Paper Mario - damals und heute im Test

Nintendo 3DS

Ich bin ein sehr großer Fan der Paper Mario Spiele. Auf dem N64 schloss ich damals den ersten Teil in mein Herz, hatte genau so viel Spaß mit dem Gamecube Ableger und fand auch Super Paper Mario erfrischend anders, aber nicht weniger gut. Als Paper Mario Sticker Star für den 3DS angekündigt wurde, war ich hocherfreut und verweigerte jegliche Informationsaufnahme.

Wie bei den drei Vorgängern wollte ich dank Internet nicht schon im Voraus mit allerlei Ideen, Storyhappen und Gameplay-Schnipseln zugemüllt werden. Die heutigen Trailer verraten leider schon einen Großteil des Spiels, noch bevor man selber Hand anlegen kann. Für mich war nur eins klar: Paper Mario Sticker Star wird ein Instant Buy! Zur Einstimmung steckte ich gute 6 Wochen vor dem offiziellen Release sogar den Erstling in mein N64 und durchlebte das Papierabenteuer erneut. 

Zu meinem Erstaunen erhielten wir das Muster von Nintendo bereits einen Monat vor dem Erscheinungstag am 07. Dezember. Ich war hocherfreut, dass ich es testen durfte, sah mich aber nun zwei Paper Mario Spielen gegenüber. Dem ersten und dem vierten Teil. Alt gegen Neu! So kam mir auch die Idee zu diesem Artikel. Ich spielte beide Ableger nebenher und zog einen direkten Vergleich. Viele Punkte fielen mir auf, die komplett unterschiedlich daherkamen. Welche das sind, und ob Sticker Star besser ist als das geniale Original, lest ihr in den folgenden Zeilen.


Grafik - Präsentation - Ideenreichtum

Man kommt nicht drum herum: Sofort nach Spielstart springt die Optik eines jeden Spiels dem Gamer ins Auge. Paper Mario stellt hier keine Ausnahme dar, wie auch? Neben dem optischen Aspekt stechen aber zwei weitere Elemente in diesen Games heraus. Die Gesamtpräsentation zeigt nebst Akustik die Umsetzung der Spielwelt oder der verschiedenen Menüs. Und was den Ideenreichtum angeht, waren bisher alle Ableger große Klasse. Aberwitzige Charaktere, genialer Wortwitz - zwei Dinge, die zu den Spielen gehören wie die rote Mütze zum Klempner. Aber welcher Teil hat hier die Nase vorn?

Glücklicherweise nehmen sich die Games in diesen Punkten nicht viel. Die gelungene Scherenschnitt Grafik war bereits auf dem N64 eine Wucht und wurde mit jedem Teil ein wenig verfeinert, blieb aber ihren Wurzeln treu. So fühlte ich mich als Paper Mario Veteran auch bei Sticker Star pudelwohl. Der 3DS Ableger sieht dank Schärfe und einer breiteren Farbpalette noch besser aus als der Erstling. Auch der 3D Effekt kommt gut zur Geltung und verschafft dem flachen Spiel einen schönen Tiefeneffekt. In Sachen Spielwelt sehe ich beide Spiele gleichauf. Das Artdesign war auf N64 und ist auf dem Handheld genial. Verschiedene Abschnitte wie Wald, Wüste oder Schneepassage verwöhnen das Auge.

Leider fällt der aktuelle Teil im Bezug auf den Ideenreichtum ein wenig ab. Der Wortwitz ist auch hier über alle Masse erhaben, aber es fehlen die wiedererkennbaren Charaktere, die es im Original zuhauf gab. Schade! Beide Games bieten an dieser Stelle Vor- und Nachteile. Somit haben wir (noch) einen Gleichstand.

