Tales of Symphonia: Dawn of the New World im Test

Sebastian fragte in seinem Fazit zum Review von Tales Of Symphonia, wann denn ein Nachschlag zum sehr guten ToS folgen würde. Nun, Sebastian und alle anderen, die sich das Gleiche fragten, Namco Bandai erhörte eure Wünsche und bringt Tales Of Symphonia: Dawn Of The New World (im Folgenden als ToS2 abgekürzt) auf eure Wii. Die Handlung beginnt etwa zwei Jahre nach den Ereignissen des Erstlings. Die beiden Welten Sylvarant und Tethe’alla sind vereint und die Menschheit scheint gerettet. Die Auserwählte Colette, ihr Freund Lloyd und die anderen Gefährten werden seitdem als Helden gefeiert. Doch brachte die Verschmelzung der beiden Existenzen viele Naturkatastrophen mit sich, vom Zusammentreffen zweier unterschiedlicher Zivilisationen ganz zu schweigen. Der Spieler kann beobachten, wie ein Mädchen Schutz vor Soldaten sucht. Bewohner einer Stadt werden verfolgt und getötet… und zwar von keinem Geringeren als Lloyd, dem Heroen des ersten Teils! Emil, der Hauptcharakter in ToS2 muss mit ansehen, wie dieser zum Mörder seiner Eltern wird. Seitdem ist er nicht mehr gut auf ihn zu sprechen. Immerhin rettet er das Mädel, welches sich von den Kämpfern versteckte. Danach trennen sich ihre Wege und erst sechs Monate später treffen er und das Kind Marta erneut aufeinander, hat das Schicksal doch mehr für sie bereitgestellt.

Die Welt ist nämlich erneut auf gutem Wege, in dunkles Chaos gestürzt zu werden. The Vanguard, eine Truppe von fanatischen Freiheitskämpfern, sucht nach so genannten Centurions, Wesen, die den Fluss des Mana in der Welt steuern. Diese will die Gruppe für seine bösen Pläne missbrauchen. Aber auch Lloyd scheint nichts Gutes im Schilde zu führen und ist ebenso hinter den Kreaturen her. Marta und Emil wollen das verhindern und begeben sich auf eine Reise, die viel mehr für sie bereithält, als die beiden Hauptfiguren und der Spieler selbst anfangs annehmen. Schon bald muss er feststellen, dass er eine weitaus größere Rolle im Ganzen spielt und nicht der zu sein scheint, für den er sich selbst hielt. Mehr möchte ich jetzt nicht zur Geschichte erzählen, ist diese doch der zentrale Punkt bei ToS2 und wird gut erzählt. Der Kerngedanke, der mich als Fan des ersten Teil sofort beschäftigte, war: Was zum Henker ist in Lloyd gefahren?? Wie ist er, der strahlende Held, zum Antagonisten geworden?? Allein die Klärung dieser Fragen fesselt den Spieler an die Wiimote, vorausgesetzt, man kennt den Vorgänger.

Und genau das setzt Namco Bandai bei ToS2 voraus. Ein Spieler, der über Tales Of Symphonia nicht informiert ist, wird mit der Geschichte Probleme haben, da sehr vieles gar nicht oder nur beiläufig erklärt wird. Unterwegs treffen Emil und Marta auf neue, aber auch viele alte bekannte Gesichter. Fans werden schmunzeln und sich freuen, wenn sie ihre Lieblinge erneut sehen. Colette, Raine und die anderen Helden aus dem ersten Teil geben sich im Nachfolger die Klinke in die Hand. Trotzdem entfaltet sich das Game ebenfalls für diejenigen unter uns, die zum ersten Mal in das ToS-Universum eintauchen. Dafür sorgen ebenso die unzähligen Zwischensequenzen, die allesamt in Spielgrafik gehalten sind. Das Spiel liefert Stunden von vertonten Unterhaltungen zwischen den zahlreichen Charakteren, was oft nervig werden kann. Ihr geht einige Schritte und prompt folgt eine Sequenz. Danach geht ihr erneut wenige Meter, bis wieder eine startet. Ab und zu stört es schon den Spielfluss, trägt aber auch zur Entwicklung der Geschichte bei.

Alle Sequenzen sind dabei vertont worden und die Stimmen passen zu den einzelnen Charakteren. Auch die aus anderen Tales-Of-Spielen bekannten „Skits“ sind vertreten und erstmals komplett vertont. Dabei handelt es sich um kurze, unterhaltsame Diskussionen zwischen den Protagonisten. Hierzu werden Bilder der Figuren eingeblendet, echte Zwischensequenzen sind das also nicht. Eine frei begehbare Weltkarte gibt es nicht mehr. Vielmehr klickt ihr euch von einem Gebiet ins nächste, sobald ihr auf der Karte seid. Damit braucht ihr euch zwar nicht mit lästigen Monstern auf eurem Weg herumschlagen. Leider gestaltet sich das Spiel dadurch sehr linear. Konntet ihr bei Tales Of Symphonia noch auf Erkundungstour gehen, werdet ihr in ToS2 von Areal zu Areal geschickt, um in der Handlung voranzukommen. Auf eurer ca. 30-40 Stunden langen Reise werdet ihr über 30 verschiedene Regionen bereisen. Sehr viele wurden dabei leider komplett aus dem ersten Teil übernommen. Diese Gebiete sind durch anderes Wetter etwas verändert worden, Kenner des Erstlings werden aber über mangelnde Abwechslung klagen. Ja, es ist ein Sequel und natürlich kommen die „alten“ Städte und Tempel vor, doch ein wenig mehr neues „Futter“ hätte hier nicht geschadet.

