Incredible Crisis im Test

PlayStation1
Die Story von Incredible Crisis beginnt am Frühstückstisch der Familie Tanamatsuri. Die Großmutter hat Geburtstag und bittet daher alle Familienangehörigen, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen, nachdem sie ihre alltäglichen Aufgaben verrichtet haben. Noch ahnt niemand, wie schwierig diese einfache Bitte zu erfüllen ist. Terroristen, geistesgestörte Sanitäter, ein 100 Meter großer rosa Teddybär und ein cholerischer Mathematiklehrer sind nur einige der Hindernisse, die den Heimweg erschweren.

'Offensichtlich sind japanische Familien besser drauf als wir. Das liegt bestimmt an den vielen exklusiven Videospielen, die dort erscheinen.'


Zu Beginn des Spiels schlüpft man in die Rolle von Taneo, dem Vater der typisch japanischen Familie. Der sympathische Losertyp langweilt sich gerade an seinem Arbeitsplatz, als das Chaos über ihn hereinbricht. Incredible Crisis ist eine Sammlung von 25 Mini-Games, die durch eine herrlich verrückte Geschichte verbunden sind. In den meisten der kleinen Spielchen geht es darum, zur richtigen Zeit den richtigen Knopf zu drücken. Natürlich ist das bei Videospielen eigentlich immer so, aber hier ist alles auf das Wesentliche konzentriert. Häufig wird eine bestimmte Tastenkombination vorgegeben, die der Spieler möglichst perfekt wiederholen muss.

An anderen Stellen des Spiels kommt es darauf an, einen Knopf des Controllers so schnell wie möglich zu drücken oder Hindernissen auszuweichen. Auf jeden Fall ist Timing die Grundlage des Spielprinzips. Einige Levels bieten aber auch Puzzle-Elemente oder lassen Anleihen aus dem Shoot-´Em-Up Genre erkennen. Am Bildschirmrand befindet sich eine Anzeige, die den derzeitigen Gemütszustand des gesteuerten Familienmitglieds wiederspiegelt. Dieses "Stressometer" füllt sich, wenn der Spieler Fehler macht. Wenn zu häufig der falsche Knopf betätigt wird oder man zu lange für eine Aufgabe benötigt, ist die Krise perfekt und das derzeitig gesteuerte Familienmitglied verliert ein Leben. In unregelmäßigen Abständen darf man das Spiel speichern und bekommt ein Zeugnis über die erbrachte Leistung vorgesetzt. Hat man sich besonders gut geschlagen, gibt es ein paar Extraleben.



Incredible Crisis ist genial einfach und einfach genial. Obwohl die Level sehr abwechslungsreich sind und verschiedene Anforderungen stellen, weiß man dank der kurzen Einleitung und des simplen Gameplays normalerweise sehr schnell, was zu tun ist. Dieses Spiel bietet eine Situationskomik, die es in dieser Art auf der Playstation noch nicht zu sehen gab. Zwar wollen wir an dieser Stelle nicht alles verraten, aber ein paar der Highlights sind: Taneo, der auf einer Krankenbahre festgeschnallt ist und als Geisterfahrer über die Strasse rollt, seine Frau Etsuko, die auf einem Snowboard vor wild schiessenden Terroristen mit Wolfsmasken flieht und der Sohn Tsuyoshi, der durch einen Unfall geschrumpft wurde und versuchen muss, sich möglichst vorsichtig aus dem Netz einer Spinne zu schleichen.

Da nur wenige der Mini-Games eine wirkliche Herausforderung darstellen, dürften die meisten Zocker nach spätestens drei Stunden das Ende von Incredible Crisis erreicht haben. Aber wahrscheinlich waren das dann auch die drei lustigsten Stunden, die man seit langer Zeit mit einem Videospiel verbracht hat. Dieses Game strotzt nur so von abgefahrenem Humor. Die Charaktere sind absolut kultig, und auch die verrückte Geschichte kann begeistern. Die Erlebnisse der einzelnen Familienmitglieder sind miteinander verknüpft und viele der Scherze können erst verstanden werden, wenn man ein paar Level weitergespielt hat. So fragt sich beispielsweise Mutter Etsuro während ihres Kampfes gegen den monströsen Teddy, warum das mutierte Kuscheltier ein überdimensionales Foto ihrer Tochter auf der Brust trägt. Erst gegen Ende des Games wird diese Frage beantwortet. Überhaupt ist die Story der eigentliche Star. Hat man sich erst einmal in der Welt von Incredible Crisis eingelebt, muss man einfach weiterspielen, da man unbedingt wissen will, in welche Krisensituation die Helden als Nächstes geraten.




