The Simpsons Hit & Run im Test

Xbox
Die Simpsons und Videogames – bislang keine sehr glückliche Kombination. Schon in den 90er Jahren erschienen einige Versoftungen der populären Zeichentrickserie um die gelben Chaoten aus Springfield, keines dieser Videospiele konnte qualitativ wirklich überzeugen. Spielerisch teilweise primitiv, unfair und langweilig, konnte der ganz eigene Charme der Serie nie ins Medium Videogames transportiert werden. Egal ob „Treehouse of Horror“, „Bart vs. Radioactive Man“, „Bart vs. the Space Mutants“, „Simpsons Wrestling“ oder „Simpsons Skateboarding“ – die Simpsons wurden in nahezu jeden Genreschuh gepresst, aber keiner passte so richtig (allein „Simpsons Road Rage“, ein recht dreister Crazy Taxi-Verschnitt, machte zumindest im Multiplayer-Modus eine ansehnliche Figur). Kann das gerade in den USA für alle drei NextGen-Systeme veröffentlichte „The Simpsons Hit & Run“ der Firma Radical Entertainment diesen Fluch brechen? Meine Review der Xbox-Version soll diese Frage beantworten.


In Springfield ist mal wieder die Hölle los: Roboterbienen mit implantierten Kameras und mysteriöse schwarze Lieferwagen tauchen plötzlich auf und überwachen die Bewohner, die neue „Buzz Cola“ scheint ihre Gedanken zu kontrollieren – kurzum ein Fall für die Simpsons. In den 7 Levels des Spieles übernimmt man nacheinander die Kontrolle über vier Mitglieder der Simpsons-Familie (Homer, Marge, Lisa und Bart), außerdem hat Apu, der indische Inhaber des Kwik-E-Marts, seinen Auftritt. Homer und Bart betreten jeweils zweimal das Rampenlicht, alle anderen Charaktere müssen sich mit einem Level begnügen. Jeder Level beinhaltet 7 Storymissionen. Wurden diese absolviert, so wird der nächste Level freigeschaltet. Bereits gemeisterte Level können jederzeit wieder betreten werden, da es abseits der Storymissionen viel zu entdecken gibt. Je Level gibt es drei Rennmissionen (nach Abschluß wird ein Auto freigeschaltet), eine Bonusmission und eine bestimmte Anzahl an Gags, welche via Tastendruck aktiviert werden können. Jeder Charakter kann diverse Kostüme erwerben, außerdem warten unzählige Fahrzeuge auf den Spieler. Gefundene Sammelkarten vermitteln Insiderwissen über die Serie, findet man alle 7 Exemplare eines Levels, so wird ein Multiplayermodus freigeschaltet (1-4 Spieler können sich auf Miniaturstrecken à la "Super Off Road" auf dem NES heiße Rennduelle liefern, jeder dazukommende Komplettkartensatz aus einem anderen Level schaltet jeweils eine neue Strecke frei). Die Goodies werden dem geneigten Fan der Serie sehr bekannt vorkommen (z.B. Marge`s Copuniform, Homer`s Muumuu, Martin Prince`s Seifenkiste, Barney Gumble`s Plow King, etc.) – und erhöhen die Langzeitmotivation.



Der Missionsablauf orientiert sich stark an der äußerst populären GTA-Serie. Mal muß ein bestimmter Ort innerhalb eines Zeitlimits erreicht werden, mal muß ein Auto verfolgt oder gar von der Straße gerammt werden, dann wiederum muß man zu Fuß bestimmte Gegenstände einsammeln (z.B. 30 Buzz Cola-Dosen innerhalb von 2min.). In einer der frühen Missionen muß Homer z.B. Mr. Smithers auf seinem Weg zum Atomkraftwerk aufhalten, um einen drohenden Anschiß von Serienunhold Mr. Burns zu verhindern. Erst sucht Homer seinen alten Kumpel Barney auf, um ihm für 300 Coins den aus der Serie bekannten Schneepflug "Plow King" abzukaufen. Mit der geballten Kraft des Schneepflugs rammt Homer nun mehrfach das Auto Smithers, bis es irgendwann den Geist aufgibt - Mission geschafft. Sterben könnt ihr übrigens nicht, euer einziger Feind ist das Zeitlimit (bzw. eure Gegner in den Rennmissionen und Verfolgungsjagden). Droht eine Mission zu scheitern, so kann man über das Menü einen Neustart initiieren – lästige Anfahrtswege entfallen so. Der Spielstand kann jederzeit gesichert werden, nur nicht während einer laufenden Mission (diese können aber auch einfach abgebrochen und zu einem späteren Zeitpunkt wieder gestartet werden). Das virtuelle Springfield wirkt atmosphärisch sehr dicht, alle in der Serie vorkommenden Charaktere und Lokalitäten tauchen im Spielverlauf auf. Der Spieler kann sich innerhalb des Levelabschnitts vollkommen frei bewegen, das gesamte Springfield ist allerdings zu keinem Zeitpunkt begehbar.



