PSone Rückblick Teil V - Die besten Action-Spiele im Test

PlayStation1

Die Hälfte unseres nostalgischen Rückblicks auf die PSone-Ära liegt hinter uns. Bisher waren die Grenzen zwischen den Genres sehr klar, aber ab jetzt wird die Sache etwas verwirrend. Wir haben uns entschieden die Action-Games in insgesamt drei Kategorien aufzuteilen, obwohl das alles andere als leicht war. Die Beat-´Em-Ups, die sich in den Zeiten der Playstation extremer Beliebtheit erfreuten, bekommen einen eigenen Artikel. Auch die Action-Adventures, die ihren Fans sowohl Fingerfertigkeit als auch durchdachtes Vorgehen abverlangen, werden mit einem separaten Bericht gewürdigt. Im heutigen fünften Teil der epischen Retrospektive widmen wir uns aber voll und ganz den reinrassigen Action-Krachern.

 

In den guten, alten Zeiten als PC-Spiele langsam anfingen, interessant zu werden und die ersten massentauglichen Konsolen auf den Markt kamen, beherrschten simple Action-Games die Welt. Mehr als ein wenig unkomplizierten Ballerspaß erwarteten die Menschen damals nicht von ihren Entertainmentmaschinen und es dauerte einige Jahre, bis die Spiele komplexer wurden. Irgendwann reichte ein einzelner Knopf einfach nicht mehr aus, um die Feinde in die Flucht zu schlagen. Gegen die Raumschiffe in Titeln wie R-Type oder Katakis (Du fehlst mir C-64!) wirkten die früheren Modelle, die in Games wie Space Invaders oder Galaga zum Einsatz kamen, wie museumsreife Oldtimer. Diverse Waffensysteme, mehrere Schussvarianten oder gar Kampfmaschinen, die zwischen den Missionen aufgerüstet werden konnten, revolutionierten das Genre.

 

Den nächste große Entwicklungssprung erlebten die Action-Games durch die Einführung von 32-Bit-Konsolen und leistungsstärkeren PC. Plötzlich spielte die dritte Dimension, die bis zu diesem Zeitpunkt nur selten genutzt wurde, eine entscheidende Rolle. Innerhalb weniger Monate verfielen die Spieleschmieden des Planeten in einen wahren 3D-Rausch. Viele Macher waren so verblendet von den neuen Möglichkeiten, dass sie das Gameplay hinter der Fassade ganz vergaßen. Der Großteil der ersten 3D-Spiele wirkte trostlos und detailarm.

Nicht selten blieb auch der Spielspaß auf der Strecke, wenn die großen Softwarestudios ihre frühen Experimente in der Welt der Polygone durchführten. Irgendwann hatten die Programmierer die Hardware dann aber doch im Griff und konnten sich wieder auf alte Stärken besinnen. Auch wenn der Start etwas holprig war, läuteten Sonys Playstation und Segas Saturn ein neues Zeitalter der Action-Spiele ein. Bis zum heutigen Tag wurde das Genre nicht mehr durch so viele Innovationen in so kurzer Zeit bereichert.

 

Wir lassen uns in diesem Special natürlich weder von Polygonen noch von sonstigen Grafiktricks beeindrucken. Für uns zählt der Spaßfaktor und die folgenden fünf PSone-Games erreichen in diesem Bereich absolute Bestwerte.

 

 

Platz 5: R-Type Delta – Der 2D-Klassiker

 

 

 

R-Type_Delta_1Wenn sich einige mutige Macher nicht gewehrt hätten, wären 2D-Ballerspiele in den 90er-Jahren ausgestorben. Eigentlich galten Games wie R-Type in den Zeiten der PSone bereits als hoffnungslos veraltet. Auf Commodores legendären Home-Computer C-64 gehörte der erste Teil der Serie noch zu den beliebtesten Spielen überhaupt. Ein Jahrzehnt später wollte die Zockergemeinde nur noch imposante Weltraumschlachten in 3D-Optik sehen.

Wir sollten den Programmierern von Irem auf Knien dafür danken, dass sie ihrer Linie trotzdem treu geblieben sind und im Jahr 1999 einen Nachfolger nach klassischem Muster auf den Markt geworfen haben. Wer 2D-Shooter mag, muss R-Type Delta einfach lieben! Dieser Titel bietet alles, was das Genre so beliebt gemacht hat: Ein einfaches Grundprinzip, jede Menge Extrawaffen, ein gut durchdachtes Leveldesign, bildschirmfüllende Obergegner und einen erbarmungslosen Schwierigkeitsgrad. Der 32-Bit-Ableger der Reihe besinnt sich auf die Tugenden seiner Vorgänger und schafft es trotz aufwändiger Technik, das altbekannte Gameplay beizubehalten.

