Silent Hill Homecoming im Test

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Ich bin ein vergesslicher Spieler, einer der schon mehrere Tage nach dem Spielen eines Spiels sich nicht mehr an Details im Handlungsablauf oder Gameplay erinnern kann. Doch eine ganz besondere Spielereihe hat es immer geschafft, dass ich mich auch Jahre später noch an kleinste Szenen haargenau erinnern kann: Silent Hill. Die Reihe schaffte das Fundament für meine Hassliebe zum Survival Horror Genre und somit ist die Spannung groß, denn mit Silent Hill Homecoming erreicht Konamis Vorzeigereihe die aktuelle Konsolengeneration. Kann der fünfte Teil an die alten Blockbuster anknüpfen?

Für Alex Shepard war es alles andere als ein gutes Jahr. Nachdem er als Soldat im Gefecht verwundet wurde und für einen längeren Krankenhausaufenthalt zurück in die USA geschickt wurde, plagen ihn nun Alpträume, in denen sich sein jüngerer Bruder Joshua in Gefahr befindet. Nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus ist Alex fest entschlossen, den Ursprung dieser Träume zu finden und seinen Bruder vor den unbekannten Bedrohungen zu retten – auch wenn er dafür nach Shepard's Glen zurück muss, der Stadt, der er vor langer Zeit den Rücken gekehrt hat. Und wie sollte es anders sein: Kaum ist Alex im verschlafenen Nest angekommen, geht der Terror los. Sein Zuhause wurde von den Mächten des Bösen eingenommen, auf den Straßen der Stadt lauern merkwürdige Wesen. Alex' Mutter sitzt auf ihrem langsam verrottenden Stuhl und sieht mit an, wie die Welt zu Grunde geht. Abgesehen von Alex' Mutter scheint die ganze Bevölkerung der Stadt verschwunden zu sein – inklusive eurem Vater und Bruder. Als Alex ist es nun eure Aufgabe, das Geheimnis rund um die Vorfälle in Shepard's Glen zu lüften und euren Bruder zu finden und zu retten.

Alex Abenteuer ist ein merkwürdiger Mix aus Altem und Neuen, der dafür sorgt, dass Silent Hill-Neulinge sich fragen werden, wie die Serie so beliebt werden konnte und alte Fans der Reihe sich am Kopf kratzen. Als Spieler kann man der Story zwar viel leichter folgen als es in den Vorgängern der Fall war, aber dadurch dass sie qualitativ einfach nur übel und mit allen möglichen Klischees besetzt ist, hilft das nicht wirklich. Sie entwickelt sich viel zu langsam, bis dann etwa in der Mitte des Spiels plötzlich alles umgeworfen wird und es wieder ein bisschen Berg auf geht – vorausgesetzt ihr haltet bis zu diesem Punkt durch, versteht sich.


Auch das Gameplay lässt sich, nett ausgedrückt, als „unbefriedigend“ beschreiben. Silent Hill Homecoming wirkt als ob die Entwickler extrem verspannt einfach nur versucht hätten, möglichst viele prägnante Silent Hill-Elemente in ein neues Spiel zu stopfen und den Rest einfach wirken zu lassen. Homecoming bedient sich außerdem an ein paar billigen Tricks und bringt eine klassische Silent Hill-Taschenlampe ins Spiel, die allerdings so richtig nutzlos ist und lässt Gegner endlos respawnen bis eine bestimmte Zwischensequenz ausgelöst wurde. Das traurigste aber ist, dass die meisten Schockmomente in Homecoming viel zu vorhersehbar sind und selbst anfällige Spieler nur höchst selten mit Angstschweiß und erhöhtem Puls zu tun haben.

Als Soldat hat Alex ein paar Vorteile gegenüber anderen Silent Hill Protagonisten aus der Vergangenheit. Seine Stärke und Kampfsportausbildung sorgen dafür, dass er im Kampf Angriffe zu mächtigen Combos verknüpfen, Monster mit mächtigem Endstoß das Licht ausknipsen und einfallenden gegnerischen Angriffen ausweichen kann. Ihr müsst euch dabei nicht ausschließlich auf den Nahkampf konzentrieren, denn selbstverständlich findet Alex auf seinem Weg die ein oder andere Feuerwaffe, die ihm dabei hilft das Gesocks der Dunkelheit auf Distanz zu halten. Es bedarf einer gewissen Experimentierfreudigkeit und Geduld, die Angriffsmuster der Monster zu erkennen und mit Alex' manchmal doch recht langsamen Bewegungen effektiv zu reagieren. Sobald das aber gelungen ist wird der Rest von Homecoming zum Kinderspiel, einfach weil die Gegner sehr leicht zu erledigen sind.


Alex' Fähigkeiten nehmen dem psychologischen Faktor von Silent Hill, also ein Fremder in fremder Umgebung zu sein, jegliche Würze und auch die Monster werden eher zum notwendigen Übel als zu angsteinflößenden Gefahren, während ihr von Punkt A nach B wandert und euch durch sie durchmetzelt. Genau das ist es was ihr macht, denn die Erkundungsmöglichkeiten in Silent Hill Homecoming sind doch extrem linear. Als krönenden Abschluss führen die Entwickler dann noch einen neuen Heilungsgegenstand ein, der nicht nur eure Gesundheit auf einen Schlag wieder komplett regeneriert, sondern eure Lebensleiste auch noch für den Rest des Spiels um ein Stückchen verlängert.

