Super Mario RPG im Test

Wer wie ich in den 1990ern mit dem Super Nintendo groß wurde, der hat es oft verflucht, dass er in Europa lebte. Denn leider sind viele legendäre RPGs nie bei uns offiziell herausgekommen. Man fluchte, wenn man die neusten Lobeshymnen über Final Fantasy VI oder Chrono Trigger las. Und litt ganz besonders, als das Super Mario RPG herauskam.

Das Spiel war in jener Zeit was ganz besonderes. Es war eine Kooperation zwischen Squaresoft, der Vorgängerfirma des heutigen Square Enix, und Nintendo. Es war das allererste Rollenspiel mit Mario in der Hauptrolle. Es hatte eine für damalige Verhältnisse unglaubliche Computergrafik. Und besaß eine Story mit viel Witz und Charme. Kein Wunder, dass der Titel so legendär wurde.

Hierzulande kam man erst ein paar Generationen später auf der Wii in den Genuss des Spiels. Denn im Jahr 2008 kam es auf der Wii Virtual Console heraus. 2015 konnte man es auf der Wii U Virtual Console käuflich erwerben. Ebenso war es Teil des SNES Classic. Umso überraschender war dann die Ankündigung von Nintendo, dass das Game als Remake neu herauskommen würde.

Mit der Überarbeitung wurde das Square Enix Studio ArtePiazza beauftragt, die schon an der Dragon Quest-Reihe gearbeitet hatten. So waren sie unter anderem für die 2D-Parts von Dragon Quest XI verantwortlich. Und, vorab gesagt, du merkst, dass sie sich bei der neuen Fassung Mühe gemacht haben. Es ist keine 1 zu 1 Übertragung in eine neue Grafik. Ganz wie es bei Nintendo üblich ist, existieren auch einige Neuerungen. Es gibt jetzt die Triotechniken, es gibt Aktionsbefehle und es gibt einen Lockermodus. Doch der Reihe nach, ich greife vorweg.

Die Geschichte von Super Mario RPG handelt davon, dass Bowser mal wieder Peach entführt. Doch nachdem du den König der Koopas besiegt hast, wird sein Schloss von einem riesigen Schwert durchbohrt und die Story fängt damit erst an. Denn schon bald muss Mario fünf Sterne sammeln, um die Wesen, die hinter der gigantischen Klinge stecken, besiegen zu können. Im Laufe des Spiels stellt sich dafür eine bunte Party zusammen, da du neben Mario auch die merkwürdig aussehende Kaulquappe Mallow, die lebendig gewordene Puppe Gedo, Bowser und Peach steuerst. Garniert wird das Ganze mit einer munter und lustig erzählten Geschichte, sowie dem einen oder anderen Easteregg, dass auch in dem Remake vorhanden ist. 

Ein Teil des Humors entsteht zum Beispiel daraus, dass Mario im gesamten Spiel nicht spricht und deshalb frühere Ereignisse anderen Personen durch Schauspielerei erzählen muss. Und so nimmt er teilweise andere Gestalten an oder ahmt übertrieben Bewegungen nach, die in der Szene, die er nachahmt, geschehen sind. Es ist einfach herrlich absurd.

Du bewegst dich durch verschiedene Regionen und Dungeons, die diverser nicht sein könnten. Neben dem bekannten Pilzkönigreich gibt es auch noch Moleville, wo Maulwürfe leben oder das Nimbus Land, wo die Wolkenmenschen wohnen. Die Dungeons sind dabei teilweise sehr verwinkelt aufgebaut, so dass du gut aufpassen musst, wo du hinkommst, wenn du jetzt in einem Raum eine andere Röhre nimmst, als bei einem ersten Versuch. Die isometrische 3D-Darstellung tut ihr übriges, dass du hier leicht den Überblick verlieren kannst.

Allerdings ist das auf Dauer nichts Tragisches. Super Mario RPG ist nämlich kein sonderlich schweres Game, sondern ein sehr seichtes Rollenspiel, perfekt für Anfänger geeignet. Und damit diese noch mehr abgeholt werden können, gibt es den Locker-Modus, der den Fokus mehr auf die Geschichte, denn auf die Kämpfe legt. Auch kannst du problemlos das Spiel innerhalb eines Tages durchspielen. Kein Vergleich mit epischen RPGs wie eben Chrono Trigger oder den Final Fantasy-Titeln. 

Aber das will Super Mario RPG auch nicht sein. Denn wenn du es mit damaligen RPG-Größen und nachfolgenden Titeln vergleichst, dann kann das Spiel nur den kürzeren ziehen. Der Fokus liegt hier mehr auf einer netten Unterhaltung für zwischendurch, statt dem Aufhalt des Weltuntergangs. Und daran merkst du auch, wieso die später entstandenen RPG-Versuche Marios, die Paper Mario und die Mario & Luigi-Titel, sich an diesem Spiel orientiert haben.

Auch das Kampfsystem bildet Grundlage für diese damals künftigen Rollenspielserien. Rollenspieltypsich kannst du zwischen normalen Angriff, einem Zauberangriff, Itemauswählen oder verteidigen auswählen. Es gibt allerdings im Vergleich zu anderen Titeln einige Besonderheiten. 

Bei den Spezialattacken ist es so, dass sie Blumenpunkte verbrauchen. Und die teilen sich alle Partymitglieder, weshalb du genau aufpassen musst, welche Aktion du jetzt auswählst und wann du die Punkte wieder rechtzeitig auffüllst. Sich darauf verlassen, dass du schon einen zufälligen Drop erhältst, der das auffüllt, bringt nichts.

Was allerdings Super Mario RPG damals auszeichnete, war das Timing bei den Attacken. Je nach dem, wie präzise du den A-Knopf drücktest, konntest du, wenn du dies kurz vor dem Treffen des Gegners tatst, eine besonders heftige Attacke ausüben. Im Remake kommt noch hinzu, dass diese präzise getätigten Eingaben noch zusätzlich dadurch belohnt werden, dass du auch noch Schaden an anderen Feinden machst. Außerdem füllt sich eine Leiste, die, wenn sie voll ist, einen eine Triotechnik ausführen lässt, die sehr effektiv sein kann.

Doch auch, wenn du selber attackiert wirst, kommt es auf das perfekte Timing an. Denn wenn du, kurz bevor die gegnerische Attacke triffst, A drückt, kannst du den Angriff so blockieren, dass du keinen Schaden davon trägst. Was einen wirklich dazu ermutigt, genau aufs Bildschirmgeschehen zu achten und entsprechend zu agieren.

Natürlich gibt es, wenn du genügend XP gesammelt hast, ein Levelup. Doch auch hier hat sich Super Mario RPG was Besonderes einfallen lassen. Denn zusätzlich kannst du jeweils entscheiden, ob du einen Bonus auf Magie, HP oder Attacke erhältst. So kannst du entweder eine magische Glaskanone aufbauen, oder einen besonders kräftigen Angreifer, der zusätzlich zaubern kann und Magie gut abwehren kann.

Grafisch kann Super Mario RPG nicht mit einem Super Mario Bros. Wonder mithalten. Es ist zwar eine schöne Optik, aber keine berauschende. Immerhin schafft es das Game, sich nahe an der Vorlage zu halten und diese auch gut in Moderne zu transportieren.

Rübertransportiert wurde auch die Musik. Wobei beim Soundtrack von Yoko Shimomura eine Besonderheit eingefügt wurde. Du kannst nämlich jederzeit zwischen der alten und der modernen Musik hin- und herwechseln. Was schon ein cooles Feature ist, da beide OSTs phänomenal sind.