Nach Call of Duty und Medal of Honor gelangt die nächste große Kriegsspielreihe endlich auf die Xbox 360. Mit Brothers in Arms: Hell's Highway wollen die Entwickler von Gearbox fortsetzen, was sie schon in der vorigen Konsolengeneration geschafft haben – sich durch Gameplay Features vom Genrerest abzusetzen. Ob es auch diesmal gelungen ist, erfahrt ihr in unserem Review.
Wie schon in Road to Hill 30 schlüpft der Spieler erneut in die Rolle von Sergeant Matt Baker, der in Hell's Highway zusammen mit seinem Team eine der heissesten Schlachten des Zweiten Weltkrieges erlebt - die Operation Market Garden. Die Inszenierung legt dabei keinen all zu großen Wert auf die Erzählung einer Geschichte, sondern stellt eher die Entwicklung der Beziehungen zwischen den Soldaten dar, die sich in dieser Schlacht zur Seite stehen – eine sehr erwachsene Herangehensweise, die mir direkt gut gefallen hat. Durch Zwischensequenzen und die Kommunikation auf dem Schlachtfeld fühlt man sich schnell zu seinen Mitstreitern verbunden und so werden beim Spieler durch viele große Momente, die sowohl komisch als auch höchst tragisch sein können, Emotionen hervorgerufen, die einem nicht all zu oft bei WWII Shootern in den Kopf kommen. Für Serienneulinge ist es allerdings nicht immer einfach, den Strängen zu folgen. Hell's Highway lehnt sich des öfteren auf seine Vorgänger Road to Hill 30 und Earned in Blood (beide 2005 für Xbox erschienen) und lässt diejenigen, die Leggett, Allen oder Garnett noch nicht kennen, stellenweise im Regen stehen. Zwar hat man für jene Spieler zu Beginn des Spiels einen „Was bisher geschah“-Film im Stil von TV Serien eingebaut, doch jener kratzt lediglich an der Oberfläche und hilft demnach nur geringfügig.
Sobald ihr auf den Schlachtfeldern der holländischen Provinzen angekommen seid, werden eure Kameraden mehr oder weniger zu euren Marionetten, die euren Befehlen brav folgen und sich von euch, wenn ihr denn keinerlei Skrupel habt, auch in den sicheren Tod schicken lassen. Für Brothers in Arms Neulinge bietet Hell's Highway ein Tutorial an, in dessen Rahmen während des normalen Spielverlaufs immer wieder Texte eingeblendet werden, die euch Icons und Vorgehensweisen erläutern. Die Strategie im Spiel läuft im Endeffekt in den meisten Fällen darauf hinaus, dass ihr euren Kollegen befiehlt, die deutschen Stellungen mit Sperrfeuer zu belegen, damit ihr alleine über die Flanke angreifen könnt, ohne unter Dauerbeschuss zu stehen.
Eure Mitstreiter sind also durchaus nützliche Kerle und ohne sie würdet ihr ganz schön oft in der Klemme stecken. Sie halten euch nicht nur die deutschen Angreifer lange genug vom Hals, sie brüllen euch auch wirklich gute Tipps zu, wenn sie sehen, dass ihr offenbar nicht weiter wisst. Nebenbei sorgen sie auch dafür, dass dem ein oder anderen gegnerischen Soldat das Licht ausgeknipst wird, bevor ihr euch darum kümmern könnt. Ganz sorgenfrei könnt ihr euch aber auch in Hell's Highway noch nicht auf die Jungs verlassen, denn es kann schon mal passieren, dass sie auf der falschen Seite einer Wand entlang laufen wenn ihr sie an eine bestimmte Position schickt und sie sich dazu als leichte Ziele hergeben. Verstorbene Mitstreiter werden im weiteren Verlauf schmerzlich vermisst, aber die Entwickler waren dann doch gnädig genug, um die Jungs am nächsten Checkpoint wieder auferstehen zu lassen. Wer in der Zwischenzeit nicht voran kommt hat glücklicherweise auch die Möglichkeit, über das Menü den letzten Checkpoint neu zu laden und die ganze Aktion somit noch einmal auszuführen – diesmal hoffentlich ohne menschliche Verluste.
Komplexer wird es, sobald ihr mehrere Gruppen von Soldaten befehligen könnt und euch plötzlich sowohl ein MG- als auch ein Bazooka Squad zur Seite stehen. Über den B Button wechselt ihr zwischen den beiden Squads und teilt ihnen anschließend via linkem Trigger des Xbox 360 Pads mit, was sie tun sollen. Während sich die MG Einheit in erster Linie für Sperrfeuer eignet, nehmt ihr mit dem Bazookaschützen, dessen „Baby“ übrigens stilecht „Stella“ genannt wird, feindliche Geschütze auseinander, die euch ansonsten ordentliche Kopfschmerzen bereiten würden. Auch Deckungsgegenstände wie parkende Fahrzeuge, Zäune o.ä. lassen sich dank Bazooka Team wunderbar aus der Welt schaffen. Nach einer gewissen Zeit werdet ihr richtig Spaß daran haben, euren Truppen Befehle zu erteilen und ihr werdet sie taktisch klug ohne größere Pausen über das Schlachtfeld hetzen – immer als natürliche Expansion eurer eigenen Kampfkraft, denn bei all der Strategie kommt auch diese nicht zu kurz.
