Atys ist der wohlklingende Name des Planeten, auf dem das Spielgeschehen stattfindet, eine Welt unter den Fittichen von Mutter Natur. Hier koexistieren zudem vier Rassen einer Zivilisationen, genannt Homin, deren Anliegen es ist, Herr über die gewaltige, von Gefahren überzogene Welt, zu werden. Die einzelnen Rassen hören auf so klangvolle Namen wie Matis, Zorai, Tryker und Fyros.

Das ist mein Alter Ego: mager, unattraktiv und freakig - genauso wie *hust*
Zu Spielbeginn bestimmt ihr also erst einmal Rasse, Geschlecht, Frisur, Haarfarbe, Tatoos, Hautfarbe, Körperform etc. bis hin zum Namen Eures Alter Egos. Die vielfältigen Einstellungsmöglichkeiten garantieren einen individuellen Charakter, den es kein zweites Mal auf Atys gibt. Im Unterschied zu üblichen Vertretern des Genres, wird die Charakter- bzw. Kämpferklasse nicht zu Beginn festgelegt, sondern stellt sich im Laufe des Spielgeschehens erst eindeutig heraus. Ihr habt jedoch die Möglichkeit drei Wertebalken unterschiedlich stark einzustellen. Je nachdem auf welchem Balken Ihr das meiste Gewicht liegt, erfährt Euer Held im Spiel den stärksten Entwicklungsschub, bei einer starken Gewichtung des Balkens Magie werdet Ihr im Spiel weniger Probleme haben, ein mächtiger Magier zu werden.
Mein persönliches Alter Ego auf Atys ähnelt übrigens sehr einem guten Freund von mir; aus gewissen Gründen verzichte ich jedoch näher darauf einzugehen, sonst werde ich wieder wochenlang gehänselt ;-)
Ist der Hang zur Individualität dann befriedigt und ein sexy Charakter ins virtuelle Leben gerufen worden, geht es dann schon los, und dank relativ schneller Ladezeiten findet Ihr Euch recht schnell im Spielgeschehen wieder. Quasi nackt, waffenlos, einsam, ohne Freunde, ohne Geld und ohne Ziel irrt Ihr erst einmal bedeppert durch die Pampa.
Die grafisch wunderschöne Welt des riesigen Planeten mit all ihrer natürlichen Pracht und Schönheit lädt dabei erst einmal zu ersten Erkundungstouren ein.
Völlig untalentiert fing ich erst einmal an, mich mit der hiesigen Fauna auseinander zusetzen, sprich: kämpfen. Je nach Gegnergröße- und Stärke wird pro Sieg eine entsprechend große (niedrige) Anzahl an Erfahrungspunkten auf Eurem Konto gutgeschrieben. Anfangs kämpft man noch gegen kleinere, harmlosere Lebewesen, die an Meerkatzen erinnern, später folgen dann gigantisch große Krabbentiere oder fliegende Monster. Als Greenhorn ist man jedoch zu Beginn gegen diese Ungetüme so gut wie ungeschützt.
Glücklicherweise lernte ich schnell einen treuen Wegbegleiter für meine weiteren Abenteuer kennen, der mich nicht nur mit Waffen, Rüstzeug und weiteren Items gratis (!) ausstattete, sondern auch durch die bezaubernde Welt von Atys führte und bei meinen Kämpfen gegen die immer stärker werdenden Biester mit Heilzaubern Pate stand. Ist zwar sehr unverschämt die Online-Freundschaft so schamlos auszunutzen, aber so bin ich egoistisches Schwein nun einmal. Oder wollt Ihr lieber, daß ich sofort der gefährlichen Tierwelt des Planeten unterliege (ich kenne die Antwort, erspart sie Euch!). Damit die interkulturelle Kommunikation auch gut funktioniert (mein Wegbegleiter war in dem Fall Däne), könnt Ihr natürlich problemlos über Sprechblasen miteinander kommunizieren.

Die von Nevrax entwickelte RAID-Engine ermöglicht das lag- und ruckelfreie Massenaufkommen an Kreaturen auf dem Bildschirm
Das prächtige Ökosystem von Atys wirkt gleichermaßen mannigfaltig wie auch wunderschön und einzigartig. Sei es dicht bewachsene Wälder, urige Dschungel oder öde Wüstengegenden - die futuristische anmutende Flora und Fauna bietet landschaftlich ebenso viel Abwechslung wie unser Mutterplanet, die Erde. Eigentlich schon unglaublich, was die Entwickler da zusammengecodet haben: die Bewohner von Atys erleben wunderschöne Tag- und Nachtwechsel mit ihrem romantischen Mond in der güldenen Abendröte, laben sich an den weitläufigen Seen und bestaunen die Blüten der zahlreichen und unterschiedlichen Bäume, Sträucher und Gräser. Regelmäßige Jahreszeiten- und Wetterwechsel tun ihr Übriges, um sich wie in Mitteleuropa zu fühlen.