 

R-Type ist vor allem durch eine geniale Idee bekannt geworden: Das Upgrade der Waffen findet auf zwei Ebenen statt. Zum einen kann die Feuerkraft des eigenen Raumschiffes verbessert werden, zum anderen steht eine aufrüstbare Sonde als treuer Begleiter bereit, um die Gegner ins Jenseits zu befördern. In der Playstation-Version des Klassikers wurde dieses Konzept noch erweitert. Diverse Schiffe stehen zur Wahl, und jedes verändert sich auf andere Weise, wenn Bonus-Symbole aufgesammelt werden. Diese Neuerung sorgt dafür, dass sich R-Type Delta mehrfach unter verschiedenen Voraussetzungen durchspielen lässt. Wer auf kompromisslose Action steht, sollte sofort zugreifen, wenn er diesen Kracher im Regal seines Oldie-Händlers sichtet. Es liegt zwar in der Natur des Genres, dass Games dieser Machart irgendwann für immer in der Schublade verschwinden, aber da die späteren Levels von R-Type Delta extrem knifflig sind, vergehen viele Stunden bis die Motivation nachlässt.

 

R-Type_Delta_Packshot

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Aktueller Preis des Originals: circa € 20

 

 

Platz 4: Spider-Man – Das Ende des Superhelden-Fluchs

 

 

 

Spider-Man_1Heutzutage beherrschen Marvel-Verfilmungen die Kinos und die beiden letzten Batman-Games wurden weltweit gefeiert. Darum können unsere jüngeren Leser wahrscheinlich gar nicht nachvollziehen, wie schwer das Leben von Comic-Fans früher war. Fast jeder Film, der über den eigenen Lieblingshelden gedreht würde war eine Zumutung und nahezu jedes Videospiel was zu der Thematik erschien, entpuppte sich als liebloser Lizenz-Schrott. Superman allein füllte in den 80er- und 90er-Jahren ganze Wühltische mit seinen katastrophalen Auftritten. Die einzigen Games, die zumindest das Prädikat "ganz nett" verdienten, waren die Superhelden-Klopper aus dem Hause Capcom, die das altbewährte Street Fighter-Konzept mit einigen bildschirmfüllenden Special-Moves aufwerteten.

 

Erst im Jahr 2000 erschien ein PSone-Titel, der sowohl Freunde der bunten Heftchen als auch reine Zocker restlos begeistern konnte. Hinter dem simplen Titel Spider-Man versteckt sich eines der besten Action-Games der späten 32-Bit-Epoche. Kenner der Marvel-Hefte werden viele der Charaktere wiedererkennen. Die wichtigsten Bösewichte wurden als Endgegner verwendet und sorgen mit ihren Superkräften für spannende Duelle. Auch Helden wie Daredevil oder Black Cat haben kleinere Gastauftritte. Obwohl Dutzende von Spielen ein ähnliches Gameplay bieten, ist Spider-Man etwas Besonderes. Das liegt vor allem an den Fähigkeiten des Protagonisten. Peter Parker, der seine Superkräfte dem Biss einer radioaktiv verseuchten Spinne verdankt, zeigt in seinem Playstation-Abenteuer tatsächlich alles, was er kann. Wie in den Comics krabbelt er an Gebäuden hoch, springt aus dem Stand mehrere Meter in die Höhe, hebt tonnenschwere Lasten und schießt aus seinen Handgelenken einen Spinnenfaden, mit dem er allerlei Tricks ausführen kann.

 

Es ist durchaus strittig, ob Spider-Man eventuell doch besser in die Kategorie der Action-Adventures passt, aber da es meistens darum geht, diverse Handlanger von Superschurken zu verhauen und komplexere Aufgaben eher selten auf dem Programm stehen, sichert sich das Spiel den vierten Platz in diesem Teil des Rückblicks. Trotz der vielen Wiederholungen bleibt das Game dank der erstaunlichen Fähigkeiten des Hauptdarstellers interessant. Wäre Spider-Man ein bisschen länger ausgefallen, hätte es sogar Chancen auf die Spitzenposition gehabt, aber auch so ist es ein Muss für Comicleser und Action-Fans.

