Eigentlich sollte dieses Jahr ein Gutes für alle Fans von Skateboardspielen werden: Als erstes kam der Überraschungshit Skate von EA, dem bisher realistischsten Spiel in diesem Genre und jetzt ein weiterer Tony-Hawk-Titel, der wie immer mehr auf Arcade als auf Realismus setzt. Eigentlich also eine gute Ergänzung und damit die Erfüllung für jeden Liebhaber des Genres, aber leider machten die Jungs bei Neversoft lieber ein paar verängstigte Schritte zurück anstatt sich der Konkurrenz zu stellen und nach vorne zu preschen.
Ich bin ein absoluter und bekennender Fan von Skateboardspielen, es erscheint kein Titel dieses Genres der an mir vorbei geht ohne das ich zuschlage, sogar Skate-Attack gehört zu meiner Sammlung und da Project 8 für mich der beste Teil der Serie war, blickte ich voller Hoffnung auf die Veröffentlichung des neuen Titels. Doch leider kehrte sich selbige beim Anspielen ziemlich schnell in das blanke Gegenteil um, nämlich Ernüchterung und Enttäuschung, aber eins nach dem anderen zum offensichtlichen.
Das erste was nämlich einem beim Anspielen auffällt ist die triste Umgebungsgrafik, die im krassen Gegensatz zum Vorgänger steht, welcher noch ziemlich bunt und fröhlich gehalten war und so die einzelnen Level lebendig gemacht hat. Vielleicht wollte man diesmal einfach auf die momentane Emo-Welle aufspringen, denn es wirkt alles wie aus der Pinsel eines depressiven Malers stammend, der Spieler sollte also aufpassen das er nach dem ausgiebigen spielen keinen Notfall-Termin bei dem Psychiater seines Vertrauens braucht. Alles ist grau in grau gehalten, sogar der Himmel scheint ständig von Wolken behangen zu sein. Sonnenschein? Niemals! Tristes in Vollendung, was im Endeffekt dazu führt, dass die unterschiedlichen Örtlichkeiten doch alle ziemlich gleich aussehen und sich so kaum voneinander unterscheiden. Wie soll sich beim skaten Spaß entwickeln wenn die Umgebung einen nur anödet und man wenig Interesse entwickelt sie zu erkunden? Ich kann mich jetzt schon an keine markante Punkte mehr erinnern an denen ich gerne wieder skaten würde - das sah bei dem genialen Vorgänger anders aus, den ich bis heute noch gerne einlege, wobei das sicherlich auch, zumindestens zum Teil, Geschmackssache ist.
Genauso das Leveldesign mit seinen unzähligen möglichen Wegen... Es lässt sich weiterhin locker flockig, ohne Rücksicht auf unnötigen Realismus skaten. Aber das macht die Serie auch aus: es soll Spaß machen ohne Einschränkung und das ist meiner Meinung auch gut so. Doch leider wird das ganze durch den Umstand wieder eingeschränkt, dass man sich jeden kleinen Trick erstmal beibringen lassen muss bevor man ihn anwenden kann, was dazu führt, dass die Möglichkeiten am Anfang arg begrenzt sind und sich die Lernphase so lange hinzieht, dass man das Gefühl hat die gesamte Spielzeit ein Tutorial zu spielen. Dafür sprechen auch die uninspirierten und zum größten Teil langweiligen und sich ständig wiederholenden Aufgaben, die man nach einer Zeit nur noch schnell hinter sich bringen will. Da hilft es auch nicht, dass die Macher drei verschiedene Storylines für drei verschiedene Skatestile eingebaut haben. Da meine Kritik auf alle drei gleichermaßen zutrifft, man hat ständig das Gefühl, dass das ganze nur eine Pflichtübung für die Programmierer gewesen ist und das schimmert an allen Stellen durch, ohne das man wirklich an der Oberfläche kratzen muss.