Soll es noch mehr sein? Detailliert texturiert wandeln die Charas durch die Weltgeschichte, Baumkronen bewegen sich leicht im Wind, herrliche Licht- und Explosionseffekte erquicken das verwöhnte Spielerauge und bis zu 250 Charas und/oder NPCs tummeln sich gleichzeitig auf dem Bildschirm ohne daß das Game anfängt zu lagen wie ein Weltmeister. Ihr könnt sogar in die Ego-Perspektive umschalten, um so einen tieferen und persönlicheren Eindruck der Euch umgebenden Pracht von Mutter Natur zu verschaffen. Optisch ist The Saga of Ryzom über jeden Zweifel erhaben. Hardwaretechnisch hat all die grafische Pracht ihren Preis, nämlich einen hochgezüchteten PC!
Auffallend bei meinen Streifzügen war, daß sich die Online-Community von The Saga of Ryzom sich mehr kooperativ denn kriegerisch versteht. Es wird gänzlich nur gegen die bedrohliche, Erfahrungspunkte und nützliche Boni mit sich bringende Tierwelt oder Stämme gefochten, vorwiegend natürlich nur in Gruppen. Zwar sind Kämpfe unter den einzelnen Teilnehmern theoretisch auch möglich, jedoch grundlegend unnötig wie verpönt. Ich kann mich natürlich auch täuschen, und es wird während meiner Abwesenheit gemordet was das Zeug hält.
Gefahren lauern aber auf Atys genug, als daß man sich vor lauter Gier noch untereinander meuchelt. Gerade die nicht gerade dumm organisierten, feindlichen Stämme stellen für Einzelgänger eine akute Gefahr da, weswegen man es vorziehen sollte, in Gruppen durch die Welt zu streifen.
Durch die Kämpfe lernt Ihr, gleichzeitig bei der Aufnahme von Erfahrungspunkten, Euch auch kampftechnisch zu spezialisieren. So wird jemand, der bei den Gefechten meist seine Weggefährten von Außen mit Zaubersprüchen unterstützt zu einem guten Defensiv-Zauberer, während der aktive Schwertkämpfe eher auf diesem Gebiet zu einer Koryphäe wird. Erfahrung macht Ihr also mit Allem was Ihr an Aktionen so ausführt, wie im realen Leben eben.
Mit fortschreitender Spielzeit werden Eure Fertigkeiten in gewissen Aktionsbereichen immer besser, bis sie schließlich die Wertmaxime von 20 Punkten erreicht haben. Im Gegensatz zu manch anderen Genrevertretern hört das Game aber hier nicht auf, sondern es setzt eine Verzweigung in weitere Unterfertigkeiten ein.
Ein Beispiel: ihr trainiert Eure Kampffertigkeiten bis zum Wert von 20. Beim weiteren Training unterteilt sich dieser Bereich in Nah- und Fernkampf und legt selbstverständlich nur da zu, wo auch Erfahrungspunkte gesammelt worden sind. Und so geht es immer weiter...

Skurile Monster wie dieses gibt es auf Atys genug
Darüber hinaus lassen sich von NPCs, die als Meister oder Gelehrte durch die Welt streifen weitere Fähigkeiten erlernen, die Ihr jedoch mit einer gewissen Anzahl an Fertigkeitspunkten bezahlen müßt. Im Gegenzug winken dafür besondere Zaubersprüche oder Techniken, die sich sonst nicht erlernen lassen.
Nebenher gilt es natürlich auch Rohstoffe zu finden, sie auf ihren Nutzen hin zu untersuchen, damit Ihr für Euch so eventuell bessere Rüstung, Kleidung etc. herstellen könnt, dabei ist es natürlich besser, wenn Ihr über ausgeprägte, handwerkliche Fähigkeiten verfügt. Wer sich selbst dafür zu schade ist, geht einfach zu einem der hiesigen NPC-Händler oder Mitspieler und bezahlt für das Erworbene.
Und dafür braucht man Geld oder gesammelte Ware oder Gegenstände, die man gegen Bares an interessierte Käufer abtreten kann. Es müßen also Tiere gejagt und ausgeweidet werden, anschließend wird alles Verwertbare verscherbelt.
