Mario Party 8 im Test

Nintendo Wii
Mario Party und kein Ende! Während für andere Serien immer neue und imposantere Namen erfunden werden, bleibt die Brettspiel-Mini-Game-Genremix-Reihe stumpf bei der klassischen Durchnummerierung ohne Untertitel oder sonstigen Schnickschnack. Auch diese Methode führt irgendwann zu beeindruckenden Ergebnissen. Jedenfalls erblickt man im Händlerregal nur selten Spiele mit der Zahl Acht auf dem Cover. Praktisch im Jahresrhythmus sind seit der N64-Ära neue Episoden veröffentlicht worden. Nach drei Parties auf dem guten alten Modulschlucker zog die vergnügungssüchtige Truppe rund um das Nintendo-Maskottchen weiter auf den Gamecube, um gleich vier Feierlichkeiten nacheinander abzuhalten. Das Beste aller Feste soll aber nun auf Wii steigen. Ob hier der Grundstein für acht weitere Fortsetzungen gelegt wird oder dem spaßigen Prinzip endgültig die Luft ausgeht, erfahrt ihr in den folgenden Absätzen.




Der Vorspann lässt nichts Gutes erahnen. Während Hudson Soft bei den letzten Spielen noch versucht hat, irgendeine kleine Storyline einzubauen, scheint man dieses Vorhaben inzwischen vollkommen aufgegeben zu haben. Statt einer längeren Intro-Sequenz, die auf die kommende Party einstimmt, taucht ein merkwürdiger Typ mit großem Hut auf, gibt ein paar belanglose Sätze von sich und eröffnet äußerst unspektakulär die Feierlichkeiten. Und leider ist dies nur das erste Anzeichen von Lieblosigkeit, die wie ein dunkler Schatten über diesem Game liegt…



Die Multiplayer-Modi verleihen dem Game wieder einmal seine Daseinsberechtigung.


Obwohl es zur Zocker-Vorschulbildung gehört zu wissen, worum es bei den Mario Party Spielen geht, leisten wir für die letzten Unwissenden gern noch einmal Aufklärungsarbeit: ein pummeliger Italiener mit Latzhose, sein schlaksiger Bruder, das Skelett einer Schildkröte, ein niedlicher Zwerg mit einem Pilz auf dem Kopf, ein freundlicher Dinosaurier und eine Reihe anderer merkwürdiger Gestalten machen Jagd auf Sterne. Den Schauplatz für dieses Spektakel bildet ein virtuelles Brettspiel. Sobald die Würfel gefallen sind, bewegt der jeweilige Zocker sein Maskottchen in Richtung des heiß ersehnten Himmelskörpers. Das allein wäre natürlich ein äußerst langweiliges Mensch-Ärger-Dich-Nicht-Plagiat. Darum ist der Weg zu den Sternen auch mit Mini-Games, Duellen, Gefahren und Überraschungen gepflastert. Da es die Objekte der Begierde nur gegen Bares gibt, muss man gute Leistungen bringen, um am Ende als Sieger dazustehen.

Wohl jeder echte Anhänger des italienischen Prinzessinnenretters hat in letzter Zeit davon fantasiert, wie positiv sich die neuen Controller auf das Gameplay auswirken werden. Umso härter schlägt nun die Realität zu, denn die Unterschiede zu den Vorgängern fallen deutlich geringer aus als erhofft. Es wirkt eher so als hätte man krampfhaft versucht, die alten Minispiel-Ideen an die neue Hardware anzupassen, statt wirklich neue Konzepte zu entwickeln. Erstaunlich oft hält man die Wii Remote wie einen klassischen 8-Bit-Controller in der Hand, wodurch die ohnehin schon simple Steuerung weiter vereinfacht wird. Überhaupt ist der Schwierigkeitsgrad gesunken und selbst wenn die Bewegungssensoren der Fernbedienungen einmal zum Einsatz kommen, werden immer wieder die gleichen Aktionen gefordert, die selbst volltrunkenen Grobmotorikern keine nennenswerten Probleme bereiten.



Grafisch auf Gamecube-Niveau. Eventuell wäre der Name Mario Party 7,5 passender gewesen.


