
Neulinge werden etwas unsanft in die Story geworfen. Offensichtlich reicht es nicht aus, den Namensgeber auf der Playstation 2 oder dem Gamecube durch die Gegend gejagt zu haben, denn einige der Freunde unseres Urwald-Zwergs, die hier ohne lange Erklärung auftauchen, scheinen direkt aus der Fernsehserie zu stammen. Jedenfalls beginnt alles damit, dass Tak zum Putzen eines heiligen Schreins verdonnert wird. Als er sich durch den Einsatz von Magie die Arbeit etwas erleichtern will, nimmt das Unheil seinen Lauf. Der Kristall zerbricht (so wie in jedem dritten Videospiel das jemals erschienen ist) und vier mächtige und übel riechende Dämonen werden befreit. Wer den Schaden verursacht hat, muss auch dafür gerade stehen und darum zieht der mehrfache Retter seines Volkes erneut aus, um den Fieslingen das Handwerk zu legen.

Es ist wieder so weit! Tak stürzt sich in den Dschugel, um sein Dorf zu retten.
Witzige Dialoge und komische Situationen machten es dem Zocker bei früheren Tak-Games leicht, ein paar kleinere Mankos zu verzeihen. Der Sympathie-Bonus fällt diesmal leider deutlich kleiner aus, denn der Humor hat stark nachgelassen. Obwohl immer noch gute deutsche Sprecher am Werk sind, lassen die Dialoge vermuten, dass weniger Zeit investiert wurde, um Lacher vorzuprogrammieren. Tak selbst war schon immer ein etwas alberner Langeweiler wenn es um gute Sprüche ging und da er diesmal stärker im Mittelpunkt steht als in Die große Juju-Jagd, zünden die Jokes nur selten.
Die Steuerung geht gut von der Hand. Wer nicht zum ersten Mal einen Vertreter des Genres im Laufwerk hat, weiß schnell was zu tun ist. Tak beherrscht den beliebten Doppelsprung, kann seinen Zauberstab als Waffe nutzen und ist zu einigen akrobatischen Einlagen, wie beispielsweise dem Entlanglaufen an Wänden, fähig. Es wird allerdings schnell deutlich, dass keine wirklich komplexen Aktionen notwendig sind, um sich durch die Levels zu kämpfen. Obwohl der Schamanenschüler auf den ersten Blick ein wenig wie ein Nachwuchs-Prince of Persia wirkt, kommt es nie vor, dass wirklich knifflige Aktionen aneinandergereiht werden müssen, um den nächsten Spielabschnitt zu erreichen. Zwar werden in regelmäßigen Abständen neue Fähigkeiten frei geschaltet, doch auch durch diese Maßnahme kommt nur wenig Stimmung auf. Echte Wii-Fans werden etwas enttäuscht darüber sein, dass es kaum Situationen gibt, in denen die Vorteile des innovativen Controllers genutzt werden.

Es ist wieder so weit! Tak stürzt sich in den Dschugel, um sein Dorf zu retten.
Es wäre unfair, Das Geheimnis des glühenden Kristalls mit der großen Masse der lieblos hin geklatschten Genrevertreter in einen Topf zu werfen. Das eigentliche Problem ist, dass die drei bisherigen Spiele der Reihe alle abwechslungsreicher, fordernder und auch umfangreicher sind als der jüngste Vertreter der Tak-Familie. Der Glanz vergangener Tage blitzt nur noch gelegentlich auf. So gibt es immer noch das ein oder andere besondere Level, das sich völlig anders spielt als der Rest der Hüpf- und Kletterorgie. Ein Rail-Shooter, bei dem auf alles geballert wird was sich bewegt, lockert das Geschehen ebenso auf wie ein kleines Puzzle-Game oder Bosskämpfe. Nach spätestens vier Stunden werden durchschnittliche Zocker aber die Endsequenz über den Bildschirm flimmern sehen und anschließend gibt es nur noch wenig zu tun. Bereits erfolgreich absolvierte Spielabschnitte können ein weiteres Mal besucht werden, um nach versteckten Symbolen durchsucht zu werden, durch die sich einige langweilige Extras frei schalten lassen. Eine Handvoll solider aber wenig aufwändiger Multiplayer-Stages erhöht die Langzeitmotivation etwas, aber insgesamt bekommt man trotz des günstigen Preises wenig Spiel für sein Geld.

