Mickey Mania im Test

SNES

Es sollte das Geburtstagsgeschenk schlechthin für den beliebtesten Charakter auf unserem Planeten werden. Außerdem ist es die erste Pionierarbeit eines noch jungen Studio aus Knutsford (England) namens Traveller‘s Tales. Erst später wird sich der Entwickler mit Titeln wie Lego Star Wars, Lego Indiana Jones und Lego Harry Potter einen Ruf in der Gamercommunity erwerben. Was kam im Endeffekt heraus? Eine spielerische Reise durch 62 Jahre Cartoongeschichte von Walt Disneys Mickey Mouse.

Mickey_Mania_12Für das damals noch junge Entwicklerstudio Traveller’s Tales sollte die Kooperation zwischen Disney und Sony (fungierte seiner Zeit als Publisher für einige Super Nintendo-Games) einen wichtigen Punkt darstellen. Denn bis dato fielen die Entwickler aus England nicht mit positiven Arbeiten auf. Bram Stoker’s Dracula (basierend auf dem Film von 1992) war sowohl in der Mega Drive- als auch der SNES-Version Lizenzschrott erster Güte, was verständlicherweise wenig Absatz brachte.

Zum 65 jährigen Geburtstag von Mickey Mouse wollte Disney ihrem eigenen Charakter ein Denkmal in der Videospielindustrie setzen und suchten händeringend nach einem Entwicklerstudio, das der Arbeit gewachsen war. Traveller’s Tales bekam den Zuschlag und konnte schon nach gut sechs Monaten Entwicklungszeit ein fertiges Produkt vorweisen. Die Idee hinter Mickey Mania ist etwas Besonderes. Der Spieler durchlebt die klassischen Mickey Maus Cartoons von 1928 bis 1990 (natürlich grafisch angepasst) erneut, mit dem 65 jährigen Protagonisten, der später auf sein jüngeres Ich trifft.

Gepackt wurde das alles (damals typisch) in ein 2D-Jump’n Run der Marke Super Mario. Doch als Lizenzschrott oder Abklatsch des klassischen Nintendospielprinzips kann man diesen Titel nicht zählen. Der Startschuss fällt mit dem Cartoonklassiker Steamboat Willie. Mit Mickey aus der Moderne landet ihr in seinem dritten Zeichentrick-Abenteuer und müsst laufend sowie springend das Levelende erreichen. Hier wird schon die enorme Liebe zum Detail ersichtlich, die die Entwickler in der kurzen Programmierzeit an den Tag legten. Anfangs sind sowohl Sprites als auch die Hintergründe in Schwarz/Weiss gehalten um den Flair des Zeichentrickfilms aus dem Jahr 1928 nahe zu kommen.

Mickey_Mania_13Der tierische Protagonist trifft auf seine jüngere Variante, die vor lauter Schreck wegläuft. Ihm also schnell hinterher und nach ein paar kurzen Sprungeinlagen tritt Kater Karlo auf den Plan, den ihr nach erfolgreichen flachlegen als Sprungbrett missbrauchen dürft. Hier bleibt Mickey den Gesetzen des Jump’n Run’s treu. Entweder erlegt ihr Gegner, indem ihr ihnen auf den Kopf springt oder mit eingesammelten Murmeln den Garaus macht.

Je weiter ihr euch durch das Level bewegt, umso mehr werdet ihr merken, dass Mickey dem ganzen alten Design seinen Stempel aufzwingt, zumal er Hintergründe oder Objekte Farben verleiht. Der erste Bosskampf ist auch gleich eine gute Anregung für euer Gehirn. Mit einem Kran werden Bomben auf euch geworfen, denen ihr natürlich ausweichen müsst. Gelegentlich fällt eine Sprungfeder zu Boden, die ihr anschließend richtig platziert, um die vier Zahnräder (zwei an jeder Seite) zu zerstören.

Damit ist das erste Level erledigt und weiter geht es ins Jahr 1933, wo ihr Pluto aus den Händen eines wahnsinnigen Professors befreit. Das ist leider kein einfaches Unterfangen, weil grandios animierte Skelette und eine knallharte Lorenfahrt knabbern an euren Nerven. Ab hier wird schnell klar das Mickey Mania im Kern ein hartes Spiel ist. Besonders unfair ist die Fahrstuhlsequenz. Auf engsten Raum muss den Knochenteilen ausgewichen werden. Das ist leichter gesagt als getan, da wie oben bereits geschrieben der Platz zum Manövrieren stark eingeschränkt ist.

