Das Produkt aus der untersten Independent-Preiskategorie (80 MS-Points) hat keine Story und auch nur einen einzigen Modus, der eine (höchstwahrscheinlich) endlose Anzahl von Levels beinhaltet. Die Aufgabe wird schnell deutlich. Mit Hilfe eines kleinen, aber gut bewaffneten Raumschiffs, muss alles zerstört werden, was auftaucht. Bei den Gegnern handelt es sich ausschließlich um gigantische Raumstationen, die sich mit Hilfe vieler kleiner Geschütze zur Wehr setzen. Laser, Plasma-Kanonen, intelligente Raketen und weitere Vernichtungswerkzeuge machen das Zockerleben schwer. Ein Level ist erst dann erfolgreich beendet, wenn der Kern, der selbstverständlich gut gepanzert ist, zerstört wurde.
Twin-Stick-Shooter gehören zu den besonders beliebten Subgenres der Independent Szene. Auch Infinity Danger ist ein Vertreter dieser Gattung. Während mit dem linken Analog-Stick das Flugobjekt gesteuert wird, ist sein Zwilling auf der anderen Seite des Controllers für die Schussrichtung zuständig. Diese extrem simple Steuerung ist innerhalb von einer Sekunde verinnerlicht und eignet sich bestens, um die Schlachten zu überstehen. Durch das Drücken der Shoulder-Buttons lässt sich die Streuweite der eigenen Schüsse verringern und erhöhen, was dem Gameplay eine zusätzliche taktische Komponente verleiht. Gute Lenkmanöver sind jedoch mindestens genau so wichtig, wie das Ausrichten der Waffe, da die Größe der Levels begrenzt ist und die auftauchenden Feinde immer mehr Platz einnehmen.
Während andere Ballerspiele die Spannung durch eine begrenzte Anzahl von Leben aufrecht erhalten, ist es bei Infinity Danger die Zeit, die das Herz schneller schlagen lässt. Die Sekunden ticken unerbittlich herunter und wenn die Anzeige mit Nullen gefüllt ist, erscheinen die beiden grausamsten Worte der Videospielgeschichte auf dem Bildschirm: Game Over. Das Ende lässt sich allerdings hinauszögern. Die Zerstörung von Waffen und Bauteilen hat positive Auswirkungen auf das Guthaben, während das eigene Ableben mit einem Abzug von zehn Sekunden bestraft wird. Der Zeitdruck sorgt dafür, dass eine eigene Strategie entwickelt werden muss. Ist es besser, den Kern direkt anzugreifen oder sollten zunächst die Gefahrenquellen ausgeschaltet werden? Wie lässt sich das Level mit möglichst vielen Sekunden auf dem Konto beenden? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt des hektischen Spektakels.
Nach einem erfolgreichen Levelabschluss, werden die Waffen und weitere Fähigkeiten verbessert. Dieses Prinzip ist Shooter-Fans bestens bekannt. Infinity Danger überrascht allerdings mit einer neuen Herangehensweise. Nicht etwas das eigene Fluggerät wird aufgewertet, sondern die Bosse! Die Angriffsstrategien der beiden Kontrahenten werden analysiert und auf dieser Grundlage wird der nächste Fiesling gebaut. Leider ist es sehr schwer nachzuvollziehen, nach welchen Regeln die geheimnisvolle künstliche Intelligenz agiert. Meistens wird die Verbesserung einer Geschützart deutlich bevorzugt, während andere Fähigkeiten auch nach einer kleinen Ewigkeit auf dem niedrigsten Level bleiben.
Infinity Danger wird mit einem eigenen Achievementsystem und einer Online-Highscoreliste geliefert. Genau wie bei Zombie Football Carnage hat Milkstone Studios wieder einen Live-Scoring integriert, durch den jederzeit ersichtlich ist, wie die aktuelle Punktzahl im internationalen Vergleich abschneidet. Zweifellos eine geniale und extrem motivierende Maßnahme!
Wo Licht ist, da ist auch Schatten. Es benötigt schon eine etwas ungewöhnliche Persönlichkeitsstruktur, um den originellen Shooter auf Dauer genießen zu können. Der Schwierigkeitsgrad stiegt nach etwa 12 Levels rasant an, was in erster Linie an den Aufrüstungsmaßnahmen der Gegner liegt. Spielerische Neuerungen oder sonstige Überraschungen werden aber im späteren Spielverlauf nicht mehr präsentiert. Das Game bleibt ebenso simpel wie unerbittlich. Dieser Verzicht auf den üblichen Schnickschnack macht Infinity Danger zu einem Leckerbissen für Action-Puristen, während Menschen, die viel Abwechslung brauchen, um bei Laune gehalten zu werden, den Controller nach ein paar Versuchen weglegen werden.
Wer mit kleinem Budget ein optisch beeindruckendes Spiel erschaffen will, muss ein paar gute Tricks kennen. Die Macher von Infinity Danger verstehen ihr Handwerk und haben einen Shooter mit richtig schicker Grafik abgeliefert. Unterschiedliche Geschosse und jede Menge sehenswerte Explosionen füllen häufig große Teile des Bildschirms, ohne das die Framerate jemals leidet. Die Gegner überzeugen durch viele Details, wobei darauf hingewiesen werden muss, dass die gigantischen Maschinen immer aus den gleichen Einzelteilen konstruiert sind und auch kaum animiert wurden. Hier hätte etwas mehr getan werden können, um für Abwechslung zu sorgen. Bei den Hintergründen handelt es sich um, teilweise leicht verfremdete, Landschaftsfotos. Obwohl es wahrscheinlich Kostengründe waren, die Milkstone zu diesem Schritt veranlasst haben, eignen sich Wälder, Wüsten und Städte erstaunlich gut als Kulissen für den Ballerspaß.
Es gibt zwar nur zwei Instrumentalstücke, die im Wechsel zu hören sind, aber an der Qualität des Soundtracks gibt es nichts auszusetzen. Während die eine der Melodien in die Sparte “heroischer Weltraum-Epos“ eingeordnet werden kann, gibt die andere einen deutlichen schnelleren Takt vor, der an die hektischen akustischen Untermalungen alter Ballerspiele erinnert. Auch bei den Soundeffekten gibt es Klasse statt Masse zu hören. Die verfremdete Computerstimme, die jeden Gegner mit den Worten “Danger! Danger! Danger!“ ankündigt, ist ebenso hörenswert, wie die gigantische Explosion am Ende jeder Mission.
Es ist kein Wunder, dass Infinity Danger in Japan innerhalb weniger Tage an die Spitze der Indie-Charts geschossen ist. Hier wurden ein paar wirklich originelle Ideen verwirklicht und trotzdem hat das Game diesen besonderen Charme, der gute 2D-Shooter auszeichnet. Die herrlich simple Steuerung und der schnell anziehende Schwierigkeitsgrad trösten Ballerfans problemlos über die kleineren Mankos hinweg. Auch wenn lediglich ein verregneter Nachmittag mit etwas Action erträglicher gemacht werden soll, sind die 80 MS-Points hier bestens investiert.