983 über die Jahre hinweg in vielen deutschen Wohn- und Kinderzimmern für gute Unterhaltung. Mittlerweile in x-ter Auflage erhältlich. Im Jahr 1993 folgte von Verleger Ravensburger eine CD-i Version mit dem Namenszusatz „Interactive“.
Sebastian meint:
Positiv
- Spielregeln konsequent umgesetzt
- Optik nah am Brettspiel
- 600 Fotos aus London
Negativ
- Zähes Gameplay
- Mr. X muss blind ziehen
Userwertung
Weiterführende Links
Forum
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von Civilisation:
In Brettspielform ein Klassiker. Und auf dem CD-i? Lest Sebastians Test zu dem Spiel. Scotland Yard Interactive Dieser Brettspielklassiker sorgte seit seiner Erstveröffentlichung 1983 über die Jahre hinweg in vielen deutschen Wohn- und Kinderzimmern für gute Unterhaltung....
Gemessen an dem Schrott, der sonst für das CD-i veröffentlicht wurde, ist Scotland Yard Interactive eine durchweg gelungene Brettspielumsetzung. Wer das Original mag und kennt, aber nur selten Mitspieler findet, darf nach einem Exemplar fahnden - oder gleich zur Nintendo DS Umsetzung greifen.