 

Spider-Man_Packshot

 

Vollständiges neXGam-Review zu Spider-Man auf PSone (klick)

Aktueller Preis des Originals: circa € 5

 

 

Platz 3: Colony Wars-Serie – Rasante Action im All

 

 

 

Colony_Wars_1Als das erste Colony Wars-Spiel für die Playstation erschien, erntete es Lob von allen Seiten. Wahlweise in der Cockpit- oder Außenansicht durfte man sich in einem kleinen Raumschiff durchs All ballern. Auch komplexere Aufgaben, wie der Schutz befreundeter Weltraumvehikel waren mit von der Partie. Zwischen den Missionen gab es wunderschöne FMV-Sequenzen als Belohnung für die Heldentaten. Etwa ein Jahr später kam das Sequel, Colony Wars: Vergeance, auf den Markt, welches das simple Grundprinzip gezielt verbesserte und erweiterte. Besonders beeindruckend war die Tatsache, dass es erstmals möglich war, die Atmosphären ferner Planeten zu bereisen. Da sich die Gravitation auf das Flugverhalten der Schiffe auswirkt, spielen sich die etwa 40 Levels der zweiten Episode sehr viel abwechslungsreicher als die Missionen des ersten Games.

 

Ohne Zweifel waren und sind Colony Wars I und II wirklich gelungene Spiele. Lediglich der fiese Schwierigkeitsgrad hinderte einen Teil der Zockergemeinde daran, die Ballerspektakel wirklich genießen zu können. In Colony Wars: Red Sun, das im Jahr 2000 auf den Markt kam, behob man das Problem, feilte weiter am Spieldesign und brachte somit einen würdigen Nachfolger in die Händlerregale. Nicht nur die Grafik wurde leicht verbessert, Fans durften sich auch über ein noch ausgefeilteres Gameplay freuen. Der Soundtrack des dritten Teils gehört bis heute zum Besten, was jemals von einer Konsole an einen Lautsprecher übermittelt wurde. Wie auch die beiden Vorgänger zeichnet sich Colony Wars Red Sun außerdem durch eine hervorragende Langzeitmotivation aus. Wenn ihr Lust auf knallharte 3D-Action im All habt, sind die drei Episoden der Colony Wars-Serie genau das Richtige für euch.

 

Clony_Wars_Packshot

 

Aktueller Preis der Originale: unter € 5

 

 

Platz 2: Star Trek: Invasion – Tolles Actionspiel mit zugkräftiger Lizenz

 

 

 

Star_Trek_Invasion_1Vor langer Zeit, als die Crewmitglieder des Raumschiffs Enterprise noch nicht so aussahen wie die Verkäufer in einem Apple Brand Story, gab es im Fernsehen nichts besseres als Star Trek. Die Abenteuer von Captain Picard und seiner Crew waren in den 90er Jahren das absolute Highlight jedes TV-Nachmittags. Das bemerkten natürlich auch die Software Studios und versorgten uns damals mit diversen PC-Games zu Gene Roddenberrys beliebtem Sci-Fi-Universum. Dummerweise hielt sich die Qualität dieser Versoftungen meistens in Grenzen. Nur sehr wenige PC-Umsetzungen, wie beispielsweise das grandiose Star Trek Voyager: Elite Force, schafften es tatsächlich die Fans der Vorlage zu begeistern.

 

Star Trek: Invasion ist bis zum heutigen Tag das Highlight unter den Konsolenumsetzungen der allseits beliebten Fernsehserie. Eingepackt in eine schönen Story, die im Next-Generation-Universum spielt, steuert ihr wie in Colony Wars oder Wing Commander ein kleines Raumschiff durchs All. Meistens wird, wahlweise in der Innen- oder Außenperspektive, auf feindliche Schiffe geballert, aber einige der 30 Missionen erfordern auch ein wenig taktisches Geschick. Technisch ist das Spiel auf höchstem PSone-Niveau. Trotz der überraschend stabilen und flüssigen Framerate kracht und blitzt es im Weltraum im Sekundentakt. Schöne Explosionen, bemerkenswerte Lens-Flare-Effekte und bunter Raumnebel verwöhnen das Auge. Für die deutsche Version konnte Activision außerdem sämtliche Originalsprecher der Next-Generation-Serie gewinnen. So leitet Worf höchstpersönlich jede Mission ein und immer wieder mal ertönt während der Einsätze die Stimme von Jean-Luc Picard. Auch der Soundtrack kann sich hören lassen. Die Programmierer von Star Trek: Invasion nutzen die teure Lizenz endlich einmal vernünftig aus und liefern ein Action-Spiel der Superklasse, das sich kein Besitzer von Sonys erster Konsole entgehen lassen sollte.