Damit schließt direkt der nächste Kritikpunkt an, nämlich die Rahmenhandlung. Zugegeben, die war bisher bei allen Teilen nie wirklich gut, erwartet auch keiner bei einem solchen Spiel, aber wenn man sie schon einbaut, sollte sie doch wenigstens einen gewissen Grad von Interesse beim Spieler wecken und ihn unterhalten. Doch wenn der Spieler die Story nur noch gelangweilt wegdrückt, haben die Programmierer eindeutig etwas falsch gemacht. Es wäre meiner Meinung nach besser gewesen, komplett darauf zu verzichten und nur einzelne Aufgaben mit Zwischensequenzen zu versehen anstatt einem solchen Total-Ausfall zu fabrizieren. Unterstützt wird der durch die uninspirierten Figuren ohne jegliches eigene Profil, wir steuern einen unsympathischen und vom geistigen Niveau eingeschränkten Skater und treffen ständig Leute des gleichen Schlages. Gut, ich war nie wirklich aktiv in der Szene und kann daher nicht ausschließen das es dort wirklich so aussieht, aber ich hoffe es nicht.
Aber wir wollen nicht nur auf die negativen Dinge eingehen, Neversoft hat sich nämlich nicht lumpen gelassen und das Gameplay an einigen Stellen sogar erweitert, aber auch dort hält sich meine Begeisterung in Grenzen, da das ganze doch ziemlich halbherzig angegangen wurde, aber erwähnenswert ist das ganze doch, vor allem das „Nail-System“ wurde mit Nail-the-Grab und Nail-the-Manual weiter ausgebaut, wobei vor allem letzteres ein wirklich nettes Feature ist, bei den man das Board mit den Analogsticks in die richtige Neigung bringen muss um in einem Manual zu landen, was sich wirklich wunderbar mit Nail-the-Grab verbinden lässt . Aber leider gibt es wie beim Vorgänger immer noch Probleme mit der Kamera, die die Figur und das Board fokussiert und man so nicht die Stellung des Skateboardes zum Boden sieht, was das ganze unnötig verkompliziert und für mich damit fast unbrauchbar macht.
Ein weiteres neues Feature ist die Fähigkeit die Level nach eigenen gut dünken auszubauen, mit frei schaltbaren Gegenständen wie Rails, Rampen und vielen Dingen mehr, nur habe ich bisher noch keine einzige Möglichkeit entdeckt wie man das ganze sinnvoll einsetzen kann, da die Lines in den Level in sich schlüssig sind und bis auf spezielle Aufgaben einfach keine Aufwertung benötigen, zwar gibt es eine Lagerhalle die Platz für eigene Kreationen bietet, aber das ganze strahlt auf mich keine wirkliche Faszination aus, so das sich meine Motivation dafür doch sehr in Grenzen hält.
Tony Hawk's Proving Ground-Trailer
(click play to start)
Carsten meint:
Abschließend lässt sich nur sagen, dass die Serie mit diesem Teil nicht nur auf der Stelle stehen geblieben ist, sondern sogar ein paar Schritte zurück gemacht hat. Neversoft sollte sich so langsam wirklich im Klaren sein wohin sie mit der Serie will und die Schwächen analysieren und ausbügeln, ansonsten werden wohl immer mehr Kunden dem Titel fern bleiben, vor allem dank der neuen Konkurrenz. Wobei ich dem Spiel nicht komplett den Spielspaß absprechen will, er ist, vor allem im späteren Spielverlauf immer noch vorhanden, aber bei weitem nicht mehr so ausgeprägt wie beim Vorgänger, wer selbigen also noch nicht gespielt hat, sollte das zuerst nachholen, oder direkt zu Skate greifen, das aber einen komplett anderen Schwerpunkt hat.
Abschließend lässt sich nur sagen, dass die Serie mit diesem Teil nicht nur auf der Stelle stehen geblieben ist, sondern sogar ein paar Schritte zurück gemacht hat. Neversoft sollte sich so langsam wirklich im Klaren sein wohin sie mit der Serie will und die Schwächen analysieren und ausbügeln, ansonsten werden wohl immer mehr Kunden dem Titel fern bleiben, vor allem dank der neuen Konkurrenz. Wobei ich dem Spiel nicht komplett den Spielspaß absprechen will, er ist, vor allem im späteren Spielverlauf immer noch vorhanden, aber bei weitem nicht mehr so ausgeprägt wie beim Vorgänger, wer selbigen also noch nicht gespielt hat, sollte das zuerst nachholen, oder direkt zu Skate greifen, das aber einen komplett anderen Schwerpunkt hat.