Wenn Alex nicht gerade einen Hundekopf mit einem Eisenrohr bearbeitet oder gegen einen der riesigen und wirklich gelungenen Zwischengegner antritt, sucht er die Gebäude und Straßen von Shepard's Glen nach Hinweisen auf seinen Bruder ab und versucht, das geheimnisvolle Puzzle progressiv zusammenzusetzen. Hier kommt die zweite Pflicht eurer Nahkampfwaffen ins Spiel, denn mit ihnen könnt ihr zugebretterte Türen öffnen, euch durch Tapeten schneiden usw. Blöderweise kann der kleine McGuyver Verschnitt mit seiner Ausrüstung keine verschlossenen Türen öffnen und nervt daher viel zu oft mit dem Satz „It looks like the lock is broken, I can't open it“...


Fehlt da nicht noch was? Richtig, die Rätsel. Diese variieren in Homecoming von Elektrokästen die neu verkabelt werden müssen bis hin zu komplexen Zahlenschlössern. Während die meisten dieser Rätsel durch einfaches Trial & Error-Prinzip gelöst werden können, werden die Rätsel besonders zum Ende hin durchaus anspruchsvoll und fordernd. Ein paar mehr davon im früheren Spielverlauf hätten dem Titel sicher nicht geschadet.

Grafisch schafft Silent Hill Homecoming es, zunächst richtig zu begeistern. Das ist in erster Linie dem ganz neuen Level an Realismus und hier insbesondere der richtig starken Umgebungsbeleuchtung und den famosen Schatteneffekten zu verdanken. Sogar die alten Silent Hill Elemente wie der dichte Nebel oder körnige Filter wurden ordentlich auf neusten Stand gebracht und haben nie besser ausgesehen. Sowohl Alex als auch seine Widersacher tragen aus einem Kampf Wunden davon, die z.B. in Form von Schnitten auch deutlich zu sehen sind. Die Transformation in die „Otherworld“ geschieht in Echtzeit und erinnert vom Stil her ein bisschen an den Silent Hill-Kinofilm, von dem offensichtlich ein paar Monster Designs und Aufenthaltsorte inspiriert wurden. Punkteabzug gibt es für deutliche Einbrüche in der Framerate. Die machen das Spiel zwar zu keinem Zeitpunkt unspielbar, nerven aber dennoch kolossal.

Akira Yamaoka's Musikstücke und Soundeffekte sind brillant wie eh und je und sorgen in Verbindung mit der guten grafischen Gestaltung dafür, dass letztlich doch noch eine gewisse Silent Hill-Atmosphäre entsteht – vor allem während der Bossfights.


Gregory meint:

Gregory

Auf den ersten Blick handelt es sich bei Silent Hill Homecoming um eine düstere und verworrene Homage an die Wurzeln der Reihe. Doch unter der dicken Nebelschicht machen sich einige Probleme bemerkbar, die alte Silent Hill-Fans eher vom Produkt verscheuchen als sie fest zu halten. Silent Hill Homecoming ist immer noch ein gutes Action-Adventure, welches dem Spieler rund zehn Stunden ordentlich unterhält. Doch durch die Entfernung von der klassischen Silent Hill-Psychologie dürften Fans der Reihe letztlich enttäuscht sein.

Sascha meint:

Sascha

Anfangs ist man noch voller Begeisterung, da vieles noch an Teil 1 erinnert. Doch recht schnell macht sich unter den einschlägigen Silent Hill Spielern etwas Enttäuschung breit. Zwar wurde das Kampfsystem deutlich dynamischer gestaltet, was auch das Gameplay deutlich actionreicher gestaltet, jedoch unterscheidet sich auch die Erzählweise vom Spiel deutlich von den vorangegangenen Teilen. So werden Fans westlicher Horrorkost wohl eher auf ihre Kosten kommen. Alles in allem ein netter Titel, der aber den hohen Erwartungen nicht gerecht wird. 

Positiv

  • Gute Atmosphäre
  • Intensive Bossfights

Negativ

  • Kaum mehr Psycho Horror wie früher
  • Schwache Story, die vor sich hin plätschert
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Forum
  • von Seegson:

    erwarte nicht zuviel. Für mich der schwächste und nervigste SH-Teil, alleine aufgrund der Kämpfe.

  • von cd32:

    Da das Teil rückwärts kompatibel auf der one ist werde ich es jetzt nachholen. Einer der wenigen sh teile die ich noch nicht gespielt habe.

  • von Phill XVII:

    Gestern kamm meine UK Version und die ist nicht geschnitten.

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Silent Hill Homecoming Daten
Genre Action-Adventure
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit März 2009
Vermarkter Konami
Wertung 6.8
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neXGam YouTube Channel
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