 

Star_Trek_Invasion_Packshot

 

Aktueller Preis des Originals: circa € 5

 

 

 

Platz 1: Die Medal of Honor Serie - Spaßige Ballerei vor ernstem Hintergrund

 

 

 

Medal_of_Honor_1Heutzutage sind Ego-Shooter das beliebteste Spiele-Genre auf Konsolen. Call of Duty, Halo und Battlefield locken jeden Tag weltweit tausende Zocker vor die Konsolen. Früher musste man solche actionreichen Spaßgranaten außerhalb der PC-Software-Palette viele Jahre lang mit der Lupe suchen. Meistens handelte es sich bei Ballerspielen aus der Ich-Perspektive für reine Entertainmentmaschinen um lieblose Umsetzungen von PC-Hits. Im direkten Vergleich zur Steuerung mit Maus und Tastatur erwies sich ein Joypad einfach als unterlegen, wenn das Gameplay nicht vernünftig angepasst wurde. Völlig anders sah das bei Vertretern des beliebten Genres aus, die speziell für Konsolen entwickelt wurden.

 

Die beiden ersten Teile der Medal of Honor-Serie gehören zu den seltenen Perlen, die zeigen, dass aufwendige Ego-Shooter auf der inzwischen veralteten 32-Bit-Hardware nicht nur möglich sind, sondern außerdem sehr viel Spaß machen können. Atmosphärisch gehören die brisanten “Killerspiele“ zum Besten, was auf der Playstation bewundert werden darf. Es gibt zwar jede Menge Waffen, die auch ständig zum Einsatz kommen, aber es sind auch die ruhigen Momente, die Medal of Honor zu einem Erlebnis der besonderen Art machen. Oft muss jeglicher Feindkontakt taktisch geschickt vermieden werden. Wenn der Protagonist mit gefälschten Papieren und geklauter Uniform unterwegs ist, geht der Puls des Spielers rapide nach oben. Die Spannung ist manchmal fast unerträglich, da nie klar ist, ob die computergesteuerten Fieslinge die Verkleidung durchschauen und Verstärkung rufen. Die hohe Intelligenz der Feinde sorgt für einige Überraschungen. Es kann schon mal passieren, dass ein mutiger Soldat eine für ihn gedachte Granate einfach zurückwirft. Technisch holen die Programmierer alles aus der Playstation heraus. Besonders die realistischen Animationen wissen zu gefallen. Die musikalische Untermalung liegt weit über dem Videospiel-Standard und erreicht manchmal Spielfilmniveau. Dass wir diese Ballerorgien überhaupt erleben dürfen, ist ein kleines Wunder, da beide zur Zeit des zweiten Weltkriegs in Deutschland spielen, was früher fast immer eine Indizierung zur Folge hatte.

 

Die Split-Screen-Duelle sind kein Ersatz für modernes Online-Gaming, aber dank der tollen Story, an der Film-Guru Steven Spielberg mitgearbeitet hat, lohnt es sich auch heute noch Sonys antike Maschine zu entstauben und sich durch die Solo-Missionen zu ballern.

 

Medal_of_Honor_Packshot

 

Aktueller Preis der Originale: circa € 10

 

Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit Markus Girg.

Userwertung
0 0 Stimmen
Wertung abgeben:
senden
Forum
  • von Kurini:

    Also damals fand ich Croc: Legends of the Gobbos ganz gut, kA wie das heute standhalten würde. Hercules (Action/Jump n Run) fand ich auch sehr spassig, sogar damals an einem Stück durchgezockt Jackie Chan Stuntmaster war auch klasse....

  • von cenobite:

    Die Jumping Flash Reihe fand ich super. Sind allerdings etwas gewöhnungsbedürftig aufgrund der Perspektive (1st Person). Und Lomax gefiel mir damals auch -vor allem optisch- sehr gut. Hab's allerdings auch schon seit Jahren nicht mehr gespielt. ceno...

  • von Kirbyfan:

    Afro-Toad schrieb: Das erste Special meiner actteiligen Reihe zu den Klassikern für PSone ist online. Nostalgiker und solche die es werden wollen sollten einen Blick risieren. Ich bin gespannt darauf, ob ihr eventuell alles ganz anders seht,...

Insgesamt 141 Beiträge, diskutiere mit
Follow us
Anzeigen
neXGam YouTube Channel
Anzeigen