

Auch ohne den Zoom lassen sich Gegner dank Zielhilfe gut treffen...
Die Aufmachung erfolgt wie gehabt im Hollywood-Stil so manches amerikanischen Anti-Kriegsstreifen und die Wehrmacht bietet in der Handvoll Szenarien mal wieder mehr Soldaten, Panzer und Geschütze auf, als an der gesamten Ost- und Westfront des Jahres '44 gemeinsam waren. Zartbesaitet sollte der Spieler zudem nicht sein, denn auch wenn auf Blut und schlimmere Gewaltdarstellung verzichtet wurde (die USK stuft CoD3 dennoch mit 18 Jahren ein!), so bleibt halt doch immer ein fader Beigeschmack auf verletzt am Boden liegende Soldaten der Feindseite zu schießen. Auch die aus der Serie bekannten Nahkämpfe sind in dieser Hinsicht nicht zimperlich, werden dank der neuen Möglichkeiten aber nun übrigens wie das restliche Spiel mit der Kombination aus Nunchuck und Wiimote bestritten.
Leider bergen diese Nahkämpfe auch anfänglich ein ziemliches Frustpotenzial, da ihr trotz der der dargestellten Bewegungsdarstellung auf dem Screen bei den ersten Versuchen mit der Härte des deutschen Karabiner Bekanntschaft machen werdet. Das wahre Problem sind hier aber die Rücksetzpunkte - mitunter braucht ihr stolze fünf Minuten um wieder bis zum Nahkampf zu gelangen, nur um dort dann wieder auf die Bretter geschickt zu werden und alles nochmals machen zu dürfen. Da euch auch die etwas detailarme Anleitung in dieser Angelegenheit mit wenig Infos versorgt, ist einfach eisernes Herumprobieren angesagt, bis irgendwann der Groschen fällt und auch die ansonsten gut inszenierten Nahkämpfe gelingen.


Manche Level bieten gar zwei Wege zum Ziel...
Auch ansonsten fesselt das Spiel durch eine gute Inszenierung der Invasionsfront, wobei wieder mal viele gescriptete Events zumindest beim ersten Mal für Überraschung und Abwechslung sorgen. Gleiches gilt auch für die Missionsgestaltung, die neben den üblichen Verdächtigen wie dem Einnehmen von Ortschaften, Befreiungsmissionen und Sabotageakten auch kurzweilige Einsätze z. B. als Fahrer eines Jeeps, im Panzer oder am Ruder eines Bootes kennt. Hier wie im richtigen Spiel steuert es sich mit Wiimote und Nunchuck erfreulich gut, was sicherlich auch auf das kurze, aber informative Tutorial zu Spielbeginn zurückzuführen ist. Zwar ist der Wiimote fast etwas überbelegt und der Wurf einer Granate verlangt nach langen Fingern, nach etwas Spielzeit hat man damit aber seinen Frieden geschlossen. Wer bisher bei Red Steel unter der Trägheit beim umdrehen und wenden litt, wird sich über Activisions Ego-Shooter freuen - bei Call of Duty 3 klappt das nämlich dank Rückgriff auf den Analogstick des Nunchuck eine ganze Ecke flüssiger, ergo besser.
Was mich an Call of Duty 3 jedoch auch noch entscheidend beim testen störte, waren neben der teils doofen KI, die sich irgendwo verhakt oder durch Wände feuern will und den teilweise ewig respawnenden Gegnern auch diverse böse Slowdowns. Offenbar bei besonders intensiven Feuergefechten verweigert Wii hier eure Eingaben und bewegt euren etwas farblosen Charakter stattdessen einfach eigenmächtig. Nur ein beherzter Druck auf den Home Button kann hier den oftmals drohenden Soldatentod abwenden und kurze Zeit zum durchschnaufen geben. Da dieser Fehler wohl zwangsläufig bei längerer Spielzeit auffallen muß, haben die Beta-Tester wohl entweder geschlafen oder aber man hat das Problem bei Entwickler Treyarch einfach nicht in den Griff gekriegt.
Gefälliger stimmt hier hingegen die technische Seite, denn trotz der Multi-Plattform Herkunft sticht Call of Duty 3 die exklusive Wii Entwicklung Red Steel aus. Zwar zerspringen hier keine Fenster zu Scherbenhaufen, dafür gibts neben mehr Details und eine dynamische Levelarchiktektur. Abgesehen vom altbekannten, leicht entzündbaren Fass lassen sich Treppengeländer mit Granaten wegsprechen und Stühle und Schränke durch die Gegend wirbeln, während der Treffer einer Panzerfaust auch schon mal die Ecke einer schützenden Steinmauer wegreißen kann.
Auch wenn dem geübten Auge der deutliche Unterschied zur Xbox360 Version (Texturen, Kantenglättung, ..) nicht entgeht, so entschädigen schicke Zwischensequenzen, eine glasklare deutsche Sprachausgabe und die grandiose musikalische Untermalung diesen Umstand. Von der innovativen Steuerung ganz zu schweigen. Schade ist in diesem Zusammenhang da nur, daß Entwickler Treyarch unverständlicherweise komplett auf einen Multiplayermodus verzichtete und alle Freunde von Split-Screen Action so mit Bots ungesättigt zurücklässt.
Die Krone im Reich der Wii-Shooter sucht wohl auch künftig noch einen würdigen Träger. Dennoch dürfte Call of Duty 3 bedingt durch die neuartige Steuerung bei den Feuergefechten und in den Nahkämpfen (so man sie irgendwann beherrscht) Genrefans fürs Erste gut versorgen. Wem Red Steel vom Setting her nicht zusagt oder die Lust mehr nach klassischer Shooterkost steht, darf hier trotz einiger Schwächen zugreifen. Echte Alternativen gibt es auf dem Wii ja momentan noch nicht...