Bereits verfügbare Vehikel könnt ihr an einer der vielen Telefonzellen ordern, es kann aber auch jedes vorbeifahrende Fahrzeug geentert werden (man klaut die Fahrzeuge jedoch nicht, man setzt sich –politisch korrekt- einfach auf den Beifahrersitz, kann das Auto aber dennoch eigenständig kontrollieren und steuern). Möchte man eine Mission oder ein Rennen starten, so hält man nach bestimmten Symbolen über den Köpfen einiger Charaktere Ausschau. Ein rotes Ausrufezeichen steht dabei für Mission (Story- oder Bonusmission), zwei Rennflaggen stehen für Wettrennen, etc. In einem Übersichtsmenü könnt ihr euren Fortschritt in den jeweiligen Spielabschnitten kontrollieren (also die Anzahl der erledigten Missionen, ausgelösten Gags, gefundenen Sammelkarten, etc.).



Die Fahrzeuge in „Hit & Run“ lassen sich klassisch steuern: Gas, (Hand-)Bremse, Schulterblick, Hupe – alles geht einem nach kürzester Zeit locker von der Hand. Drei Perspektiven stehen im Fahrmodus zur Auswahl , übersichtlich sind alle. Alle Fahrzeuge bieten unterschiedliche Werte (Beschleunigung, Robustheit, Höchstgeschwindigkeit), welche man im Statistikmenü vergleichen und prüfen kann. Etwas anders sieht es beim Laufmodus aus. Die Charaktere beherrschen Einzel- und Doppelsprung und rennen per Tastendruck schneller. Mittels rechtem Analogstick könnt ihr die Kamera (relativ) frei bewegen, ein Druck auf die rechte Schultertaste lässt den Charakter nach oben schauen (wichtig für die Suche nach Geld und den diversen Gegenständen, welche z.T. recht gut versteckt sind). Euer Charakter kann über die X-Taste einen Schlag ausführen, viele Gegenstände lassen sich so zerlegen. Ihr könnt auch alle Einwohner verprügeln, ernsthafte Folgen hat das allerdings nicht, nach einer kurzen Erholungsphase rappeln sie sich einfach wieder auf. Das Kamerasystem wirkt leider nicht sehr ausgereift, gerade in Gebäuden wird das Bildschirmgeschehen häufig aus den unmöglichsten Perspektiven gezeigt – manuelles Nachjustieren ist nicht immer möglich. Auch kommt es gelegentlich vor, daß der Charakter durch Gebäude, Schilder und andere Bauten verdeckt wird. Etwas mehr Feintuning wäre hier ganz klar angebracht gewesen.



Euer nächstes (Missions-)Ziel wird euch mittels grünen Pfeilen auf der Fahrbahn angezeigt, außerdem könnt ihr jederzeit einen Blick auf das Radarsystem (rechts unten auf dem Bildschirm) werfen – in der Praxis hat sich dieses Orientierungssystem bewährt, der Spieler verliert niemals den Überblick. Ebenfalls unten rechts befindet sich die Hit and Run-Anzeige. Verprügelt ihr Einheimische oder zerfahrt Gegenstände mit dem Auto (zerstörte Bäume, Laternen, etc. bringen euch das für Goodies benötigte Kleingeld), so füllt sich die Hit and Run-Anzeige langsam (bei ordnungsgemäßer Verhaltensweise baut sich die Anzeige langsam wieder ab). Ist das Maß...ähm...die Anzeige voll, erscheint ein rotes Hit and Run auf dem TV – die Polizei jagt euch nun erbarmungslos mit allen verfügbaren Einsatzfahrzeugen. Wenn ihr das Fahrzeug wechselt, den Abstand zun den Verfolgern vergrössern könnt oder ein Gebäude betretet, dann verringert ihr die Hit and Run-Anzeige – und die Polizei sieht von einer weiteren Jagd auf euch ab. Werdet ihr hingegen gestellt, dann bezahlt ihr ein Strafticket über 50 Credits, danach seid ihr wieder auf freiem Fuß. Wenn das Auto Schaden genommen hat, dann solltet ihr euch schnellstmöglich nach einem der überall versteckten Schraubenschlüssel umschauen, welche durch das Einsammeln den Wagen wieder in seinen Urzustand versetzen. Alternativ könnt ihr euch natürlich auch einfach ein anderes Auto besorgen.