Natürlich ist und bleibt Mario Party durch seine hohe Einsteigerfreundlichkeit ein Game für die ganze Familie, aber man hätte ruhig ein paar echte Herausforderungen integrieren können, um die erwachsenen Fans bei Laune zu halten. Wieder mal ist das Glück mindestens so wichtig wie das Können. Zwar wurden weniger der furchtbaren “Drück-Mal-Einen-Knopf-Und-Dann-Entscheidet-Der-Zufall-Spielchen“ eingebaut als es in einigen der Vorgänger der Fall war, aber Fortuna kann dennoch in letzter Sekunde über Sieg und Niederlage entscheiden. Auch wenn man die Vergabe von Bonussternen nach recht wirren Kriterien abschaltet, gibt es noch genügend unvorhersehbare Ereignisse, die so manchen ehrenhaften Nintendo-Kämpfer in den Wahnsinn treiben werden.

Das Game bietet unzählige Angriffspunkte für berechtigte Kritik. Dennoch soll auch auf die Vorzüge hingewiesen werden. 14 spielbare Charaktere, 80 Mini-Games und sechs Spielbretter sind zwar kein monströser Umfang, laden aber doch zu vielen Runden vor der Konsole ein, bei denen es zumindest kleine Überraschungen gibt. Eine Vielzahl freispielbarer Extras erhöht ebenfalls die Motivation.



Viel zu selten werden die Vorzüge der Wii Remotes wirklich genutzt.


Während Mario Party vor einem Jahrzehnt eine absolute Ausnahmeerscheinung war, ist für die aktuelle Nintendo-Konsole eine ganze Reihe minigamelastiger Spiele erhältlich. Doch obwohl Super Monkey Ball Banana Blitz die komplexeren Herausforderungen bietet und es bei Wario Ware: Smooth Moves mehr zu Lachen gibt, hat Mario Party 8 in einigen Bereichen noch immer die Nase vorn. Es ist vor allem die Art und Weise, wie die Mini-Games durch ein Brettspiel samt interessantem Regelwerk aneinander gereiht werden können, die auch den aktuellsten Ableger der Reihe zu einer spaßigen Sache macht. Ob man sich nun kurze Duelle liefern will oder eine epische Schlacht mit fünfzig Spielrunden gegen bis zu drei Freunde austragen möchte, hier kommt man auf seine Kosten. Es ist weiterhin spannend, dass sich die Teamkonstellationen ständig ändern und es nicht nur Games gibt, in denen jeder gegen jeden antritt.

Die Modi wirken vertraut. Neben den Multiplayer-Duellen, bei denen sich fehlende Freunde auf Wunsch durch computergesteuerte Kontrahenten ersetzen lassen, ist auch wieder eine lange Einzelkämpfer-Herausforderung mit von der Partie. Hier wird zumindest ein wenig Handlung geboten und besonders hartnäckige Zocker werden durchaus Spaß daran haben, den langen Weg zum Ziel mit mehreren Nintendo-Helden zu absolvieren. Etwas problematisch bleibt bei allen Spielvarianten die Intelligenz der Computergegner. Auf hohem Schwierigkeitsgrad können die virtuellen Wesen in den Mini-Games zwar mithalten, so lange es nur um die eigenen Interessen geht, als Teampartner sind sie aber äußerst minderwertig. Weiterhin wird man oft Zeuge taktisch dummer Entscheidungen beim Nutzen von Extras oder Zügen auf dem Spielfeld.



Wenig Neuerungen. Viele Mini-Game-Szenarios wirken vertraut.


Natürlich darf man die bereits erspielten Mini-Games auch einzeln zocken, was durchaus seinen Reiz hat. Gerade Kenner der Reihe dürften inzwischen erste Ermüdungserscheinungen bemerken, wenn sie zum hundertsten Mal minutenlang tatenlos zusehen müssen, wie andere Zocker würfeln oder sich die Charaktere langsam über die Spielbretter bewegen. Da macht es durchaus Sinn, einfach die besten Spielchen ohne Schnickschnack direkt nacheinander zu absolvieren. In einem gesonderten Bereich dürfen auch die Miis antreten, um sich in speziellen Duellen heiße Schlachten zu liefern. Das verdient zwar nicht den Innovationspreis 2007, ist aber immerhin ein Indiz dafür, dass man einen Wii-Titel vor sich hat.