Mickey_Mania_9Habt ihr Ambitionen, das ganze Spiel zu schaffen, wird euch einiges an Geduld und Nervenstärke von abverlangt. Zwar könnt ihr im Optionsmenü die Wahl der Leben und Continues einstellen, doch der mörderische Schwierigkeitsgrad und das Fehlen eines Passwortsystems schmälern den sonst guten Eindruck des Games. Kommen wir aber zurück zu dem Entführer von Pluto, der im finalen Kampf von der Zeichentrickepisode The Mad Doctor mit Reagenzgläsern um sich wirft. Hier ist die Taktik allen Geschossen auszuweichen und dem werten Professor auf den Kopf zu springen. Sollte euer Lebensbalken (wird von einer Hand mit vier Fingern dargestellt) im Kampf leiden, sammelt die Sterne an der Decke ein um die Lebensenergie aufzufüllen. Ist das erledigt, macht ihr euch mit Pluto auf Elchjagd im Wald. Doch fallende Äste und Steinbrocken sowie der wilde Elch selbst machen es nicht leicht. Hier greift Mickeys Hund spielerisch ins Geschehen ein, indem er euch vor den Fallen und dem tobenden Tier warnt.

Das endet leider in dem Prinzip von Trial & Error. Sehr schade. Das der Titel zu jeder Zeit technisch eine Granate ist beweist auch der 3D-Abschnitt, wo ihr mit Mickey dem Elch entkommen müsst, während Hindernisse wie Steinformationen sowie Wassergräben euch verlangsamen. Doch bleiben wir eben noch kurz bei der Grafik, weil diese zu dem Besten gehört, was auf einer 16 Bit-Konsole zu haben ist. Die Fülle der Animationen des Protagonisten sowie Feinde oder Endgegner sind verblüffend.

Die nervigen Ladezeiten werden gekonnt wegkaschiert, indem Mickey wütend auf seine Uhr schaut. Technisch ausgereifter ist die Mega-CD-Variante sowie das 1996-Remake für Sonys Playstation. Diese punkten durch noch bessere Grafik, neue Spielabschnitte und einem Soundtrack in CD-Qualität. Doch ist es bemerkenswert, wie viel technischer Inhalt in der Super Nintendo-Cardridge schlummert. Selbst einige 3D-Spielereien versüßen die Sprungpassagen. Hier kann ich nur sagen: ’’16Bit at its best!’’




Mario meint:

Mario

Trotz seines kindlichen Looks ist das Game, dank seines hohen Schwierigkeitsgrades, für Hardcoregamer bestimmt, die schon einschlägige Erfahrungen machten, mit Mega Man und Konsorten. Aber jetzt werdet ihr euch Fragen, wieso das Spiel heute ein Klassiker ist. Das liegt zum größten Teil an der technischen Aufmachung und der Nähe zu den Zeichentrickfolgen aus über 60 Jahren Mickey Maus-Geschichte. In meinen Augen ein Pflichttitel für Mickey Mouse-Fans!

Andrej meint:

Andrej

Was für ein geiles Stück Software! Als Kind biss ich mir die Zähne an dem Spiel aus und machte es doch immer wieder an, nur um alle Level zu meistern und es anschließend noch einmal von vorn anzufangen. Mickey Mania erzeugt viel Charme, blinkt das Hauptmenü erst einmal auf; und das auch heute noch. Die Gründe dafür brachte euch Kollege Dominic ja schon im Test und in seinem Fazit näher. Ich persönlich finde es sogar besser als Capcoms Magical Quest: Starring Mickey Mouse. Disney und Jump and Run Fans, die das Spiel verpassten, den SNES aber immer noch besitzen, greifen bedenkenlos zu!

Positiv

  • Famose Bitmapgrafik
  • Viel Charme
  • Homage an Disneyklassiker

Negativ

  • Sehr hoher Schwierigekeitsgrad
  • Trial & Error-Passagen
  • Kein Passwortsystem
Userwertung
8.2 11 Stimmen
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  • von Civilisation:

    Dominic und Andrej haben die SNES-Version von Mickey Mania getestet. Mickey Mania Es sollte das Geburtstagsgeschenk schlechthin für den beliebtesten Charakter auf unserem Planeten werden. Außerdem ist es die erste Pionierarbeit eines noch jungen Studio aus Knutsford (England)...

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Mickey Mania Daten
Genre Jump’n Run
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 1995-04-01
Vermarkter Sony
Wertung 8
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neXGam YouTube Channel
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