Die Grafik:
Die grafische Präsentation ist nett, das Simpsons-Universum wurde überzeugend in Szene gesetzt. Alle Charaktere wurden ihren TV-Vorbildern entsprechend animiert. Dezente Lichteffekte hauchen dem virtuellen Springfield Leben ein, Raucheffekte angeschlagener Fahrzeuge erinnern an „Zelda: The Wind Waker“. Es gibt ein Schadensmodell für Fahrzeuge, welches aber etwas angedeutet wirkt und an Details spart. Die Stadt wirkt lebendig, immer wieder trifft man auf Personen und Orte aus der Serie – ein Heidenspaß für Simpsonskenner. Der Detailgrad der Grafik ist nicht besonders hoch, aber in Anbetracht des spartanischen Zeichenstils der Serie geht das vollkommen in Ordnung. Negativ fällt die zeitweise in den Keller gehende Framerate auf, gerade bei mehreren in Brand geratenen Fahrzeugen stockt der Bildaufbau ziemlich. Clippingfehler sind ebenso ein omnipräsentes Problem des Spieles. Insgesamt wirkt „Hit & Run“ leider etwas unfertig. Mit ein bißchen Politur und Feintuning wäre hier mehr möglich gewesen, unterm Strich wird Potenzial des Spieles verschenkt.



Der Sound:
Hier punktet „Hit & Run“ voll. Alle Personen haben mehrere charakteristische Sprüche drauf, die Originalsprecher der amerikanischen Serienfassung gaben sich die Ehre und lieferten ein überzeugendes Ergebnis ab. Immer wieder wird man von witzigen und schlagfertigen Bemerkungen und Sprüchen überrascht, ein Fest für alle Simpsons-Fans (z.B. begrüßt Ralph, der Sohn des Polizisten Chief Wiggum, Bart mit den Worten: "Hi, Mr. Lisa!" - ähnliche Brüller penetrieren das Zwerchfell des Spielers während des gesamten Spieles). Grandios ist auch die musikalische Untermalung. Das Simpsons-Theme taucht immer wieder auf, allerdings in vielen Variationen, immer auf den jeweiligen Protagonisten zugeschnitten (im Lisa-Level eher jazzig, während Apu`s Auftritt treffen Sitar- und Rockklänge aufeinander, etc.). Verfolgungsjagden werden von treibender Rockmusik untermalt. Die Soundeffekte wirken unspektakulär, fallen aber auch nicht negativ auf.

Team neXGam meint:

Team neXGam

Ja, es ist vollbracht – endlich gibt es ein richtig gutes Spiel zu einer der beliebtesten Zeichentrickserien der Welt, den Simpsons. Das GTA-Gameplay verträgt sich hervorragend mit dem Flair und Humor der Serie, die Missionen sind zwar relativ simpel, aber dennoch sehr suchterzeugend und durchaus abwechslungsreich, was nicht zuletzt an der gelungenen Präsentation und dem wunderbaren Soundtrack liegt. Man fährt als Fan der Serie einfach gerne durch Springfield, immer auf der Suche nach Parallelen zum TV-Vorbild. Die vielen Goodies wecken den Jagdinstinkt des Spielers und fördern die Langzeitmotivation (die Spielzeit der Storymissionen dürfte bei ungefähr 15-20 Stunden liegen). In meinen Augen kann jeder Simpsons-Fan bei diesem Spiel bedenkenlos zugreifen – trotz kleinerer Macken.

Anmerkungen zur Pal-Version:
Die Pal-Version soll am 07.11. erscheinen, parallel für Cube, Xbox und PS2. Die deutsche Version soll die Originalsprecher der hiesigen TV-Synchronisation beinhalten - über eine multilinguale Version ist (noch) nichts bekannt - wünschenswert wäre ein derartiges Feature jedoch, da viele Simpsonsfreaks die Originalfassung der deutschen Synchro vorziehen. Aufgrund des unblutigen Gameplays sind Schnitte und Zensurmaßnahmen nicht zu erwarten.

written by Claas, © neXGam

Positiv

  • Spassiges Simpsons-Erlebnis
  • Lustige Synchro

Negativ

  • Zum Teil inakzeptable Framerate
Userwertung
8.4 3 Stimmen
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Forum
  • von Maniac555:

    ich finde aber das Homer einfach zu kurz kommt....mir machts eben nur halb so viel Spass mit Marge durch die gegend zu gondeln als mit Homer in seinem Mumu und seinen super lustigern Sprüchen (speziell im O-Ton)

  • von fritzle:

    Original von Riptor Original von Trunks Denn ein wirklich erträgliches Simpsons Game gab's bisher noch nicht ( höchsten Road irgendwas ) und eines hätte ich doch sehr gerne in meiner Sammlung. =) Also Bart vs. Space Mutants war schon recht genial!...

  • von Riptor:

    Original von Trunks Denn ein wirklich erträgliches Simpsons Game gab's bisher noch nicht ( höchsten Road irgendwas ) und eines hätte ich doch sehr gerne in meiner Sammlung. =) Also Bart vs. Space Mutants war schon recht genial! Überlege mir gerade auch, ob ichs mir...

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The Simpsons Hit & Run Daten
Genre Action-Adventure
Spieleranzahl -
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 17.09. (US-Version)
Vermarkter VivendiUniversal
Wertung 8.3
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