Die Grafik ist eine der größten Enttäuschungen des Games. Vom zweiten Mario-Auftritt auf neuer Hardware hatten sich viele Fans sicherlich gewünscht, dass der Schnurrbart-Klempner und seine Kameraden in völlig neuem Glanz erstrahlen. Doch ehrlich gesagt ist auf den ersten Blick kaum ein Unterschied zu den vier direkten Vorfahren festzustellen. Es gibt zwar ein paar neue Animationen zu bewundern und alles ist noch ein wenig farbenfroher geworden, doch selbst auf dem Gamecube wäre man bei diesem Anblick nicht ins Staunen geraten. Besonders peinlich ist, dass es keinen echten 16:9 Modus gibt. Auf einem entsprechenden Fernseher wird ein 4:3 Format einfach mit einem gemusterten Rahmen eingefasst. Kaum zu glauben, dass Nintendo so etwas bei einer seiner Vorzeige-Serien zulässt.



Man kann die Brettspiel-Thematik hassen oder lieben. Sie macht die Mario Party Games einzigartig aber auch langsam.


Auch der Soundtrack hat wenig Neues zu bieten. Heitere Simpelmelodien, die in der ersten halben Spielstunde noch zu rhythmischen Fußwippbewegungen einladen, dann nebensächlich werden und schließlich nerven, sind an der Tagesordnung.Auf einigen der Spielbretter wird man das dumme Gefühl nicht los, die Musik schon mehrfach gehört zu haben. Noch schlimmer verhält es sich mit den Soundeffekten, die in dieser Art schon vor einem halben Jahrzehnt in Mario Party Spielen zu hören waren. Die kurzen Voice-Samples, die damals noch ein Grinsen auf das Zockergesicht zaubern konnten, haben endgültig ihren Charme verloren. Man hört zwar, dass talentierte Sprecher am Werk sind, aber wieso bloß dürfen die Nintendo-Stars nie mehr sagen als ein kurzes “Mamma Mia!“ oder “I´m the winner!“?

Tim meint:

Tim

Für manche Nintendo-Veteranen dürfte nun endgültig der Punkt erreicht sein, an dem die Begeisterung rapide sinkt. Wer noch immer auf eine Mario Party Episode hofft, die das angestaubte Konzept mit vielen originellen Ideen aufwertet, darf ein weiteres Jahr warten. Teil 8 ist trotz der neuen Konsole und der Nutzung der Wii Remotes nicht das ersehnte Innovationswunder. Weder Gameplay noch Technik haben sich stark genug weiterentwickelt, um eine uneingeschränkte Kaufempfehlung auszusprechen. Trotz der Meckerei fällt es schwer, sich dem Charme von Mario Party 8 völlig zu entziehen. Das Grundprinzip ist auch heute noch interessant genug, um Neueinsteiger zu begeistern. Abwechslungsreiche Mini-Spiele, die durch ein komplexes Regelwerk zu einem Multiplayer-Vergnügen epischer Ausmaße verknüpft werden, sind noch immer eine Seltenheit. Allerdings bekommt man für den gleichen Preis in Online-Auktionen mindestens drei der Gamecube-Vorgänger, von denen jeder genau so viel Spaß bringt wie der Neuling. 

Positiv

  • ein Spiel für die ganze Familie
  • ordentlicher Umfang
  • macht zu viert immer noch Spaß

Negativ

  • Grafik von Vorgestern
  • wenig neue Ideen
  • doofe Computergegner
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  • von Nevadia:

    Habe eine ganz dringende Frage. Wie kann ich weitere Fernbedinungen registrieren, also entweder bin ich zu blöd dazu es zu finden oder ka...

  • von Thomas3313:

    Original von spielefreak Wozu dienen diese Figuren, die man kaufen kann??? Leider dienen sie nur dazu um sie sich in der Sammlung anzusehen, wenn sie alle schön der Reihe nach vorbei fahren macht jede Figur was anderes. Das war es leider schon, eher für kleine Kinder ganz...

  • von spielefreak:

    Habe das Spiel auch seit einigen Tagen, das Spiel begeistert total, vor allem die multiplayer matches Wozu dienen diese Figuren, die man kaufen kann???...

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Mario Party 8 Daten
Genre Compilation
Spieleranzahl 1 - 4
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 21. Juni 2006
Vermarkter Nintendo
Wertung 6.9
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