Story - Spielwelt

Jemand, der in einem Super Mario Spiel eine wendungsreiche und epische Geschichte erwartet, ist an der falschen Adresse. Da bilden die Mario-RPGs keine Ausnahme. Sowohl die Handlung des Urgesteins als auch die der 3D Version sind papierdünn und dienen eher als Mittel zum Zweck, um mit dem Klempner die zweidimensionale Welt zu erkunden. Stahl Bowser 2000 noch den Sternenstab und entführte Peach, ist es diesmal ein mächtiger Sticker, der vom Erzfeind in alle Winde verstreut wird. Zudem wird die Prinzessin erneut entführt (wen wundert's?). Mario muss also seine Liebste retten und sechs royale Sticker suchen. Nichts Weltbewegendes. Im Hinblick auf das zeitlose Gameplay und die tolle Spielbarkeit wirklich zu verschmerzen.

Doch kommen wir zum ersten großen Unterschied zwischen den Spielen: Der Spielwelt! War diese anno dazumal noch recht linear und umfasste zusammenhängende Gebiete, legt Paper Mario in Sticker Star auf einer Oberweltkarte ähnlich New Super Mario Bros. seine Meilen zurück. Dabei darf eine Vielzahl an Leveln betreten werden, was die Linearität des Vorgängers übertrifft, aber auch für Verwirrung sorgt.

Das Problem ist einfach, dass es nur an einer bestimmten Stelle, in einem bestimmten Level weitergeht. Durchforstet man anderorts die Gegend und kommt nicht weiter, obwohl man alles versucht, ist das nicht gerade spaßfördernd. Hinzu kommt, dass die Entwickler zu keiner Zeit Hilfestellung geben, ob man nun richtig ist oder verkehrt. Zwar kann ein Stern als euer ständiger Begleiter per Schultertaste um Rat gefragt werden, aber leider hat er nie etwas Sinnvolles zu erzählen. Ich hätte mir einen Roten Faden gewünscht, der ein wenig stärker hervorgestochen hätte. Öfters wollte ich den 3DS beiseitelegen, weil ich nicht weiterkam und mir die Zähne ausbiss. Da lobe ich mir die Spielwelt des Erstlings! Sicherlich wird es Spieler da draußen geben, die die komplett offene Welt begrüßen, ich hingegen gebe an dieser Stelle den Punk an das Original! Die Oberwelt eines Mario Jump and Runs passt nicht in das RPG-Universum! 
 

Gameplay - Kampfsystem - (End)gegner

Den wohl gravierendsten Unterschied fand ich aber im Spielgeschehen selbst. Zuerst trügte der Schein und ich nahm an, dass es sich hier um ein reines Paper Mario handelte, wie man es kennt und liebt. Dann lief ich dem ersten Sticker über den Weg. Die namensgebenden Aufkleber sind im gesamten Spiel verteilt. Sie kleben in der Gegend rum, können gekauft oder von Feinden im Kampf gedroppt werden. So weit, so gut. Aber schnell wurde mir klar, dass ich mit diesen Stickern weit aus mehr machen musste, als eingangs angenommen. Sie dienen z. B. als Items für Angriffe und Verteidigung in den zahlreichen Auseinandersetzungen. Liefen die Begegnungen mit den Gegnern im Original schön rundenbasierend ab und man wählte seinen Sprung- oder Hammerangriff aus, müssen hier Sticker eingesetzt werden.

Diese teilen sich in verschiedene Kategorien ein. Es gibt unterschiedliche Stiefel-, Hammer-, Blumen- oder Pilzsticker, um ein paar Beispiele zu nennen. Wählte ich im Kampf nun einen Stiefelaufkleber, sprang Mario auf den Gegner und der Sticker war weg. Ein neuer musste gewählt werden. Wehe dem, der plötzlich keine Aufkleber mehr im Album hat. Dann heißt es nur noch die Füße in die Hand nehmen oder bei Endgegnern in den sauren Apfel und letztendlich ins Gras beißen. Denn genau hier liegt der größte Schwachpunkt des Spiels. Das neue System ist zwar abwechslungsreich, aber nicht ganz durchdacht. Die meiste Zeit rannte ich mit genug Aufklebern herum und die Gegner waren der reinste Spaziergang (kein Vergleich zu Paper Mario), aber dieser Umstand brachte viel Negatives mit. 