'Taneos Arbeitstag endet mit einem Sturz aus dem 50sten Stockwerk. Wird er sich aus dieser mehr als unangenehmen Situation befreien können oder hinterlässt er einen hässlichen Fleck auf dem Asphalt?'


Leider bietet das Spiel nicht mehr besonders viel, nachdem man es durchgespielt hat. Im Mini-Game-Modus kann man zwar alle erfolgreich bestrittenen Spielabschnitte einzeln anwählen, aber der Spaß hält sich deutlich in Grenzen, sobald man die Spielchen zum zweiten Mal sieht. Wenn ein Level in diesem Modus gemeistert wird, kommt eine ziemlich seltsame Gestalt daher und gibt eine Bewertung ab. Leider gibt es keine Highscoreliste, in der man sich verewigen könnte. Auch die Möglichkeit, das Spiel noch einmal auf einem höheren Schwierigkeitsgrad zu spielen oder das ein oder andere versteckte Bonuslevel hätten die Langzeitmotivation erheblich gesteigert. Schade, denn diese Vergesslichkeit der Gamedesigner hindert Incredible Crisis daran, ein absoluter Top-Titel zu sein.


'Die Sanitäter entpuppen sich als wahre Folterknechte. Noch während der Fahrt ins nächste Krankenhaus müssen komplizierte mathematische Aufgaben gelöst werden.'


Grafisch macht das Spiel nicht viel her, was auch nicht verwunderlich ist, wenn man bedenkt, dass jedes Level einen absolut eigenen Look hat. Schließlich ist der Speicherplatz einer CD begrenzt. Die gesamte Familie Tanamatsuri und alle anderen Charaktere des Gamez sehen etwas grob aus und die Hintergründe wirken häufig flach und unspektakulär. Die Entwicklerfirma Polygon Magic macht ihrem Namen alle Ehre, denn sie hat es tatsächlich geschafft, aus wenigen Polygonen Figuren zu zaubern, die man so schnell nicht vergisst. Gerade die Einfachheit und die Ecken und Kanten verleihen Taneo & Co einen gewissen Charme. In den Spielabschnitten, die eine 3D-Ansicht haben, kann man den Grafikaufbau deutlich erkennen und die Weitsicht ist alles andere als beeindruckend.




'Diese und viele weitere merkwürdige Gestalten trifft man während des Spiels.'


Der Soundtrack ist genial. Die Stücke passen fast immer zu den Levels und verleihen dem Spiel meistens eine herrlich hektische Atmosphäre. Eine Musikrichtung, die man deutlich heraushören kann, ist Ska, der sich perfekt als Stimmungsmacher eignet. Wenn die Soundeffekte auch etwas dünn gesät sind, sorgen sie doch für eine gelungene Untermalung des Spielgeschehens. Das Gekreische der einzelnen Familienmitglieder wiederholt sich zwar ständig, aber dennoch ist es immer wieder lustig.


'Dem armen Mann bleibt nichts erspart. Mitten auf der Autobahn verlässt seine bequeme Liege den Krankenwagen.'

Tim meint:

Tim

Incredible Crisis ist eines der originellsten Spiele der letzten Zeit. Der typisch japanische Humor funktioniert ausnahmsweise auch bei europäischen Zockern und die Charaktere können begeistern. Die mittelmäßige Grafik mindert den Spielspaß nicht im Geringsten. Aber leider ist das Gagfeuerwerk viel zu schnell abgebrannt. Hat man das Spiel einmal durchgespielt, holt man es höchstens noch einmal aus dem Schrank, um einen ahnungslosen Freund damit zu konfrontieren. Wenn man die Möglichkeit hat, sollte man sich Incredible Crisis auf jeden Fall einmal ausleihen, denn ein äußerst amüsanter Abend ist garantiert.

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5.8 1 Stimmen
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Incredible Crisis Daten
Genre -
Spieleranzahl 1
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 30.11.2000
Vermarkter -
Wertung 7.3
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