
Das Gameplay von Prey wird durch einige weniger konventionelle Elemente geprägt, die wir uns als erstes anschauen sollten. Zum einen wären da die Portale, die an sämtlichen Stellen des Spiels erscheinen und euch in Windeseile von Punkt A nach Punkt B bringen. Diese Portale sind entweder immer an jenem bestimmten Punkt oder erscheinen, nachdem ihr eine bestimmte Aufgabe erfüllt habt. Steht ihr vor einem solchen, meist kreisförmigem Portal, könnt ihr schon die ‚andere Seite sehen’ und so auch schon Feinde sehen und eventuell angreifen, die euch nach dem Durchschreiten erwarten werden. Ein weiteres wichtiges Element des Spiels ist die Tatsache, dass im Raumschiff die Gesetze der Gravitation ein bischen anders aussehen als auf der Erde. Neben speziellen Bahnen, die euch nach deren Aktivierung an Wänden und Decken von Räumen entlang laufen lassen, gibt es außerdem Portale die euch in einen bereits bekannten Raum bringen, den ihr aber dieses Mal aus einer anderen Perspektive erlebt. In anderen Fällen sind an Wänden und Decken bestimmte Vorrichtungen angebracht, anhand derer ihr durch einen einfachen Schuss aus eurer Waffe die Anziehungskraft beeinträchtigen und somit den ganzen Raum wortwörtlich auf den Kopf stellen könnt.
Diese beiden nicht alltäglichen Features sind zudem die Quelle für viele der eher einfach gestrickten Rätsel in Prey. Das Leveldesign des Spiels ist grundsätzlich recht linear und somit verbringt ihr, wie das Genre es verlangt, die meiste Zeit im Kampf. Dabei werden die Gegnermassen jedoch nie unübersichtlich oder überfordernd. Überraschend können die Auftritte bestimmter Gegner dann doch werden, denn schließlich sind diese Portale die euch auf eurem Weg helfen ihre Erfindung und somit nutzen sie diese auch. Wenn ihr gerade an einer Decke entlang lauft und unter euch dann zwei Gegner auf dem eigentlichen Boden erscheinen, ist dies durchaus eine ungewöhnliche Situation, mit der man erstmal zurechtkommen muss.
Zuvorkommend ist deshalb die Tatsache, dass die Gegner im Normalfall nicht hinter euch erscheinen und euch in den Rücken angreifen um einen Vorteil zu erringen. Generell ist die künstliche Intelligenz der Bösewichte nicht all zu hoch angesiedelt. Die Hunter sind mit der gleichen Waffe ausgestattet die auch als eure erste auf dem Raumschiff dient und bedienen sich nur in Einzelfällen ihrer Ausweichmannöver und ihrer Sekundärwaffen wie z.B. Granaten. Die meisten anderen Gegner, deren Bandbreite sich von klassischen Alien-Kreaturen über menschliche Missbildungen bis hin zu fliegenden Robotern erstreckt, greifen euch lieber aus der Ferne an und kreisen um euch herum, um sich in die beste Angriffsposition zu bringen. Gelegentlich auftretende größere Zwischenbosse setzen da eher auf Nahkampf und stürmen kopflos auf euch zu.

Obwohl Tommy mit seiner Herkunft nicht viel anfangen kann, kann er sie auch nicht verleugnen. Und schließlich hilft sie ihm noch ein großes Stück weiter in seinem Abenteuer. Nachdem die Rettung für seinen Großvater recht früh im Spiel zu spät gekommen ist, begleitet euch dieser spirituell und gibt euch neue Fähigkeiten mit auf den Weg. Die wichtigste dieser Fähigkeiten ist der sogenannte Spirit Walk. Per Druck auf den Y-Button des Xbox 360-Controllers verlässt Tommy seinen Körper und wandelt mit seiner Seele umher, bewaffnet mit Pfeil und Bogen. Dieser Bogen kann zwar viele Gegner mit nur einem Treffer umlegen, aber der Spirit Walk wird in erster Linie zum Absolvieren von Rätseln benötigt. Nicht selten werdet ihr auf Kraftfelder stoßen, die euch ein Weiterkommen in menschlicher Gestalt nicht ermöglichen. Dann wechselt ihr in die Spirit-Form und sucht den dazugehörigen Schalter, um das Hindernis aus dem Weg zu räumen.

Für die Singleplayer-Kampagne solltet ihr euch 6-12 Stunden freihalten, je nachdem wie erfahren ihr mit dem Genre seid. Schwer ist Prey eigentlich fast nie, nicht zuletzt wegen dem bereits beschriebenen etwas anderem Verhältnis zum Tod. Zudem lässt sich das Spiel jederzeit abspeichern, das Wiederholen von bestimmten Abschnitten fällt also quasi komplett weg. Die Ladezeiten von Prey beschränken sich auf die Wechsel zwischen den verschiedenen Kapiteln und sind dann aber auch recht lang.

Was den Multiplayer angeht bietet euch Prey zwei Modi, die mit bis zu acht Mann gespielt werden können. Die beiden Varianten sind die Klassiker Deathmatch und Team Deathmatch. Die Maps sind gut gestaltet und machen besseren Gebrauch von den Portalen sowie der Gravitations-Geschichte als der Singleplayer. Der Multiplayer Modus ist ein bischen dünn und man merkt dem Spiel dadurch an, dass es deutlich auf den Singleplayer Faktor ausgelegt ist. Auf der Xbox 360 ist eine gesellige Mehrspielerpartie übrigens nur via Xbox Live und System Link möglich, Splitscreen gibt es keinen.

In Sachen Sound sticht vor allem die englische Sprachausgabe heraus. Sowohl Tommy als auch Jen, Tommys Großvater und alle anderen Charaktere wurden richtig gut synchronisiert und bringen die genaue Stimmung wunderbar herüber. Sehr prägnant ist dies vor allem nach einer bestimmten Stelle im Spiel, zu deren Zeitpunkt Tommy wirklich alles egal ist und er durch seine Äußerungen seine Stimmung wiedergibt und diese Stimmung direkt auf den Spieler transferiert wird. Die Soundeffekte der Waffen reihen sich ins Mittelmaß ein, während der Soundtrack wieder gelobt werden muss. So wurden z.B. einige Songs lizensiert wie ‚You’ve got another thing comin’ von Judas Priest, welches der Anfangssequenz seinen ganz individuellen Stempel aufdrückt. Sehr amüsant sind zudem die Radio-Sendungen des amerikanischen Moderators Art Bell, die ihr euch an verschiedenen Stellen im Spiel anhören könnt und in denen es um die aktuellen Ereignisse über dem Himmel von Texas geht.
Prey ist meiner Meinung nach genau das Richtige für diejenigen unter euch, die nicht ständig Ego-Shooter spielen und einfach mal wieder über ein paar Stunden richtig gut unterhalten werden wollen. Das Spiel bietet zwar einige interessante Features, die auch alte Hasen des Genres beeindrucken können, aber jene Spieler werden die Spielzeit als zu gering empfinden und im normalen Schwierigkeitsgrad vor kaum eine Herausforderung gestellt. Mir persönlich hat vor allem die filmreife Story gefallen und die Einbindung des Spielers in diese. Wer also an diesen heissen Tagen mal abschalten möchte, keine Herausforderung braucht und einfach nur ein paar spaßige Stunden erleben will, sollte definitiv zuschlagen.