Hell's Highway verlangt auch euch als Einzelspieler alles ab. Während eure Kameraden die gegnerischen Truppen mit Sperrfeuer beschäftigt halten, seid ihr oft alleine auf der Flanke unterwegs und müsst präzise Schüsse abliefern sowie Möglichkeiten zur Deckung clever nutzen, um zu überleben. In diversen Abschnitten seid ihr auch komplett auf euch alleine gestellt und übernehmt die ganze Arbeit. Glücklicherweise hat Sgt. Baker es einfach höllisch drauf, den deutschen Truppen die Helme um die Ohren zu jagen – vorausgesetzt ihr habt die Möglichkeit, lange genug aus der Deckung hervor zu schauen um ordentlich zielen zu können. Wenn ihr einen besonders spektakulären Treffer landet (z.B. Headshot) oder mit einer gut platzierten Granate richtig für Chaos sorgt, wird dies durch die Action Kamera entsprechend in Szene gesetzt. In Zeitlupe fliegen die getroffenen Gegner durch die Luft, Gliedmaße werden abgetrennt und selbst komplett halbierte Körper sind keine Seltenheit. Zumindest gilt das für die von uns getestete britische PAL Fassung – wie viel davon in der deutschen Version übrig geblieben ist, können wir euch leider nicht sagen.
Neben der Singleplayer Kampagne haben die Entwickler dem Spiel natürlich auch noch diverse Multiplayer Maps spendiert, von der jede Spielsessions mit bis zu 20 Kämpfern ermöglicht. Zwei Teams treten dabei in klassischem „Capture the Territory“-Spielmodus gegeneinander an und respawnen erst wieder zu Beginn der nächsten Runde. Jedes Teammitglied hat auch hier eine spezifische Rolle, vom Squadleader über den Waffenspezialist bis hin zum Panzerfahrer ist einiges mit dabei. Squadleader haben die Möglichkeit Luftangriffe anzufordern während der Waffenspezialist mit seinen Beschützersquads unterwegs ist und seine ganz eigene Zerstörungswelle startet. Klingt in der Theorie alles ziemlich gut und man kann sich vorstellen, dass wenn sich die richtigen Leute für ein Spielchen treffen, die Taktik verinnerlichen und auf ein volles Match stoßen, ordentlich Spielspaß aufkommen kann. In der Praxis sind wir bislang aber nur auf einsame Möchtegernrambos getroffen, mit denen man dieses Spielprinzip einfach nicht so umsetzen kann, wie es angedacht war – wir hoffen auf Besserung in den nächsten Wochen...
Realismus wird in Brothers in Arms: Hell's Highway groß geschrieben. Das ist auch der technischen Umsetzung zu verdanken, die vor allem in Sachen Sound richtig begeistern kann. Jede Waffe hat eine ganze Bandbreite von unverwechselbaren Soundeffekten zur Verfügung, Kugeln schnellen euch um den Kopf und pfeifen dabei beängstigend, Explosionen in nächster Nähe erzeugen nicht nur bei Sgt. Baker ein Klingeln im Ohr, sondern lassen auch euch auf dem Sofa zusammen zucken. Auch grafisch ist größtenteils gute Arbeit geleistet worden, ein paar Elemente trüben den Gesamteindruck jedoch leicht. Während eure Kameraden generell phantastisch detailliert daher kommen, fehlt es ihnen an Gesichtsanimationen, wodurch sie, selbst wenn die Situation noch so aussichtslos erscheint und ihre Synchronstimmen euch aus den Lautsprechern anbrüllen, total emotionslos und gelangweilt erscheinen, was halt überhaupt nicht passt. Ein weiteres Problem ist, dass diverse Texturen in den Zwischensequenzen zu spät laden, wodurch des öfteren für wenige Sekunden unschöne Fabrikate aufs Auge losgelassen werden.
Gregory meint:
Die Brothers in Arms-Reihe hat sich bisher keine Aussetzer geleistet und mit Hell's Highway bleibt man dieser Linie treu. Zwar zeigen sich in technischer Hinsicht stellenweise kleinere Schwächen, doch die atemberaubende Inszenierung und das clevere Gameplay, welches selbstständige First Person-Action mit strategischer Kriegsführung verbindet, lassen darüber fast problemlos hinwegsehen. Dadurch, dass sich die Jungs und Mädels von Gearbox auf die Stärken der Vorgänger konzentriert haben, kann sich auch Hell's Highway vom Genretross distanzieren und ist dadurch meiner Meinung nach einer der Titel, die man diesen Herbst auf jeden Fall im Xbox 360 Laufwerk gehabt haben sollte.
Positiv
Klasse Symbiose aus First Person und Team Kontrolle
Super Atmosphäre dank starkem Sound und Actionkamera
Die Brothers in Arms-Reihe hat sich bisher keine Aussetzer geleistet und mit Hell's Highway bleibt man dieser Linie treu. Zwar zeigen sich in technischer Hinsicht stellenweise kleinere Schwächen, doch die atemberaubende Inszenierung und das clevere Gameplay, welches selbstständige First Person-Action mit strategischer Kriegsführung verbindet, lassen darüber fast problemlos hinwegsehen. Dadurch, dass sich die Jungs und Mädels von Gearbox auf die Stärken der Vorgänger konzentriert haben, kann sich auch Hell's Highway vom Genretross distanzieren und ist dadurch meiner Meinung nach einer der Titel, die man diesen Herbst auf jeden Fall im Xbox 360 Laufwerk gehabt haben sollte.