Es entsteht eine regelrechte Sammelwut, die jedoch dank begrenztem Inventar auch irgendwann ihr Ende finden wird. Darüber hinaus hindert Euch zu volles Marschgepäck nicht nur daran, effizient zu kämpfen, sondern verlangsamt so auch die Geschwindigkeit Eures Alter Egos. Wo man heute jedoch mit dem Kombi bequem viele Sachen bequem transportieren kann, geht es auf Atys mit den traditionellen Lasttieren, belastbare Wesen, die sogar einen eigenen Namen von Euch bekommen können. Erwerben kann man die willigen Transportwesen beispielsweise in Ställen.
Je mehr Ryzom-Zocker man aus aller Welt kennen lernt, desto mehr stellt sich doch die Frage: "was tun mit den vielen, geschloßenen Freundschaften?" - Genau, man gründet einfach eine Gilde, sammelt auf diese Weise wertvolle Gildenpunkte, erhöht Einflußbereich und Bekanntheitsgrad und sorgt so für ein sicheres und gutes Leben auf dem futuristischen Planeten. Wertvolle Gegenstände werden in einer eigens erworbenen Gildenhalle erworben und durch auserkorene Mitglieder verwaltet.
Darüber hinaus lassen sich auch spezielle Gildenmissionen ausführen, die im Vergleich zu den etwas schnöden Einzelmissionen doch über etwas mehr an spielerischer Farbe verfügen. Durch ein gewisses Bewerbungsverfahren bei Außenposten gelangt Eure Gilde bei genügend Ruhm an eine Mission und kann mit jeder erfolgreicher Abwicklung dieser nicht nur den Glanz und Gloria (nicht Estefan!) einstreichen, sondern auch durch den Gewinn besagter Außenposten seinen Machtbereich auf Atys vergrößern.

Ein wunderschöner Sternenhimmel und eine gedeihende Flora und Fauna - The Saga of Ryzom lebt förmlich
Ihr merkt selbst schon, The Saga of Ryzom wimmelt nur so vor hochqualitativem, spielerischem Wert, daß man sich als Redakteur nicht nur angesichts dieses (fast) makellosen Spiels gruselt (hey, es muß doch etwas wirklich total besch****nes geben, was mich auf die Palme bringt!). Was etwas ärgerlich ist das Fehlen einer Gruppensuchefunktion, ebenso fehlt mir musikalische Untermalung (ein bißchen hätte es schon sein können), die Soundeffekte sind mir zu spärlich und dürftig und das Ärgerlichste sind die Mitgliedsgebühren von rund 13,- € pro Monat nach Ablauf des 1. Testmonats. Für meinen Geschmack ein wenig happig, zumal sicherlich nicht jeder Käufer tagtäglich seine Zeit in das Spiel investiert.
Gut, das sind aber mehr oder weniger Sachen, bei denen man großzügig auch ein Auge zudrücken kann und dem Spiel keineswegs den verdienten neXGam-Award verwehren, nicht zuletzt weil sich die Entwickler kontinuierlich um bessere Updates bemühen (mal abgesehen vom Preis versteht sich).
Systemanforderung für optimalen Spielgenuß:
Pentium 4 1,5 Ghz
512 MB RAM
Nvidia GeForce 4 TI oder ATI Radeon 9xxx
3 GB freien Speicher auf der Festplatte
DSL-Anschluß
Ich werde jetzt hier bestimmt nicht schreiben, daß Ihr Euch mit The Saga of Ryzom die Zeit bis zum Release von World of Warcraft versüßen könnt, sondern daß der französische Titel eine waschechte Alternative zu dem irgendwann einmal erscheinenden Blizzard-Projekt darstellt. Die Entwickler von NEVRAX haben es tatsächlich geschafft, daß ich mich zum ersten Mal bei einem MMORPG in einer glaubhaften Welt herumtreiben konnte. Was Phantasy Star Online und Dark Age of Camelot nicht zu vollbringen vermochten, eben eine wirklich funktionierende, glaubhafte Welt zu erzeugen, gelingt diesem wirklich wundervollen Spiel gleich während der ersten 15 Minuten meines jämmerlichen Daseins auf Atys.
Wer gerne 13 Euro im Monat investiert, nicht gerne alleine spielt und über einen Highend PC verfügt, darf sich auf den Olymp des Spielgenusses freuen.
Ich garantiere jetzt schon einmal eine unzählbare Menge an Spielspaßstunden und eine hohe Telefonrechnung.