
Einen Kultstatus wie die Beatles haben Green Day natürlich nicht, doch auch sie können auf eine erfolgreiche Karriere zurück blicken. Die 1987 in Kalifornien gegründete Band hatte 1994 ihren ersten Welthit mit Basket Case aus ihrem dritten Album namens Dookie, welches in den USA Diamant-Status erreichte. Auch die Folgealben wurden stets mit Doppel-Platin belohnt, doch zu richtigen Stadien-füllenden Rockstars wurden sie 2004 mit ihrem Hit-Album American Idiot, fünf Jahre später gefolgt von ihrem aktuellsten Werk 21st Century Breakdown. Genau um diese drei großen Alben geht es in Green Day: Rock Band, weshalb sie auch in kompletter Länge auf der Spieledisc zu finden sind. Ausnahme ist hier leider 21st Century Breakdown, denn hier wurden schon vorab sechs Titel als herunterladbare Inhalte für Rock Band 2 veröffentlicht. Wer das komplette Album genießen möchte, muss also noch mal in die Brieftasche greifen. Neben diesen drei Alben befinden sich noch mehrere alte Titel der Band aus den Alben Insomniac, Nimrod und Warning, so dass der Green Day Fan mit insgesamt 47 Songs, ohne sie erst frei zu spielen, los rocken kann.
An Locations wurde leider sehr gespart. Lediglich drei Ortschaften dürfen in Grund und Boden gerockt werden. Dabei handelt es sich um das Warehouse 1994, Milton Keynes in England 2005, wo auch das Live-Album Bullet in a Bible aufgenommen wurde, und schlussendlich das Fox Theater in Oakland 2009. Leider sehr enttäuschend, da vor allem hier The Beatles: Rock Band mit vier großen Konzerten und vielen Traumwelten punkten konnte. Zumindest der legendäre Auftritt von Woodstock 1994, der in einer riesigen Schlammschlacht endete, hätte auf der Spieledisc sein sollen.
Grafisch basiert das Spiel auf derselben Comic-ähnlichen Engine wie The Beatles: Rock Band. Die drei Bandmitglieder Billy, Mike und Tré sind hervorragend getroffen und bringen ihre typische Bühnenperformance mit. Optisch verändern sie sich je nach Zeitepoche, so trägt Sänger Billy 1994 noch kurze, blau gefärbte Haare mit einem selbstbemalten „Stupid“- Shirt, während er 2009 mit langen schwarzen Haaren und Krawatte die Bühne betritt. Da die Bühnenauftritte anders als bei Rock Band 2 vorprogrammierte Videos sind, ist alles bis auf das kleinste Detail eines echten Green Day Konzertes nachempfunden. So rennt die Band von einer Seite der Bühne zu anderen, Drummer Tré stellt sich auf seinen Hocker, Billy animiert das Publikum zum Mitklatschen und einige berüchtigte Stage-Diver sind in der Masse unterwegs. Wäre da nicht das bereits angesprochene Problem der mangelnden Vielzahl an Locations, könnte man die Präsentation noch weiter in die Höhe loben. Das fantasievoll-düstere Intro des Spieles gibt dem geneigten Plastik-Musiker einen kleinen Eindruck, wie das Spiel eigentlich hätte werden können. Vor allem, da das komplette Album „American Idiot“ ein sogenanntes Konzept-Album ist, also von Anfang bis Ende eine zusammenhängende Geschichte erzählt, hätte man sicher etwas vergleichbares wie die Traumwelten aus The Beatles: Rock Band zaubern können. Schade drum, aber zum Glück stimmt der Rest. Soundtechnisch gibt es bei Green Day: Rock Band nichts zu meckern. Genre-typisch klingen alle Songs glasklar, für die perfekte Live-Stimmung sorgt das mitsingende, gröhlende und klatschende Publikum. Die Songauswahl ist natürlich Geschmackssache, ist auf dem ersten Blick aber natürlich eher an die neuen Green Day Hörer gerichtet. Auf dem zweiten Blick übrigens auch.
The Warehouse
Dookie (1994)
- "Burnout"
- "Having a Blast"
- "Chump"
- "Longview"
- "Welcome to Paradise"
- "Pulling Teeth"
- "Basket Case"
- "She"
- "Sassafrass Roots"
- "When I Come Around"
- "Coming Clean"
- "Emenius Sleepus"
- "In the End"
- "F.O.D."
Milton Keynes
American Idiot (2004)
- "American Idiot"
- "Jesus of Suburbia"
- "Holiday"
- "Boulevard of Broken Dreams"
- "Are We the Waiting"
- "St. Jimmy"
- "Give Me Novacaine"
- "She's a Rebel"
- "Extraordinary Girl"
- "Letterbomb"
- "Wake Me Up When September Ends"
- "Homecoming"
- "Whatsername"
Warning (2000)
- "Minority"
- "Warning"
Nimrod (1997)
- "Hitchin' a Ride"
- "Good Riddance (Time of Your Life)"
- "Nice Guys Finish Last"
Insomniac (1995)
- "Brain Stew"
- "Jaded"
- "Geek Stink Breath"
The Fox Theater, Oakland
21st Century Breakdown (2009)
- "Song of the Century"
- "21st Century Breakdown"
- "Before the Lobotomy"
- "Last Night on Earth"
- "Peacemaker"
- "Murder City"
- "¿Viva La Gloria? (Little Girl)"
- "Restless Heart Syndrome"
- "Horseshoes and Handgrenades"
- "The Static Age"
- "American Eulogy"
- "See the Light"
Herunterladbare Zusatzinhalte (nicht auf der Spieledisc enthalten)
- "21 Guns"
- "Know Your Enemy"
- "East Jesus Nowhere"
- "Last of the American Girls"
- "¡Viva La Gloria!"
- "Christian's Inferno"
Zwangsläufig versucht man Green Day: Rock Band mit The Beatles: Rock Band zu vergleichen. Doch während der Beatles-Ableger eine große Dokumentation ihrer gesamten Karriere darstellt, ist Green Day eher eine Live-DVD mit Bonusmaterial. Ihre drei größten Alben Dookie, American Idiot und 21st Century Breakdown sind komplett vertreten, während alteingesessene Fans der kalifornischen Punk-Rocker sich mit wenigen alten Songs zufrieden geben müssen. Die Karriere ist in drei Zeitepochen und Bühnen, jede stehend für ein Album, unterteilt und lässt sich ganz simpel abklappern. Auf die Traumwelten von The Beatles: Rock Band wurde leider verzichtet, obwohl sich das Konzeptalbum American Idiot mit seiner durchgehenden Geschichte sicher dafür geeignet hätte. So muss man sich leider mit nur drei Locations zufrieden geben.
Instrumentalisch ist der Gitarren-Part leider sehr langweilig ausgefallen, ist doch Green Day nicht für ihr hervorragendes Gitarrenspiel bekannt. Plastik-Bassisten und -Trommler werden aber voll auf ihre Kosten kommen. Allerdings sind nur wenige Songs wirklich herausfordernd, so dass das Spiel eindeutig eher an Fans der Band gerichtet ist. Diese werden aber trotz der Mängel viel Spaß an dem Spiel haben, da ihre Lieblingsband perfekt im Rock Band Universum eingefangen wurde. Ich persönlich hätte mir noch deutlich mehr ältere Songs gewünscht, auch der Umfang lässt mit simplen Fotos und Videos freispielen etwas zu wünschen übrig, doch die Präsentation bügelt das wieder aus.
Green Day Fans können bedenkenlos zuschlagen, wer allerdings eine neue Herausforderung sucht, wird höchstens als Drummer Spaß an dem Titel haben.