Auch wenn manche Abschnitte knifflig wirken, ist nur sehr wenig Fingerspitzengefühl nötig, um den Helden durch die Levels zu manövrieren.
Der Schwierigkeitsgrad ist sehr niedrig angesetzt worden. Weder die Hüpf- und Klettereinlagen noch die Kämpfe stellen für erwachsene Spieler ein nennenswertes Hindernis dar. Es ist schon fast traurig, wie leicht und schnell sich ganze Scharen von Gegnern, die kurz zuvor in einer Zwischensequenz groß angekündigt wurden, in die ewigen Jagdgründe schicken lassen. Keiner der kleinen Fieslinge hat Taks Spezialattacke irgendetwas entgegen zu setzen und so sind die Schlägereien eher eine unangenehme Pflicht als eine Herausforderung. Die Rätsel verdienen diese Bezeichnung eigentlich nicht, da es praktisch unmöglich ist, etwas falsch zu machen. Ständig erinnert die Hauptfigur daran, welche Magie eingesetzt werden muss oder eingeblendete Tipps klären den Spieler darüber auf, was als nächstes auf dem Programm steht.

In Sachen Grafik hat sich leider nicht viel getan. Auch wenn dieses Game vor einem halben Jahrzehnt auf der PS2 erschienen wäre, hätte die Optik nicht begeistert. Obwohl es den Machern gelungen ist, ein wenig Dschungelatmosphäre aufkommen zu lassen, ist das aktuelle Tak-Abenteuer technisch hoffnungslos veraltet. Mäßig animierte Gegner tummeln sich vor undeutlichen Texturen, die auf einem hoch auflösenden Fernseher einfach eine Zumutung für die Augen sind. Noch immer gibt es ein paar nette Effekte zu sehen wenn unser Held seine Widersacher verhaut oder zaubert, aber selbst die kleinen Feuerwerke aus Lichtern und Farben werden in vergleichbaren Spielen inzwischen oft beeindruckender inszeniert.
Die automatische Kamera entpuppt sich im Laufe der Zeit als solide. Hat man in den ersten Minuten noch das Gefühl, dass die Perspektive etwas zu nah gewählt wurde, freundet man sich wenig später mit der Ansicht an, da sie bis auf wenige Ausnahmen das Geschehen gut einfängt. Warum aber der Zocker nicht selbst nachjustieren darf, was das Suchen nach versteckten Bonussymbolen zu einer Tortuer macht, bleibt ein Geheimnis der Programmierer.

Ein sehr gutes Gehör ist nötig, um Unterschiede zu den früheren Soundtracks der Saga feststellen zu können. Die Stücke sind keinesfalls unpassend oder musikalisch minderwertig, doch Mühe hat man sich im Hause THQ nicht gegeben, um den treuen Fans ein wenig Abwechslung zu bieten. Mal langsam, mal schnell und immer ein wenig mystisch. So kommen die Melodien daher und ziehen zumindest Tak-Neulinge für eine Weile in ihren Bann. Die bereits erwähnten guten Sprecher und solide Soundeffekte sorgen dafür, dass die akustische Untermalung tatsächlich als Highlight des Games bezeichnet werden darf.
Der erste Teil war nett, der zweite gut und der dritte konnte fast mit den Top Jump´N´Runs seiner Ära mithalten. Eigentlich war also zu erwarten, dass die neue Tak-Episode nun endgültig den Sprung an die Genre-Spitze schafft. Doch manchmal kommt alles ganz anders als man denkt. Das erste Wii-Game der Reihe hat einen großen Schritt in die falsche Richtung gemacht. Es ist zu linear und bietet zu wenige Herausforderungen für erfahrene Zocker. Noch schlimmer ist, dass viel von dem Charme und Humor der Vorgänger verloren gegangen ist. Die technische Stagnation ist bei so vielen Mankos eigentlich nur noch ein kleines Ärgernis. Es verursacht zwar keine körperlichen Schmerzen, sich erneut in die bunte Dschungelwelt zu stürzen, aber echter Spaß kommt auch nur selten auf. Langsam scheint es zum Naturgesetz zu werden, dass vierte Teile bei denen das Wort Kristall im Namen vorkommt einfach nicht gut sein dürfen. Das mussten in diesem Jahr bereits Indiana Jones-Fans feststellen und nun teilen auch die Freunde des kleinen Videospiel-Schamanen dieses grausame Schicksal.