Ein typisches Merkmal der Tales-Of-Spiele ist das Echtzeit-Kampfsystem. In ToS2 handelt es sich aber um eine Weiterentwicklung des Kampfsystems aus dem ersten Teil. Ihr seht die Monster auf dem Bildschirm, und sobald ihr diese berührt, wechselt das Bild ins Kampfgeschehen. Jetzt könnt ihr euch frei bewegen und eure Feinde mit physischen Attacken oder Magie angreifen. ToS2 bietet euch im Vergleich zum ersten Teil zusätzlich den „Free-Run“, sodass ihr euch komplett dreidimensional bewegen könnt. Das erlaubt euch, eure Gegner zu umrunden, um beispielsweise einen Hinterangriff zu starten. Damit sind die Kämpfe allesamt taktischer als noch im Vorgänger. Der 4-Spieler-Modus ist auch hier wieder zu finden und so könnt ihr euch gleich mit drei Freunden in die Feindbegegnungen stürzen. In einem Punkt unterscheidet sich der aktuelle Part von allen anderen Tales-Of-Games: Hier könnt ihr Monster im Stile von Pokémon rekrutieren und diese im Kampf einsetzen, vorausgesetzt, ihr habt sie zuvor besiegt.

Über 200 verschiedene Monsterarten könnt ihr als Partner gewinnen. Diese entwickeln sich auch weiter und nehmen unterschiedliche Formen und Aussehen an. Zwar ein bekanntes Feature, welches allerdings in einem Tales-Of-Spiel bisher noch nicht da war und eine frische Brise mit sich bringt. Neben den Kreaturen kämpfen aber ebenfalls andere Figuren an eurer Seite. Alle wohlbekannten Persönlichkeiten  aus Tales Of Symphonia reisen und fighten mit euch. Schade ist, dass außer Emil und Marta keine „neuen“ Protagonisten in eure Riege kommen. So müsst ihr euch also mit verschiedenen Monstern und den „alten“ Charakteren begnügen. Jede Figur verfügt über Spezial-Angriffe, die in Auseinandersetzungen eingesetzt werden können. Wenn sich eine Leiste am unteren Bildschirmrand füllt, dann entfesselt ihr zudem einen bildschirmfüllenden Gruppen-Combo, der eure Feinde ins Nirvana schickt. Wer Kenner anderer Tales-Of-Spiele ist oder schon Star Ocean spielte, wird sich hier sehr schnell zurechtfinden.

In Städten könnt ihr euch Ausrüstungsgegenstände und Waffen kaufen. Leider könnt ihr nur Emil und Marta ausrüsten, die anderen Kämpfer bleiben so wie sie sind. Wieso man Colette und Co. nicht mit Gegenständen ausstatten kann, bleibt mir ein Rätsel. Das hätte dem Spiel noch mehr Tiefgang gegeben. Besteht ihr das Abenteuer, könnt ihr abspeichern und einen neuen Anlauf beginnen, wobei euer bisheriger Status beibehalten wird. Dieses Feature gab es schon bei Tales Of Symphonia, lädt es doch zum erneuten Durchspielen ein, da dann einige neue Gebiete bereist und seltene Objekte und Waffen gefunden werden können. Grafisch präsentiert sich ToS2 durchwachsen. Der Cell-Shading-Stil des Vorgängers musste weichen und ein erwachsenerer Grafikstil trat an dessen Stelle. Wie ich finde, eine gute Entscheidung, da die Charaktere dadurch viel lebendiger wirken. Emotionen lassen sich gut an den Gesichtern erkennen und auch die Animationen wurden verfeinert, was man vor allem im Kampf beobachten kann. Die verschiedenen Gebiete, die die Gruppe auf ihrer langen Reise bereist, wirken wie zwei Seiten einer Medaille.

Die Außenareale sind grafisch schön gemacht, wobei die Dungeons oft enttäuschen und mit einfachen Texturen und viel Leere daherkommen. Je weiter man im Spiel voranschreitet, umso wunderschöner wird die Grafik. Trotzdem wäre mehr drin gewesen. Zwar gefällt die Umgestaltung des Darstellungsstils im Vergleich zum Vorgänger, die Qualität liegt aber immer noch auf Gamecube-Niveau. Über den Sound kann man nicht klagen. Neue Melodien wechseln sich mit Remixen aus dem Vorgänger ab und vermitteln ein sehr schönes Fantasy-Flair. Oft erwischte ich mich, wie ich die Musik nachsummte, vor allem im Bergdorf Iselia. Die Synchronisation ist gelungen und auch die Waffenklänge und Kampfgeräusche können überzeugen.