So wurden alle RPG-Elemente entfernt. Nach den Kämpfen gibt es keine Erfahrungspunkte mehr, die Partymitglieder wurden vollständig entfernt und das Geld braucht man sich nicht mehr mühsam zusammenzusuchen. Nach nur zwei Stunden besaß ich bereits über 1000 Goldstücke, was zwar den Einkauf von Stickern erleichtert, aber den Kämpfen jegliche Motivation nimmt. Wozu noch Fights bestreiten und Sticker verbrauchen, wenn ich dafür nicht belohnt werde?

Ich selbst ging nach einigen Stunden Spielzeit den normalen Kämpfen aus dem Weg, da sie mich einfach nurZeit kosteten. Zudem brauchte ich für die Bossgegner eine große Anzahl von Aufklebern, die ich in den normalen Fights gegen Feinde nicht verbrauchen wollte. So viele, wie ich benutzte, fand ich nämlich in den Stages nicht wieder. Es war eine Lehre für mich, als ich beim ersten großen Endgegner plötzlich ohne Sticker dastand und mich geschlagen geben musste. Checkpoints gibt es nicht. So musste ich das gesamte Level von vorne beginnen, was sehr stark an meiner Motivation kratzte.

Durch spezielle Dingsda-Sticker können die Obermotze zwar schnell und einfach besiegt werden, aber auch hier herrscht ein Problem: Das Spiel deutet nicht darauf hin, welcher Spezialsticker für welchen Endgegner am Besten ist. Und sie alle auszuprobieren gestaltete sich schwierig. A) sind sie sehr teuer, b) nicht leicht zu finden und c) nehmen die Super-Aufkleber sehr viel Platz im Album weg, sodass wenig für normale Angriffs- und Heilsticker bleibt. Ein Umstand, der bei mir für viel Unmut sorgte und ich mir sehnlichst das Kampfsystem der Vorgänger zurückwünschte. Wieso die RPG-Elemente nicht beibehalten und die Sticker als reine Items einsetzen?


Neben den Kämpfen werden die Aufkleber auch für Rätsel gebraucht. Davon gibt es in dem Spiel nicht wenige, was anfangs positiv ist. Doch die Lösungswege erschließen sich leider nur durch Trial-&-Error. Oft half nur, mehrere Sticker zur Rätsellösung auszuprobieren. Verwendete ich dabei die Falschen, verschwanden diese. Im Umkehrschluss fehlten sie auch in den Fights, was ein böses Ende nehmen konnte. Dann half nur noch die Reise zurück in die Stadt um schnell neue zu kaufen. So entstanden unnötige Laufwege, die hätten vermieden werden können und für mich eine weitere Verschlechterung darstellen.

Das Stickersystem wirkt in den ersten Stunden frisch und man verfällt sogar in einen regelrechten Sammelwahn. Aber im späteren Spielverlauf verflucht man das neue System und wünscht sich das Altbewährte zurück. Die dadurch entstehende Unausgewogenheit hinterlässt bei Paper Mario Sticker Star leider einen bittere Nachgeschmack, der sich während des Spielens einstellt. Es ist immer noch ein gutes Paper Mario mit neuen Ansätzen, was aber mehr einem Adventure mit Jump and Run Elementen gleichkommt als einem waschechten RPG. Fans werden damit zwar Spaß haben, sich aber in vielen Belangen sind die Mechaniken der Vorgänger zurückwünschen. Ich selbst ziehe das Original dem aktuellen Ableger jederzeit vor. Auch Die Legende vom Äonentor und Super Paper Mario sind die besseren Fortsetzungen.




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Forum
  • von JasonX:

    danke, werde ich bei Gelegenheit gleich überprüfen^^ Hänge grad bei Luigi im letzten Level^^ Auch sehr gutes Game^^...

  • von Crewmate:

    wenn du unten stehst (Goombas fliegen auf dem Bildschirm zu), geh in den Papierisier Modus. Das ist die Lösung fast aller Rätsel....

  • von JasonX:

    Patricia schrieb: @JasonX: Bist du schon bis zu den Ventilatoren gekommen? ja bin ich, aber viel weiter komm ich da nicht, kann die ja nicht ausmachen :-/...

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